Erinnerungen an die Boxteler Bahn

Blauer Brabanter Nr. 32 in Gennep um 1908 – Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei

Beitrag von Hans-Karl Seeger

Mit obiger Überschrift betitelte der Klever Heimatkalender 2020 auf den Seiten 131 bis136 einen Artikel von Hans-Joachim Koepp. Es besteht eine Sperrfrist, bis der Artikel als PDF-Datei auf dieser Internetseite veröffentlicht werden darf.

Karl Leisner ist ab 1926 oft mit der Boxteler Bahn gefahren.

Übersichtsskizze zu den Bahnlinien am Niederrhein

Karte (1)

Die Boxteler-Bahn (Nordbrabant-Deutsche-Eisenbahn – Noord Brabantsch Duitsche Spoor­­­­weg­maatschappij N.B.D.S.) war Bestandteil der wichtigsten und schnellsten Verbin­dung zwischen London und St. Petersburg/RUS. Ab 1873 fuhr sie von Wesel über Büde­rich, Menzelen/Ginderich, Birten, Xanten-West, Labbeck, Uedemerbruch, Uedem, Goch, Asper­den, Hassum, Gennep nach Boxtel in den Niederlanden. Dazu baute man von 1872–1874 in Wesel eigens eine Brücke über den Rhein. Am 1.7.1878 wurde die Strecke Goch–Wesel für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wur­den 1914 die verschiedenen Eisen­bahn­gesell­schaften in die Hand des Staates überge­ben, darunter auch die Nordbrabant-Deut­sche-Eisenbahn. Der deutsche Strecken­anteil der N.B.D.S. ging am 1.7.1925 an die Deut­sche Reichsbahn über. Bis zur Zerstörung der Brücke in Wesel 1945 wurde die Strecke be­fahren (s. Rund um den Schwanenturm 2, 1983: 17).

Karl Leisner benutzte ab 1926 häufig die Boxteler-Bahn, die der Querverbindung am Niederrhein diente. Das älteste von Karl Leisner erhaltene Schriftstück ist ein Schulaufsatz von 1926 mit dem Titel „Unser Ferienausflug“. Darin findet der Bahnhof Menzelen-Birten Erwähnung. Dort steigt Karl Leisner mit seinem Vater und seinem Bruder Willi in die Boxteler Bahn und fährt über Menzelen-Ginderich nach Wesel.

Mittwoch, 26. Mai 1926
Unser Ferienausflug.[1]
[…] Nun wurde es die höchste Zeit, daß wir zum Bahnhof gingen. Zum Glück hatten wir unsern Mantel bei Rennings liegen lassen, sonst hätten wir den Zug nicht mehr erreicht, denn es kamen zwei von Rennings und brachten den Mantel, und wir fuhren mit den Rädern von Ren­nings schnell zum Bahn­hof Bir­ten, und stiegen dort in den Zug [Boxteler-Bahn] nach Wesel.
[…]
Jetzt fuhren wir unter die Weseler Brücken. Dann gings in ei­nem durch bis Xanten. Dort gingen wir zum Bahn­hof Xanten-West.[2]
[1]  Wie früher in der Schule üblich, war nach den Ferien ein Be­richt über ein Ferien­er­lebnis fällig. Karl Leisner bekam für seinen Auf­satz folgende Noten: Urteil 2+ Schrift 1.
[2] Der Bahnhof Xanten-West existiert nicht mehr. Nur noch das Straßenschild „Box­teler-Straße“ erinnert an die ehemalige Bahnstrecke Boxtel–Wesel der soge­nannten Boxteler-Bahn.

Samstag, 3. August 1929
Nun gings unter Begleitung von Papa und Kaplan [Hein­rich] Huyeng zum Bahnhof, von wo wir um 7.52 Uhr nach Menzelen-West fuhren. Dort stie­gen wir [in die Boxteler-Bahn] nach Wesel um. Dort kamen wir gegen 9.30 Uhr an.

Freitag, 23. August 1929
Nun gings flott in den „Boxteler“ Zug, der uns bis Goch brachte. Hier stiegen wir in den Zug nach Kleve, wo wir gegen 17.15 Uhr anka­men.

Freitag, 18. Mai 1934
In Wesel steigen wir [in die Box­teler-Bahn] um nach Menze­len-West.

Montag, 6. März 1939
In die Heimat! Von Wesel bis Goch [mit der Boxteler-Bahn]: Brevier. Braut von Jürgens im Zug getroffen (zur Zeit in Sterkrade): v. Appeld. [van Appel­dorn] zu Hause. Erzählen!

Dienstag, 21. März 1939
13.06 Uhr Kleve ab [nach Münster]! […] – 13.37 Uhr [in Goch mit der Boxteler-Bahn] weiter (Non – [bis] Komplet gebetet). Im Zug Matutin. Heiß.