P: Wilhelm Poieß SAC[1]:
Pater Sp.[2], ein Benediktiner, entwarf und schnitzte [in der Tischlerei des KZ Dachau] einen Bischofsstab aus Birnbaumholz, das er wiederum im Wirtschaftsbetrieb organisierte, und so ausgestattet hielt der Bischof[3] dann am Weihnachtstag [1944] das Pontifikalamt. Noch größer war die Freude am folgenden Tag, da hatten wir sogar eine Primiz in Dachau (Poieß, Wilhelm: Gefangener der Gestapo, Limburg 1948: 111).
Der Bischofsstab trägt die Inschrift Victor in vinculis (lat.) = Sieger in Fesseln.
[1] Pater Wilhelm Poieß SAC (* 12.1.1904 in Herne, † 3.11.1992) – Eintritt bei den Pallottinern 9.4.1918 – Einkleidung 1.5.1925 – Erste Profeß 25.4.1927 – Priesterweihe 12.7.1931 in Limburg – Er kam wegen Jugendseelsorge am 12.5.1944 ins KZ Dachau und wurde beim Evakuierungsmarsch vom 26.4.1945 befreit.
[2] Pater Makarius (Gustav) Spitzig OSB (* 19.1.1887 in Würzburg, † an den Folgen seiner im KZ erlittenen Malariaversuche 7.1.1957 in Linz/A) – Eintritt bei den Benediktinern von St. Ottilien – Priesterweihe 25.7.1921 in München – Choroblate der Trappisten (OCSO) von Stift Engelszell/A 1.9.1931 – Der gelernte Kunsttischler kam wegen Verdachtes auf „Geldverschiebung“ am 3.2.1941 ins KZ Dachau und wurde auf dem Evakuierungsmarsch vom 26.4.1945 befreit, kehrte aber nicht nach Engelszell zurück, sondern war Lagerseelsorger im Bistum Würzburg.
[3] Bischof Gabriel Emmanuel Joseph Piguet von Clermont, * 24.2.1887 in Macon-sur-Saône/Saône-et-Loire/F, † 3.7.1952; Priesterweihe am 2.7.1910 in Paris (St. Sulpice); Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Autun/Saône-et-Loire am 27.2.1934; Bischof von Clermont ab 11.3.1934. Obwohl Verehrer von Marschall Philippe Pétain, widersetzte er sich während der deutschen Besatzung (1940–1944) den Nationalsozialisten. Er wurde am 28.5.1944 verhaftet und kam über das Gefängnis in Clermont-Ferrand und das KZ Natzweiler-Struthof am 6.9.1944 ins KZ Dachau und wurde am 4.5.1945 von den Amerikanern auf der Evakuierungsfahrt vom 24.4.1945 nach Südtirol in Niederdorf/Villabassa/I befreit. Am 22.6.2001 verlieh ihm Yad Vashem postum den Titel „Gerechter unter den Völkern“, da er während des Zweiten Weltkrieges jüdische Kinder gerettet hatte.
Samstag, 23. September 1944
Karl Leisner aus Dachau an Bischof Clemens August Graf von Galen[1] in Münster und an seine Familie in Berlin und Kleve:
Exzellenz, Hochwürdigster Herr!
Im Namen der Mitbrüder, die sich mit mir über Ihren Brief herzlich freuten, Ihnen unser aller Dank und Treueverbundenheit in Gebet und Opfer. Heute möchte ich, nach Rück- und Fürsprache der lieben Confratres, Ihnen und dem hochwürdigen Herrn Regens [Arnold Francken[2]], dem ich für seine festen Worte ebenso danke, eine große Bitte vorlegen. Es sind jetzt fünfeinhalb Jahre, daß ich [am 25.3.1939] Diakon wurde. Mein Sehnen und Beten geht nach dem Priestertum. Es ist, nachdem der Krieg unserer Heimat sein drohend Antlitz zuwendet, nicht gewiß, ob und wann ich die Weihe erhalten kann aus Ihren Händen, wie ich es am liebsten hätte. Es besteht zur Zeit die Möglichkeit, mich hier ausweihen zu lassen.[3] Dazu hätte ich gern Ihre Erlaubnis bzw. Ihr Nein. Geben Sie mir bitte über meinen Bruder [Willi] schriftlich Ihren Bescheid. In treuer Sohnesliebe Ihr Karl L.
[1] Clemens August Graf von Galen (* 16.3.1878 auf Burg Dinklage i. O., † 22.3.1946 in Münster) – Priesterweihe 28.5.1904 in Münster – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Münster 28.10.1933. Am 18.2.1946 wurde er zum Kardinal ernannt und am 9.10.2005 in Rom seliggesprochen.
[2] Prälat Dr. h. c. Arnold Francken (* 6.8.1875 in Kervenheim, † 31.3.1954) – Priesterweihe 9.6.1900 in Münster – Subregens im Priesterseminar in Münster 1908–1933 – Regens 8.11.1933 bis 1948 – Domkapitular 1923 – Päpstlicher Hausprälat 1936 – Apostolischer Protonotar 1948 – Er schickte Pakete für Karl Leisner ins KZ Dachau.
[3] süddeutscher Ausdruck für „die Priesterweihe empfangen“
Montag, 30. Oktober 1944
Bischof Clemens August Graf von Galen an Willi Leisner in Berlin:
Der Bischof von Münster, Sendenhorst, Westf., 30.10.1944 Westtor 360
Sehr geehrter Herr Leisner!
Erst gestern habe ich Ihr Schreiben vom 13.10. samt Anlagen empfangen. Der Brief vom 1.10. ist bisher nicht in meine Hände gekommen.
Auf dem anliegenden Blatt [Sammelbrief[1]] habe ich eine Antwort für Ihren Bruder aufgeschrieben, welche meine Zustimmung enthält zu seiner Bitte, in Dachau die hl. Priesterweihe empfangen zu dürfen. Ich weiß nicht, ob Sie ihm das Blatt so zusenden können, und gebe Ihnen anheim, in einer anderen Form, wenn Ihnen das besser scheint, meine Zustimmung übermitteln zu wollen. Sollten Sie erfahren, daß Ihr Bruder sein Ziel erreicht, so bitte ich um baldige Nachricht.
Tief erschüttert bin ich durch das Unglück, das über Ihre Heimat, das schöne Kleve, gekommen ist. Hoffentlich haben Sie gute Nachrichten, daß Ihre Eltern und Angehörigen keinen Schaden genommen haben. Gestern erhielt ich die Nachricht, daß die Leiche des hochw. Herrn Propstes Küppers[2] endlich unter den Trümmern des Hauses gefunden und bestattet worden sei.
Mit Gruß und Segen
† Clemens August
[1] An den Häftling im Lager konnte jeder schreiben; allerdings wurde in der Regel nur alle zwei Wochen ein Brief von vier Seiten zu 15 Zeilen ausgehändigt. Ein solcher Brief konnte auch ein Sammelbrief sein, in den beliebige Personen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten einen Gruß schrieben.
[2] Jakob Küppers (* 22.7.1873 in Goch, † beim Luftangriff auf Kleve 7.10.1944) – Priesterweihe 18.3.1899 in Münster – Kaplan in Kleve St. Mariä Himmelfahrt 1899–1909 – Kaplan in Kevelaer 1909–1918 – Pfarrer in Kleve (Kapitelstr. 8) 25.9.1918 – Definitor 1922 – Dechant 21.12.1926 – Propst h. c. 1943 – Jakob Küppers gehörte zu den wichtigen Priestern im Leben von Karl Leisner, er schrieb ihm mehrmals aus dem KZ Dachau.
Bischof Clemens August Graf von Galen im Sammelbrief an Karl Leisner[1]:
Mein lieber Herr Karl Leisner!
Auf die Anfrage vom 23. September, die ich heute erst erhielt, erwidere ich Ihnen, daß ich gern meine Zustimmung gebe, daß die heilige Handlung dort vollzogen wird. Voraussetzung ist, daß alles sicher gültig und für später nachweisbar geschieht. Gott gebe seinen Segen dazu! Mit den besten Grüßen an alle lieben Mitbrüder und Segen, den 29. Oktober 1944 † Clemens August
[1] Der Bischof hat sich eine handschriftliche Abschrift dieses „Entlaßbriefes“ auf den Briefbogen von Willi Leisners zweiter Anfrage vom 13.10. gemacht.
Dieses ausschlaggebende Dokument traf erst am 14. November 1944 bei Willi Leisner in Berlin ein. Noch am selben Tag schrieb dieser den Sammelbrief an seinen Bruder Karl weiter und schickte ihn über den offiziellen Postweg ins KZ Dachau. Dort erhielt der Brief den Prüfstempel der Postzensurstelle KL Dachau.
Ansicht des gesamten Sammelbriefes mit der Erlaubnis des Bischofs und dem Prüfstempel.
Link zu Aktuelles vom 22. November 2014
Neben dem Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, mußte auch der Erzbischof von München und Freising, Michael Kardinal von Faulhaber[1], die Erlaubnis zur Priesterweihe geben, weil das KZ Dachau in seinem Erzbistum lag. Im Gegensatz zur Erlaubnis aus Münster vollzogen sich die Anfragen in München „auf geheimen Wegen“.
[1] Dr. Michael Kardinal von Faulhaber (als bayerischer Bischof geadelt) – (* 5.3.1869 in Klosterheidenfeld, † 12.6.1952 in München) – Priesterweihe 1.8.1892 in Würzburg – Bischofsweihe zum Bischof für das Bistum Speyer 19.2.1911 – Erzbischof von München und Freising 1917 – Kardinal 1921
Donnerstag, 23. November 1944
Ferdinand Schönwälder[1]:
Es war an einem nebeligen, grauen Novembermorgen (23.11.44) des Jahres 1944, als mir Pater Pies[2] mitteilte, er wolle nun alles daran setzen, daß sein Freund Leisner noch in diesem Jahre die Priesterweihe erhalte. Ich konnte es kaum fassen. Aber P. P. [Pater Pies] hatte öfters Einfälle, die einem gewöhnlichen Sterblichen kaum in den Kopf gekommen wären. Wir standen zu Arbeitskommandos formiert auf dem Appellplatz und warteten auf die Posten, die uns zur Arbeitsstelle begleiten sollten. P. P. weihte mich in seinen Plan ein. Ich sollte helfen, die Verbindung mit der Außenwelt herzustellen. Damals hatte ich einen Posten [in der Plantage[3]] inne, der mir Gelegenheit gab, mit Zivilisten zusammenzukommen, und ich hatte auch schon dank der Vorsehung eine feste und ständige Verbindung mit dem Kloster [St. Klara] der Armen Schulschwestern in Freising. […] Jede Woche kam auch von dem Kloster eine Kandidatin[4], die jetzige Schwester Imma, von uns mit dem Decknamen „Mädi“ bedacht, und brachte für die polnischen Geistlichen, die damals nur im geheimen zelebrieren durften, Meßwein und Hostien. Es galt nun, auch die Frau Oberin[5] für unser Vorhaben zu gewinnen, und wie zu erwarten war, ging sie uns sofort mit jugendlichem Eifer an die Hand. Die Arbeit konnte beginnen. Strengste Diskretion war Bedingung.
Zuerst mußte Mädi zwei wichtige Briefe herausschaffen. Einen an S. Eminenz, den Herrn Kardinal Faulhaber, den anderen an S. Exzellenz, den Bischof von Münster, aus dessen Diözese Karl Leisner stammte.[6] Beide Kirchenfürsten gaben ihre Bewilligung überraschend schnell. Im Lager befand sich damals der französische Bischof von Clermont, der die Weihe vornehmen sollte. Sie wurde auf den dritten Advents-Sonntag des Jahres 1944 festgesetzt. Der Priesterkandidat lag damals schwer krank im Revier. P. P. pflegte ihn mit hingebungsvoller Liebe, es fehlte aber an den nötigen Arznei‑ und Lebensmitteln, um dem Kranken wenigstens etwas zu helfen. Als dies die Frau Oberin erfuhr, sprangen die Schulschwestern in Freising sofort ein. Es wurde ja schon damals viel für die Geistlichen getan, jetzt aber schien es, die Schwestern hätten ihre Rührigkeit verdoppelt. Mädi kam auch zweimal wöchentlich, hochbepackt mit Arzneien und Lebensmitteln. Die Schwestern hatten es sich in den Kopf gesetzt, daß Karl Leisner seine Weihe erhalten sollte und daß er zu dieser Weihe gesund und munter sein sollte! Das Beste vom Guten wurde für den jungen Leviten geschickt und ins Lager hineingeschmuggelt. Butter, Eier, Wein und Cognac und viele andere Sachen, die uns Häftlingen nur dem Hören nach bekannt waren. Mir kam es manchmal vor, daß sich die Schwestern viele Sachen vom Munde abgespart hatten. Nun konnte P. P. pflegen. Der Kranke gedieh prächtig. Eine Woche vor seiner Priesterweihe konnte er sogar schon ein bißchen im Saal herumspazieren. Jetzt fehlten nur noch die liturgischen Gewänder und Bücher. Mädi schleppte auch dies aus Freising herbei, und wir brachten es auf Schleichwegen ins Lager.[7]
[1] Dr. Ferdinand Schönwälder (* 9.12.1912 in Mährisch-Ostrau/Moravská Ostrava/Sudetenland/CZ, † 7.3.1980 in Gundihausen/Landshut) – Priesterweihe 11.6.1938 in Warschau – Er kam am 15.8.1940 ins KZ Auschwitz/PL, am 12.12.1940 ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit.
[2] Pater Dr. Johannes Otto Pies SJ, Deckname im KZ Hans u. Spezi, (* 26.4.1901 in Arenberg, † 1.7.1960 in Mainz) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu in ’s-Heerenberg/NL 14.4.1920 – Priesterweihe 27.8.1930 – Letzte Gelübde 2.2.1940 – Am 31.5.1941 wurde er wegen eines Protestes gegen die Klosteraufhebungen verhaftet. Am 2.8.1941 brachte man ihn aus dem Gefängnis in Dresden ins KZ Dachau, wo er die Häftlings-Nr. 26832 bekam. Dort war er eine der ganz großen Priestergestalten. Am 27.3.1945 wurde er ohne Angabe des Grundes und ohne Bedingung entlassen. Bereits im KZ und auch nach seiner Entlassung setzte er sich unermüdlich für Karl Leisner ein. Ohne ihn wäre es vermutlich nicht zur Priesterweihe im KZ gekommen.
[3] „Plantage“ war der Kommandobegriff für die Arbeit im „Kräutergarten Dachau, Deutsche Versuchsanstalt für Verpflegung und Ernährung GmbH, Werk Dachau“. Sie wurde 1938/ 1939 auf Veranlassung des Reichsführers-SS Heinrich Himmler als Heilkräuterkultur angelegt. „Deutsche Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung“ war die offizielle Bezeichnung. Es gab eine Verkaufsstelle für die Zivilbevölkerung.
[4] Schwester Maria Imma (Josefa) Mack (* 10.2.1924 in Möckenlohe, † 21.6.2006 in München) – Sie wurde im April 1940 Kandidatin der Armen Schulschwestern im Angerkloster in München und machte eine Ausbildung als Handarbeitslehrerin. Gelübde legte sie am 29.8.1946 ab. Von Mai 1944 bis April 1945 wurde sie zur großen Helferin für viele Häftlinge im KZ Dachau. Auf Grund ihres Einsatzes für die Häftlinge wurde sie am 19.12.2004 in die französische Ehrenlegion aufgenommen. Am 6.6.2005 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Im Martyrerprozeß für Karl Leisner hat sie 1990 als Zeugin ausgesagt.
[5] Schwester Maria Saba (Katharina) Gigl (* 3.2.1878 in Sommersberg/Landkreis Regen, † 29.12.1958 in München-Giesing) – Einkleidung in der Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau 1901 – Gelübde 1902 – Oberin im Kloster St. Klara in Freising, Kammergasse 16
[6] Clemens August Graf von Galen hatte bereits seine Zustimmung gegeben. Der zweite Brief war für Jesuitenfrater Johannes Zawacki bestimmt.
[7] in: Pies, Otto: Stephanus heute. Karl Leisner. Priester und Opfer, Kevelaer: Butzon & Bercker 1950: 155–157 (zit. Pies 1950)
Sr. Imma Mack SSND:
In der ersten Adventswoche[1] sagte mir Schönwälder, daß er einen ganz wichtigen Auftrag von Pater Pies für mich hätte. Dabei überreichte er mir zwei Briefe von ihm, die noch nicht zugeklebt waren. Der eine war für Kardinal Faulhaber bestimmt, der andere für den Jesuitenfrater Johannes Zawacki[2]. Vor der Weitergabe an die Adressaten sollte ich sie zuerst selbst lesen, damit ich genau um den Inhalt wüßte. Schönwälder erklärte mir dann noch, daß der Diakon Karl Leisner, der bereits lange Zeit im KZ Dachau inhaftiert sei, schwerkrank im Revier liege. Pater Pies betreue ihn freundschaftlich, zeitweise würde er ihn auch pflegen. Vor kurzem sei ein französischer Bischof auf dem Priesterblock eingeliefert worden. Pater Pies habe mit Karl Leisner und Exzellenz Gabriel Piguet überlegt, ob dieser nicht den todkranken Diakon in der Lagerkapelle zum Priester weihen könne. Dafür sei aber Verschiedenes nötig; Näheres stehe in den beiden Briefen. Pater Pies habe ihm gesagt, daß ich das Schreiben für den Kardinal persönlich überbringen solle. Zawacki sollte mich dabei begleiten. Ich solle die schriftliche Bitte von Pater Pies, die Priesterweihe von Karl Leisner zu genehmigen, mündlich bekräftigen und Zawacki könnte mich dabei unterstützen. Aus folgenden Gründen sollte ich die Erlaubnis schon nächste Woche nach Dachau bringen: Zum einen werde der Bischof sicher nicht lange auf dem Priesterblock bleiben, sondern bald in den Bunker zu den „Ehrenhäftlingen“ kommen. Zum anderen sei der Gesundheitszustand des Diakons so schlimm, daß niemand mehr zu glauben wage, Leisner könne die Befreiung aus dem KZ noch erleben. Der Auftrag, den ich mit diesen beiden Briefen erhalten hatte, beeindruckte mich tief. […]
Zu Hause [in Freising] angekommen, las ich mit Frau Oberin und Schwester Vigoris[3] die beiden Briefe. Dann klebte ich sie mit dem Wunsch zu, daß sie die Adressaten sicher erreichen möchten. Den für den Jesuitenfrater Zawacki in Pullach bestimmten warf ich in einen Briefkasten der Stadt. Den für Kardinal Faulhaber verwahrte ich sorgsam.[4]
[1] Der 1. Adventssonntag war 1944 am 3.12.
[2] Pater Johannes Zawacki SJ (* 5.12.1919 in Berlin-Pankow, † 3.9.2008 in Berlin-Kladow) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu (Ostdeutsche Provinz) 20.4.1938 – Priesterweihe 31.7.1949 in Lyon/Rhône/F – Letzte Gelübde 15.8.1955 – Direktor des Canisius-Kollegs in Berlin 1957–1985
[3] Schwester Maria Vigoris (Katharina) Wolf (* 26.10.1901 in Puppenhof/Kreis Parsberg, † 28.3.1980 in München-Giesing) – Ordenseintritt bei den Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau u. Einkleidung 13.8.1928 – Profeß 14.8.1929
[4] Mack, Josefa, Maria Imma: Warum ich Azaleen liebe. Erinnerungen an meine Fahrten zur Plantage des KZ Dachau von Mai 1944 bis April 1945, St. Ottilien 1988: 78–83 (zit. Mack 1988)
P. Johannes Zawacki SJ:
Ich wußte von ihrer [Josefa Macks] Tätigkeit, sonst aber arbeitete jeder aus Sicherheitsgründen für sich allein. In diesem Fall sollte ich allerdings mit ihr gemeinsam zum Bischof [zu Michael Kardinal von Faulhaber] gehen und ihm die Bitte der Häftlinge vortragen sowie das Mädchen vorstellen und als vertrauenswürdig empfehlen. Kardinal Faulhaber empfing uns sehr gütig und verständnisvoll. Nachdem ich ihn kurz informiert hatte, erklärte er sich einverstanden, und ich brauchte mich mit der Angelegenheit nicht mehr zu befassen. Ich hörte erst später, daß alles geglückt war. Von dem Mädchen erfuhr ich auch, daß meine Gänge ins Lager von einigen Leuten, die in der Gärtnerei wohnten, bemerkt und wahrscheinlich beobachtet wurden. Trotzdem geschah die ganze Zeit hindurch nichts.[1]
[1] P. Johannes Zawacki SJ in: Stimmen von Dachau, Sommer 1968 – Nr. 10: 61
Donnerstag, 7. Dezember 1944
Sr. Imma Mack SSND aus München am 13. August 2002 an Hans-Karl Seeger:
Frater Johannes Zawacki rief von Pullach aus in Freising an, und man vereinbarte vor dem zerbombten Bahnhof in München ein Treffen am Donnerstag, dem 7. Dezember 1944. Von dort ging es zu Fuß zum Bischofspalais. Von Pullach aus hatten die Jesuiten den Besuch beim Kardinal angemeldet, daher erwartete uns der Sekretär des Kardinals, Hubert Wagner[1].
[1] Dr. Hubert Wagner (* 30.12.1907 in München, † 17.9.1978 in Wies bei Freising) – Priesterweihe 30.10.1932 in Rom – Sekretär von Michael Kardinal von Faulhaber 1.6.1939 bis 1.9.1945
Sr. Imma Mack SSND:
Am Donnerstag [7.12.] fuhren wir [Fr. Johannes Zawacki SJ und ich] zusammen nach München und brachten die Bitte um die Priesterweihe für Herrn Karl Leisner bei H. H. Kardinal bescheiden vor. Freundlich gewährte er sie und wir erhielten auch gleich das [Katechumenen-]Öl und alles andere, was [für die Weihe] nötig war. [1]
[1] in: Pies, Otto: Stephanus heute. Karl Leisner. Priester und Opfer, Kevelaer: 1950: 162, s. auch Mack 1988: 83–85
Michael Kardinal von Faulhaber notierte sich auf einem Zettel in Gabelsberger-Kurzschrift[1]:
[1] Die Transkription der zitierten Faulhaber-Notizen hat Alois Schmidmaier vorgenommen. Hans Gebhardt, ebenfalls Fachmann für Gabelsberger-Kurzschrift, hat den Text gegengelesen und einige Unklarheiten beseitigt.
[Donnerstag] 7.12.44 [begleitet] fr [Frater] Zawacki persönlich Josefa Mack [zu mir ins Bischofspalais]: Münster [Bischof Clemens August Graf von Galen] hat durch litterae die Erlaubnis gegeben (dimiss. [dimissoriae]), Diak[on] Karl Leisner zu weihen. Er wurde 39 kurz vor der Weihe hierher versetzt.
[Ich habe] Gleich mitgegeben in weiser Ahnung: Pontificale, Kat. [Katechumenenöl] möglich, 2 viol. [violette] Tunic. [Tunicellae][1], viol. [violette] Strümpfe und Handschuhe (Schuhe[2] war nicht möglich). Sowie 3 heilige Oele und 2 Chorröcke.[3]
[1] Vermutlich waren es zwei Gewänder, weil eine als Dalmatik verwendet wurde.
[2] Es handelte sich vermutlich um Pontifikalschuhe.
[3] Erzbischöfliches Archiv München und Freising NL Faulhaber 6831
Prälat Johannes Waxenberger[1], der letzte Sekretär von Michael Kardinal von Faulhaber, hat Einsicht in die Besuchertagebücher des Kardinals genommen und teilte am 14. Februar 2002 telefonisch mit, der Kardinal habe in Gabelsberger-Kurzschrift folgende Notiz gemacht:
[1] Prälat Johannes Waxenberger (* 9.6.1915 in Velden an der Vils, † 25.6.2010) – Priesterweihe 29.6.1947 in Freising – Sekretär von Michael Kardinal von Faulhaber 1.1.1949 bis 12.6.1952
Do. 7.12.1944, 10.30 Uhr. Jos. Mack mit Brief von Πιες [Pies]. Rückbericht durch Frater Zawacki. Ordin. pres. [Weiheerlaubnis] erteilt worden Λεισνερ [Leisner] Münster. Und dazu die Sachen schicken.[1]
[1] Erzbischöfliches Archiv München und Freising NL Faulhaber 10022: 88
Montag, 11. Dezember 1944
Josefa Mack brachte die von Michael Kardinal von Faulhaber erhaltenen Dinge nach Dachau.[1]
[1] s. Pies 1950: 162
Sr. Imma Mack SSND:
Pater Pies kam unter irgendeinem Vorwand zu Schönwälder ins Verkaufsbüro [der Plantage]. Er wollte möglichst bald erfahren, wie unser Gespräch bei Kardinal Faulhaber verlaufen sei, und ob ich die wichtigen Unterlagen mitgebracht hätte. Zu seiner großen Freude konnte ich ihm alles übergeben. Er sagte mir, daß schon am kommenden Sonntag, 17. Dezember, dem Gaudete-Sonntag, die Weihe stattfinden werde.[1]
[1] Mack 1988: 84
Wilhelm Haas[1] aus Kleve am 15. Januar 1974 an das Generalvikariat in München:
Nach Auskunft des Buches „Stephanus heute“ von P. Pies hat „Mädi“ (heute Schwester Josefa Imma Mack) 1944 aus dem Lager Dachau einen Brief an Kardinal Faulhaber mit der Bitte um Ordinationserlaubnis geschafft. Der Verfasser des Briefes war vermutlich P. Pies SJ, auch Häftling in Dachau. Der „Karl Leisner Freundeskreis“ bittet höflich um zwei Kopien dieses KZ-Briefes sowie des Antwortbriefes des Kardinals.
[1] Wilhelm (Willy) Haas (* 17.11.1914 in Rindern, † 27.12.1993 in Kellen), ab 1950 war er an der Overbergschule in Kellen (1969 Hauptschule) tätig, von 1959 bis zur Pensionierung am 1.7.1977 als Rektor. Er verlobte sich am 29.9.1946 mit Karl Leisners jüngster Schwester Elisabeth und heiratete sie am 28.5.1947. Sie hatten 9 Kinder. Neben zahlreichen anderen ehrenamtlichen Aufgaben wurde er 1975 Geschäftsführer des IKLK. Schon früh sammelte er Dokumente über Karl Leisner. Vor allem nach seiner Pensionierung setzte er im IKLK seine ganze Kraft für die Seligsprechung seines Schwagers ein.
Erzbischöfliches Sekretariat München am 1. Februar 1974 an Wilhelm Haas in Kleve:
Der Brief an den Kardinal ist nicht mehr vorhanden. Er dürfte sicher mit der Bitte um Vernichtung versehen gewesen sein, da es sich ja um ein höchst gefährliches Schriftstück handelte.
Ein Antwortbrief des Kardinals scheint nie vorhanden gewesen zu sein; vermutlich hat der Kardinal mündlich geantwortet.
Erwin Obermeier[1], Erzbischöflicher Sekretär
[1] Erwin Obermeier (* 18.2.1941 in Altmühldorf) – Priesterweihe 29.6.1967 in Freising – Erzbischöflicher Sekretär von Julius Kardinal Döpfner in München und Freising 1973 bis 24.7.1976
P. Ludwig Volk SJ[1] aus München am 21. September 1978 an Heinrich Kleinen[2] in Uedem:
Als Herausgeber der „Akten Kardinal Faulhabers 1917–1945“ kam ich seinerzeit auch mit der Anfrage des Karl‑Leisner‑Kreises bezüglich der von Kardinal Faulhaber erteilten Weiheermächtigung in Berührung. Zu diesem Punkt hat sich auch bis heute nichts gefunden.
[1] Pater Ludwig Volk SJ (* 14.9.1926 in Mömbris, † 4.12.1984 in München) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu 1.10.1946 in Pullach – Priesterweihe 3.7.1956 in München – Letzte Gelübde 2.2.1959
[2] Heinrich Kleinen (* 27.8.1914 in Duisburg-Hamborn, † 10.2.2004 in Goch) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Kaplan in Kleve Christus König 1948–1954 – Pfarrer in Uedem 1961–1986 – Erster Vorsitzender des IKLK 1975–1987 – Im Martyrerprozeß für Karl Leisner hat er 1990 als Zeuge ausgesagt.
Als Antwort des Kardinals Michael von Faulhaber auf die Bitte um die Weiheerlaubnis wird folgende Abschrift eines Schreibens angesehen, das mit einem maschinegeschriebenen Begleitschreiben auf offiziellem Briefpapier des Pfarramtes St. Jakob Dachau durch Pfarrer Friedrich Pfanzelts[1] Vermittlung weitergeleitet wurde:
Kath. Stadt-Pfarramt St. Jakob Dachau, Ruf-Nr. 481
Dachau, den 4. November 44
Hochwürden Herrn Georg Schelling[2] – Dachau KL/Block 26.
Im Auftrage Seiner Eminenz übermittle ich [Friedrich Pfanzelt] Ihnen beifolgendes Schreiben betr. Geistliche Vollmachten und bitte um Empfangsbestätigung. Falls Sie für die Lagerseelsorge irgend etwas brauchen, stehe ich gerne zur Verfügung.
Priesterlichen Gruß!
Abschrift des Schreibens Seiner Eminenz an Schelling.
München, 25. Oktober 1944
Wie ich gehört habe, besitzen Sie das Vertrauen der Kommandantur und sind [von der KZ-Lagerleitung] mit der Ordnung des Gottesdienstes betraut. Da dieser, wie schon wiederholt zu vernehmen war, sehr eindrucksvoll ist[3], lege ich einem Paket, das gleichzeitig an Ihre Adresse gesandt wird, auch eine Mitra und ein violettes Birett bei, die Sie einem etwa anwesenden Bischof zur Verfügung stellen können.
Als Ihre seelsorgerliche Aufgabe als Lagerdekan betrachte ich es, daß Sie jedem neueintretenden Priester, der von seinem Bischof zur Zeit des Eintrittes Celebret und Jurisdiktion hat, mitteilen, daß er für die Dauer seines Aufenthaltes Zelebrationserlaubnis und Jurisdiktion hat. Ich gebe Ihnen aber zugleich die Vollmacht, wenn es notwendig ist, beides zu widerrufen. Ich bin der Lagerleitung sehr dankbar, daß nunmehr seit einigen Jahren die Gottesdienstfrage so glücklich gelöst ist.[4]
In Zukunft werde ich Ihnen, soweit es die Ordnung zuläßt, gelegentlich Pakete schicken, von deren Inhalt Sie nach Belieben auch anderen mitteilen können. M. Card. Faulhaber[5]
[1] Prälat Friedrich Pfanzelt (* 24.8.1881 in Moosen an der Vils, † 8.9.1958) – Priesterweihe 29.6.1907 – Pfarrer in Dachau St. Jakob 30.5.1930 – Stadtpfarrer 1933 – Geistlicher Rat 1941 – Dekan 1942 – Päpstlicher Hausprälat 1946 – Ehrenbürger von Dachau 1955 – Vom Pfarrhof aus initiierte Friedrich Pfanzelt vielfältige Hilfe für die Häftlinge.
[2] Georg Schelling (* als Sohn eines Bergbauern 26.9.1906 in Buch bei Bregenz/A, † 8.12. 1981 in Nenzing/A) – Priesterweihe 29.6.1930 in Innsbruck/A – 1934 wurde er mit der Redaktion des Vorarlberger Volksblattes betraut und auf Grund dessen am 21.3.1938 verhaftet. Er kam am 31.5.1938 ins KZ Dachau und dort in die Strafkompanie. Am 27.9.1939 kam er ins KZ Buchenwald und dort ebenfalls in die Strafkompanie. Am 8.12.1940 kam er erneut ins KZ Dachau und wurde dort am 16.(17.)3.1943 dritter Lagerkaplan als Nachfolger von Franz Ohnmacht und ab 1.10.1944 Lagerdekan, außerdem war er Blockschreiber. Am 10.4.1945 wurde er aus dem KZ Dachau entlassen. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1982 als Zeuge ausgesagt.
[3] Diese Aussage bezieht sich vermutlich auf die Anwesenheit von Bischof Gabriel Piguet, der durch Pontifikalassistenz zur Feierlichkeit der Gottesdienste beitrug.
[4] Anfangs durfte nur der von der Lagerleitung ernannte Lagerkaplan zelebrieren. Später wurde diese Vorschrift gelockert.
[5] Schreibmaschinendurchschrift im Archiv der Pfarrei St. Jakob Dachau Nr. 28–24. Im Faulhaber-Archiv in München gibt es kein weiteres Dokument bezüglich der Weiheerlaubnis.
Michael Kardinal von Faulhaber notierte sich auf einen Zettel in Gabelsberger-Kurzschrift:
Dachau
[An] Lagerdekan Schelling.
[Über] Pf. [Friedrich Pfanzelt] [Mittwoch] 25. Okt 1944: Frl. Benz[1]:
Mitra, Birett vom Dom ([Domkapitular Dr. Franz] Hartig), viol. [violette] Strümpfe[2], [Pontifikal-]Handschuhe, 2 zucch. [Zucchetti] warm, 1 P. [Paar] ganz warme Winterschuhe, Zwiebacktüte, Schachtel mit 50 Zig. [Zigarren] à 20 [? zu 0,20 Reichsmark], Aepfel.
Violine nicht nötig weil sie einen Chor haben und Messen von Pf. [? Pfanzelt] gehalten [sic!] hat.
Dem Bischof von Clermont lasse ich sagen durch Schell. [Schelling], warum ich nicht [direkt an ihn] schreibe und nicht schicke. Ob nicht in den Ehrenbunker?[3], [4]
[1] Vermutlich die Fotografin Maria Penz aus München. Da sie in München ausgebombt war, lebte sie damals im Pfarrhof von St. Jakob in Dachau.
[2] Violette Strümpfe zu tragen war das Privileg des höheren Klerus.
[3] Offensichtlich rechnete Michael Kardinal von Faulhaber damit, daß Bischof Gabriel Piguet in den Ehrenbunker käme, was dann auch am 22.1.1945 geschah.
[4] Erzbischöfliches Archiv München und Freising NL Faulhaber 6831
Im Archiv der Pfarrei St. Jakob Dachau befindet sich ein maschinegeschriebenes Schreiben auf offiziellem Briefpapier, in dem die Übergabe des oben genannten Paketes bestätigt wird:
Kath. Stadt-Pfarramt St. Jakob Dachau, Ruf-Nr. 481
Dachau, den 31. Okt. 1944
Unter obigem Datum wurden an das KZL für die Kapelle auf Block 26 – Lagerkaplan Schelling – geliefert: 20.000 kleine Hostien, 130 große Hostien, 8 Kerzen, 6 Flaschen meßwein [sic!], ein Päckchen Wachsdraht, Mitra, violettes Birett, violette Strümpfe, [Pontifikal-]Handschuhe, zwei Zucchetti, warme Winterschuhe, düte [sic!] Zwieback, Schachtel mit 50 Zigarren, Äpfel.
Unterschrieben ist das Dokument: Pietreykowski.[1]
[1] Archiv der Pfarrei St. Jakob Dachau Nr. 28–24
Albert Knoll vom Archiv der KZ Gedenkstätte Dachau am 5.4.2004 an Hans-Karl Seeger:
In unseren bruchstückhaften Dokumenten zur Kommandantur und dem Stab der Wachleute taucht der Name Pietreykowski nicht auf.
Eleonore Philipp aus Niederroth am 5.8.2005 an Hans-Karl Seeger:
Hier bin ich sicher, dass die Unterschrift nicht von einem SS-Mann stammt. Meine Vermutung stützt sich darauf, dass in diesem Schreiben die Abkürzung „KZL“ verwendet wurde, was bei der SS nicht üblich war. Die Abkürzung war „KL“.
Pietreykowski könnte jemand aus der Stadt Dachau oder aus dem Seelsorgebereich von St. Jakob (Pfarrhelfer o. ä.) sein. Das Dokument ist ein Lieferschein und keine Empfangsbestätigung. Wieso sollte auch ein SS-Mann auf einem Briefbogen des Pfarramts unterschreiben? Er hätte für die Bestätigung bestimmt ein Blatt aus seinem Büro verwendet und bei der Unterschrift Dienstgrad und Siegel hinzugefügt.
Zu diesem „Lieferschein“ las ich im Aufsatz von Dr. Hubert Vogel „Über die katholische Pfarrseelsorge bei den Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau“:
Unterm 26.9.1944 bestellte Lagerkaplan Georg Schelling beim katholischen Pfarramt in Dachau 20.000 kleine Oblaten, 100 große Oblaten, Meßwein und Kerzen. Er bemerkte dazu: „Der Bedarf an kleinen Oblaten ist größer geworden, außerdem sind die Meßweinreserven aus Mainz aufgebraucht. Eine Kleinigkeit Preßkohle [vermutlich zum Entzünden von Weihrauch] wäre uns ebenfalls erwünscht.“ [Vogel, Hubert: Über die katholische Pfarrseelsorge bei den Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau. In: Stockmeier, Peter / Benker, Sigmund (Hgg.). Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte, Bd. 36, München 1985: 81]