Familie Wilhelm Leisner und Frankfurt am Main

Römerberg mit Nikolaikirche

Unter der Überschrift „»Unsere Freiheit fraß das Schwert« – Frankfurts dunkelste Stunde: Im Herbst 1866 annektiert Preußen die Freie Stadt am Main. Es geht um Geld und Macht – und wider den republikanischen Geist“, veröffentlichte DIE ZEIT vom 27. Oktober 2016 einen Artikel von Ralf Zerback über die Situation der Stadt Frankfurt im 19. Jahrhundert.
Link zur ZEIT ONLINE vom 10. November 2016

Unter der Überschrift „Neues Leben im Herz der Stadt. Frankfurt hatte lange keine Mitte. Heute feiert die Altstadt zwischen Dom und Römer Richtfest. Die Kritik an dem Projekt ist fast verstummt. Das ist gut so. Die Therapie scheint anzuschlagen“, berichtet Rainer Schulze in der F.A.Z. vom 15. Oktober 2016 über die Neugestaltung des „Herzens der Stadt Frankfurt“.
Link zur FAZ.NET vom 15. Oktober 2016

Unter der Überschrift „Die verbaute Zukunft – Die Wohnungspreise sind hoch wie nie, die Qualität des Gebauten ist trübselig, Neubauviertel sehen aus wie Filteranlagen für Menschen. In Frankfurt zeigt sich, wie das Zivilisationsmodell Stadt versenkt wird, wenn die Politik nicht bald umdenkt“, schildert Niklas Maak in der F.A.Z. vom 31. Januar 2017 einen Mißstand in Frankfurt und beklagt unter anderem die hohen Mieten und das lieblose Bauen.
Link zum Artikel unter der Rubrik „Blog“ des Vereins “Vision Werk Klybeck” (VWK) in Basel/CH

Frankfurt 1927 und 1944

* * * * *

Familie Wilhelm[1] und Amalia[2] Leisner sowie ihre Kinder Karl[3], Willi[4], Maria[5], Paula[6] und Elisabeth[7] hatten alle eine Beziehung zu Frankfurt, haben aber die gigantische Entwicklung der Stadt nicht mehr erlebt.

[1]   Justizoberinspektor Wilhelm Johannes Josef Leisner (* 26.9.1886 in Goch, † 13.10.1964 in Kleve) – Hochzeit mit Amalia Falkenstein am 25.5.1914 am Grab des heili­gen Albertus Magnus in St. An­dreas in Köln – Wil­helm Leisner bekam eine Anstellung am Gericht in Rees und 1921 am Gericht in Kleve.
[2]    Amalia (Amalie, Maly) Everhardine Maria Mathilde, geb. Falkenstein (* 26.10.1892, † 19.2.1983 in Kleve) – Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat sie 1981 als Zeugin ausgesagt.
[3]    Karl Friedrich Wilhelm Maria Leisner (* 28.2.1915 in Rees, † an den Folgen sei­ner fünf­einhalbjährigen KZ-Haft 12.8.1945 im Waldsanatorium Planegg) – Priesterweihe 17.12.1944 im KZ Dachau – Sein Grab befindet sich in der Krypta des Xan­tener Domes. Am 23.6.1996 sprach Papst Johannes Paul II. ihn in Berlin selig.
[4]    Wilhelm (Willi) Josef Maria Antonius Leisner (* 9.5.1916 in Goch, † 24.8.2010 in Berlin) –Elektrolehre bei Firma Reinhold Koenen in Kleve 12.4.1933–12.4.1937 – Gesellenprüfung 17.3.1937 – Werk­meisterprüfung 29.7.1938 – „Not-Ing.“ 25.11.1939 – Mit dem Zeugnis bekam er am 25.1.1940 die Dienstverpflichtung in der Rüstungs­­indu­strie bei Tele­funken in Berlin. Am 19.7.1944 heiratete er in der Stiftskirche in Kleve Franziska Sauer, die er am 27.11.1943 in Würzburg kennengelernt hatte. Bis zu sei­ner Pensio­nierung am 30.6.1978 ar­beitete er für das Nachrich­tenwesen in Berlin. Im Seligsprechungsprozeß 1981 und Martyrerpro­zeß 1990 für Karl Leisner hat er als Zeuge ausgesagt.
[5]    Maria Anna Amalie Leisner (* 23.11.1917 in Im­men­stadt, † 19.6.1999 in Kalkar) – Sie war die letzte aus der Familie, die das Eltern­haus in Kleve in der Flandrischen Str. 11 bewohnt hat. Dort um­sorgte sie ihre Eltern bis zu de­ren Tod. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat sie 1981 als Zeugin ausgesagt.
[6]    Paula Maria Leisner (* 25.12.1919 in Rees, † an den Fol­gen eines Ver­kehrsun­falls vom 14.11.1989 am 19.2.1990 in Kleve) – Praktikum in der gemein­nützi­gen Anstalt Monikaheim in Frankfurt/M. 3.1.–10.3.1941 – Ausbildung zur Gewerbelehrerin im Berufs­pädagogischen Institut (BPI) in Frank­furt/M. Ostern 1941 bis Ostern 1943 – Staatsexamen 20.4.1943 – Tätigkeit als Lehrerin an der Städt. Berufsschule in Frankfurt/M. bis Mai 1944 – Wäh­rend ihrer gesamten Zeit in Frankfurt wohnte sie dort Am Dammgraben 80 bei Familie Cyprian Koberstein. Von Mai 1944 bis Juni 1945 war sie vollbeschäftigte Gewerbelehrerin an der Städt. Berufs- und Handels­schule in Goch. Am 10.11.1944 wurde sie zur Westwallküche dienstverpflichtet. Vom 1.9.1946 bis zum 1.4.1947 war sie Gewerbelehrerin und ab 1.4.1947 bis zu ihrer Pensionierung Gewerbeoberleh­rerin an der Städt. Berufs- und Handels­schule in Kleve. Im Seligsprechungsprozeß 1981 und Martyrerpro­zeß 1990 für Karl Leisner hat sie als Zeugin ausgesagt.
[7]    Elisabeth Juliane Maria Haas, geb. Leisner (* 14.8.1923 in Kleve, † 9.9.2014) – RADwJ in Nochern, Kreis St. Goarshausen 2.4.1942–26.10.1942 – Kriegs­hilfsdienst in Frankfurt-Höchst bei den IG-Farben 27.10.1942–21.3.1943 – Während dieser Zeit wohnte sie in Bad Soden, Hotel Europäischer Hof. Vom 3.5.1943 bis zum 29.7.1943 war sie zwecks Auf­nahme des Studiums zur Gewerbe­lehrerin als Praktikantin im Monikaheim in Frankfurt/M. in der Küche tätig. Ab 14.4.1945 arbeitete sie als Dolmetscherin für Englisch im Lager Bedburg und später bei der Stadt Kleve. Am 29.9.1946 verlobte sie sich mit Wilhelm Haas und heiratete ihn am 28.5.1947. Nach dem Tod ihres Mannes (1993), der im IKLK vor allem nach seiner Pensio­nie­rung seine ganze Kraft für die Seligspre­chung seines Schwa­gers eingesetzt hatte, über­nahm sie bis 2004 die Geschäfts­füh­rung des IKLK. Im Seligsprechungsprozeß 1981 und Martyrerpro­zeß 1990 für Karl Leisner hat sie als Zeugin ausgesagt.

Eltern Wilhelm und Amalia Leisner

Vater Wilhelm Leisner beschreibt in einem eindrucksvollen Bericht die abenteuerliche Reise mit seiner Frau von Kleve nach Planegg bei München, wo sie ihren sterbenden Sohn Karl besuchten.

Vater Wilhelm Leisner:
24.6.1945
7.30 Uhr mit englischem Urlauberzug, der nach Bre­men fuhr, über die Brücke bei Spyck nach Haltern, wo wir 10.00 Uhr eintrafen; von Hal­tern auf einer Karre (2,00 Rm) nach Block Lippe. Von Block Lippe nach Recklinghausen H. [? Hochlar] (1,30 R­m). 11.30 Uhr nach Reckling­hau­sen-Süd (1,20 R­m); von R.-Süd zu Fuß nach Herne; von Herne nach Hagen über Wanne-Eikel Witten (3,60 R­m); in Hagen im Vinzenzheim – St. Jo­sephs­hospi­tal übernachtet, wo wir mit Butter­bro­ten und Kartof­fel­salat als Abend­essen versehen wurden (10,00 R­m).
25.6.1945
Von Hagen über Letmathe, Siegen-Ost (zu Fuß), Dil­lenburg (durchs Git­ter gekrochen) und einen H. [Herrn Georg] Breit­bach aus Kleve im Vor­bei­gehen begrüßt, nach Gießen; im Warte­saal von Gießen Gesangverein eröffnet und uns so die Zeit (die Nacht) vertrieben.
26.6.1945
Von Gießen über Friedberg (im Kohlenwa­gen – teils zu Fuß) nach Frank­furt am Main, wo wir im Monika­heim[1] gut verpflegt wur­den und herr­lich schliefen. [Vertreterin der] Schwester Obe­rin: Schwester Melitina[2], die uns für Karl eine große Flasche Tonikum[, ein Mittel zur Kräfti­gung des Körpers,] mitgab. In Frank­furt zur Fahrbereit­schaft und da uns kein Auto mitnahm.
27.6.1945
Von Frankfurt Ost über Hanau nach Aschaffenburg, wo wir Tante Thekla[3] und [ihre Kinder] Rita und Otto be­suchten und eine Flasche Wein – eine Wohltat – [beka­men]; nachdem wir an einer Ecke lange auf Fahr­gele­gen­heit vergebens gewartet, fuhren wir um 13.00 Uhr mit einem Gefangenenzug (Deut­sche) unter französi­scher Begleitung in dem Ver­pflegungswagen die Nacht durch nach Bamberg.
28.6.1945
7.30 Uhr ab Bamberg nach Fürth, wo wir vor Fürth ausstiegen und eine halbe Stunde zu Fuß nach Fürth gingen. Ab Fürth 19.30 Uhr bis Treucht­lingen, wo wir 21.00 Uhr ankamen und liegenblieben und 12 Stun­den im offenen Güterwagen bei strömen­dem Regen saßen.
29.6.1945
Ab Treuchtlingen 8.30 Uhr bis Augsburg, wo wir 14.00 Uhr eintrafen – al­les heraus –. Ein Privatauto nahm uns mit bis Dachau. 17.07 Uhr Dachau-Mün­chen; mit der Trambahn nach Pasing; von dort einein­halb Stun­den zu Fuß nach Planegg, wo wir 21.00 Uhr eintrafen.[4]

[1]  Zum Monikaheim in Frankfurt/M. hatten die Eltern Leisner eine Beziehung auf Grund der Praktika ihrer Töchter Paula und Elisabeth.
Monikaheim in Frankfurt/M. – Fürsorgeverein für sittlich gefähr­dete katholische Mäd­chen u. Frauen – Gründung 1901 – Einweihung des Heimes, Kostheimer Str. 11/15, 4.5.1914 – Von 1910–1972 führ­ten die Schwestern vom Heiligen Geist das Haus.
Heute heißt es „Familienzentrum Monikahaus“ und hat seinen Eingang in der Kriegsstr. 36, einer Parallelstraße zur Kostheimer Str. Es wird unter­hal­ten vom Sozialdienst katholischer Frauen e. V.

 
[2] Schwester Melitina (Maria Thekla) Engel (* 5.8.1897, † 18.2.1970 in Saarbrücken) – Ein­tritt bei den Schwestern vom Heiligen Geist 18.8.1920 – Küchen­schwester mit dem Aufga­bengebiet „Praxis­anleitung für junge Frauen in Küche und Haushalt“ u. Vertreterin der Oberin im Monikaheim in Frankfurt 1927–1965
[3] Eheleute Josef Sauer, Onkel von Willi Leisners Frau Franziska, (* 2.5.1880, † 21.10.1962) (Inspektor am Stiftsamt in Aschaf­fen­burg) u. Thekla Sauer, geb. Knecht (* 14.10.1891 in Wenigumstadt, † 12.1.1955 in Würz­burg) – Aschaffenburg, Stiftsgasse 7, neben dem Stiftspfarrhaus
[4] Leisner, Wilhelm: Bericht vom 24.6.1945ff., (Manuskript): 1f.

Mutter Amalia Leisner:
Reisenotizen von Mutter Amalia Leisner zeigen, was sie auf sich nahm, um ihr Enkelkind Ursula Leisner[1] zu besuchen. Dabei gab es auch Aufenthalte in Frankfurt und einen Besuch im Monikaheim.

[1]  Ursula Libetta, geb. Leisner (* 2.6.1945 in Oberbessen­bach) – erstes Kind von Fränzl u. Willi Leisner – Karl Leisners Patenkind – Er hat seine Nichte je­doch nie gesehen.

Donnerstag, 18. April 1946, Gründonnerstag
8.00 Uhr Johanniskloster [in Niederlahnstein] – 13.05 Uhr ab Nieder­lahn­stein, 18.30 Uhr in Frankfurt/M. Pech mit den Zulassungskarten [? Le­bens­­­­mittelmarken]. 22.30 Uhr im Monikaheim, Otto[1] beim Pfar­rer [Albert Perabo[2]] in der Gallus-Apotheke[3].[4]

[1] Pater Dr. Johannes Otto Pies SJ (* 26.4.1901 in Arenberg bei Koblenz, † 1.7.1960 in Mainz) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu am 14.4.1920 – Priesterweihe am 27.8.1930 – Am 31.5.1941 wurde er wegen eines Protestes gegen die Klosteraufhebung von der Gestapo verhaftet. Am 2.8.1941 brachte man ihn aus dem Gefängnis in Dresden ins KZ Dachau und am 27.3.1945 wurde er ohne Angabe des Grundes und ohne Be­dingung entlassen. Bereits im KZ und auch nach seiner Entlassung setzte er sich unermüdlich für Karl Leisner ein. Ohne ihn wäre es vermutlich nicht zur Priesterweihe im KZ gekommen.
[2]  Geistlicher Rat Albert Perabo (* 23.4.1885 in Nastätten, † verunglückt 11.12.1957 in Frank­furt/M.) – Priesterweihe 25.2.1908 in Limburg – Pfarrer in Frankfurt/M. St. Gallus 16.1.1927 bis 1957 – Er betätigte sich seelsorg­lich u. a. im Monikaheim.
[3] Im Frankfurter Stadtteil Gallus, Mainzer Landstr. 270, befindet sich die Gallus-Apotheke. Ihr damaliger Besitzer war sehr aktiv in der Gemeinde St. Gallus.
Über Veränderungen im Frankfurter Stadtteil Gallus berichtet Julian Staib in der F.A.Z. vom 7. Januar 2017 unter der Überschrift „Die neue Stadt – Großstädte wachsen und wachsen. Immer mehr wollen hier wohnen und müssen deshalb immer mehr bezahlen. Das können sich nicht alle leisten. Wie das ist, sieht man in Frankfurt, im Gallus.“ Eine Bildunterschrift lautet: „Vorne Gallus, links Europaviertel, hinten die Skyline: Wo einmal Güterwaggons fuhren, kann sich Frankfurt ausbreiten. Das reicht aber nicht. Auch alte Wohnviertel müssen Platz machen.“
Am Ende des Artikels erfährt der Leser von einem Bewohner des Gallus-Viertels, es sei bereits seit langer Zeit im Wandel begriffen. Dort gebe es überall andere Menschen. Einerseits gehöre dort nichts zusammen, andererseits aber doch wieder alles. Als Fazit zeigt sich „das Gallus“ in gewisser Weise als ein Schmelztiegel zahlreicher Nationalitäten.
Link zum Artikel
Siehe auch Link zum Stadtteil Gallus bei Wikipedia
[4]  Leisner, Amalia: Notizen im Taschenkalender 1946 (Manuskript) (zit. Leisner, A. 1946): 1

Freitag, 19. April 1946, Karfreitag
7.00 Uhr aufgestanden, 10.00 Uhr Gottesdienst, 12.00 Uhr Mittagessen im Moni [Monikaheim] mit  Otto. 18.00 Uhr zum Bahnhof, 21.15 ab Frankfurt/M., an Gemünden nachts 00.45 Uhr.[1]

[1]  Leisner, A. 1946: 2

Karl Leisner

Karl Leisner hatte zwar vor, auf der Rückfahrt von der Schweizfahrt Frankfurt zu besuchen, aber dazu kam es nicht.

Karl Leisner aus Stetten am 22. August 1932 an seine Familie in Kleve:
Über München werden wir nicht zurückfahren, weil es zu weit ab liegt, son­dern über Stutt­gart – Heidelberg – Frankfurt.

Über die Fahrt ins Allgäu vom 1. bis zum 28. August 1936 sind im Nachlaß von Karl Leisner keine Aufzeichnungen vorhanden. Im folgenden sind die Berichte zur Rückfahrt über Frankfurt aus dem Fahrtenbuch von Wilhelm Elshoff[1] wiedergegeben.

[1]  Wilhelm (Willi) Elshoff (* 16.10.1921, † 9.8.2011) – Teilnahme am Jugend­lager in Groesbeek/NL 1934 u. an der Allgäufahrt 1936 – Heirat mit Maria Elshoff geb. Müskes – Er hat mit gro­ßem Einsatz das Archiv des IKLK ver­wal­tet.

Würzburg, Sonntag, 23. August 1936, 23. Tag
Jetzt hatten wir die Mainebene vor uns. Gott sei Dank, daß wir die Berg- und Talfahrten hinter uns hat­ten. Guten Mutes suchten wir uns den Weg nach Frankfurt/M. Unter fri­schen Liedern verging die Zeit sehr schnell, und auch die Kilometerzahl bis Frankfurt sank ziemlich rasch. Etwa 15 km vor Frankfurt bogen wir rechts von der Straße ab. In dem zwei km entfernten Ort Bischofsheim war bald ein gastfreundlicher Bauer gefunden. Da wir ein Abendessen bestimmt verdient hatten, koch­ten wir uns in der Küche Reis­flocken, gemischt mit Grieß und Kakao. Schnell wurde noch das Stroh zu­sammengelegt, dann ließen wir uns müde ins Stroh sinken.

Bischofsheim, Montag, 24. August 1936, 24. Tag
Früh ging es weiter. In Frankfurt/M. besahen wir uns den Dom. Durch alte Gas­sen mit schmucken Giebelhäusern gelangten wir zum Römerberg, wo die Festspiele aufgeführt wurden.[1] Um 11.30 Uhr kamen wir auf dem 13 km ent­fernten Weltflughafen an. Fortuna war uns wieder einmal hold: Das Luftschiff [LZ 129] „Hindenburg“[2] befand sich für einige Tage in Frank­furt. So konnten wir auch das größte und schönste Luftschiff der Welt, das rund 245 m lang ist, aus der Nähe bestaunen. Wir mußten nach Frankfurt wieder zurück.

 

[1]  Wilhelm Elshoff schrieb von dieser Fahrt eine Fotokarte „Einödbach“ aus Frank­furt/M. an Gert Brock, Schneiderlehrling in Kleve:
Viele Grüße aus dem Süden!
Die Karte ist in Frankfurt abgestempelt. Der Stempel trägt die Aufschrift:
Römerberg-Festspiele in der Goethestadt, Frankfurt am Main, 1. Juli – 31. August 1936.

[2]   luftschiff_hindenburg    Zeppelin LZ 129 – Namensgebung nach Paul von Hindenburg – zusam­men mit dem Schwesterschiff LZ 130 größtes jemals ge­bautes Luftschiff – Zerstörung durch Feuer im Heck bei der Lan­dung in Lakehurst/New Jersey/USA 6.5.1937

Karl Leisner aus Kleve am 2. November 1936 an Familie Magnus Weber[1] in Alpseewies:
Werte Familie Weber!
Sicher haben Sie schon gedacht, daß die Jungen – Sie sagen Buben – vom Niederrhein Sie ganz vergessen hätten. Aber es ist doch nicht an dem. Diese herrlichen Tage und Stunden in Alpseewies ver­gessen wir unser Leben lang nicht.
[…]
Durch Franken, den Südspessart und durchs Maintal sind wir dann zurück­gefahren. Die drei alten Städtchen Nördlingen, Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber sind so rechte mittelalterliche Schatzkästlein. Aschaffenburg – Frankfurt – Mainz – Koblenz – Köln und dann waren wir wieder daheim genau nach vier Wochen.

[1]  Eheleute Magnus Weber (* 5.9.1869 in Trieblings, † 13.3.1948 in Alpseewies) u. Anna Weber, geb. Häußler (* 30.4.1869 in Oberstaufen, † 28.8.1960 in Alpseewies) – Sie besa­ßen einen großen Hof in Alpseewies. Karl Leisner hat mit seinen Kameraden auf der All­gäufahrt 1936 den Alpsee angesteuert, weil seine Mutter dort 1917/1918, als seine Eltern in Immenstadt wohnten, fast ertrun­ken wäre. Familie We­ber schickte Pakete für Karl Leisner ins KZ Dachau.

Karl Leisner aus Münster am Sonntag, 7. Mai 1939, an Willi Leisner in Bingen:
Für die Herbstferien schwebt mir folgendes vor: 1. bis 14. August Fußfahrt durch den Schwarzwald.[1] – 15. August bis 14. September Große Exerzitien bei P. Kronseder SJ[2] in St. Georgen zu Frankfurt/Main.[3] Dann daheim.

[1] Diese Fahrt fand nicht statt.
[2] Pater Friedrich Kronseder SJ (* 4.7.1879 in München, † 16.8.1957 im Priesterhospiz in Neuburg a. d. Donau) – Priesterweihe 29.6.1904 – Eintritt in die Gesell­schaft Jesu 19.4.1909 – Letzte Gelübde 2.2.1925
[3  Mit seinem Studienkurs hatte er den Pater bereits vom 30. Oktober bis zum 2. November 1935 bei Kurs-Exerzitien im Collegium Borromaeum in Münster erlebt.
Wegen dessen Erkrankung fanden die Exerzitien in St. Georgen jedoch nicht statt.

Willi Leisner

Willi Leisner schrieb kein Tagebuch mehr, nachdem die Gestapo seine und die Tagebücher seines Bruders 1937 beschlagnahmt hatte. Aus den Notizen in seinen Jungmannskalendern und Taschenkalendern geht hervor, wie oft er Kontakt mit Frankfurt hatte.

Willi Leisner am 31. Juli 1938 im Jungmannskalender:
10.55 Uhr [von Bingen] nach Berlin, Mainz, Frankfurt, Hanau, Offen­bach, Fulda, Hersfeld, Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, Naumburg, Mer­seburg, Halle, Wittenberg, Berlin 20.00 Uhr an.

Willi Leisner am 25. Juni 1939 im Jungmannskalender:
8.11 Uhr ab Bingen über [Mainz an 8.40 Uhr, Mainz ab 9.03 Uhr] Frank­furt [an 9.42 Uhr, Frankfurt ab D-Zug 9.43 Uhr], Fulda, Eisenach (Wart­burg), Weimar, Leipzig (Völkerschlachtdenk­mal) nach Berlin [an] 17.18 Uhr Anhalter Bahnhof.

Willi Leisner am 28. Juni 1939 im Jungmannskalender:
16.45 Uhr [D-Zug] ab Anhalter Bahnhof[, Frankfurt/M. an 23.07 Uhr, Frankfurt ab 23.49 Uhr, Mainz an 0.23 Uhr, Mainz ab 0.38 Uhr] – 1.23 Uhr nachts in Bingen.

Willi Leisner am 15. / 16. Mai 1942 im Taschenkalender:
20.00 Uhr zum Anh. Bhf. [Anhalter Bahnhof] – 21.11 Uhr nach Frft. [Frankfurt/M.] kein Sitzplatz – 5.10 Uhr in Frft. – Paula u. Herr Kober­stein an der Bahn. Zum Damm­graben [80] – Kaffee trinken – 6.45 Uhr St. Gallus – lesen – plaudern – singen – 12.30 Uhr Es­sen – 13.00 bis 14.30 Uhr Schla­fen – 14.30 Kaffee mit Margret Sch. [Schönze­ler[1]] – 15.30 Uhr zur Stadt – Kaisersaal – Römer – Dom – Schirn (Weck, Wurst)[2]Buchhandlung, Kaufhof – 19.40 Uhr Kinotag „Der scheinhei­lige Florian“[3] – 22.00 Uhr heim – 22.30 Uhr Falle

 

Schirn

links hinten die ehemalige Buchhandlung

Kaufhof

[1]  Margret Schönzeler, genannt Maus, (* 18.2.1920, † ?) – Klassenkameradin u. Studi­en­kol­legin von Paula Leisner u. Gisela Schmitz – 1943 bestanden die drei Studentinnen ihr Staatsexamen als Gewerbelehrerinnen am Berufspädagogischen Institut (BPI) in Frank­furt/ M.
[2]  Der Begriff „Schirn“ bezeichnet ursprünglich einen „offenen Verkaufsstand“. An der Stelle im Zentrum Frankfurts, an der sich seit 1986 die SCHIRN KUNST­HALLE FRANKFURT befindet, lag bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein Straßenzug gleichen Namens. Bis weit in das 19. Jahrhundert befanden sich „an der Schern“ die Verkaufsstände der Frank­furter Metzgerzunft (URL http://www. culturall.de/?http://www.culturall.de/kultur/frankfurt/museen/schirn.kunsthalle/ schirn.kunsthalle.html – 15.10.2012).
[3]  Link zum Spielfilm (1941) von Josef Stöckel (1884–1959)

Willi Leisner am 17. Mai 1942 im Taschenkalender:
6.00 Uhr raus. 7.00 Uhr Maria Hilf[-Kirche in Frankfurt-Gallusviertel[1]] – 10.06 Uhr ab Frft.-[Frankfurt/M.-]West nach Kronberg über Falkenstein – [Wald­gasthaus] Fuchstanz (Regen, Nebel) zum [Kleinen] Feldberg (keine Sicht) 12.45 Uhr – 15.00 Uhr Rast im Hotel – Sicht und Sonnenschein – nach Hohe Mark [Restaurant] Hadertsmühle – [Bad] Homburg – Schloß – mit Straßenbahn nach Frft. – 20.30 Uhr Essen – zu Margret – 22.30 Uhr Falle

[1] Maria-Hilf-Kirche in Frankfurt-Gallus
Weihe der Pfarrkirche zur „Mutter von der immerwährenden Hilfe“ 17.12.1933 – Zerstö­rung durch Bombenabwurf in der Nacht zum 13.9.1944 – Weihe einer Notkirche nach Wiederaufbau 15.5.1947 – Grundsteinlegung für die heutige Kirche 20.8.1950 – Weihe durch Bischof Wilhelm Kempf (1906–1982) von Limburg 3.5.1951

Willi Leisner am 18. Mai 1942 im Taschenkalender:
6.00 Uhr raus. 6.40 Uhr St. Gallus[-Kirche] – Kaffee – 9.30 Uhr zum Hafen – 10.17 Uhr über Mainz nach Bingen

Hanna Wieland[1] aus Niederlahnstein am Dienstag, 26. Mai 1942, an P. Otto Pies SJ (Briefentwurf):
Wir hat­ten vergangene Wo­che lieben Besuch. Der Bruder [Willi] von Spezi [Karl Leisner] kam Mittwochnachmittag [20.5.] von Frankfurt/M. bezw. St. Goars­hausen hier an und fuhr Donnerstagvormittag weiter zu den El­tern [nach Kleve]. Wir haben es ihm recht ge­mütlich ge­macht und hatten eine herzliche Aus­sprache miteinan­der. Er läßt Dich herzlich grü­ßen, ebenso be­stellte er liebe Grüße von seinem [an seinen] treuen Bruder.[2]

[1] Johanna Anna (Hanna) Wieland, geb. Pies, Schwester von Otto Pies, (* 1.3.1898 in Aren­berg bei Koblenz, † 1.9.1958 in Koblenz) – Nie­derlahnstein
[2] Seeger, Hans-Karl / Latzel, Gabriele / Bockholt, Christa (Hgg.): Otto Pies und Karl Leisner. Freundschaft in der Hölle des KZ Dachau, Sprockhövel/ Dommershausen 2007: 213 (zit. Seeger/Latzel/Bockholt 2007)

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 13. Juni 1942, an seine Familie in Kleve:
Willi, wie mich Dein Bericht über den herrlichen Urlaub [in Frankfurt/M., St. Goarshausen und Niederlahnstein] freute. Paula, Eli­sabeth und Tante Hanna [Wieland] werden sich über Deinen Besuch herz­lich erfreut haben.

Willi Leisner am 13. Februar 1943 im Taschenkalender:
Reise Darmstadt vorbereitet. 13.30 Uhr Telegramm an Paula u. Elisabeth – Reisevorbereitung – 18.45 Uhr zum Anhalter Bhf. 20.20 Uhr nach Frankfurt/M., planmäßig an 4.34 Uhr

Willi Leisner am 14. Februar 1943 im Taschenkalender:
5.00 Uhr in Fft. Paula an der Bahn, Frühstück, schlafen. […] Elisabeth abgeholt […] 21.45 Uhr Elisabeth zur Tram gebracht

Willi Leisner am 20. Februar 1943 im Taschenkalender:
9.10 Uhr nach Fft. an 10.30 Uhr – zu Paula – 13.30 Uhr Essen mit Elisabeth – 14.30 Uhr Stadtbummel mit Elisabeth […] 18.00 Uhr fährt Elisabeth nach Höchst – zum Friseur – 19.00 Uhr mit Margret und Paula Abendessen – Lehrproben für Paula fertigmachen – 22.00 Uhr Falle

Karl Leisner aus Dachau am Freitag, 26. März 1943, an seine Familie in Kleve:
[Dank für] Willis und des ganzen Frank­furter Things Be­richt[1] […] Grüße.

[1] Mutter Amalia Leisner aus Rheurdt am 26.2.1943 an Hanna Wieland in Nieder­lahnstein:
Vorige Woche hatte unser Willi dienstlich in Darmstadt und Wiesbaden zu tun, und trafen Willi, Paula und Elisabeth sich zu einigen gemütlichen Stun­den in Frankfurt/M. Das war für die Kinder schön und wir freuten uns mit ihnen (Seeger/Latzel/Bockholt 2007: 422).

Maria Leisner

Maria Leisner aus Kleve am 4. November 1941 an Familie Magnus Weber in Alpseewies:
Im August waren meine jüngste Schwester [Elisabeth] und ich auf Fahrt. Mit dem Zug bis Frankfurt/M., wo wir unsere Schwester [Paula] besuch­ten.

Maria Leisner aus Kleve am 15. November 1942 an Familie Magnus Weber in Alpsee­wies:
Weiter ging es nach St. Goars­hausen. Eine halbe Stunde zu Fuß, so kam ich zu dem Dörfchen Nochern, wo meine Schwester [Eli­sabeth] ihren Arbeitsdienst machen mußte. Ihre Freude war groß. Außer meiner Schwe­ster [Paula], welche in Frankfurt/M. studiert, haben wir sie dort alle besucht. Meine Schwester bekam nämlich am gleichen Tag Urlaub, so konnten sie zusammen nach Hause kommen.
[…]
Sie sehen, daß ich mal wieder ein schönes Stück von der Welt gesehen habe.

Paula Leisner

Paula Leisners Kontakt zu Frankfurt manifestiert sich nur in den Briefen von Familie Leisner.

Karl Leisner aus Dachau Samstag, 25. Januar 1941, an seine Familie in Kleve:
Paula könnte bitte im nahen hessischen Kelster­bach Familie Wwe. Rektor Metz­ger besuchen und herz­lichst von mir grüßen. Auf das Grab von Rektor Philipp Metzger[1], der die ganze Zeit mit mir in St. Blasien zusammen in Kur war und dann daheim an einer Operation starb, bitte ein kleines Sträußchen legen. K. [Kelsterbach] liegt nur fünf Kilo­meter von Frankfurt/M. weg, und könnte Paula mal einen feinen Nachmittag so verbringen.

[1]  Rektor Philipp Metzger (* ?, † an einer Operation vor 1941 in Kelsterbach/Hessen) – Mitpatient von Karl Leisner in St. Blasien

Karl Leisner aus Dachau am Montag, 10. Februar 1941, an seine Familie in Kleve:
Paula wird ja vom Besuch bei Fami­lie Metzger schreiben, und wie heißt ihre Adresse in Frankfurt/M.?[1]

[1] Paula Leisner wohnte in Frankfurt/M., Am Dammgraben 80, bei Familie Cyprian Koberstein.

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 19. April 1941, an seine Familie in Kleve:
An Paula in Frankfurt/M. und Margret guten Gruß. Hoffentlich kann ich bald dort absteigen.

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 12. Juli 1941, an seine Familie in Kleve:
Wenn Ihr beiden [Maria und Elisabeth] nach Freiburg/Br. „jöckt“ [fahrt], an Paula und Maus [Margret] in Frankfurt/M. und an sell [die] Rubys[1] und alle Bekann­ten herzliche Grüße. Schreibt mal alles von da!

[1] Eheleute Dr. rer. pol. Joseph Ruby (* 1885) (Versicherungskaufmann) u. Elisa­beth Ruby, geb. Poensgen (* 25.12.1884) – Heirat 2.2.1912 in Berlin – 12 Kinder: 8 Jungen u. 4 Mädchen – 6 der Jungen studierten Theo­logie. Familie Ruby war Karl Leisners zweite Gastfamilie während seiner Au­ßen­se­mester in Frei­burg/Br. Er verliebte sich in deren Tochter Elisabeth.

Vater Wilhelm Leisner aus Kleve am 10. Mai 1942 an Hanna Wieland in Nieder­lahnstein:
Heute in acht Ta­gen wird unser zweiter Sohn [Willi] von Berlin nach Frankfurt/M. fah­ren, wo er unsere Tochter Paula besuchen wird. Von dort fährt er zu unserer Jüngsten [Elisabeth], die seit drei Wochen im RAD in Nochern, Kreis St. Goarshausen weilt.

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 31. Juli 1943 an seine Familie in Kleve:
Auch die feinen Pakete aus Goch, Frankfurt/M. und von Euch daheim habe ich mit Dank empfangen.
[…]
Und der feine Frank­furter Kuchen von Elisabeth. Ein­fach herr­lich. Der war mit Herz gebacken. Dank Dir, Du liebe Schwester.

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 18. September 1943 an seine Familie in Kleve:
Am Vorabend vom 12. kam Dein köstliches süßes Päck­chen, Paula. Aber prima! Das Bildchen im Vorfrühlingsgarten hat mir gefallen. Du hast Dir eine nette Wirtin ausgesucht. Ihr beide lacht so sonnig, ich hab’ mitlachen müssen. Ich danke Dir sehr für Deinen zucker­süßen Jung­gesellinnengruß, mein liebes Päuleken. Aber daß Du mir ja nicht Kohldampf schiebst. Ich freu’ mich, wenn ich bei Dir [auf der Rückfahrt von Dachau nach Kleve] Halbzeit machen kann. Hoffent­lich bald.

Willi Leisner aus Berlin am Montag, 15. November 1943, Fotokarte „Kleve – die Lohengrinstadt – Luftkur­ort“, an Franziska Sauer[1] in Würz­burg, Dietrich Eckartstr. 29:
Meinen besten Dank möchte ich Ihnen für Ihren lieben Brief vom 9.11. sagen. Vielleicht können wir in der nächsten Woche einmal persönlich weiter plaudern. Denn ich muß in die Gegend von Wiesbaden und wenn es mir möglich ist, will ich einen Abstecher am 20/21 oder 27/28 [No­vember] nach Würzburg machen. Wie sind die Übernachtungs­mög­lich­keiten in den dortigen Hotels? Klappt das ohne Vorbestellung? […] Berichten Sie mir doch bitte hierüber bis zum 20.11. an die Anschrift meiner Schwester: Paula Leisner, Frankfurt/M., Am Damm­gra­ben 80. Telegrafisch würde ich Sie vom genauen Eintreffen in Würz­burg unterrichten. Recht frohen Gruß
Willi Leisner

[1] Franziska (Fränzl) Leisner, geb. Sauer (* 25.9.1918 in Hafenlohr am Main, † 20.8.2011 in Berlin) – Hei­rat in der Stiftskirche in Kleve mit Willi Leisner 19.7.1944

Willi Leisner am 16./17. November 1943 im Taschenkalender:
20.50 Uhr [von Berlin] über Kassel – Gießen nach Fft. 6.36 Uhr – 6.50 Uhr Ankunft – 7.30 Uhr bei Paula – Frühstück – 10.00 bis 12.00 Uhr Stadtbummel

 

Franziska Sauer aus Würzburg am Donnerstag, 18. November 1943, „Korn-Künstlerkarte“, an Willi Leisner z. Zt. b. Frl. Paula Leisner, Frankfurt/M., Dammgraben 80:
Grüß Gott, Herr Leisner!
Herzlichen Dank für Ihren Kartengruß. Leider sind die Hotels belegt. Sie können aber doch ohne Sorge nach hier fahren, da Sie bei einer guten Be­kannten von mir ein Privatquartier erhalten.
[…]
Ihnen und Ihrer Schwester sendet frohe Grüße
Franziska Sauer

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 27. November 1943 an seine Fami­lie in Kleve:
Morgen beginnt der Advent. Ich wünsche Euch daheim und unsern lieben beiden Filialen[, Willi in Berlin und Paula in Frankfurt/M.,] recht viel stille, gnadenreiche Stunden.

Willi Leisner aus Kleve am Mittwoch, 22. Dezember 1943 an Franziska Sauer in Rothen­buch:
Hoffentlich errei­chen Dich bis zum Weihnachtsfest das Päckchen, das Dir meine Schwe­ster Paula aus Frankfurt/M. zusandte[1] und mein Päckchen aus Berlin. Dann begehe recht festlich nach den Tagen der adventlichen Vorfreude diese hohen Tage.

[1] In dem Päckchen befand sich ein Liederbuch mit dem Eintrag „Weihnachten 1943 durch Paula von Willi“.

 

Walcha, Helmut
Deutsche Weihnachtslieder. Zweistimmig gesetzt, Leipzig: Inselverlag 1937

 

 

 

Maria Leisner aus Kleve am 25. Dezember 1943 an Familie Magnus Weber in Alpseewies:
Daß die anderen (Willi aus Berlin, meine Schwester [Paula] aus Frank­furt/M.) gesund heimgekommen sind nach all den [Bomben-]Angriffen, darob sind wir be­sonders froh und dem Herrgott recht dankbar.

Rundbrief von Vater Wilhelm Leisner aus Kleve am Mittwoch, 12. Januar 1944, an seine Verwandten:
Paula hat sich bei dem Direktor der Gocher Be­rufsschule [Emil Brökelschen[1]] vorge­stellt und wird wahr­scheinlich ab Mai nach Goch über­siedeln.[2] So ungern sie von Frankfurt/M. scheidet, so gern will sie doch in dieser kritischen Zeit in unse­rer Nähe sein.

[1] Emil Brökelschen (* 18.4.1880, † 2.9.1962) – Goch, Cleverstr. 14 – Lehrer – zuletzt Direktor an der Berufs- und Handelsschule in Goch
[2] Von Mai 1944 bis Juni 1945 war Paula Leisner als Gewerbelehrerin an der Be­rufs- und Handelsschule in Goch tätig.

Rundbrief von Vater Wilhelm Leisner aus Kleve am Mittwoch, 19. Januar 1944, an seine Kinder:
Am vergangenen Sonntag [16.1.] be­kam sie [Tante Jul­chen[1]] Boh­nenkaffee, den Du, liebe Paula, direkt nach Deiner Ankunft in Frank­furt/M. abgesandt hattest und der schon Samstag in Goch eintraf. Tante Jul­chen schmeckte sofort den guten Kaf­fee und sagte mit schwacher Stimme: „Bohnen“[2]. […] Du und Willi habt mit Eurem Bohnen­­­kaffee den Vogel abgeschossen, denn Karl schrieb ja auch, daß er sich über Willis Päckchen am meisten gefreut habe. Das „Kostgeld“ ist auch schon angekommen und da es so reichlich bemessen wurde, habe ich keine Bedenken mehr, daß Du, liebe Paula, Dich nach Goch meldest. Komme nur möglichst bald, bevor die bö­sen Tommys[3] ihre Invasion ver­suchen, damit wenigstens eine mehr in un­serer Nähe ist.

[1] Juliane (Julchen) Leisner (* 25.5.1876 in Mülheim an der Ruhr, † 22.1.1944 in Goch) – Goch, Klever Str. 182/167 – Sie führte ihrer Schwester Maria, Lehrerin, den Haushalt. Zeitweise lebte der Bruder Friedrich (Fritz) bei seinen Schwestern, während des Krieges auch der Bruder Johannes (Hans).
[2] Im Gegensatz zum Malzkaffee: auch Mucke­fuck genannt – Ersatzkaffee aus gebrannter Gerste, Roggen od. Weizen
[3] damals weit verbreitete Bezeichnung für britische Soldaten

Willi Leisner aus Berlin am Montag, 31. Januar 1944, an Franziska Sauer im Spessart:
Meine Schwester Paula versucht zur Zeit ab Ostern in Goch als Ge­wer­belehrerin anzukommen. Vielleicht kann sie so die alte Tradition [ihrer Tante Maria Leisner[1]] fort­set­zen. Hoffentlich hat sie [gestern] den Frankfurter Tages­angriff gut über­standen.[2]

[1]  Maria Leisner (* 23.5.1884 in Oppum, † 25.1.1944 in Goch) – Goch, Klever­ Str. 182/167 – Lehrerin an der Steintorschule in Goch
[2]  In Frankfurt/M. war das Kriegsgesche­hen laut Berichten des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) besonders heftig.
OKW-Bericht vom 30.1.1944:
Nordamerikanische Bomberverbände führten am 29. Januar einen Terroran­griff gegen die Stadt Frankfurt/Main. Durch Abwurf zahlreicher Minen, Spreng- und Brandbomben wurden schwere Schäden und Brände in mehre­ren Stadtteilen, insbesondere in der Innenstadt, verursacht und unersetzliche Kul­turdenkmäler vernichtet. Die Bevölkerung hatte Verluste (Die Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht 1939–1945. 5 Bde., München 2004 Bd. V: 34 [zit. OKW 2004 Bd.]).
Willi Leisner aus Berlin am 3.2.1944 an Franziska Sauer im Spessart:
Paula hat bei dem Angriff am Tage auf Frankfurt/M. großes Glück gehabt. Sie war nämlich an dem Samstag [29.1.1944] garnicht da, sondern zur Beer­di­gung meiner lieben Patentante in Goch.

Karl Leisner aus Dachau am Freitag, 4. Februar 1944, an seine Familie in Kleve:
Es freut mich, daß es allen Lieben in Berlin [Willi], Frankfurt/M. [Paula], Neuß[1] bei den An­griffen so gnädig geht. Ich halte fest mit Däumchen.

[1] Wohnort vieler Mitglieder der mit Familie Wilhelm Leisner verwandten Familie Falken­stein

Rundbrief von Vater Wilhelm Leisner aus Kleve am Donnerstag, 10. Februar 1944, an seine Kinder und Ver­wandten:
Liebe Kinder, liebe Dortmunder!
Vorerst freuen wir uns, daß Euch der Herrgott bisher glücklich aus den großen [Bomben-]Angriffen heil herausgebracht hat; heute bekamen wir Deine liebe Karte, Paula, auf der Du kurz vermerktest, daß Du eben [in Frankfurt/M.] aus dem Keller gekrochen seiest und die Bomben gegen­über auf dem Bahngeleise gele­gen hätten.[1] Danken und weiter beten und immer bereit sein, dann komme, was kommen mag.
[…]
Und mit Dir, liebe Paula, gin­gen wir in Frank­furt/M. zur Bahn und begleiteten die alte Kollegin in den Zug, die Euch beide [Paula und Margret] als Dank für Eure treue Hilfe bei dem Bombar­de­ment mit dem Vornamen titulierte. Wir sahen im Geiste die alte Schraube und ha­ben herzlich mit­gelacht.
[…]
und zum Schluß herz­liche Grüße für Euch alle einschließlich Fränzl, Kobersteins, Monika­heim etc. von Eurem Euchlie­benden Vater

[1]  OKW-Bericht vom 5.2.1944:
Durch wahllosen Bombenabwurf entstanden besonders in Wohngebieten der Stadt Frankfurt/Main Schäden (OKW 2004 Bd. V: 44).

Rundbrief von Vater Wilhelm Leisner aus Kleve am Mittwoch, 16. Februar 1944, an seine Kinder:
Und Du, liebes Päule­ken, hast im tiefen Keller nicht einmal gemerkt, daß am 12. ein Groß­an­griff auf Fr. war, während wir uns hier um Dich sorgten.[1] Laß Dich nur bald beurlauben und trete Deinen Dienst in Goch an; hast Du überhaupt schon was von Brö­kel­schen gehört? Wir wären ja doch froh, wenn wir wenigstens eine mehr um uns und aus der größeren Gefahr hätten.

[1] OKW-Bericht vom 12.2.1944:
Durch planlosen Bombenabwurf entstanden besonders in Wohngebieten der Städte Frankfurt/Main und Ludwigshafen Schäden und Verluste unter der Bevölkerung (OKW 2004 Bd. V: 51).

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 19. Februar 1944, an seine Familie in Kleve:
An Willi und Paula [in Berlin und Frankfurt/M.] heißt mich der OKW-Bericht häufig denken.[1]

[1] OKW-Bericht vom 6.2.1944:
Feindliche Störflugzeuge warfen in der vergangenen Nacht Bomben im Ruhr­gebiet und im Raum von Berlin (OKW 2004 Bd. V: 45).
OKW-Bericht vom 9.2.1944:
[…] insbesondere wurden Wohngebiete der Stadt Frankfurt/Main schwer ge­troffen. Die Bevölkerung hatte Verluste (OKW 2004 Bd. V: 48).
OKW-Bericht vom 16.2.1944:
Britische Flugzeuge führten in der vergangenen Nacht erneut einen Terror­an­griff auf die Reichshauptstadt. Sie warfen bei bedecktem Himmel auf ver­schiedene Stadtteile eine große Anzahl von Spreng- und Brandbomben, die Schäden in Wohnvierteln, an Kulturbauten, Kirchen und Krankenhäusern ver­ursachten. Die Bevölkerung hatte Verluste (OKW 2004 Bd. V: 55).

Rundbrief von Vater Wilhelm Leisner aus Kleve am Montag, 6. März 1944, an seine Kinder:
Nun ja, wir haben ihr [Margret Schönzeler] sagen kön­nen, daß unser Willi und seine Fran­ziska sich sehr lieb gewonnen haben, und daß unsere Paula wohl Fischblut in ihren Adern habe, da sie trotz allem Zu­schauen keinen Ge­schmack an die Liebelei bekäme. Da wurde natür­lich das Nachtlager von Granada in Frankfurt/M. erwähnt, wo Du, arme Paula, nicht schlafen durf­test, damit die anderen brav blieben.[1]

[1]  Anspielung auf die Übernachtung von Fränzl und Willi während eines Besuches bei Paula in Frankfurt.
„Das Nachtlager in Granada ist eine romantische Oper in zwei Akten von Conra­din Kreutzer (1780–1849). Das Libretto stammt von Karl Johann Braun Ritter von Braunthal (1802–1866), nach dem Schauspiel „Das Nachtlager von Granada“ (1818) von Johann Friedrich Kind (1768–1843).

Karl Leisner aus Dachau am Donnerstag, 16. März 1944, an seine Familie in Kleve:
Gestern kam Paulas Frankfurter Kuchen­paket an. Danke, Du liebe Schwester!
[…]
Behüt’ Dich Gott, daß Du[, Willi,] Deine liebe Fränzl bald freien und da­nach an den Altar führen kannst. Ich freue mich mit Dir, daß Ihr Euch mit Paula
in Würz­burg tref­fen konntet.

Rundbrief von Vater Wilhelm Leisner aus Kleve am Montag, 17. April 1944, an seine Kinder und Ver­wandten:
Die schöne Fahrt in den Spessart – Ostern 1944 – [anläßlich Willis und Fränzls Verlobung] wird für uns unvergeß­lich bleiben und würde ich es tief bereut haben, wenn ich zu Hause ge­blieben wäre.
[…]
Etwas Unruhe hatten wir um Euch, lieber Willi, Fränzl und Paula, die Ihr ja morgens früh zu Fuß um 4.00 Uhr nach Heigen­brücken gegan­gen wart. So fuhren wir denn mit einem Personen­zug nach Gemünden und von dort ging es über Jossa, Elm, Bad Orb, Gelnhausen, Hanau nach Frankfurt/M. In Hanau gab es Voll­alarm und als wir im Frank­furter Bahnhof standen, sa­hen wir am Himmel viele Kon­dens­strei­fen und hörten die Flak. Froh wa­ren wir, als der Zug nach zehn Minuten den Hauptbahnhof verließ und wir in Richtung Wies­baden weiter­fuhren.

Während eines Besuches bei seiner Tochter Paula in Frankfurt erwarb Vater Wilhelm Leisner dort zwei vor März 1944 gemalte Aquarelle. Sie fanden ihren Platz im Wohnzimmer von Familie Wilhelm Leisner in Kleve, Flandrische Straße 11.

 

v.l. Willi, Paula und Maria Leisner – im Hintergrund die Aquarelle
Heute hängen die Bilder in Frankfurt bei Familie Niestroj[1].

[1] Klaus u. Hildegard Maria Niestroj, geb. Leisner, (* 30.4.1947 in Berlin-Schmargendorf) – Tochter von Franziska u. Willi Leisner

Paula Leisner kam am Samstag, dem 6. Mai 1944, nach bestandenem Examen aus Frankfurt/M. zurück nach Kleve.[1]

[1] Paula Leisner aus Kleve am 12.5.1944 an Franziska Sauer im Spessart:
Seit Samstag bin ich wieder daheim und kultiviere mich bzw. werde ich kulti­viert. Mit einem dick bepackten Rucksack und einer Kiste kam ich in Kleve an, so daß meine jüngste Schwester [Elisabeth] sich schämte, mit mir über die Straße zu gehen. Wir sind dann durch die stillsten Gäßchen gelaufen.
Maria Leisner aus Kleve am 13.5.1944 an Franziska Sauer im Spessart:
Paula brachte ja erst schrecklich viel Dreck und Unordnung von Frank­furt/M. mit, das hat sich jetzt aber „gelegt“.

Sammelbrief von Familie Wilhelm Leisner am Donnerstag, 12. Oktober 1944 und Freitag, 13. Oktober 1944, an Karl Leisner:
Mein lieber Bruder Karl!
Dein letzter Brief machte uns recht froh. Wir beten alle jetzt besonders füreinander, gelt! Viele Angriffe erlebte ich in Frankfurt/M. mit, aber so et­was Dolles [wie in Kleve am 7. Oktober[1]] noch nicht.
[…]
Deine Paula

[1] Dieser Tag war ein Tag des Schreckens für die Stadt Kleve. Gegen 13.40 Uhr zer­stör­ten 335 englische Bomber inner­halb von 30 Minuten 80% der Bebau­ung. 1728 Tonnen Spreng- und 90 Zentner Brandbomben gingen auf den Kern der Stadt nieder. Dabei fanden 649 Menschen unter den Trümmern den Tod.

Elisabeth Leisner

Amalia Leisner aus Kleve am Sonntag, 18. Oktober 1942, an Heinrich Tenhumberg[1] als Soldat:
Unsere jüngste Tochter Elisa­beth war in Nochern Kreis St. Goarshausen im RAD und mein Mann be­sucht sie ge­rade. Zum 27.10. kommt sie in den Kriegs­hilfsdienst nach Höchst bei Frankfurt/M. zu den IG-Farben. Die Mädels fliegen heute in der Weltge­schichte herum. Aber auch da sind sie in Gottes Hand. Schön ist, daß un­sere Paula, die ihr letztes Semester für Gewerbelehrerin in Frankfurt/M. macht, dann in ihrer Nähe ist und sie sich gegenseitig treffen können und Halt aneinander haben.

[1] Bischof Heinrich (Heini) Tenhumberg (* 4.6.1915 in Lünten, † 16.9.1979) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Bi­schofs­­weihe zum Weihbischof für das Bistum Münster 20.7.1958 – Bi­schof von Mün­ster 7.7.1969 bis 16.9.1979

Maria Leisner aus Kleve am Sonntag, 15. November 1942, an Familie Magnus Weber in Alpseewies:
Jetzt ist die Jüngste (welche im RAD war) in Frankfurt/Höchst, dort muß sie bei den IG Farben ihren Kriegshilfsdienst machen. Sie wohnt in Bad Soden. Sie wird sich dem­nächst mit der anderen Schwe­ster in Frankfurt/M. treffen können.

Maria Leisner am 20. Januar 1943 an Familie Magnus Weber:
Wir haben das Christfest in echter christlicher Freude feiern können. In Abständen von je zwei Tagen kamen meine Geschwister heim. Das war schon eine große Vorfreude. Mein Bruder Willi kam aus Berlin als er­ster [am 20.12.], es folgten dann meine Schwester Paula [am 22.12.], die in Frankfurt/M. ist, und Eli­sabeth, die Jüngste [am 24.12.], welche im Kriegs­­hilfsdienst bei Frankfurt ist.

Karl Leisner aus Dachau am Freitag, 18. Juni 1943, an seine Familie in Kleve:
Ihr bei­den feschen Frankfurterin­nen[1], ich danke für Euer köstli­ches Schwe­stern­paket. Der Kuchen, Lisken, war primissima. Auch den Wirtin­nen und Kolleginnen [von Paula] meinen Dank.

[1] Elisabeth Leisner hatte am 3.5.1943 ihr Praktikum in der Küche des Monikaheimes in Frankfurt/M. begonnen.

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 17. Juli 1943, an seine Familie in Kleve:
Wenn Paula und Elisabeth mal von Frankfurt/M. einen Sonn­tagsaus­flug ins schöne Rheintal machen und über Vallendar [Schön­statt] kommen, mögen sie Klein-Arkenau[1] und P. Ferdinand Kastner[2] dort recht herzlich und dankbar grüßen.

[1]  Schönstattpriester Rektor Rudolf Klein-Arkenau (* 12.6.1895 in Brokstreek bei Es­sen i. O., † 7.6.1963 in Ko­blenz) – Priesterweihe 26.5.1923 in Mün­ster – Er hat bei Familie Wilhelm Leisner 1944 und 1945 Besuche gemacht.
[2]  Pater Dr. theol. Ferdinand Kastner SAC (* 21.6.1896, † 14.12.1962) – Eintritt bei den Pal­lottinern – Priesterweihe 14.6.1924

Willi Leisner am Donnerstag, 29. Juli 1943 im Taschenkalender:
19.33 Uhr Anhalter Bhf. Elisabeth aus Fft. kommend abgeholt[1]

[1] Elisabeth Leisner besuchte nach Beendigung ihres Praktikums im Monikaheim vom 29.7.1943 bis zum 27.8.1943 ihren Bruder Willi in Berlin. An­schlie­­ßend fuhren beide gemeinsam nach Kleve, wo Willi Leisner bis zum 13.9.1943 blieb.

Karl Leisner aus Dachau am Sonntag, 5. September 1943, an seine  Familie in Kleve:
In Berlin und Frankfurt/M. war also wie­der herr­liches Filialleben für einige Zeit. Davon mußt Du, Elisabeth, mir noch etwas mehr erzählen.

Elisabeth Haas:
Paula und ich „trampten“ an diesem Mor­gen schon früh [von Planegg] in Rich­tung Frankfurt/M. […] Wir beide erreichten am Abend des 15. [August 1945] Frank­furt am Main und über­nach­teten bei Schwe­stern im Mo­nika­heim, die wir von Praktika unse­rer Aus­bil­dung her kannten. Am 16.8. stellten wir uns wieder an die Straße und er­reich­ten am spä­ten Abend Vater in Kleve, dem wir Karls Tod und die Über­führung seines Leich­nams mitteilen konnten.[1]

[1]  Haas, Elisabeth: Dokumentation vom 30. Januar 1991, (Manuskript): 6–8

Quelle der Fotos: Hildegard Niestroj und IKLK-Archiv