Gescher: Karl-Leisner-Haus

Hände der Bewohner mit einem Bild von Karl Leisner

Hände der Bewohner mit einem Bild von Karl Leisner

Am 12. August 2003, dem Gedenktag des Seligen Karl Leisner, feierten acht Männer zwischen 40 und 50 Jahren die Benennung ihrer Außenwohnung nach ihm. Die Wohnung gehörte zur Stiftung Haus Hall, die eine Einrichtung der Caritas ist. Bei der Suche nach einem geeigneten Namen entschieden sich die Bewohner und das Betreuerteam für den Namen Karl-Leisner-Haus.

Die Gruppe machte sich mit dem Leben und Wirken Karl Leisners vertraut und erarbeitete sich den Bezug zu seiner Lebensgeschichte. Sein Durchsetzungs­vermögen, das Leben in Gemeinschaft, die Freude an der Natur, aber auch seine Charakterprägung sprach die Männer an.

Im Rundbrief Nr. 49 des IKLK vom Februar 2004 wurden einige Aussagen der Bewohner zur Namensnennung veröffentlicht, zum Beispiel: „Ich freue mich, dass wir den Namen Karl Leisner für unsere Außenwohnung gefunden haben und erfahren können, was er gemacht hat und wie er sterben musste.“ „Wir haben den Namen ausgewählt, um seinen Namen zu feiern und wollen ihn als Vorbild ansehen und oft an ihn denken.“ „Ich interessiere mich für Karl Leisner, weil er sich für andere, für manche Schwachen eingesetzt hat und besonders auch an Gott geglaubt hat.“

Venneweg 9/9a in Gescher

Venneweg 9/9a in Gescher

Die Leiterin des Bereiches Wohnen, Frau Stephanie Pohl, teilte am 7. April 2016 mit, dass alle Gruppen von Haus Hall Namenspatrone haben, „Menschen, die sich um andere Menschen, hilflose Menschen, kranke Menschen oder um den Glauben verdient gemacht haben“. Weiter schreibt sie, dass die Außenwohngruppe Karl Leisner inzwischen mit einer anderen Gruppe zusammengeführt wurde. Direkt neben dem bisherigen Haus an dem Venneweg 9 in Gescher wurde eine Wohnstätte für 12 Personen neu gebaut. Die neue zusammengeführte Gruppe gab sich auch einen neuen Namen: Wohnstätte Luka.

Mit der Gemeinde Gescher[1] wird Karl Leisner Erinnerungen an die jungen Menschen verbunden haben, die er durch seine Jugendarbeit als Diözesanjungscharführer kennengelernt hat, aber auch Mitbrüder wie Gerhard Rogmann[2], Norbert Stammschröer[3] und August Wessing[4].

[1] Die Stadt Gescher liegt im westlichen Münsterland und hat ca. 17.000 Einwohner. – Entwicklung einer Siedlung um 1000 – seit 2013 offizieller Namenszusatz Glockenstadt durch eine seit 1790 angesiedelte Glockengießerei
[2] Gerhard (Gerd) Rogmann (* 13.1.1913 in Keppeln, † 19.6.2002 in Kalkar) – Schüler des Collegium Augustinianum Gaesdonck – Priesterweihe 18.12.1937 in Münster – Kooperatorenstelle in Büren bei Gescher – Kaplan in Duisburg-Hochfeld St. Bonifatius 19.4.1938 bis 1940 – Militärdienst 1940–1943
[3] Norbert Stammschröer (* 4.2.1909 in Werne, † in russischer Kriegsgefangen­schaft 30.6. 1946 in Minsk) – Priesterweihe 6.8.1939 in Münster – Kaplan in Disteln 29.9.1939 bis 1940 – Präses in Haus Hall in Gescher 4.3.1940
[4] August Wessing (* 18.1.1880 in Gescher, † 4.3.1945 im KZ Dachau) – Prie­ster­weihe 25.5.1907 in Münster – Pfarrer in Hoetmar 9.3.1932 – Dechant des Dekanates Frecken­horst 10.1.1939 – Er kam wegen Polenseelsorge am 2.10.1942 ins KZ Dachau, wo er als heiligmäßiger Priester an­gesehen wurde. Richard Schneider hat die Asche des Verstorbenen aus dem KZ-Gelände ge­schmuggelt. Die Urne wurde nach einem feierlichen Requiem am 25.5.1945 in der Ge­meinde St. Lambertus in Hoetmar im Sockel des großen Kreuzes auf dem dortigen Friedhof beigesetzt.

Nachdem Karl Leisner aufgrund seiner Außensemester in Freiburg das Amt als Diözesanjungscharführer niedergelegt hatte, erhielt Diözesanpräses Heinrich Roth einen Abschlussbericht von ihm.

Donnerstag, 3. Dezember 1936
Nachdem ich mich von meiner Krankheit nunmehr völlig erholt und mich hier schon wieder zurechtgefunden habe, bleibt mir die Pflicht, Ihnen nochmals von ganzem Herzen zu danken. […] So waren es für mich zwei Jahre herrlichen Kampfes – und immer wieder hat mich die Arbeit an den Jungen, ihren Präsides und Führern wachgehalten und hochgerissen, wenns einmal schlappe Tage im eigenen Seelenleben gab. – […] Anbei schicke ich Ihnen dann […] einen Rechenschaftsbe­richt mit einigen kritischen Erwägungen und daraus sich ergebenden Vorschlägen. […] Schicke Ihnen gleichzeitig auch das „Konto-Büchlein“ mit, in dem über die „Finanzen“ Rechenschaft steht. – Ist der Postscheckabschnitt der Coesfelder und Gescherner Jungen nicht herrlich?!

Münster, Dienstag, 26. April 1938, Heiliger Johannes Don Bosco
Übrigens war Kaplan Gerd Rogmann noch eben da; von seiner Kooperatorstelle in Büren [Ortsteil von Gescher] kommt er nach Duisburg-Hochfeld, St. Bonifaz. – Er ist ein ganz feiner, lieber Kerl. Vom Schönen und Schweren der „ersten Liebe“ erzählte er uns auf Thej [Theo] Kuypers’ Zimmer [im Collegium Bormaeum].

Norbert Stammschröer war mit Karl Leisner zum 1. Mai 1934 in das Collegium Borromaeum eingetreten, um Priester zu werden. Am 4. März 1940 wurde er Präses von Haus Hall in Gescher.

Münster, Samstag, 8. April 1939, Karsamstag
9.30 Uhr in St. Mauritz [als] Subdiakon [assistiert bei der Osterliturgie]. (C [Celebrans]: Kaplan [Joseph] Dahlmann, D [Diakon]: Norbert Stammschröer).

August Wessing war mit Karl Leisner im Priesterblock des KZ Dachau inhaftiert und hat ihm bei der Priesterweihe die Hände aufgelegt. Auf einem Glückwunschzettel, den 30 Priester aus der Diözese Münster in lateinischer Sprache unterschrieben haben, ist sein Name aufgeführt, daneben hat er auf einer Glückwunschkarte mit einem allgemeinen Bischofswappen und dem Wahlspruch[1] des Bischofs von Münster Clemens August Graf von Galen unterschrieben.

[1] Nec laudibus nec timore – Weder für Lob noch aus Furcht

Text und Fotos Christa Bockholt und Heidi Hinzmann