Gründung der Jungkreuzbundgruppe St. Werner am 3. Februar vor 85 Jahren

Vermutlich gab Walter Vinnenberg den Anstoß zur Gründung einer Jugend­gruppe. Der Impuls verselbständigte sich, die Jungen machten Ernst und baten Walter Vinnenberg um Hilfe. Die ersten Gruppenmitglieder waren Quintaner vom Klever Gymnasium.

Dieses Klassenfoto hat Karl Leisner in sein Tagebuch geklebt und darunter die Namen der abgebildeten Jungen wie folgt angegeben:
In Quinta [b] aufgenommen. Klassenleiter Dr. [Gustav] Lung.
1. [obere] Reihe [von l. nach r.]: 1. Theodor Loock, 2. Ludwig Kamm, 3. Johannes Sonderfeld, 4. Karl Tilders, 5. Rudi Peters, 6. Johann Baumann, 7. Karl Sattler, 8. [Hermann] Teyßen,
2. [mittlere] Reihe [von l. nach r.]: 1. Jupp Kirchner, 2.
Jan Ansems, 3. Karl Eggers, 4. Hermann Rings­dorff, 5. Willi Schweimer, 6. Edi Krechel, 7. Winfried Werner, 8. Willi Lif­fers, 9. Jupp Mörs, 10. Walter Claeßen, 11. Jan Beernink (Pup­jan), 12. Jupp Hüt­ter, 13. Herbert Duchstein, 14. Wolfgang Mül­ler, 15. Hans(i) Wil­ken, 16. Gerd Riedl, 18. Hans Helm­städter,
3. [untere] Reihe
[von l. nach r.]: 1. Kurt Vetter, 2. Georg Lenz, 3. Ich, 4. Hans Rixen, 5. Männe (Friedhelm Wilhelm) Hansen, 6. Willi Drießen, 7. Dr. Gustav Lung (un­ser teilweise Klassenleiter in Quinta, genannt Chines, wegen sei­ner gel­ben Haut­farbe), 8. Ernst Weeren, 9. Söhni (Josef) Wimmer, 10. Werner Rinke, 11. Her­mann Schuhmacher, 12. Päule Jennen, 13. Karl­heinz Schagen, 14. Kurt Monka.

 Am 3. Februar 1927 wurde die Jungkreuzbund­gruppe St. Werner in Kleve gegründet. Karl Leisner über­nahm das Amt des Schrift­führers. Gruppenführer wurde er erst 1930. Die Grup­pen­chronik gibt Auskunft über den Verlauf der einzelnen Gruppen­stun­den.

Es ist erstaunlich, daß der Grün­der dieser Gruppe, Walter Vinnen­berg, der selbst Quickborner und seit 1926 als Re­li­gionslehrer am Gymnasium in Kleve für den Bund Neudeutschland (ND) zuständig war, seine Quintaner nicht ermunterte, in den ND zu gehen oder Quickborner zu werden. Die Jungen um Karl Leisner schlossen sich mit ihrer Gruppe dem Jungkreuz­bund, Orts­gruppe Kleve-Rhein­gau, an.

Walter Vinnenberg (1901-1984)

Willi Leisner aus Berlin am 15. Juni 1998 an Hans-Karl Seeger:
Walter Vinnenberg war Quickborner. Er hatte meines Wissens auf der „Münze“ Kontakt zu Föns van Thiel, Theo Derksen und Willi Berns[, die schon dem Jungkreuzbund angehörten und deren Gruppe vermutlich den Na­men „Sigismund“ trug], und so kam die Gruppe „St. Werner“ zum Jung­kreuz­bund. Der war als Jugendgruppe des „Kreuzbundes“ nicht be­sonders „jugend­bewegt“.

Der Grund dafür, daß Karl Leisner sich mit seinen Klas­senkameraden dem Jungkreuzbund anschloß, könnte, wie Hermann Ringsdorff in einem Gespräch am 3. Dezember 1998 mit Hans-Karl Seeger äußerte, auch an folgendem gelegen haben:
Das Kreuz im Namen Jungkreuzbund hat es Karl Leis­ner angetan. Karl Leisner hat mich, den pietistisch erzoge­nen Jun­gen als Schüler ge­fragt: „Bekreuzigst du dich, wenn du morgens aufstehst?“ – „Nein“ – „Dann tue es nur!“ – Ich tue es auch heute noch. Das Kreuz war für Karl Leis­ner etwas ganz Wichti­ges. Es war so, als wäre in ihm das Mär­tyrer-sein-Müssen schon ange­legt gewesen.

Heinrich Czeloth:
Das Kreuz, das der Kreuzbund im Namen und Abzeichen führt, läßt erken­nen, daß der Kreuzbund an der „Torheit des Kreuzes“ [1 Kor 1,18] seinen Anteil hat.
(Heinrich Czeloth Von Lourdes bis Neviges, 1896–1946 – 50 Jahre Kreuzbund, Hoheneck-Verlag Büren 1948, bearbeitet von Msgr. Heinrich Czeloth und Carl Freiherr von Vogelsang, S. 5).

Der Kreuzbund war mit seinen Jugendorga­nisationen Jungborn, Jung­kreuz­bund und dem späteren Katholischen Wan­dervogel in Kleve eine ge­sell­schaftliche Größe, was für ND und Quick­born nicht in gleichem Maße zutraf.

Karl Leisners Bodenständigkeit paßte besser zur werktätigen als zur studierenden Jugend. Diesbezüglich bot sich in Kleve der Jungkreuzbund an.

Auch könnten Mitglieder der Werktätigen wie Alfons van Thiel, Theo Derksen und Willi Berns den Gymnasiasten (Studierenden) Karl Leisner gebeten haben, in den Jungkreuzbund zu kommen, vor allem, da dieser ge­rade im Rheingau die Frage der Zusammenarbeit zwischen Werktä­tigen und Studierenden propagierte.