Vermutlich gab Walter Vinnenberg den Anstoß zur Gründung einer Jugendgruppe. Der Impuls verselbständigte sich, die Jungen machten Ernst und baten Walter Vinnenberg um Hilfe. Die ersten Gruppenmitglieder waren Quintaner vom Klever Gymnasium.
Dieses Klassenfoto hat Karl Leisner in sein Tagebuch geklebt und darunter die Namen der abgebildeten Jungen wie folgt angegeben:
In Quinta [b] aufgenommen. Klassenleiter Dr. [Gustav] Lung.
1. [obere] Reihe [von l. nach r.]: 1. Theodor Loock, 2. Ludwig Kamm, 3. Johannes Sonderfeld, 4. Karl Tilders, 5. Rudi Peters, 6. Johann Baumann, 7. Karl Sattler, 8. [Hermann] Teyßen,
2. [mittlere] Reihe [von l. nach r.]: 1. Jupp Kirchner, 2. Jan Ansems, 3. Karl Eggers, 4. Hermann Ringsdorff, 5. Willi Schweimer, 6. Edi Krechel, 7. Winfried Werner, 8. Willi Liffers, 9. Jupp Mörs, 10. Walter Claeßen, 11. Jan Beernink (Pupjan), 12. Jupp Hütter, 13. Herbert Duchstein, 14. Wolfgang Müller, 15. Hans(i) Wilken, 16. Gerd Riedl, 18. Hans Helmstädter,
3. [untere] Reihe [von l. nach r.]: 1. Kurt Vetter, 2. Georg Lenz, 3. Ich, 4. Hans Rixen, 5. Männe (Friedhelm Wilhelm) Hansen, 6. Willi Drießen, 7. Dr. Gustav Lung (unser teilweise Klassenleiter in Quinta, genannt Chines, wegen seiner gelben Hautfarbe), 8. Ernst Weeren, 9. Söhni (Josef) Wimmer, 10. Werner Rinke, 11. Hermann Schuhmacher, 12. Päule Jennen, 13. Karlheinz Schagen, 14. Kurt Monka.
Am 3. Februar 1927 wurde die Jungkreuzbundgruppe St. Werner in Kleve gegründet. Karl Leisner übernahm das Amt des Schriftführers. Gruppenführer wurde er erst 1930. Die Gruppenchronik gibt Auskunft über den Verlauf der einzelnen Gruppenstunden.
Es ist erstaunlich, daß der Gründer dieser Gruppe, Walter Vinnenberg, der selbst Quickborner und seit 1926 als Religionslehrer am Gymnasium in Kleve für den Bund Neudeutschland (ND) zuständig war, seine Quintaner nicht ermunterte, in den ND zu gehen oder Quickborner zu werden. Die Jungen um Karl Leisner schlossen sich mit ihrer Gruppe dem Jungkreuzbund, Ortsgruppe Kleve-Rheingau, an.
Walter Vinnenberg (1901-1984)
Willi Leisner aus Berlin am 15. Juni 1998 an Hans-Karl Seeger:
Walter Vinnenberg war Quickborner. Er hatte meines Wissens auf der „Münze“ Kontakt zu Föns van Thiel, Theo Derksen und Willi Berns[, die schon dem Jungkreuzbund angehörten und deren Gruppe vermutlich den Namen „Sigismund“ trug], und so kam die Gruppe „St. Werner“ zum Jungkreuzbund. Der war als Jugendgruppe des „Kreuzbundes“ nicht besonders „jugendbewegt“.
Der Grund dafür, daß Karl Leisner sich mit seinen Klassenkameraden dem Jungkreuzbund anschloß, könnte, wie Hermann Ringsdorff in einem Gespräch am 3. Dezember 1998 mit Hans-Karl Seeger äußerte, auch an folgendem gelegen haben:
Das Kreuz im Namen Jungkreuzbund hat es Karl Leisner angetan. Karl Leisner hat mich, den pietistisch erzogenen Jungen als Schüler gefragt: „Bekreuzigst du dich, wenn du morgens aufstehst?“ – „Nein“ – „Dann tue es nur!“ – Ich tue es auch heute noch. Das Kreuz war für Karl Leisner etwas ganz Wichtiges. Es war so, als wäre in ihm das Märtyrer-sein-Müssen schon angelegt gewesen.
Heinrich Czeloth:
Das Kreuz, das der Kreuzbund im Namen und Abzeichen führt, läßt erkennen, daß der Kreuzbund an der „Torheit des Kreuzes“ [1 Kor 1,18] seinen Anteil hat.
(Heinrich Czeloth Von Lourdes bis Neviges, 1896–1946 – 50 Jahre Kreuzbund, Hoheneck-Verlag Büren 1948, bearbeitet von Msgr. Heinrich Czeloth und Carl Freiherr von Vogelsang, S. 5).
Der Kreuzbund war mit seinen Jugendorganisationen Jungborn, Jungkreuzbund und dem späteren Katholischen Wandervogel in Kleve eine gesellschaftliche Größe, was für ND und Quickborn nicht in gleichem Maße zutraf.
Karl Leisners Bodenständigkeit paßte besser zur werktätigen als zur studierenden Jugend. Diesbezüglich bot sich in Kleve der Jungkreuzbund an.
Auch könnten Mitglieder der Werktätigen wie Alfons van Thiel, Theo Derksen und Willi Berns den Gymnasiasten (Studierenden) Karl Leisner gebeten haben, in den Jungkreuzbund zu kommen, vor allem, da dieser gerade im Rheingau die Frage der Zusammenarbeit zwischen Werktätigen und Studierenden propagierte.