Güsten: Jugendhaus „Karl Leisner“

guesten-karl-leisner-haus Am 10. Mai 1997 wurde in Güsten[1] das Jugendhaus „Karl Leisner“ eingeweiht. Die Schönstatt-Mannesjugend (SMJ) des Bistums Magdeburg hatte eineinhalb Jahre die Räume des alten Pfarrhauses der katholischen Gemeinde St. Marien renoviert und neu eingerichtet. An der Feier nahm auch Willi Leisner teil, der zu den interessierten Jugendlichen über das Leben seines Bruders Karl sprach.

[1] Die Kleinstadt Güsten mit ca. 4.300 Einwohnern liegt nordöstlich von Aschersleben und gehört zur Verbandsgemeinde Saale-Wipper in Sachsen-Anhalt. 970 erstmalige urkundliche Erwähnung, 1487 Bau eines Hospitals, 1609 Erwähnung einer Schule und Errichtung eines Rathauses. Heute sind verschiedene mittelständische Industrie- und Gewerbebetriebe ansässig.

Die Benennung nach Karl Leisner wird in der Einladung begründet: [Das Jugendhaus] wird den Namen Karl Leisner erhalten. Nach seinem Lebensmotto „Christus – meine Leidenschaft“ soll es in Zukunft ein Treffpunkt für die Jugend sein.

Am 1. Mai 1934 schließt Karl Leisner seinen Tagebucheintrag mit folgendem Gebet:
„Herr Gott, Du mein König und höchster Führer, Du lenkst in wunderbarer Weisheit und Güte die Geschicke aller Menschen.
So hast Du mich armen, schwachen, sündigen Menschen durch eine Zeit der Versuchung und der Schwachheit hindurch geführt, um mich jetzt zum heiligsten und höchsten Amt – zum Priestertum – zu berufen. Deine allmächtige Weisheit hat mich – das kleine, unwürdige, stolze, erbärmliche Menschlein, das mit so mancherlei Makel und Fehlern behaftet, – zum würdigsten, demütigsten, würdevollsten Beruf erkoren. – O, gib doch, Du gütigster Vater, daß ich die Vorbereitungszeit auf diesen hehren Beruf, – Dich zu vertreten, – aus Deinen unerschöpflichen Lebensquellen in Wahrheit und Demut gestalte!“
Christus – Du bist meine Leidenschaft
Heil!
Bei der Tagebuch-„revision“ am 2. September 1935[1]

[1] Karl Leisner hat „Christus – Du bist meine Leidenschaft Heil!“ am 2.9.1935 nachgetragen.

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Das alte Pfarrhaus liegt an der Straße Rosental 1, auf dem rückwärtigen Teil des Kirchengeländes. Auf der anderen Grundstücksseite, Am Stadtgraben, ist die 1903 eingeweihte neugotische Kirche St. Marien, dazwischen befindet sich in der ehemaligen Schule das Gemeindehaus.

Im Erdgeschoss des Jugendhauses waren ein Gruppenraum, eine Küche und ein Schlafraum, im Keller Gesellschaftsräume, die sogenannte „flotte Grotte“, und im Obergeschoss eine Pfarrwohnung. Die SMJ des Bistums Magdeburg war eine lebendige Gemeinschaft, die einige Jahre das Jugendhaus „Karl Leisner“ auf vielfältige Weise nutzte, bis sich die Gruppe u. a. wegen Wegzugs auflöste. Nach zehn Jahren gab es vor Ort noch einmal ein Treffen der Gruppe.

Siehe Link zum „Wegweiser“

Foto Johannes Zülicke

Foto Johannes Zülicke

Obwohl das Gebäude heute von einer Familie bewohnt wird, hängt in dem ehemaligen Gruppenraum noch ein Bild von Karl Leisner auf einem Werbeplakat zur Ausstellung „Karl Leisner (1915 – 1945) Menschentreue – Glaubenstreue – Hoffnungszeichen“, die 1995 vom IKLK in Auftrag gegeben wurde.

Siehe Link zur Ausstellung

Im Keller befinden sich Foto-Collagen aus der damaligen Zeit.

Foto Johannes Zülicke

Foto Johannes Zülicke

Den Aufzeichnungen Karl Leisners ist nicht zu entnehmen, dass er Güsten kennengelernt hat oder eine sonstige Beziehung zu der Stadt hatte.

Text und nicht ausgewiesene Fotos Christa Bockholt