Heil bei Karl Leisner (10)

Zuversicht

 

 

 

Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

 

 

Kleve, Montag, 3. Juli 1933
Also sind wir heilfroh, daß es nochmal „jut je­jangen hat“ [gut gegangen ist]. Deo gratias.

Kleve, Sonntag, 30. September 1934
Die alte Bauersfrau kommt raus und schreit: „Che Satans­köpp! Walt che well make, dach che wechkommt [Ihr Satans­köpfe! Wollt ihr wohl machen, daß ihr wegkommt]!“
Johann K. kommt noch gerade flink genug über die Hecke – unser Heil liegt in der Flucht! Äpfelbeladen kehren wir zur Nierswiese zurück. […]
„Menschen­kinders, wat häm we van Dag Spaß gekrege. Dat was eine prima Saok. Man mot bloß wat res­kiere [Menschenskinder, was haben wir heute Spaß gehabt. Das war eine prima Sache. Man muß nur etwas riskieren]! Treu-Heil!“

Münster, Dienstag, 5. April 1938, Dienstag nach dem Passionssonntag
Der Intro­itus [des heutigen Tages] ist richtungweisend:
Exspecta Dominum, viriliter age: et confortetur cor tuum, et sustine Do­minum! (Ps 26,14)
Dominus illuminatio mea et salus mea: quem timebo?“
(26,1).
[Harre treu des Herrn und handle männlich: dein Herz erstarke, halte aus den Herrn! (Ps 26/27,14)
Der Herr ist meine Leuchte und mein Heil: wen soll ich fürchten?
(Ps 26/27,1).]
Am Sonntag, 10. April 1938, Palmsonntag, wiederholt Karl Leisner den Psalmvers 26/27,1.

Münster, Freitag, 15. April 1938, Karfreitag
Christus, Du mein Leben, meine Liebe, Du meine Leidenschaft, durchglühe, entflamme, erleuchte mich! Veni, Sancte Spiritus! Veni, pater pauperum! Veni, veni, dator munerum! [Komm, Heiliger Geist! Komm, Vater der Armen! Komm, komm, Geber der Gaben!]  Führ’ mich zum Heil in Dir! – Amen.

Münster, Sonntag, 1. Mai 1938, 2. Sonntag nach Ostern
Mein Heil und innerstes Glück steht auf dem Spiel: Darf, soll, muß ich hin­zu­treten? – Ich erschauere vor der Schwere des Priestertums. Mein Herr, mein Gott, sprich zu mir!

Münster, Montag, 20. Juni 1938
Nein, nein, nein! – Du mußt Priester werden – Mann Gottes, Bote Jesu Chri­sti für unsre Zeit in unserm Volk! Gott hat dich bei [deinem] Namen gerufen. [vgl. Jes 43,1]
In Cruce salus!
[Im Kreuz ist Heil!]
[…]
Trotz Mißverständnis aus Haß, trotz Verleumdung und Schmach – was soll das alles, wenn nur Christus gepredigt wird zum Heile unseres Volkes.
In Cruce Salus! Herr, sende uns, gib uns ein glühendes priesterliches Herz voll Liebe, Güte und Weite, dazu einen klaren Glauben voll Tiefe, Kraft und Stärke!

Münster, Mittwoch, 29. Juni 1938, Heilige Peter und Paul
So wollen wir allezeit in Gottes Auf­trag stehen; unsere Speise soll es sein, des Vaters Willen zu erfüllen [vgl. Joh 4,34]. Demütige, wahrhaftige Menschen wollen wir dabei bleiben mit offenen Herzen für jeden Bruder und jede Schwester, die da des Weges mit uns ziehn zum Heil.

Münster, Donnerstag, 7. Juli 1938
„Wer nicht täglich von Neuem sein Kreuz auf sich nimmt, ist meiner nicht wert.“ [vgl. Mt 10,38] In Cruce Salus! [Im Kreuz ist Heil!] Ihm nach! Ent­scheidung – Entsagung – Neues Leben. Summa Gloria Dei: Homo in Amore Dei. [Höchste Ehre Got­tes: Der Mensch in Gottes Liebe.]

Kleve, Donnerstag, 20. Oktober 1938
Der Introitus vom Feste des Heiligen Johannes Cantius lautete:
(Eccli [= Jesus Sirach] 18,12–13)
Miseratio hominis circa proxi­mum: mise­ricordia autem Dei su­per omnem carnem. Qui miseri­cordiam habet, docet et erudit quasi pastor gregem suum. Ps 1,1: Beatus vir, qui non abiit in con­si­lio impiorum, et in via peccatorum non stetit et in cathedra pestilen­tiae non sedit.
[Der Mensch erbarmt sich dessen, der ihm nahe steht; doch Gott erbarmt sich aller Menschen. Ihm eignet die Barmherzigkeit; Er unter­weiset und erziehet wie der Hirte seine Herde. Ps 1,1: Dem Manne Heil, der nicht zum Rat der Frevler geht, der nicht am Weg der Sünder steht, noch sitzt am Ort der Pest.]

Münster, Samstag, 17. Dezember 1938
Zu Gottes Ehre, zu Heil und Frieden aller Menschen und besonders unseres lieben deutschen Volkes. In aller Demut und Bereitschaft. Und im Vertrauen auf Gottes Kraft in unserer Schwäche!

Münster, Sonntag, 8. Januar 1939, Fest der Heiligen Familie
Pförtner. – Sänger in Hochamt und Vesper. Sehr froh und frei! – Meiner lieben Familie daheim und allen Familien im deutschen Volke und in Gottes Reich gilt dieser Tag. Wir sind da zum Heile der Familien – als Die­ner!

Münster, Montag, 30. Januar 1939
Herrgott, ich klage vor Dir meine Not: vor Dir alle Tage Tränen sind mein Brot [vgl. Ps 42,4]. Dominus illuminatio mea et salus mea. [Der Herr ist meine Leuchte und mein Heil. (Ps 26/27,1)].

Münster, Sonntag, 12. Februar 1939, Sexagesima
Das Leben fordert Härte, Kämpfergeist, letzte Willenskraft. Wenn wir stark sein wollen, sind wir stark!
In nomine Domini! In virtute tua libera me!
[Im Namen des Herrn! In Deiner Stärke befreie mich! (vgl. Dtn 4,37)] – Heil!

Münster, Samstag, 25. Februar 1939
Das Ziel ist die Frei­heit für Gott!
1. Freiheit von aller ungeordneten Selbstsucht.
2. Freiheit zum Dienst am Altar und vor Gott im Gebet, in Freude und Zuver­sicht (ohne alle Ängste und Hemmungen).
3. Freiheit von allem ungeordneten geschlechtlichen Drang. Echte Conser­va­tio sui [Selbstbe­wahrung] in der Castitas perpetua et perfecta [dauern­den und vollkommenen Enthaltsamkeit]: sich selbst und einem je­den weiblichen Menschen gegenüber in Reinheit des Herzens und der Phanta­sie, in Blick, Wort, Gedanke oder Tat!
4. Freiheit zur freiwilligen Hingabe in der Bindung an Gottes Ruf und im Bunde mit Gott!
Das möge allen Brüdern im Herrn und im zukünftigen [Priester-]Amte der Allmächtige verleihen. Heil, Friede, Freude, Freiheit uns im Herrn!

Münster, Mittwoch, 1. März 1939
I. [Vortrag] Der Eifer für Gott und die Seelen (das Heil der Menschen): Glo­ria Dei / Cura animarum. [Die Ehre Gottes / Die Seelsorge.]
[…]
(Beispiel: das Leben des Heilandes verläuft zwischen den beiden Polen: der Wille, die Ehre des Va­ters und das Heil der Menschen!)

Münster, Donnerstag, 2. März 1939
[Eugenio] Cardinal Pacelli ist zum Papst Pius XII. gewählt worden. Deo gratias! Herr, bewahre, führe ihn zum Heile Deiner Weltkirche, und zum besonderen Heile in der deutschen Not!

Münster, Samstag, 4. März 1939
Zum Opfergang weihen wir als Sinnbild der vollbrachten Lebens­hin­gabe das sich verzehrende Wachs der brennenden Kerze. Sumus lumina pro omnibus, pro gloria Dei et salute hominum! [Wir sind Licht für alle, zur Ehre Gottes und zum Heil der Menschen!]

Karl Leisner aus St. Blasien am Mittwoch, 2. August 1939, an Willi Leisner in Schlesien:
Jetzt ein wenig von hier: Die Sache geht beharrlich bergauf. Freitag [28.7. 1939] war Röntgenaufnahme. Am Montag [31.7.1939] Plattenbe­spre­chung. Das ergab folgendes: Der „Pneu“ [Pneumothorax] sitzt gut, nur wird die Stel­le, wo das „Loch“ sitzt, noch vor dem völligen Zusammen­schrumpfen durch einige kleine Gewebefäden gehindert. Deshalb ist viel­leicht diesen Monat noch eine kleine Operation nötig (die sogenannte Strangdurchtren­nung). Da wird vom Arzt eine kleine Optik mit elektrischem Birnchen in den Luftraum reingelassen mit einem elektrischen Drähtchen. Dieses wird zum Glühen gebracht und damit die hindernden Fädchen durchsengt. Und dann kann der Hauptbazillenherd ganz zusammenfallen. Leider kostet die „Schmie­­­­re“ wieder allerlei: (ca. 200,00 Reichsmark). – Na ja – wenn nur alles wieder heil wird. Und das hoffen die Ärzte bestimmt bis Oktober [1939].
[…]
Heil
und Sieg! Herzliche Grüße Deinen Bauersleuten und Deinen Kamera­den! Dir besonders „dicken“!
Dein Karl