Josef Tenhaef sagte im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner aus

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Dieses Foto von Josef Tenhaef fand sich bei Willi Leisners Tochter Rita Schmidt. Es zeigt Josef Tenhaef 1941 im Lazarett Oskar-Helene-Heim in Berlin-Dahlem, wo Willi Leisner ihn besucht hat.

Josef (Jupp) Tenhaef (* 17.11.1918 in Kevelaer, † ?) – Kevelaer, Hubertusstr. 43 – Bezirksjungscharführer für das Dekanat Kevelaer und 1936 Jungschar­führer des Gaues Nie­derrhein – Er schrieb nette Geschichten in Kevelaerer Mundart.

 

Willi Leisner am 15. Januar 1941 im Taschenkalender:
Treffen mit Jupp Tenhaef

Willi Leisner am 10. Mai 1941 im Taschenkalender:
Um 16.00 Uhr Jupp Tenhaef zu Besuch

Willi Leisner am 7. Juni 1941 im Taschenkalender:
zu Jupp Tenhaef

Karl Leisner schreibt über Josef Tenhaef in seinen Tagebüchern:
Kleve/Altenberg, Samstag, 19. bis Sonntag, 20. Oktober 1935
In Altenberg beim „General“[-Präses Ludwig Wolker]!
[…]
Von 11.00 bis 13.10 Uhr geht’s dann wieder los mit frischem Sang. – Nach­mittags Aussprache – Kaffee und noch ein kleiner Spaziergang mit Gerd Backes – Herongen (Bez.St.Sch.f. [Bezirkssturmscharführer] – Geldern) Josef Tenhaef – Kevelaer (B.JS.f. [Bezirksjungscharführer]) und Willi [Leisner], und schon ist der feine Tag zu Ende – und doch was war es großartig. – All die Kerle, die ich so sah und traf: Wilm Wissing, Oelder Führer (abends auf Bude), Pitt [Peter] Koch – Trier (jetzt Architekt in Köln!), Matthias [? Op de Hipt] und alle, alle treuen Jungführer Christi. Mit allen eins! Und morgens die herrliche Epistel Pauli[1] und die herrliche Homilie, die der General­prä­ses uns hielt und am Nach­mittag die Verpflichtungsstunde für Clemens Schulz, den neuen Diözesan­sturmscharführer und der Abschied, der Hände­druck und der letzte Blick Aug’ in Aug’ mit dem General[präses] – das – ach heiliger, großer Gott, wir danken Dir.
Nachts 1.30 Uhr kamen wir über Krefeld – Geldern – zurück. In Weeze stieg Wem Verfürth [Joseph Verführth] aus. – Todmüde und doch vor Freude frisch sanken wir nach gemeinsamem Beten der Komplet in das Bett. – „Ma­donna von Alten­berg, bitte für uns, für unsere ganze Jugend!“ so beteten wir Sams­tagabend spät im Dom mit brennenden Lichtern in unsern jun­gen Her­zen und Fäusten! – Ein Tag von Altenberg war verklungen. Ein neuer Anfang hebt an!

[1] Epistel zum 19. Sonntag nach Pfingsten Eph 4,23–28

Münster, Samstag, 28. bis Sonntag, 29. März 1936
Diözesantagung [des KJMVD] in Münster
März [28. bis 29.3.1936]: Diözesantreffen c. episcopo. [mit Bischof Cle­mens August Graf von Galen in Münster]

Karl Leisner am 3. April 1936 an Walter Vinnenberg:
Am Sonntag [29.3.1936] der Diözesantag zusammen mit unserm Hochwür­digsten Herrn Bischof [Clemens August Graf von Galen] war Ia!

Josef Tenhaef:
Nach meiner Erinnerung waren wir zu etwa dreißig oder vierzig Jugend­führern zu Münster versammelt, als KL [Karl Leisner] 1936 zu uns sprach. […] Auf der Rückfahrt von der damaligen Tagung in Münster sagte mir KL im Zuge zwischen Krefeld und Kevelaer etwa fol­gendes: „Es wird nicht mehr lange dauern, wir werden bald Krieg haben.“[1]

[1] Seligsprechungsprozeß: 1155. Diese Aussage stimmt bezüglich der Rückfahrt per Zug nach Kleve nicht mit dem Inhalt des folgenden Briefauszuges von Karl Leis­ner an Walter Vinnenberg überein.

Karl Leisner am 3. April 1936 an Walter Vinnenberg:
Am Sonntagabend haben wir unsern Eltern und einigen Kerlen aus der Sturm- und Jungschar einen Lichtbilderbericht gegeben über unsere Flan­dern­fahrt [3. bis 21.8.1935] (Jan Peters). Gegen Ende kam ich mit unserm Be­zirksleiter [Jan van Rooy] per Motorrad von Münster. Unterwegs zeigte er mir eben das Schalten, setzte sich hinten drauf und dann fuhr ich bis es dun­kel wurde die ersten 9 km Motorrad meines Lebens. Ein Gefühl – gar nicht zu beschrei­ben. Ich hätte 90 [km/h] fahren mögen, wenn die Maschine es gezo­gen hätte.

Josef Tenhaef aus Kevelaer am 1. November 1936 an Karl Leisner in Kleve:
Grüss Gott, lieber Karl!
Da legst di niedr! Hab mir doch gedacht, dass da etwas nicht stimmte, man hörte nichts von Dir. Bald hätte sich unsere Post wieder mal ge­kreuzt, denn ich wollte Dir auch schon schreiben. – Jedenfalls wünsche ich Dir von Herzen recht baldige Besserung [für Deine Rippenfellentzündung].
[…]
Karl, verzeih mir, dass ich Dir meine Absage [bezüglich des Gauführers] als Namenstagsgeschenk [zum 4.11.] überreichen muss (Du bist doch der [Karl] Borromäus).
Ich wünsche Dir Gnade, Segen und Gesundheit!
Dein Jupp[1]

[1] Akten der Geheimen Staatspolizei Staatpolizeistelle Düsseldorf (Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland – RW 58 Nr. 9619 Bl. 3), Nordrhein-Westfälisches Hauptstaats­ar­chiv Düsseldorf: 11

Montag, 14. Dezember 1936
Staatspolizeistelle für den Reg.-Bez. Düsseldorf handschriftlich an die Gesta­postelle Münster:
Betrifft: Karl Leisner
Vorgang: Dort. [Dortiges] Schreiben v. 21.10.36 – II D1-16160 Nr. 6276/36
Der Student Karl Leisner hat wieder sein Studium in Freiburg/Br. aufge­nom­men. Mit dem 1.12.36 hat L. sich nach Freiburg polizeilich abgemel­det. Die Postkontrolle über ihn habe ich aufgehoben.
1a) Von den Pers. Bogen Leisner, [Josef] Tenhaef = [Peter] Maassen sind Personalbogen f. d. Pers. Akte zu fertigen.
2) II 1F.
1) Personalkarte Leisner anlegen
Weltlicher Leiter der Jungschar der Diözese Münster
2) Personalkarte Tenhaef anlegen
Führer der Jungschar des Gaues Niederrhein
3) Maassen, Pers. Karte anlegen
Führer der Jungschar des Gaues Ruhrmünde
2) S. K.  Kath. Vereine
Untergliederung: Jugendgruppen.
Jungscharführer des kath. Jungmännerverbandes, Diözese Münster
Jungscharführer der Diözese Münster Karl Leisner, Kleve, Flandrische Str. 11
des Gaues Münsterland-West:
Wilh. Wissing, Vreden i. W., Kockelwick
des Gaues Münsterland Ost:
Franz Horstkemper, Warendorf
des Gaues Niederrhein:
Josef Tenhaef, Kevelaer, Hubertusstr. 43
des Gaues Industrie
Theo Reckhaus, Bottrop, Lindhorststr. 162
des Gaues Ruhrmünde:
Peter Maassen, Duisburg, Antonienstr. 51
des Gaues Oldenburg
unbekannt
3) Zd Pers. Akte Leisner.[1]

[1] a. a. O.: 30b u. 31

Fotokarten als Zeichen der Verbundenheit:
Jupp Tenhaef aus Kevelaer am 31. Dezember 1937 an Karl und Willi Leisner in Kleve:

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Euch und allen Freunden ein gutes und frohes Neues Jahr.
Euer Jupp

Jupp Tenhaef aus Kevelaer am 23. November 1938 an Willi Leisner in Bingen:

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Lieber Willi!
Du erinnerst mich mit Recht an die Abgabe eines Lebenszeichens. – Das betr. habe ich erhalten. Von dem, was da noch übriggeblieben ist, kannst Du mir in Zukunft schicken etwa 15 – 20 Stück. Die werde ich noch quitt. Um die paar hat man sich gekratzt und geschlagen. Die Moneten wollte ich Dir in größeren Abständen schicken, aber Du kannst ja auch nicht jeden Monat alles verschießen. Darum in den nächsten Tagen. – Du bist also fleißig „am kauen“. Viel Erfolg und [?] noch dies und das. Und eine Laufbahn wie Marconi.[1] – Im März muß meine Wenigkeit zum RAD. Bin gespannt, wohin. Egal, immer ran, dann kann ja nichts schief gehen. Auf Wiedersehen Jupp

[1] Italienischen Physiker und Elektroingenieur Guglielmo Marconi (* 25.4.1874 in Bologna, † 20.7.1937 in Rom) – Nobelpreisträger

Jupp Tenhaef aus Kevelaer am 24. Dezember 1938 an Willi Leisner in Kleve:

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Dir und den Deinen.
Da ich annehme, daß Du zu Hause bist, schreibe ich Dir nach Kleve. Du hattest Deine Wohnung gewechselt.[1] Die Karte ist mir abhanden gekommen. Deshalb will ich’s Dir nach K. [Kleve] schicken oder nimmst Du’s mit, wenn Du nach B. [Bingen] fährst? Wie stehts mit dem Ding. Kommt’s in Zukunft noch. – Die Portokosten, die Du beim Versand hast, muß ich die herausschlagen oder ziehst Du sie ab, wenn Du das Geld wegschickst. Schreib mal, wenn’s geht. – Und besonderen Gruß an Karl.
Jupp und Geschwister

[1] Willi Leisner legte am 29.7.1938 die Werkmeisterprüfung in Bingen ab und arbeitete anschließend bis zum 29.9.1938 in Berlin bei der AEG. Ab 16.10.1938 lebte er wieder in Bingen.