Kaplan Heistrüvers Abschied von Kleve

Beitrag von Hans-Karl Seeger

 

Albert Heistrüvers (* 8.4.1908 in Hamb/Sonsbeck, † 18.12.1976 in Kerken) – Eintritt ins Colle­gium Borromaeum in Münster 1.5.1930 – Priesterweihe 6.7.1935 in Münster – Kaplan in Kleve St. Mariä Himmelfahrt (Nassauerstr. 8) 18.7.1935 bis 1946 – zwischen­zeit­lich Evaku­ier­ten­seelsorger in Salz­we­del 1944/1945
Aus dem Kirchlichen Amtsblatt für die Diözese Münster:
21. Oktober 1944 Heistrüvers, Albert, Kaplan zu Kleve St. Mariä Himmel­fahrt […] Düsterhus, Franz, Kaplan zu Materborn, z. Zt. in Haltern, wurden be­auftragt, die Seelsorge der Evakuierten im Bezirk der Pfarre Salzwedel (Alt­mark) wahrzunehmen (KA 1944 – Nr. 23, Art. 179: 126).
Kaplan in Duisburg St. Gabriel 1946 – Pfarrer in Büderich 1954 – Dechant im Dekanat Rheinberg 1968 – Pfarrer i. R. 1969

Kaplan Albert Heistrüvers’ „Abschiedspredigt an die Jugend“ vom 6. August 1946 fand sich in der Hinterlassenschaft von Karl Leisners Schwester Maria. In dieser Predigt ruft er der Jugend zu:
„Alles was nur lebt und glaubt und hofft und liebt, alles was zu Gott und Christus und Kreuz und Erlösung steht, alles schart sich um den Altar. Unsere kleine Gebetsgemeinschaft erweitert sich zur großen Gemeinschaft der Heiligen, zu einer einzigen großen Gebetsgemeinschaft vor dem Throne der Gnade, die Heiligen für uns, wir füreinander und unsere toten Brüder. Wir füreinander heute besonders, da nun unsere Wege auseinander gehen, ihr für mich und ich für euch. Wir für unsere toten Brüder, die der Herr aus unserer Gemeinschaft abrief, soviele gerade in den letzten Jahren, die uns nahestanden und lieb und teuer waren, wo der Herr den Hirten und die Herde geschlagen, sie sollen in unserer Abschiedsstunde nicht vergessen sein. Wir wollen ihnen Worte der Liebe und Fürbitte sagen in der Gnadenstunde der Kreuzerhöhung.“

Bei den Toten wird er mit Sicherheit an Karl Leisner gedacht haben, bei dessen Totenmesse er als Subdiakon assistierte.

Montag, 20. August 1945
Elisabeth Haas:
Montag – 20.8.45 – feierten drei Karl bekannte Prie­ster [mit] Kaplan Paul Dyck­mans die heilige Eu­cha­ristie [als Levite­namt] für den Primi­zi­anten. Ka­plan [Bern­hard] Wormland hielt die Predigt.[1] Die Kir­che war über­füllt, am Ende der Messe san­gen die Gläubi­gen „Großer Gott, wir loben dich“[2]. Nach der Meßfeier geleitete eine große Men­schenmenge den jun­gen Marty­rer­prie­ster zur Ruhestätte auf den Klever [neuen] Fried­hof.[3] Bürger­mei­ster Dr. [Josef] Stap­per sprach eine eindrucks­volle Grab­rede.
[1] Der zuständige Pfarrer, Propst Jakob Küp­pers, war am 7.10.1944 beim Bomben­angriff auf Kleve getötet worden. Pastor Paul Hellraeth hatte keine be­sondere Beziehung zu Karl Leisner, so über­ließ er den jungen Priestern die­sen Dienst, über­nahm aber die Beisetzung auf dem neuen Fried­hof. Es assi­stierten die Kapläne Albert Hei­strü­vers als Sub­diakon und Wilhelm Hetterix als Diakon.
Jakob Küppers (* 22.7.1873 in Goch, † beim Luftangriff auf Kleve 7.10.1944) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 24.4.1895 – Prie­ster­weihe 18.3.1899 in Münster – Kaplan in Kleve St. Mariä Himmelfahrt 1899–1909 – Kaplan in Keve­laer 1909–1918 – Pfarrer in Kleve (Kapitelstr. 8) 25.9.1918 – Definitor 1922 – Dechant 21.12.1926 – Propst h. c. 1943
Wilhelm Hetterix:
Als […] sein [Karl Leisners] Leichnam nach Kleve überführt werden konnte, bat mich Vater [Wilhelm] Leisner, für das Seelen­amt und die Beerdigung zu sor­gen. Es ge­lang mir, für die Predigt den damaligen Ka­plan Worm­­land zu ge­win­nen. Ich meine, die Beerdigung hat Pfarrer Hell­raeth vorge­nom­men (Seligsprechungsprozeß: 994).
Paul Dyckmans:
Der älte­ste Pfarrer in Kleve, Pfarrer Hellraeth, nahm die Beiset­zung vor (Seligsprechungspro­zeß: 683).
Franziska Leisner aus Oberbessenbach am 6.1.1946 an Willi Leisner in Berlin:
Ein lieber Brief mit Grüßen von allen [aus Kleve] hat nicht gefehlt. Auch lag ein Bericht von der Grabrede Karls bei, die ganz fein ist und Du hoffentlich bald selbst von unseren Lieben erhältst. Einige beigelegte Totenzettel habe ich auch im Päckchen erhalten. Sie sollen sicher für Dich sein, wenn es auch nicht eigens geschrieben wurde.
[2] Gotteslob 1975 Nr. 257; Gotteslob 2013 Nr. 380
Wilhelm Haas:
Es hat mich sehr erschüttert, daß zum Ab­schluß das „Gro­ßer Gott, wir loben dich“ ge­sungen wurde (Seligsprechungspro­zeß: 1081).
[3] Einer der Sargträger war Karl Leisners Konabitu­rient Lam­bert Michels.

Abschiedspredigt an die Jugend

Heistrüvers

 

Da die Pfarrkirchen in Kleve nach dem Krieg noch nicht wieder bernutzt werden konnten, wurde dieser Gottesdienst im Jugendheim an der Brabanterstraße gefeiert. Dieses Heim war in der Nazi-Zeit im Besitz der Hitlerjugend.

Augenzeugenbericht über den Bombenangriff auf Kleve am 7. Oktober 1944 von Kaplan Albert Heistrüvers

Heitrüvers_Küppers

Siehe auch Aktuelles vom 7. Oktober 2014 – Vor 70 Jahren – 7. Oktober 1944 im KZ Dachau und in Kleve.

Kaplan Albert Heistrüvers in Karl Leisners Tagebucheinträgen und Briefen

Münster, Sonntag, 27. Oktober 1935, Christ-Königs-Fest
In einer Führersitzung des Jungmännervereins zusammen mit Kaplan Hetterix und Kaplan Heistrüvers entstand dieses „Pro­gramm“ [zum Christ-Königs-Fest].

Münster, Montag, 25. November 1935
Brief, bzw. Karten an Bernhard Boine, Familie, Kaplan [Ferdinand] Stege­mann, Ka­plan Heistrüvers, Theo Reckhaus und Dortmund [Fami­lie Balthasar Väth].

Münster, Montag, 27. Januar 1936
Briefe an Willi, Gerrit [Paanakker], Theo D. [Derksen], [Gerd] Matthäi (Karte!), Frau [Helene] Tillmanns, Dr. [Bernhard] Peters, Kaplan [Ger­hard] Al­sters, Hein W. [Wennekers], Dr. [Heinrich] Schönzeler, [Kaplan] Al­bert Hei­strüvers, Kaplan [Franz] Demers, Kaplan Stege­mann, Tante Julchen, Hans Seeger, Dechant Küppers, [Urban] Peif­fer, Fräulein [Dora] Peun, Willi Bodden und Johann Peters. Bis Mitt­woch­morgen daran gearbeitet!

Am 6. Dezember 1936 wurde in Kleve Gerhard Brock in den Ka­tholischen Jungmännerverein aufgenommen. Unterschrieben ist der Ausweis von Hein Wennekers und Kaplan Albert Heistrüvers.

Kleve, Sonntag, 25. Juli 1937 (im Urlaub vom Arbeitsdienst)
6.15 Uhr Wecker. In unserer herrlichen Bude! Ein Ge­fühl. Warmes Bad. O ..! 7.00 Uhr heilige Messe in der Stifts­kirche. Studienrat [Dr. Joseph] Storm getroffen. – Und Kaplan Demers. Jungen aus der Sturmschar. O Hei­mat! Und Christus in ihr! Zu Hause einen echten Mor­genkaffee mit „Krinte­weck“ [Korinthenbrot]. – Klavier wieder etwas. Dann aufs Rad. Zu Kaplan Heistrüvers, [Urban] Peiffer (nicht da), P. Markus [Müßig OFMCap], [Ehepaar Heinrich und Karoline] Otten, (im Prinz-Moritzpark Jun­gen getrof­fen). – Dechant [Jakob Küppers heute am Fest des heiligen Jakobus] (zum Namenstag gratuliert) – (Auf der Gruft [Joseph oder Urban] Gerstner getrof­fen. (In Hoogstede) (Schön­zeler auch schon in Fe­rien) – und zu Geschwi­ster Peiffer [Ur­ban, Lie­sel] (mit Thej K. [Theo Köster] und Hermann Hach­mann, die ich an der [? Stifts-]Kirche traf). (Mor­gens im Jugendheim gewesen bei Jungs aus dem Gau). Nur Tante Lina [Otten] zu Hause. Schickt mich zu Franz und Ottilie [Peiffer] bei Loock. Prächtig. Lettera di [Brief von] Dr. Bog aus Oxford. Groß! – Erzählt. Mäch­tige Freude! Ur­ban, Liesel, Margret [Magdalene] sind mit Mutter [Maria Peiffer] und Tanten [Karoline, Maria, Sophie, Elisabeth, Ottilie und Agnes Peiffer] in einem Heim am Rhein. Herr­lich! 2,50 Reichsmark pour la main [auf die Hand]. Abschied. Für Theologenheim gewor­ben. Ia!

Kleve, Sonntag, 2. Januar 1938
7.00 Uhr heilige Messe. Nachher mit Kaplan H. [Albert Heistrüvers] unter­halten. O ihr animae anxiatae [anxiae – ängstlichen Seelen]! – Na ja – Albert ist ein feiner Priester trotzdem.

Münster, Sonntag, 13. November 1938
Für Eure liebe Grußkarte mit Kaplan H. [Albert Heistrüvers] und Fränz [Ebben] zusammen herzlichen Dank. – Ich denke mit Freude zurück an die schönen Ferientage bei Euch.

Kleve, Montag, 20. März 1939
9.00 Uhr in der Stiftskirche [als] Subdiakon [assistiert]. Feierliches Josefs­amt[1] und Absolution ad tumbam [Lossprechung an der Tumba] für Frau Constanze Dreis. – Kaplan Heistrüvers zelebriert, Kaplan De­mers als Diakon dirigiert mich gut.[2] – 2,00 Reichsmark Stolge­bühren.
[1] Das Fest des hl. Josef wurde nachgeholt, weil der 19.3. ein Sonntag war.
[2] Es war ein Levitenamt und vermutlich Karl Leisners erster Dienst als Subdiakon.

Dachau, Samstag, 12. Juli 1941
Über Briefe vom 23.6. und 2.7. eitel Freude! […] übrigens und Albert H. [Heistrüvers] auch dicke Grüße.

Dachau, Samstag, 4. Oktober 1941
An alle lieben Konfra­tres treuen Gruß, beson­ders Küppers, [Johannes] Giese, Leo Schm. [Schmitz], Albert H. [Heistrüvers],

Dachau, Samstag, 29. November 1941
Schon jetzt wünsche ich allen Lieben, be­sonders allen Frontkameraden eine frohe heilige Weihnacht und gutes 1942. […] Kaplan Steg. [Ferdinand Stege­mann], Heistr. [Albert Heistrüvers] und den neuen Kaplan [Ludwig Deimel]

Dachau, Freitag, 3. April 1942, Karfreitag
So wünsche ich Ih­nen, Kaplan Steg. [Ferdinand Stegemann], Heistrüvers,

Dachau, Samstag, 25. Juli 1942
[…] liebe Grüße zurück. Auch an [Familie Josef] Fas­ben­ders! Albert Heistrüvers zu seiner Arbeit gute Wünsche und Grüße.

Dachau, Samstag, 3. Oktober 1942
Grüßt alle herzlichst! Auch […] Heistrü­vers,

Dachau, Samstag, 12. Dezember 1942
Dank und herzliche Fest- und Neujahrs­wünsche an […], Al­bert [Heistrüvers]

Dachau, Samstag, 9. Januar 1943
Albert [Heistrüvers] und allen lieben Confratres in Hei­mat und an der Front gute Wünsche und Grüße fürs neue Jahr.

Dachau, Samstag, 16. Oktober 1943
An […] Heistrüvers und […] eben­falls gu­ten Gruß.

Dachau, Samstag, 13. November 1943
Übermorgen [am 15.11, dem Fest des hl. Albertus Magnus,] feiert Albert Heistrüvers seinen Namenstag. Ich feiere mit und denke seiner.

Dachau, Samstag, 22. April 1944
An […] Heistrüvers […] und die ganze geistliche Bruderschaft frohe Maiengrüße.

Dachau, Samstag, 27. Januar 1945
Ihm gute Grüße und Segen. Ebenso an […] Heistrüvers