Kardinal Faulhabers Tagebücher und seine Notizen zu Karl Leisner

2014_00_04_FaulhaberDr. Michael Kardinal von Faulhaber (als bayerischer Bischof geadelt) – (* 5.3.1869 in Klo­ster­heidenfeld, † 12.6.1952 in München) – Priesterweihe 1.8.1892 in Würz­burg – Bi­schofs­weihe zum Bischof für das Bistum Speyer 19.2.1911 – Wahlspruch „Vox tempo­ris Vox Dei! – Der Ruf der Zeit ist Got­tes Ruf!“ – Erzbischof von München und Frei­sing 1917 – Kardinal 1921 – Schon früh distan­zierte er sich vom Nationalsozialismus. So wies er z. B. die Beschuldigungen, die Fritz Gerlich[1] ins KZ brachten, klar und deutlich zurück. Später trug er entscheidend zur Durch­führung von Karl Leisners Priesterweihe im KZ Dachau bei.
[1]
Dr. phil. Carl Albert Fritz Gerlich (* 15.2.1883 in Stettin/Szczecin/PL, † ermordet 30.6.1934 im KZ Dachau) – Jour­nalist u. Historiker – eine der Hauptpersonen des journa­lis­tischen Wider­stands gegen Adolf Hitler – Er wurde am 9.3.1933 von einem SA-Trupp mißhandelt und blieb fast 16 Monate in München in „Schutzhaft“. In der Nacht vom 30.6. zum 1.7.1934 wurde er im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch ins KZ Dachau verlegt und dort auf dem Schießstand des Lagers erschossen.

Quelle des Fotos: IKLK-Archiv

Die Tagespost vom 14. Dezember 2013 berichtete über „Ärger um Tagebücher von Kardinal Faulhaber“.

2014_00_04_FaulhaberTagespost

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Prälat Johannes Waxenberger (* 9.6.1915 in Velden an der Vils, † 25.6.2010) – Priester­weihe 29.6.1947 in Freising – Sekretär von Michael Kar­dinal von Faul­haber 1.1.1949–12.6.1952

 

 

Hans-Karl Seeger berichtet:
Als anläßlich des 50. Todestages von Michael Kardinal von Faulhaber 2002 das Kardinal-Faulhaber-Ar­chiv in München geöffnet wurde, hoffte ich, etwas zu finden, was noch mehr Licht in das kirchengeschichtlich so einmalige Ereignis der Priesterweihe und Primiz von Karl Leisner im KZ Dachau brächte. Bei meinen Forschungen stieß ich auf zwei bis dahin unbeachtet geblie­bene postkartengroße Zettel mit meist stenographischen Notizen in Ga­bels­berger-Kurzschrift[1], auf denen ich mir bekannte Namen in Langschrift erkennen konnte. Da ich nur die Einheitskurzschrift beherrsche, war ich auf eine Transkription angewiesen, die freundlicherweise Herr Alois Schmidmaier vor­ge­nommen hat. Herr Hans Gebhardt, ebenfalls Fachmann für Ga­belsberger-Kurz­schrift, hat den Text gegengele­sen und einige Unklarheiten beseitigt. Es zeigte sich, daß die beiden Zettel zusam­mengehören. Bemerkungen zu den Auswirkungen des Natio­nalsozia­lismus 1944/1945 im kirchlichen Bereich, insbesondere in Bezug auf das KZ Dachau, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Notizen. Weitere stenographische Notizen des Kardinals ergänzen und erklären stellenweise seine Ausführungen auf den beiden Zetteln.
[1]
Franz Xaver Gabelsberger (* 9.2.1789 in München, † 4.1.1849 ebd.) – Stenograph – Er schuf als erster eine Kurzschrift in Anlehnung an die deutsche Schreibschrift.

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Erzbischöfliches Archiv München und Freising NL Faulha­ber 6831

 

Die Kommentierung dieser Notizen ist erschienen unter:
Hans-Karl Seeger. Persönliche Notizen Kardinal Faulhabers am Ende der Zeit des Nationalsozialismus. In: Anton Landersdorfer, Beiträge zur altbayerischen Kirchengeschichte Bd. 48, München 2005: 375–453

Link zur kommentierten Veröffentlichung der Notizen

Hilfreich wäre noch die Einsicht in die Besuchertagebücher des Kardinals gewesen. Diese hatte Prälat Johannes Waxenberger in Verwahrung. Nach seinem Ableben 2010 kamen sie ins Archiv des Erzbistums München und Freising. Dort erwarb ich eine Kopie der für die Kommentierung der Priesterweihe von Karl Leisner wichtigen Eintragung, deren Inhalt mir Prälat Waxenberger bereits am 14. Februar 2002 telefonisch mitgeteilt hatte.

2014_00_04_WaxenbergerText

 

Erzbischöfliches Archiv München und Freising NL Faulha­ber 10022: 88

 

Do. 7.12.1944, 10.30 Uhr. Jos. Mack mit Brief von Πιες [(P. Otto) Pies (SJ)]. Rück­be­richt durch Frater [Johannes] Za­wacki [SJ]. Ordin. pres. [Weihe­erlaubnis] erteilt wor­den Λεισνερ [(Karl) Leisner] Münster. Und dazu die Sachen schicken.