Für die Gruppe St. Werner aus Kleve mit Karl Leisner war Maria Laach 1930 ein lohnenswertes Ziel und für die Jungschargruppe St. Georg aus Kleve mit Hans-Karl Seeger 1949.
Der F.A.Z.-Artikel vermittelt einleitend einen Eindruck von der Faszination, die ein Besuch des Klosters auslöst.
Quelle der Fotos: Benediktinerabtei Maria Laach
Quelle der Fotos:Pater Sebastian M. Debour OSB Gerleve
Maria Laach war ein Anziehungspunkt für die Jugendbewegung. Da Karl Leisners Religionslehrer Dr. Walter Vinnenberg an die Heimschule in Maria Laach gegangen war, führte eine Fahrt der Gruppe St. Werner, deren Mentor er in Kleve gewesen war,1930 u. a. nach Maria Laach. Die Jungen zelteten auf dem Gelände der Heimschule.
Auszüge aus Karl Leisners Tagebuch:
Maria Laach, Dienstag, 10. Juni 1930, 4. Tag
Lager an der Heimschule
7.00 Uhr raus aus’m Zelt. Dann am 150 m weit entfernten Kran der Heimschule gewaschen, die Zähne und die Schuhe geputzt. Darauf gefuttert (Butterbrote). – Um 8.00 Uhr Messe.
Maria Laach, Mittwoch, 11. Juni 1930, 5. Tag
Um 7.00 Uhr raus. Um 8.00 Uhr Kaffee. Dann ein wenig Fußball trainiert und geruht. Um 12.00 Uhr Mittag. Dann Ruhe. Nach der Ruhe gingen wir mit Walter (die meisten Heimschüler mit einigen Magistern einen andern Weg) nach Maria Laach. Dort in der Badeanstalt im [Laacher] See tüchtig geschwommen. Alsdann sahen wir uns die prächtige Benediktinerkirche an (romanisch). Dann ging’s zurück zur Heimschule.
Maria Laach, Donnerstag, 12. Juni 1930, 6. Tag
Um 6.00 Uhr standen wir auf. Um 7.30 Uhr marschierten wir zur Abtei Maria Laach. Vorher hatten wir „schnabuliert“. In der Klosterkirche wohnten wir dem Choralhochamt bei. Die Mönche singen dort wirklich glänzend. Das nennt man noch Choralsingen. – Nach dem Hochamt besichtigten wir unter Führung von P. Severinus [Uhles OSB], einem gebürtigen Kölner, das Kloster. Es war allerhand an Kunst zu sehen. (Kapitelsaal mit Beuroner Gemälden. – Eine besonders schöne Kapelle usw.). Auch in die Klosterbibliothek guckten wir mal eben herein. Um 13.00 Uhr waren wir wieder beim Zelt.
Aktuelles vom 26. September 2013
Maria Laach, Sonntag, 15. Juni 1930, 9. Tag
Um 3.55 Uhr werde ich von selbst wach, wie ich mir vorgenommen hatte. Vorsichtig wecke ich Gertje Gr. [Gruitrooy]. – Wir kriechen vorsichtig über die andern weg zum Eingang. Heraus! – Donner, was ist es neblig! Frisch! Wir waschen uns und putzen eben über die Schuhe. Um 4.30 Uhr marschieren wir los. Unter Pfeifen, Singen und Erzählen gelangen wir um 5.30 Uhr zur Abteikirche Maria Laach. Gerade hatten die Mönche ihr Chorgebet beendet. Kurz darauf begannen wohl sechs bis sieben heilige Messen.[1]
Um 6.00 Uhr hauten wir nach Anhörung dieser Messen wieder zum Zelt zurück. Wir waren richtig fröhlich aufgelegt.
Um 6.45 Uhr, als die [andern] gerade auf waren, waren wir da und wollten jetzt nach Nickenich[2], während die andern um 8.00 Uhr in die Messe gehen wollten. Das wurde nicht genehmigt; nur weil sie Neid hatten, daß wir in Maria Laach gewesen waren. Wir taten so, als ob wir doch losgehen wollten, und brachten dadurch die Gemüter der andern bis zum Siedepunkt. Um 7.50 Uhr holten wir uns zum Erstaunen der andern unsre Gebetbücher und gingen ganz artig in die „Gemeinschaftsmesse“ um 8.00 Uhr [in der Heimschule], wovon uns aber leider am vorhergehenden Tag nichts gesagt worden war; denn sonst wären wir bestimmt nicht nach Maria Laach gegangen.
[1] Vor der Liturgiereform zelebrierten die Mönche häufig zur gleichen Zeit jeweils jeder für sich eine hl. Messe an einem Seitenaltar.
[2] Ab 13.3.1935 war dort der am 19.8.1942 im KZ Dachau verstorbene Johann Schulz als Pfarrer tätig.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die Anziehungskraft des Klosters nicht nach. Über die Fahrt nach Maria Laach, an der Hans-Karl Seeger mit seiner Gruppe St. Georg im Juli 1949 teilgenommen hat, existiert ein Fahrtenbuch.
Samstag, 30. Juli 1949
Auch heute morgen haben wir lange geschlafen. Nur Franz [Sevens] und Norbert, diese bedauernswerten Kerle mußten früh heraus. Sie sorgten für das Essen. Nach einer Stunde kamen sie mit Milch, Obst, Möhren und Kartoffeln zurück. Die meisten Faulpelze waren wahrhaftig „schon“ auf.
[…]
Als wir ihn [Köbes] endlich im Wald gefunden hatten, marschierten wir zum Kloster zum Gebet der Mönche. Danach gingen Franz und Schuster ins Kloster, um Pater Ambrosius [Dohmes OSB[1]] einen Besuch abzustatten. Die anderen langweilten sich inzwischen auf dem Klosterhof. Aber der Besuch sollte Früchte tragen. Nach einer halben Stunde wurden wir nämlich in das Armsünderstübchen des Klosters gerufen. Dort durften wir zum Schrecken des bärtigen Küchenpaters unsere Mäuler stopfen. Köbes versuchte vergeblich, den Pater Ambrosius auf den Arm zu nehmen. Dann erschien der Pater auf einmal mit einem Stapel Bücher. Was bedeutete das? Wir sollten es bald merken. Er drückte jedem so ein Ding in die Hand. Bei näherer Untersuchung entpuppten sich diese „Dinger“ als Sonntagschotts, welche ein Geschenk des Apostolischen Visitators für Deutschland S. E. [Seine Exzellenz] Bischof [Aloysius] Muench (1889–1962), für die deutsche Jugend waren. Nachdem wir uns bedankt hatten, sind wir zum Lager zurückgegangen. Dort haben wir uns wie gestern abend mit den anderen Jungens ans Feuer gesetzt. Es war schon ziemlich spät, als wir in die Zelte krochen.
[1] Pater Ambrosius (Wilhelm) Dohmes OSB (* 20.4.1901 in Lobberich, † 5.10.1971) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1921 – Priesterweihe 27.2.1926 in Münster – Kaplan u. Domchordirektor in Xanten 15.9.1930–31.5.1934 – Am 1.6.1934 trat er als Pater Ambrosius in Maria Laach ein.
Sonntag, der 31. Juli 1949
Unser Plan, schon in der Frühe dieses Tages mit den Kranenburgern in Richtung Heimat zu fahren, fielen ins Wasser. (Wasser war ja genug da.) Das kam so: P. Ambrosius machte uns den Vorschlag, nicht so früh, sondern erst am Mittag abzufahren. Er riet uns, das Hochamt mitzufeiern und anschließend die Abtei zu besichtigen. Denn sonst hätten wir ja das Ziel der Fahrt verfehlt. Unsere Absicht war ja, Maria-Laach zu erleben und nicht nur dort zu lagern. Und man erlebt Maria Laach nur, wenn man seine Liturgie mitfeiert. Daher nahmen wir den Vorschlag an. Wir wurden nicht enttäuscht. Das Choralamt, welches wir hörten, war wirklich etwas einmaliges. Dieses Hochamt wurde von den etwa 100 Mönchen und Brüdern gestaltet. Nach dem Amt bekamen wir von unserem bärtigen Freund jeder ein Kochgeschirr[1] Kaffee (Marke: vorne spitz und hinten spitz)[2]
[1] Auf Fahrten hatte man damals ein Kochgeschirr aus dem Bestand der Soldaten dabei. Getränke wurden aus dem Deckel getrunken, wobei der Griff vor allem bei heißen Getränken hilfreich war.
[2] aus den spitzen Körnern von Gerste, Roggen o. Weizen gebrannter Ersatzkaffee