Im roten Primizgewand feierte Karl Leisner am 2. Weihnachtstag 1944, dem Fest des heiligen Stephanus, seine erste, letzte und einzige Hl. Messe.
Fenstergestaltung der Künstlerin Inge Brück (Meschede) – ausgeführt von der Firma Glasmalerei Peters (Paderborn)
Die Kirche „St. Maria von der Immerwährenden Hilfe“ in Helminghausen: Grundsteinlegung 1906, Benediktion 1907 (344 m ü. NN)
Stefan Knust aus Helminghausen berichtet:
Werdegang der neuen Fenster:
Im Rahmen der Kirchenrenovierung in Helminghausen sollten die bisherigen Betonglasfenster durch neue (in Anlehnung an die Fenster aus der Erbauungszeit des Gotteshauses / an die Fenster im Chorraum) bleiverglaste Fenster ersetzt werden. In den Medaillons der sechs neuen Kirchenschifffenster sollten Heilige ihren Platz finden. Mit Hilfe der Firma Glasmalerei Peters aus Paderborn wurden Entwürfe erarbeitet, aber mit der Ausgestaltung der Fenstermitten ging es nicht weiter. Der Seelsorger der Gemeinde, Pater Ulrich Maria Ebert, hatte aufgrund seiner Tätigkeit Verbindung zu der Künstlerin Inge Brück. Diese gab als Entwurf eine so überzeugende Darstellung des Hl. Sebastian (der ebenfalls in den neuen Fenstern umgesetzt werden sollte) ab, dass der Kirchenvorstand sich entschloss, Frau Brück um die Ausgestaltung der Fensterflächen zu bitten. Da der bisher verfolgte Stil, eine Bleiverglasung zu verwenden, nicht zur Kunst von Inge Brück passte, wurden die bisherigen Fensterentwürfe verworfen und es entstanden – ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Firma Peters – durch Frau Brück sechs Fenstergestaltungen mit wichtigen Personen des Glaubens: der Königin Ester, der Hl. Ida von Herzfeld (erste Heilige Westfalens), der Hl. Sr. Faustina (Künderin der Barmherzigkeit Gottes), dem König David, dem Hl. Sebastian sowie dem Sel. Karl Leisner. Die Vorschläge kamen von Pater Ulrich. Bei Karl Leisner hatte er das Anliegen, jemanden für die Jugendlichen darstellen zu lassen: der Sel. Karl Leisner als Fürsprecher für die jungen Menschen. Er ist in der nationalsozialistischen Vergangenheit „nicht umgefallen“. Er hat in dieser Zeit Zeltlager veranstaltet und Jugendarbeit betrieben. Da er gegen den Strom geschwommen ist, wurde er ins Konzentrationslager gebracht. Die Jugendlichen in unserer Zeit laufen Gefahr, im Strom mitzuschwimmen. Die Nähe zu Karl Leisner drückt gleichzeitig die Frage aus: was machen wir mit den Jugendlichen?
In dem Fenster soll auch der Anstoß deutlich werden, sich mit dem Seligen zu beschäftigen. Auch zeigt sich, dass es im Dritten Reich – auch in Anbetracht geschichtlicher Aufarbeitung – gute und vorbildhafte Menschen gegeben hat.
Wie kam nun Karl Leisner in das Blickfeld von Pater Ulrich? Der Vikar in seiner Heimatgemeinde in Soest gab ihm als Jugendlichem im Alter von etwa 16 Jahren Literatur über diese Persönlichkeit. Das war ein Anstoß, sich mit ihm näher zu beschäftigen. Der Hl. Papst Johannes Paul II. hat später durch die Seligsprechung Leisners verdeutlicht, dass dieses Vorbild im entschiedenen Handeln für uns ein wirklicher Zeuge unseres Glaubens ist.
Frau Brücks Anliegen bei der Ausgestaltung der neuen Kirchenfenster war insbesondere auch, etwas für die Jugendlichen darzustellen. Sie hat alle Fenster aus dem Glauben heraus gestaltet. Ihre innere Überzeugung überträgt sich auch auf die Bilder und schließlich auf die Betrachter der Bilder.
Im Rahmen der Gemeindewallfahrt am 14. September 2008 wurde u. a. der Sel. Karl Leisner, der in einem der neuen Kirchenfenstern dargestellt werden soll, der Gemeinde an einer Wegstation näher vorgestellt.
Die 6 neuen Fenster wurden Mitte Dezember 2012 im Rahmen einer umfassenden Kirchenrenovierung von der Firma Glasmalerei Peters (Paderborn) in die Kirche eingebaut.
Aus dem Faltblatt zu den neuen Fenstern:
Die neuen Fenster in der Kirche „Maria von der Immerwährenden Hilfe“ in Helminghausen
… zeigen Personen aus dem Alten Testament, aus der Frühzeit der Kirche sowie aus der jüngeren Zeit. Man begibt sich somit auf eine Zeitreise. Passend dazu wurden von der Künstlerin Inge Brück Texte eingefügt, die den Betrachter einladen, sich mit diesen Vorbildern im Glauben zu beschäftigen. Dabei sind die Inschriften je nach Lichteinfall nicht immer auf Anhieb in Gänze lesbar sondern es erfordert auch einmal einen Schritt nach rechts oder links, um den ganzen Text erfassen zu können. So ist es auch oft im alltäglichen Leben: nicht alles ist sofort erkennbar und muss erschlossen werden.
Fenster hinten rechts: Sel. Karl Leisner
Inschrift:
Christus ist meine Leidenschaft
Du armes Europa,
zurück
zu Deinem Herrn
Jesus Christus!
(Karl Leisner 16.6.1945)
Sel. Karl Leisner,
bitte für unser Volk, seine Priester und die Jugend der ganzen Welt.
Gedanken der Künstlerin:
Die Früchte seines Martyriums, seine fromme Unbestechlichkeit ist jungen Menschen ein Vorbild für ein Leben aus dem Glauben.
Gotteslob alt Nr. 644 / neu Nr. 481 zweite Strophe: Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit, …
Die Künstlerin:
Gott
kennt den
richtigen Zeitpunkt.
Michaela Fürst im Gespräch mit Inge Brück:
Inge Brück, 1936 geboren in Mannheim – katholisch. Nach Schauspielschule Einstieg in die Unterhaltungsbranche: Theaterbühne, Rundfunk, Fernsehen. Nach intensiver Suche nach Wahrheit 1973 Hinwendung zum lebendigen Glauben. Glaubenszeugnis in Funk, Fernsehen, Printmedien und in freikirchlichen und katholischen Gemeinden. (Kölner Express titelte: Hat die Brück einen Tick?)
Anfang der 80er Jahre Gründung und Beginn der Initiative „Künstler für Christus“ in großen Kirchen und Basiliken. Lebt heute zurückgezogen in einer Klausenkapelle in Nordrhein-Westfalen.
Zu Ihrem Leben gehört eine sehr erfolgreiche Karriere als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin. Heute leben Sie zurückgezogen in einer Klause. Gab es da eine Wende?
Ja, sie war total. Nach einer etwa zweijährigen Suche nach Wahrheit, in denen mich Fragen wie: Was bedeutet das Leben, was für ein Sinn steckt dahinter? fand ich an einem Nachmittag im Frühjahr 1973 in Christus die Antwort auf all meine Fragen. Danach hat sich mein Leben komplett verändert.
Sie haben „Künstler für Christus“ ins Leben gerufen. Worum geht es bei dieser Initiative?
Es ging darum, Künstler zu finden, die hinter diesem Titel „Künstler für Christus“ stehen. Es waren Andachten in Großkirchen und Basiliken mit Musik und persönlichen Zeugnissen. Meine Mitbewohnerin in der Klause, Andrea Kunte, war auch meine langjährige Mitarbeiterin bei „Künstler für Christus“ und für den praktischen Teil unserer Andachten zuständig. 2007 fand das letzte „Künstler für Christus“ im Bamberger Dom statt zum 1000 Jubiläum der Diözese mit Erzbischof Schick.
Was prägt Ihr Leben in der Klause bei Meschede?
Gebet, Heilige Messe neben malen und schreiben, Gartenarbeit. Natürlich meine süßen Tiere: Hühner, Katze, Hund und Andreas (sie ist Imkerin) Bienchenhonig.
Sie komponieren, singen, malen und schreiben Gedichte. Worin sehen Sie die Aufgabe der Kunst für den Menschen?
Die Zeit des Komponierens und Singens ist eher vorbei. Was den christlichen Maler angeht, so will er den Blick des Betrachters auf das Wesentliche lenken, er will ihn innerlich erheben. Kunst sollte aufbauen. Bei meinen Portraitmalereien – besonders was die Heiligen angeht – helfen mir Vorlagen für eine möglichst glaubhafte Wiedergabe der Person. Der Betrachter soll dem Heiligen, so wie er war, nahe kommen.
Was sollte Ihrer Meinung nach in der Kirche im deutschsprachigen Raum wachsen und was kleiner werden, damit sie die Menschen erreichen kann, die Christus ferne stehen?
Ich glaube, dass die Katechese mehr werden sollte. Denn wenn Christen in das Gespräch mit Fernstehenden oder Andersgläubigen, Muslimen zum Beispiel, kommen, ist es sehr wichtig, dass sie selber gut in ihrem Glauben Bescheid wissen. Es ist wichtig zu wissen, was man glaubt. Was in der Kirche kleiner werden sollte? Dazu fällt mir auf Anhieb nichts ein. Die katholische Kirche vertritt einen hohen Anspruch, der für viele schwer verständlich ist, weil in der Medienlandschaft etwas ganz Anderes vertreten wird. Die klaren Richtlinien der Kirche, gerade was die Moral anlangt, bleiben der große Auftrag der Kirche über alle Zeitläufe der Geschichte hinweg. Und das geht uns alle an: unseren christlichen Glauben weiterzugeben, ob gelegen oder ungelegen.
Fotos Stefan Knust
Am 15. Oktober 1907 erfolgte die Einweihung des Gotteshauses. In den Nachkriegsjahren konnte die Kapelle grundlegend renoviert werden. 1956/1957 wurde eine Kassettendecke im Mittelschiff eingebaut; der Innen- und Außenanstrich wurde erneuert. Nach dem II. Vatikanischen Konzil stellte man 1967 einen Altar aus Schieferstein im neu gestalteten Chorraum auf. Nach langer Vorplanung erfolgte in der Zeit zwischen dem 17. Dezember 2012 (Einbau der neuen Kirchenfenster) und dem 13. April 2014 eine umfassende Kirchenrenovierung.
Das Originalzitat zur Fensterinschrift rechts neben Karl Leisner im Meßgewand lautet:
Christus – Du bist meine Leidenschaft
Heil!
Bei der Tagebuch-„revision“ am 2. September 1935
Siehe auch Link zum Sauerland Kurier vom 6. April 2014.