Im Rahmen der Eröffnung des letzten Teiles der Wegstrecke der „Wege der Jakobspilger von Bielefeld nach Wesel“ am 8. Mai 2015 in Telgte zeigt das Museum RELíGIO seit dem 19. April bis zum 6. September 2015 die Sonderausstellung „Pilgerwelten“.
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Während der Ausstellung wird der Besucher mehrfach auf Karl Leisner aufmerksam, so z. B. im Herdfeuerraum des Museums. Dort haben Jakobspilger u. a. mit Schlaf- und Rucksäcken sowie Pilgerlektüre und Erinnerungsstücken eine für die Ausstellung eingerichtete zeitgenössische Pilgerherberge mitgestaltet.
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Auf dem Büchertisch im Museum, im Schaufenster der Buchhandlung LesArt und an den Stempelstellen für die Pilgerausweise im Touristenbüro sowie in der Propsteikirche St. Clemens liegt der IKLK-Rundbrief-Nr. 42 „Wie Parzival will ich sein“ zur Ansicht aus mit dem Vermerk: „Dieser geistliche Pilgerführer ist gegen eine Spende für das REFUGIO Karl Leisner in Hospital de Órbigo (Provinz Leon) an der Kasse des Museums RELíGIO Haus 1 erhältlich“.
Die offizielle Eröffnung des Pilgerweges erfolgte am 8. Mai 2015 mit einer Pilgerwanderung zur Propsteikirche St. Clemens. Zahlreiche Pilger von nah und fern nahmen daran teil. Eine Gruppe war bereits in der ca. 20 km entfernten, ebenfalls am Pilgerweg gelegenen Reiterstadt Warendorf gestartet. Kurz vor Telgte traf die Gruppe an einem der ältesten Bildstöcke (1693) der Stadt auf die weiteren Pilger. Nach einer kurzen geschichtlichen Einführung und einem spirituellen Impuls machten sich die Pilger bei herrlichem Sonnenschein entlang wunderbar blühender Apfelbäume und weit ins Land strahlender Rapsfelder auf den Weg nach Telgte. Dort erwarteten zahlreiche weitere Pilger und eine angenehme Erfrischung in Form von Mineralwasser die Gruppe am sogenannten Emsbogen. Mit dem Durchschneiden des blauen Eröffnungsbandes wurde das letzte Teilstück des von Bielefeld nach Wesel führenden Weges offiziell eingeweiht. An die 200 Menschen zogen, begleitet vom mittelalterlichen Gesang des „Ensemble Custos“, zur Propsteikirche St. Clemens. Dort fand unter Leitung von Propst Michael Langenfeld und Pfarrerin Sabine Elbert sowie der Mitwirkung des Propsteichores und des „Ensemble Custos“ eine feierliche ökumenische Andacht statt. Nach Gruß- und Dankesworten der Vertreter der einzelnen Institutionen gab Ulrike Steinkrüger, Projektleiterin und Herausgeberin des Pilgerführers, anhand einer Projektion von Fotos aus dem Führer eine ausführliche Einführung in die Wegstrecke von Bielefeld nach Wesel, ehe man sich auf dem Kirchplatz zum fröhlichen Beisammensein bei einem von der Stadt Telgte liebevoll vorbereiteten Pilgerfest traf.
Der Pilgerweg von Telgte über Münster nach Wesel entspricht in entgegengesetzter Richtung fast exakt der Strecke von Karl Leisners Spielfahrt mit der Jugendgruppe Kleve vom 11. August bis zum 2. September 1930.
Fahrtenbericht von Ferdinand Falkenstein:
Spielfahrt der Jugendgruppe Kleve 1930
Emmerich–Anholt–Isselburg–Marienthal–Raesfeld–Borken–Coesfeld-Loburg–Nottuln–Billerbeck–Münster–Telgte
Mit selbstgefertigten Plakaten luden die Jungen in den einzelnen Orten zur Vorführung ihrer Kasperstücke ein.
Karl Leisner in seinem Tagebuch:
Kleve, Montag, 28. Juli 1930
Um 18.00 Uhr Zusammenkunft über Spielfahrt [11.8.–2.9.1930]. Ergebnis: Die Jüngeren gehen nicht mit, weil es nicht 1. wegen der Unkosten, 2. wegen Lästigkeit, geht. – Als Ersatz sollen sie mit Theo [Derksen] oder Föns [van Thiel] zur [Burg] Isenburg fahren. […] Finanzfragen zwecks Anschaffung des [Leiter-]Wagens erledigt. – Singen. Um 20.40 Uhr zu Hause. – Dort gefuttert und dann Tee gebraut […]. Um 21.40 Uhr, als Papa und Mama im Bett waren, angefangen, Plakate für die Spielfahrt zu malen.
Wie das Plakat ungefähr (!!) aussah
Bis 23.45 Uhr hatte ich dreieinhalb fertig. Dann war ich zu müde und konnte mich trotz des „Teegeschlürfs“ nicht mehr wach halten. Sofort sank ich in tiefen Schlaf mit dem Vorsatz, morgen früh früh wach zu werden.
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Impressionen von der Eröffnung des Pilgerweges
Ein Foto an fast gleicher Stelle mit Karl Leisner als Diözesanjungscharführer entstand am
Sonntag, 9. Juni 1935, Pfingsten
Diözesantage mit Treffen der Orts- und Bezirksjungscharführer in Telgte
Pfingsten 1935 Treffen der Bezirksjungscharführer in Telgte mit Karl Leisner als Diözesanjungscharführer
obere Reihe v. l.: 2. Josef Köckemann, 4. Hans Schlömer, 5. Wilhelm Wissing, 7. Karl Leisner, links vor Karl Leisner Heinrich Roth[1]
[1] Prälat Heinrich Roth (* 12.8.1899 in Oberhausen-Osterfeld, † 23.4.1972) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Februar 1919 – Priesterweihe 22.12.1923 in Münster – Mitglied des Reichsvorstandes des KJMVD 1932–1934 – Diözesanpräses des KJMVD 9.4.1934 – Domvikar 8.6.1934 – Wohnung 1936 Münster, Aegidiistr. 48 – Diözesanjugendseelsorger 1937/1938 – Rektor im Josefshaus in Münster 1941 – Spiritual im Priesterseminar in Münster 3.10.1949 – Generalassistent der Marienschwestern von Schönstatt 1959
Eine kleine Gruppe von Pilgern folgte den Spuren Karl Leisners auf dem aus Telgte hinausführenden Pilgerweg bis zum Abzweig zum Karl Leisner-Weg. Am Pilgerweg liegt das Knickenberghaus, heute ein Treffpunkt für Senioren, früher ein Teil des nach dem Krieg ausgebrannten Knickenbergschen Institutes. Dort unterrichtete Ludwig Vinnenberg, der Vater von Karl Leisners Religionslehrer und Mentor Walter Vinnenberg. Auf seinen Fahrten übernachtete Karl Leisner mit seiner Jugendgruppe ab und zu in dem der Schule angegliederten Internat. So z. B. auf der Westfalenfahrt.
Karl Leisner in seinem Tagebuch:
Westfalenfahrt
Freitag, 3. August bis Samstag, 18. August 1928
Teilnehmer: 1. Dr. Walter Vinnenberg, 2. teilweise Hermann van de Sandt, 3. Föns van Thiel, 4. Theo Derksen (nur Buldern) 5./6. Peter und Willi Drießen, 7. Jan Ansems, 8. Karl Tilders, 9./10. Hermann und Jupp Mies, 11. Peter Bause, 12. Frido Wais, 14. Jupp Kersten, 15. Willi Lenders (wurde nach der Fahrt herausgeworfen), 17. Albin Leßnick (nur in Münster und auf der Rückfahrt).[1] Auf der Fahrt wurden folgende Städte und Stätten besucht:
- Wesel, 3.8. von 10.00 bis 13.00 Uhr
- Bundestag [der rheinischen-westfälischen Mitglieder des Jungkreuzbundes] in Buldern 3.8. abends bis 5.8. vormittags
- Telgte (Knickenbergsches Institut) in der Nacht vom 5.8. zum 6.8 gepennt und am Morgen des 6.8. dort gefuttert
- Zeltlager [der Quickborn-Jungenschaft] zwischen Telgte in Westfalen und Westbevern an der Ems auf der Wiese des Schulze-Hobeling
- Münster in Westfalen
[1] Nr. 13. und 16. sind nicht besetzt.
Sonntag, 5. August 1928
Vom Bahnhof Buldern fuhren wir nach Telgte. Dort schliefen [wir] (duce auctore [auf Veranlassung unseres Führers Walter Vinnenberg]) im Knickenbergschen Institut. Am nächsten Tag begann das Telgter Zeltlager […].
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Quelle der Fotos: Gabriele Latzel und Karl Leisner-Archiv