Karl Leisner starb am 12. August 1945 in Planegg bei München

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Parola
Hoch am Himmel ziehn die Sterne leuchtend ihre Bahn.
Unser Hoffen, unser Wagen gehet allzeit him­melan.
Was ficht uns an die Not in diesem bißchen Zeit,
wo unsre wahre Heimat ist die Ewigkeit.
Freiburg/Br., 1.–2.3.1937
Adveniat Regnum Tuum! [Dein Reich komme! (Mt 6,10)]
(Kleve, 1.4.1937)[1]

[1] Die Datumsangabe bezieht sich auf den Beginn des Arbeitsdienstes.

Schon früh war Karl Leisner bewußt, daß seine wahre Heimat die Ewigkeit ist. Dies zeigt ganz deutlich das obenstehende von ihm selbst verfaßte Gedicht:

Bevor er diese Verse in seine Notizen und sein angefangenes Tagebuch aus dem Arbeitsdienst schrieb, hatte er sie bereits ins Gästebuch von Familie Joseph Ruby in Freiburg eingetragen:

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Hoch am Himmel ziehn die Sterne leuchtend ihre Bahn. –
Unser Hoffen, unser Wagen gehet allzeit himmelan.
Was ficht uns an die Not in diesem bißchen Zeit –
wo unsre wahre Heimat ist die Ewigkeit!
D
ank Euch allen für Eure Güte, die Ihr mir schenktet während dieser zwei unvergeßlichen Monate, besonders in den Tagen des Krankseins! Verzeiht mir, was ich Euch aus Nachlässigkeit nicht schenkte! Gott in seiner ewigen Güte vergelte Euch tausendfach! Er möge segnen Euer Haus!
Glück auf! Und hoffentlich sehn wir Euch einmal bald am Niederrhein!
2. März 1937      Karl Leisner

Außerdem erwähnt er das Gedicht noch in einem weiteren Tagebucheintrag und in einem Brief an seine „Nenntante“ Corry Paanakker.[1]

[1] Cornelia (Corry, sie selbst schrieb Corrie) Anna Maria Paanakker, geb. von Roessel (* 4.1.1889 in Til­burg/NL, † 23.9.1955 in Nijmegen/NL) – Sie besuchte mit Mutter Amalia Leis­ner das Internat Maria Roe­paan in den Niederlan­den und war mit ihr 50 Jahre lang befreun­det.

Münster, Freitag, 11. Februar 1938, Fest der Erscheinung der unbe­fleck­ten Jungfrau Maria[1]
Rechtes Sichbescheiden ist wahre innere Größe – nicht feiges Kapitulieren vor nicht zu ändernden gewordenen Zuständen und Tatsachen! – Horch in dich hinein und folge deinem Gewissen. Schule und bilde es mit Hilfe eines Seelenführers.
So – und jetzt: wild-dämonisch Herz, halt fein stille! Denn so ist’s Gottes Wille – auch wenn dich quält der Wehmut Schmerz!

[1] Heute heißt das Fest „Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes“. Es ist der Welt­­tag der Kran­ken.

Jeden Tag einen Baustein zum Turm der Persönlichkeit! (Vikar [Franz] Knecht, Freiburg/Br. 1937 [1936])
Jeden Tag näher zu Christus hin – dem Leben der Seele!
Denk’ daran, was du dir zu Freiburg
/Br. „auf den Leib schriebst“ an jenem so schmerzlichen Abschiedstag:
„Hoch am Himmel ziehn die Sterne leuchtend ihre Bahn. –
Unser Hoffen, unser Wagen gehet allzeit himmelan!
Was kümmert uns die Not in diesem bißchen Zeit:
wo unsre wahre Heimat ist die Ewigkeit.“
Wage dein Leben, dich fordert die Zeit!
Du wagst es für eine Ewigkeit.
Da gibt es kein haltloses, feiges Zagen,
Nur eins gilt’s heute: Wagen, wagen![1]
Und dies eine gewaltige Wagnis deines Lebens heißt: Christus! (Und das ist alles, dafür heißt es auf alles verzichten, um dafür frei zu sein.)

[1] von Karl Leisner verfaßt

Karl Leisner aus Münster am 6. Januar 1939 an Corry Paanakker in Nijme­gen:
Münster, am Feste der Erscheinung des Herrn 1939 (Dreikönigstag)
Liebe Tante Corry, liebes goldenes Geburtstagskind!
[…]
So danke ich Dir heute von ganzem Herzen. Und ich danke Gott für Dich! Dafür, daß Er uns Dich schenkte. Und so wollen wir miteinander Gott dan­ken. Du hast nun das „goldene Tor“ Deines Lebens durchschritten. Mögest Du noch wenigstens die Hälfte eines weiteren halben Jahrhunderts unter uns weilen. – Und nach aller Liebe und Freude hier auf Erden mögen wir uns dann einst wiedersehn mit allen Heiligen bei Gott!
„Hoch am Himmel ziehn die Sterne leuchtend ihre Bahn.
Unser Hoffen, unser Sehnen gehet allzeit himmelan.
Was kümmert uns die Not in diesem bißchen Zeit,
wo unsre wahre Heimat ist die Ewigkeit!“
Dieses Verschen, was mir einmal nach schwerem Leid und Kampf [bezüglich der Liebe zu Elisabeth Ruby] einfiel, als ich zum gestirnten Himmelszelt auf­schaute, sei Dir zum Schluß als Ge­burtstagsangebinde gewidmet.
In Gottes Namen und mit Vertrauen auf Seine Kraft ins zweite Halbjahr­hun­dert!