Boekhandel Adr. Heinen in ’s-Hertogenbosch, Kerkstraat 27, nahe der Sint Jans-Kathedraal
Quelle des Fotos: URL https://www.vvv.nl/activiteitenkaart/detail/26ab703d-63d5-4b20-84aa-e888d48020d2 – 14.4.2014
In seiner Heimatstadt Kleve stillte Karl Leisner seinen Hunger nach Büchern in der Buchhandlung Hintzen.
Buchhandlung Hintzen in Kleve, Hagsche Str. 46-48 (früher Grosse Strasse 40) – Gründung durch Hubert Hintzen (* 10.3. 1897 in Eschweiler, † 21.5.1964 in Kleve) 1925 – durchgängig in Familienbesitz – 1. Nachfolger Sohn Paul (* 10.9.1930, † 23.3.2011) – 2. Nachfolger Enkel Matthias
Quelle des Fotos: URL http://www.klever-schaetze.de/hintzen-buch/ – 3.10.2014
Am 7. September 1933 notierte Karl Leisner in sein Tagebuch:
Bis 11.00 Uhr bei Hintzen im Antiquariat „rumgekrost“. (Papini: „Lebensgeschichte Christi“![1]) Ha! Aber nicht eher kaufen bis Geld da![2] Vaters Geld schonen!
[1] Papini, Giovanni: Die Lebensgeschichte Christi, München 1924
[2] Karl Leisner ließ sich das Buch zurücklegen; am 18.10.1933 schrieb er an Walter Vinnenberg:
Ich […] lese Papinis „Lebensgeschichte Jesu“, ein wundervolles Buch. (Ich glaub’, Du wiesest mich mal darauf hin; und da entdeckte ich es im Antiquariat bei Hintzen für 3,00 RM nagelneu. Sofort hab’ ich’s mir reserviert.) Das tut einem im tiefsten Herzen gut so’n Buch. Ich glaube, daß ich jetzt das Evangelium viel hellhöriger, viel tiefer, aber auch viel natürlicher lesen werde. Und dann die Sprache, die dieser prächtige Giovanni am Leib hat – da kann man nicht bei schlafen, da wird man wach bis ins tiefste Herz hinein. Selten hab ich ein Buch mit solchem Genuß gelesen und erlebt.
In Münster bevorzugte er die Buchhandlung Stenderhoff
Stenderhoff in Münster – Antiquariat – Gründung 1912 – häufiger Standortwechsel – 1933 Salzstr. – später Ludgeristr. 144 – Ende der 1970er Jahre Alter Fischmarkt – Oktober 1996 Bergstr. 70 – heute Antiquariat Ulrich Hobbeling, Robert-Blum-Straße 24
Quelle des Fotos: URL http://www.htmfactory.de/projekte/projekteBuchStenderhoff.asp – 3.10.2014
Er nahm sie bereits vor seinem Studium in Münster wahr.
Freitag, 4. August 1933
Um 7.30 Uhr ab nach Münster! Walter [Vinnenberg] auf die Bude gerückt. […] Zu Fuß durch die Stadt! Überwasser[-Kirche]! – Dom (Bischof [Johannes] Poggenburgs Grab![1]) Rathaus. – Lamberti-[Kirche] – Clemenskirche – Stenderhoff (Antiquariat! [auf der Salzstraße]) – Servatii-[Kirche] zu! – Domuhr 12.00-Uhr-Schlag!
[1] Johannes Poggenburg war am 5.1.1933 gestorben.
Schon kurz nach seinem Einzug als Theologiestudent ins Collegium Borromaeum in Münster suchte er diese Buchhandlung auf.
Freitag, 11. Mai 1934
Ins Antiquariat Stenderhoff geschneit. – Dort Imitatio Christi[1] von 0,50 [Reichsmark] geschnappt.
[1] De Imitatione Christi – Nachfolge Christi von Thomas von Kempen. Dieses Buch sollte bereits in Karl Leisners „Ausrüstung“ für Münster sein.
Auch die Buchhandlung Poertgen in Münster erlebte ihn als Kunden.
Poertgen in Münster – Buchhandlung – Gründung durch Heinrich Poertgen auf der Salzstraße 1.1.1892 – Schwerpunkt: das katholische und religiöse Buch – Verkauf der Buchhandlung an den Herder-Verlag in Freiburg/Br. 1930 – Namensänderung in „Heinrich Poertgen – Herdersche Buchhandlung“ – nach dem Zweiten Weltkrieg „Buchhandlung Poertgen-Herder“ – Verkauf an die Buchhandelsgruppe Phönix (heute Thalia) 1997
Quelle des Fotos: Gabriele Latzel
Er erwähnt sie im Zusammenhang mit einem Passionsabend.
Donnerstag 4. April 1935
Programmblatt:
KATHOLISCHER JUNGMÄNNERVERBAND BEZIRK MÜNSTER
P A S S I O N S A B E N D am 4. April 1935
DER ABEND:
Dichter Franz Johannes Weinrich liest aus seinem neuen Buch „Die Marter unseres Herrn“.[1]
[…].
Den Buchstand hat die Herdersche Verlagsbuchhandlung Poertgen, Salzstrasse.
Zum Schluss des Abends zeichnet der Dichter die gekauften Bücher mit seinem Namen.
Weinrich Bücher in der Buchhandlung Poertgen und in den anderen katholischen Buchhandlungen Münsters!
[1] Weinrich, Franz Johannes: Die Marter unseres Herrn. Erzählt von seinen Henkern, von Menschen und Engeln, Freiburg/Br. 1935
Diözesanpräses Heinrich Roth aus Münster am 3. November 1936 an Karl Leisner in Kleve:
Als ein kleines Zeichen unseres Dankes [für den Dienst als Diözesanjungscharführer] lasse ich Dir heute durch die Buchhandlung Poertgen Scheebens Mysterium des Christentums[1] zugehen; möge Dir das Buch ein liebes wohlverdientes Andenken sein.
[1] Scheeben, Matthias Joseph: Die Mysterien des Christentums, Freiburg/Br. 1865, 1931
Karl Leisner aus dem KZ Sachsenhausen am 26. Mai 1940 an seine Familie in Kleve:
Eine Angelegenheit noch: Für das Herder’sche Nachschlagewerk bezahlt bitte bei Poertgen (Herdersche Buchhandlung in Münster, Salzstr.) etwas ein.[1]
[1] Vermutlich Herders Bibelkommentar, von dem etliche Bände im Nachlaß von Karl Leisner vorhanden sind und zum Teil durch seine Geschwister mit seinem Namen gekennzeichnet wurden.
Auf Grund von Karl Leisners Vorliebe für Buchhandlungen verwundert es, daß er den Boekhandel Adr. Heinen in der niederländischen Stadt ’s-Hertogenbosch, die er und seine Kameraden auf der Flandernfahrt vom 3. bis 21. August 1935 besuchten, nicht entdeckt oder vielleicht aus Zeitmangel nicht aufgesucht hat.
Karl Leisner schrieb am 3. August 1935 in sein Tagebuch:
Über Grave (Maas) nach s’Bosch [’s-Hertogenbosch]. Herrlich erhebt sich die Stadt aus der weiten Ebene. – 750jähriges Bestehen. – Zur [Sint-Jans-]Kathedrale. – Hochgotischer Bau. Ein Sursum corda [Erhebet die Herzen[1]] in Stein. Selten leichter und himmelstürmender Eindruck. Schade, nur zu kurz durften wir schauen. Alte Deckenmalerei und Kirchenfenster (Verkündigung, keusche Jungfrau – ritterlicher Engel).
Gnadenbild [„Zoete Lieve Vrouw van Den Bosch“ – Süße Liebe Frau von den Bosch]. Gerade Prozession (in historischen Kostümen zum Teil[2]). Zur Bank dann, wechseln. 12.00 Uhr Glockenspiel. (Feiner Baßglockenton) –
[1] Gebetsruf aus der Einleitung zur Präfation bei der Eucharistiefeier
[2] vermutlich eine Prozession mit Gilden, Schützen und Fahnenschwingen
Sint Jans-Kathedraal in ’s-Hertogenbosch/NL – (dt.) St. Johannesbasilika – Errichtung der Pfarrkirche im romanischen Stil im 13. Jh. – Errichtung der gotischen Kathedrale als Höhepunkt Brabanter Gotik in den Niederlanden 1380 – Das Gnadenbild „Zoete Lieve Vrouw – Süße Liebe Frau“ stammt vermutlich aus dem 13. Jh.
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Urheber: Karrow at Dutsch / CC-BY-SA 3.0 (abgerufen 18.06.2013)
Die F.A.Z. vom 26. September 2014 brachte einen Artikel, in dem sich der Schriftsteller Leon de Winter unter dem Titel „Der Himmel von ’s-Hertogenbosch“ an seinen Geburtsort, seine dort verbrachte Kindheit und die dortige Buchhandlung Adr. Heinen erinnert.
Online-Version des Artikels unter FAZ.NET vom 25. September 2014
Schriftsteller Leon de Winter, geboren am 26. Februar 1954 in ’s-Hertogenbosch, auf der Frankfurter Buchmesse 2013
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Author: Lesekreis / CCO (abgerufen 14.06.2013)