Der österreichische Schriftsteller Adalbert Stifter (* 23.10.1805 in Oberplan/Böhmen/Horní Planá/CZ, † 28.1.1868 in Linz/A) schrieb den großen Bildungsroman „Nachsommer“ 1857 im Alter von 52 Jahren. Es geht um den Weg eines jungen Menschen in das Erwachsenwerden.
Unter der Überschrift „Ist da ein Mensch? – Was geschieht, wenn man dem eigenen Lieblingsbuch, dem ‚Nachsommer’, untreu wird und Adalbert Stifters ‚Witiko’ liest?“ schildert Ernst Osterkamp in der F.A.Z. vom 5. August 2017, was ihn am „Nachsommer“ so beeindruckt hat, daß er diesen Roman oft gelesen hat.
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Wie Ernst Osterkamp mag es auch Karl Leisner ergangen sein, als er im Lungensanatorium Fürstabt-Gerbert-Haus in St. Blasien auf Besserung seiner Lungenkrankheit wartete.
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Im Nachlaß von Karl Leisner ist nur folgende Briefnotiz vorhanden:
Karl Leisner am 14. September 1939 aus dem Lungensanatorium Fürstabt-Gerbert-Haus in St. Blasien an Walter Vinnenberg in Emmerich:
Langsam und zäh ist der tägliche Kleinkrieg an dieser eigenartigen „Front“. – Aber, wenn ich an die Opfer unserer Kameraden draußen denke, reißt’s mich täglich hoch. Habe dazu das Glück, täglich im Hause der heiligen Messe beiwohnen zu können. So ist’s recht erträglich. Etwas lesen: Stifter, [Romano] Guardini [Der Herr] … hilft einem auch über manche lange Stunde hinweg.
Karl Leisners Nichte Hildegard Niestroj, geb. Leisner, ist der Meinung, bei der Erwähnung von Adalbert Stifter könne es sich nur um dessen Roman „Nachsommer“ handeln.
Siehe Aktuelles vom 11. Oktober 2014 – Nachtrag zu Karl Leisners Lektüre „Nachsommer“.
Die Tatsache, daß in dem Roman „so gut wie nichts“ passiert, stellt eine gewisse Parallele zu Karl Leisners damaliger Situation dar. Auch er befand sich in einem Zustand, in dem es kaum vorwärts ging. Es war ein langwieriges Warten auf Genesung und Entlassung. Er ist sich jedoch seiner im Vergleich zu den „gesunden“ Kameraden an der Front in gewisser Weise „privilegierten“ Situation sehr wohl bewußt.