Annette von Droste-Hülshoff (* 14.1.1797 auf Burg Hülshoff bei Münster, † 24.5.1848 auf Burg Meersburg in Meersburg) – Dichterin
In der F.A.Z. vom 19. Mai 2016 brachte Nanna Seuss im Reiseblatt einen Artikel über Annette von Droste-Hülshoff mit dem Titel „Schirmchen, Schirmchen, tanz dein Lied. In ihrem Fürstenhäuschen wurde die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff nie wirklich heimisch. Dennoch lohnt der Ausflug nach Meersburg“.
Link zur F.A.Z. vom 19. Mai 2016
Nanna Seuss nimmt mit dem gewählten Titel Bezug auf ein im Fürstenhäusle in Meersburg zu betrachtendes Erinnerungsstück an die Droste, einen „zierlich schwarzen Sonnenschirm“. Für die Autorin eine „Art Gedankentransporteur“ in einen von „Phantasievorstellungen“ geprägten Spaziergang mit der Droste im Umfeld des Fürstenhäusles. Weiterhin erweist sich Nanna Seuss als ausgezeichnete Führerin durch das Museum. Am Ende beeindruckt unter anderem vor allem der Vergleich des Schicksals der auf einem Kupferstich im Treppenhaus dargestellten „verlassenen Phyllis“ mit dem der von „ihrem Vertrauten, ihrer ganzen Liebe, ihrem Schützling, ihrem Kollegen, ihrem liebsten Kind“ Levin Schücking[1] verlassenen Droste.
[1] Levin Schücking (* 6.9.1814 in Meppen, † 31.8.1883 in Pyrmont) – Schriftsteller – Heirat mit der Schriftstellerin Louise von Gall (* 15.9.1815, † 16.3.1855) 7.10.1843
Die Stadt Münster erinnert an Annette von Droste-Hülshoff und Levin Schücking durch zwei aneinander grenzende Straßen am Aasee.
Karl Leisner ist den Spuren von Annette von Droste-Hülshoff verschiedentlich begegnet.
Tagebucheintrag
Münster, Montag, 9. Juli 1934
Von 13.15 bis 18.00 Uhr mit Jupp Köckemann über die „Gasselstiege“[1] nach Nienberge (über’t „Steepätchen Annettes“[2]). Kirche [St. Sebastian] besichtigt (Stammplatz von Droste-Hülshoff[3]). Eine St. Rochusstatue (wie’n Nachtwächter)[4] gesehen! – Auf dem schattigen Kirchplatz Kirchplatz [unter großen Kastanienbäumen] gerastet und den guten Streuselkuchen der [Vorsehungs-] Schwestern [aus dem Collegium Borromaeum] verzehrt. Weiter um 15.35 Uhr über Rüschhaus[5] (gerastet!) – Münster.
[1] Die nach dem am Weg liegenden Hof Schulze Gassel benannte Straße verläuft etwa parallel zur Steinfurter Straße, der alten B54.
[2] Das sog. Steenpättken = Steinpfad hat nichts mit Annette von Droste-Hülshoff zu tun. Es war der ursprünglich von der Gasselstiege abzweigende Verbindungspfad, der sog. Kirchweg, aus der Bauerschaft nach Nienberge. Auf Grund der Flurbereinigung ist es nur noch in Ansätzen zu erkennen, so z. B. am Ende der heute Brüggstiege genannten Sackgasse in Nienberge.
[3] Bis nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich auf einer Kirchenbank noch das Namensschild der Familie.
[4] Die bemalte Sandsteinfigur (um 1620) stammt vermutlich aus der Werkstatt Gerhard Gröningers, einer Bildhauerfamilie aus Westfalen.
[5] spätbarocker Landsitz im Stadtteil Nienberge – ehemals Eigentum der Bischöfe von Münster – Vergabe als Lehen ab dem 14. Jh. – Übergang in den Besitz der Familie v. d. Wyck im 16. Jh. – Verkauf an Johann Conrad Schlaun 1743 – Landsitz von Johann Conrad Schlaun 1745–1749 – Wohnsitz von Annette von Droste-Hülshoff 1826–1846 – heute Museum u. Geschäftsstelle der 1928 in Münster gegründeten Annette von Droste-Gesellschaft – Gründung der Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung 28.9.2012 – seitdem zuständig für Haus Rüschhaus gemeinsam mit Burg Hülshoff
Wie vertraut den früheren Studenten die Gegend war, zeigt der Brief von Heinrich Tenhumberg aus Münster vom 11. Juli 1956 an seine Schönstattgruppe:
Liebe Freunde!
Ein Foto vom Grabe Karl Leisners, das mein Mitarbeiter Dr. [Günter] Graf neulich aufnehmen konnte, ist der Anlaß für diesen Rundbrief.
[…]
Mit dem Plan unseres Diözesanheiligtums hoffen wir nun auch ein gut Stück weiterzukommen. Bischof [Michael Keller] und Generalvikar [Laurenz Böggering] sind über die Verhandlungen orientiert und einverstanden. Der Grundstückskauf kann wahrscheinlich bald erfolgen: [In Münster in der] Nähe von Haus Nünning zwischen Haus Rüschhaus und Gievenbeck, herrliche Lage unmittelbar an schönstem Waldrand.[1] Wenn jetzt nur das Geld, nicht nur für das Kapellchen, sondern auch für das Heim, bereit wäre? Oremus! [Lasset uns beten!]
Mit freundlichen Grüßen übers Kapellchen
Euer Heinrich

Haus Nünning
[1] Haus Mariengrund – Heimvolkshochschule u. Diözesanzentrum der Schönstatt-Bewegung in der Diözese Münster in Münster-Gievenbeck – Errichtung 1958
Siehe auch Karl-Leisner-Plastik im Haus Mariengrund.
Über die Fahrt ins Allgäu vom 1. bis 28.8.1936 sind im Nachlaß von Karl Leisner keine Aufzeichnungen vorhanden. Folgender Bericht stammt aus dem Fahrtenbuch von Wilhelm Elshoff.
Montag, 10. August 1936, 10. Tag
Hier [in Konstanz] besichtigten wir den Dom [das Münster] und fuhren dann zur Anlegestelle der Ponte. Vor uns breitete sich jetzt der Bodensee aus. Um 17.00 Uhr fuhren wir mit einem der Dampfer über, die die Verbindung zwischen Konstanz und Meersburg herstellen. 25 Minuten dauerte die Überfahrt. Es zog jetzt ein mächtiges Gewitter heran. Wir durchquerten deshalb schnell Meersburg, machten noch einige Einkäufe für das Abendessen und bewegten uns längs des Bodensees auf Friedrichshafen zu.
Karl Leisners Schwester Paula Leisner im Sammelbrief von Familie Wilhelm Leisner aus Kleve am 14. September 1944 an Karl Leisner im KZ Dachau:
Mein lieber Karl!
[…]
Die letzten Schulwochen waren einzig schön. Ich hielt in den Klassen eine Stunde über den deutschen Menschen und seine Landschaft. Dabei hast Du mir viel geholfen; denn ich schummelte in Deiner Lade und fand herrliche Bilder. Deine RAD [Reichsarbeitsdienst-Photos haben den Kindern so viel Freude bereitet, als ich über den RAD unterrichtete und in Deutsch den Knaben im Moor [von Annette von Droste-Hülshoff] besprach. Wir hatten Dich ja [1937] im [Emsland-]Moor besucht und ich erzählte begeistert von Land und Leuten dort.
Der Knabe im Moor
O, schaurig ist’s, übers Moor zu gehn, wenn es wimmelt vom Heiderauche, sich wie Phantome die Dünste drehn und die Ranke häkelt am Strauche, unter jedem Tritte ein Quellchen springt, wenn aus der Spalte es zischt und singt, o, schaurig ist’s übers Moor zu gehn, wenn das Röhricht knistert im Hauche!
Fest hält die Fibel das zitternde Kind und rennt, als ob man es jage; hohl über die Fläche sauset der Wind – was raschelt drüben am Hage? Das ist der gespenstige Gräberknecht, der dem Meister die besten Torfe verzecht; hu, hu, es bricht wie ein irres Rind! Hinducket das Knäblein zage.
Vom Ufer starret Gestumpf hervor, unheimlich nicket die Föhre, der Knabe rennt, gespannt das Ohr, durch Riesenhalme wie Speere; und wie es rieselt und knittert drin! Das ist die unselige Spinnerin, das ist die gebannte Spinnlenor’, die den Haspel dreht im Geröhre!
Voran, voran! nur immer im Lauf, voran, als woll’ es ihn holen! Vor seinem Fuße brodelt es auf, es pfeift ihm unter den Sohlen wie eine gespenstige Melodei; das ist der Geigemann ungetreu, das ist der diebische Fiedler Knauf, der den Hochzeitheller gestohlen!
Da birst das Moor, ein Seufzer geht hervor aus der klaffenden Höhle; weh, weh, da ruft die verdammte Margret: „Ho, ho, meine arme Seele!“ Der Knabe springt wie ein wundes Reh; wär’ nicht Schutzengel in seiner Näh’, seine bleichenden Knöchelchen fände spät ein Gräber im Moorgeschwele.
Da mählich gründet der Boden sich, und drüben, neben der Weide, die Lampe flimmert so heimatlich, der Knabe steht an der Scheide. Tief atmet er auf, zum Moor zurück noch immer wirft er den scheuen Blick: Ja, im Geröhre war’s fürchterlich, o, schaurig war’s in der Heide!
Siehe auch
Westfälische Nachrichten vom 3. Juni 2016 – Streit um den Standort: Der Droste kämen die Tränen
und
Tour zu den Wirkungsstätten der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff unter www.Na-Tour-Denkmal.de.
Impressionen von einer Radtour auf Annette von Droste-Hülshoffs und Karl Leisners Spuren
Annette-Denkmal an der Kreuzschanze in Münster
Schloß in Münster
Haus Rüschhaus
Annette-Gedenkstein an der Wittoverstiege
Haus Vögeding
Burg Hülshoff
Ponyhof Schulze Schleithoff
Wasserburg Haus Havixbeck
Haus Stapel
Hohenholter Klostermühle
Hof Schulze Gassel
Schloß Wilkinghege
Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos: Gabriele Latzel