Karl Leisner und Bernhard von Clairvaux

Bernard

 

Bernhard von Clairvaux (* 1090 Fontaine-lès-Dijon/Côte-d´Or/F, † 20.8.1153 in Clair­vaux/Aube/F) – Abt, Kirchenlehrer u. Mystiker – Er gilt als bedeutendster Mönch des Zisterzienser­or­dens, für dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantwortlich zeichnet. – Gedenktag 20.8.

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Die Tagespost vom 20. August 2015 brachte einen Artikel von Barbara Stühlmeyer mit der Überschrift „Vom Feuer der Liebe bewegt – Leuchttürme geistlichen Lebens: der heilige Bernhard von Clairvaux“. Der vor 925 Jahren geborene Heilige trat mit 30 Verwandten und Freunden in das Kloster Citeaux ein und machte den Orden „zu einem beispiellosen Erfolgsprojekt“. Als Bernhard starb zählte der Orden 344 Konvente und zu Beginn der Reformation 1600.

Barbara Stühlmeyer zitiert auch Bernhards berühmten Brief an seinen ehemaligen Schüler Papst Eugen III.[1], in dem er diesen u. a. mit dem wohlgemeinten Rat „Gönne Dich Dir selbst.“ vor einem Sich-verlieren in Geschäftigkeit auf Kosten der Kontemplation warnt.

[1] Eugen III. – Bernardus Paganelli SOCist (* 4.5.1088 in Pisa/I, † 8.7.1153 in Tivoli/I) – Papst Eugen III. 1145 – Seligsprechung 28.9.1872 – Gedenktag 8.7.

Link zur Zeitung Die Tagespost vom 20. August 2015

Karl Leisner lernte den heiligen Bernhard durch den Einführungsvortrag während seiner ersten Exerzitien im Kloster Gerleve kennen.

Gerleve, Samstag, 5. September 1931
Bernhard von Clairvaux und sein Leben und Wirken (Bernharde, ad quid venisti? – [Bernhard, wozu bist du gekommen?[1]])

[1] Die Frage nach der Motivation wurde einem Mönch vor seinem Eintritt ins Kloster gestellt. Der hl. Bernhard von Clairvaux stellte sie sich im Noviziat bei Versu­chun­gen, das Kloster wegen der großen Strenge wieder zu verlassen. Es war die Frage nach dem letzten Ziel seiner monastischen Berufung. Er gab sich selbst die Ant­wort: „Um ein Jünger und Kreuzträger Christi zu werden.

Münster, Montag, 11. Juni 1934
Abends herrlicher Betrachtungsvortrag [Puncta] über das Dankgebet: Got­tes reiche Gaben – Aufgaben! Gratias agamus Domino Deo nostro. [Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott.][1] – Danken hat unsere Zeit verlernt. Daher ist sie so freudearm (Ketteler[2]). Wie ein Damm gegen die Ströme der Gnade, wie eine Wolke, die die Sonne verfinstert, ist Undank (St. Bernhard [? von Clair­vaux]). Di­gnum et iustum est [Das ist würdig und recht[3]]: Immer mehr werden wir uns im Danke unserer Würde bewußt. Auch hier gilt, daß Geben seliger als Neh­men! [Apg 20,35] – Das Danken an Gott ist wie das Wasser, das ver­dunstet, gen Him­mel steigt und wieder als Tau und Regen zum Quell geht und den Strom wie­der aufs neue speist. Das Organische, das Dank­ge­bet! Durch Dank an Gott zu Freude und Kind­heits­bewußtsein in Ihm!

[1] Ruf zur Einleitung der Präfation in der Eucharistiefeier
[2] Nicht Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler, sondern Paul Wilhelm von Keppler, Bischof von Rottenburg, ist gemeint.
Paul Wilhelm von Keppler schreibt im Abschnitt „Freude und Dankbarkeit“ (S. 136138) seines Buches „Mehr Freude“ (Freiburg/Br. 1919):
Wenn es im Leben der heutigen Menschheit so sehr an Freude fehlt, so kommt dies auch daher, daß die Dankbarkeit in so vielen Herzen, in wei­ten Kreisen erloschen ist, … (von Keppler 1929: 138).
Vermutlich verdankte Karl Leisner seine Beschäf­tigung mit Wilhelm von Kepp­ler Professor Adolf Donders, der damals an dessen Le­bensbild arbei­tete: Keppler, Paul Wilhelm von: Bischof von Rottenburg, ein Künder katholischen Glaubens, Freiburg/Br. 1935.
[3] Antwort der Gemeinde auf den Ruf des Zelebranten bei der Präfation

Bei der Vorbereitung auf die Niederen Weihen hält Karl Leisner Rückschau und erinnert sich an die Frage des Heiligen Bernhard.

Münster, Donnerstag, 7. Juli 1938
Wo­hin willst Du mich? Ad quid venisti, Carole? [Wozu bist du gekommen, Karl?]

An die Träger des Namens Bernhard denkt er bis in seine KZ-Zeit hinein.

St. Blasien, Freitag, 18. August 1939
Dr. [Bernhard] Peters[1] und Bernd Ruby[2] [zum Namenstag am 20.8., dem Fest des hl. Bernhard von Clairvaux,] gratulie­ren!

[1] Dr. theol. Bernhard Peters, genannt Omel Bernd, (* 17.12.1876 in Winnenthal, † 5.5.1957 in Kleve) – Priester­weihe 9.6.1900 in Münster – Professor am Gymnasium in Kleve 1914–1937 (Beurlaubung nach Haifa/IL 1927–1929) – Pen­sio­nierung 1937 – Kleve, Bergstr. 18
[2] Bernhard Josef Ruby (* zwei Monate zu früh 5.12.1915 in Guben/Niederlausitz), † 29.12.1941 in Rußland) – Prie­sterweihe 17.12.1939 in Freiburg/St. Peter

Samstag, 26. Juli 1941
Karl Leisner aus Dachau, Block 28/1, an seine Familie in Kleve und an Bern­hard Wormland[1] als Soldat:
Meine Lieben!
[…]
Beibrief für Bern­hard Worm­land. Gesunde, treue Grüße! Karl
Grüß Gott, lieber Bernhard!
Tante Maria [Leisner] schrieb mir, daß Du an der Ostfront stehst. Dahin möchte ich Dir zu Deinem Namenstag [am 20.8, dem Fest des hl. Bernhard von Clair­vaux,] die herzlichsten Glück- und Segenswün­sche übermitteln. Tag für Tag denke ich an Euch alle, meine lieben Kamera­den, die Ihr im Dienst am Rei­che steht in Treue und Opferbe­reitschaft. Schon mancher feine Kerl hat sein Blut geopfert. Aus blutiger Saat wird reiche Frucht wachsen, das ist un­sere Hoff­nung und unser tägli­ches Beten. Reich der Jugend, der Deut­schen und Gottes reift heran in treuem Opferdienst. Eueren Heildienst an den Kame­ra­den wird Gott be­sonders segnen, indem er ihnen Gesundheit und Gnade schenkt. In Treue und Liebe wünsche ich Dir und allen Schutz und Kraft. Allzeit bereit!
Dein Karl L.

[1] Bernhard Wormland (* 10.12.1907 in Bottrop, † ertrunken 4.9.1961 in Xanten) – Prie­ster­weihe 23.12.1933 in Münster – Kaplan in Goch St.-Maria-Mag­dalena 8.1.1934 bis 1946 – Kreisvikar im Deka­nat Goch 21.1.1939 – nach Soldaten­zeit (1940–1945) Rückkehr nach Goch – Als einer der priester­li­chen Freunde Karl Leis­ners hielt er die Predigt bei dessen Bei­setzung am 20.8.1945 in Kleve.

Freitag, 22. August 1941
Karl Leisner aus Dachau, Block 28/1, an seine Familie in Kleve:
1000 Grüße allen Getreuen! Für […] Bernd Burde­wick[1] noch besondere Grüße (nachträglich zum 20.8.[, dem Fest des hl. Bernhard von Clairvaux]).

[1] Schönstattpriester Bernhard (Bernd) Burdewick (* 24.5.1905 in Ottmarsbocholt, † 12.9.1989) – Priesterweihe 23.2.1929 in Münster – Inkardinierung in das Bistum Essen 1958

Samstag, 13. Juni 1942
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an seine Familie in Kleve und an Bern­hard Koch[1] als Soldat:
Lieber Bernhard!
Oft schon haben sie mir von daheim treue Freundesgrüße von Dir ausge­richtet. Ich weiß, Du denkst oft im Kampf und Gebet an mich. Ebenso eilen meine Gedanken in Treuen oft zu Dir und allen lieben Kameraden. So möchte ich Dir heute schon schreiben, damit Dich mein Glückwunsch zum Namens­tag [am 20.8., dem Fest des hl. Bernhard von Clairvaux,] rechtzeitig er­reicht. Grüß’ bitte herzlich alle Kursgenossen, die Du grüßt, auch von mir. Mit gan­zem Herzen bin ich grade in der Herz-Jesu-Oktav bei Euch allen. In steter Treue Dein Karl

[1] Bernhard (Natz) Koch (* 23.9.1914 in Benteler, † 7.6.1948) – Eintritt ins Collegium Bor­romaeum in Münster 1.5.1934 – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Soldat im Zweiten Weltkrieg

Sonntag, 9. August 1942
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an seine Familie in Kleve und an Bern­hard Leusder[1] in Delmenhorst:
Meine Lieben!
[…], zum 20.[8., dem Fest des hl. Bernhard von Clair­vaux,] an Professor Bern­hard Peters, Bern­hard Burdewick […], Bernhard Wormland herzli­che Namenstagsglück­wün­sche! Bei­brief zum 20.[8.] an Bern­hard Leusder, Kaplan in Delmenhorst in Olden­burg.
Lieber Bernhard!

Zu Deinem Namenstag sollst Du diesmal einen persönlichen herzlichen Glückwunsch von mir erhalten. Ich denke oft an Dich in Dankbarkeit. (Weißt Du, das herrliche Fettpaket Ende 1939 kann ich nicht vergessen.) Und vieles andere. Gott möge Dein Schaffen reich segnen. Und dann dürfen wir hoffentlich bald uns alle in Frieden, Freiheit und Freude wiedersehn. Das ist unser aller Wunsch und Gebet zum himmlischen Vater und der Kö­nigin der Apostel. Grüße alle Kameraden – auch Bernhard Burdewick! In treuer Ge­bets- und Opfergemeinschaft
Dein Karl

[1] Schönstattpriester Bernhard (Bernd) Leusder (* 11.10.1912 in Och­trup, † 26.4.1988) – Priesterweihe 6.8.1939 in Münster – Er schickte Pakete für Karl Leisner ins KZ Dachau. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leis­ner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.

Samstag, 17. Juli 1943
Karl Leisner aus Dachau an seine Familie in Kleve:
Meine teuren, treuen Lieben!
[…]
Allen lieben Bekannten, beson­ders den beten­den und wohltu­en­den, persönliche Grüße. Besonders auch den Kame­ra­den in Grau [im Sol­daten­rock]: Zum Bernhardstag [am 20.8., dem Fest des hl. Bern­hard von Clair­vaux,] an [die Bernhards] Worm­land, Koch, Leusder Wün­sche. […] In Treuen! Karl

Samstag, 31. Juli 1943
Karl Leisner aus Dachau an seine Familie in Kleve:
An Professor Dr. [Bernhard] Peters zum Na­menstag am 20.8.[, dem Fest des hl. Bernhard von Clairvaux,] meine herzlichen Wünsche und Grüße.

Samstag, 12. August 1944
Karl Leisner aus Dachau an seine Verwandten in Neuß und an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
Herzlichen Dank und persönli­che Grüße! Auch an [Kaplan] Bernd Wormland zum 21.[1] An Bern­hard Leus­der in Wilhelmshaven Namenstags­grüße. […] An Professor Dr. [Bernhard] Peters, meinen verehrten Lehrer, zum 21. die herzlichsten Wünsche.

[1] Vermutlich dachte Karl Leisner an den Namenstag am 20.8, dem Fest des hl. Bernhard von Clair­vaux.