Schwestern von Maria Stella Matutina: Das Antlitz der Barmherzigkeit, Fastenzeit 2016, Telgte 2016
Informationen zu den Schwestern siehe Link zum Pfarrbrief St. Marien Telgte auf den Seiten 9f.
Karl Leisners letztes Tagebuch
Planegg, Samstag, 5. Mai 1945, Maria, Patrona Bavariae
Mit Dankes- und Freudentränen war ich eingeduselt. O wie wohl ist mir. Wie ist Gott so unendlich gut. Wenn die Not am größten, hilft Er.[1] Nur die Ganzhingabe wollte Er vorher.
Otto[1] kommt nach der heiligen Messe zu mir. Wir sind so glücklich. Zu mir kam der Eucharistische Heiland auch schon in der Frühe.[2] Die Pflege der guten Schwestern tut so gut. Die Dachauer düsteren Bilder fallen langsam von der Seele. Ich bin freier Mensch, Alleluja! Wiedergeboren! Wieder zur Menschenwürde gelangt. Blumen auf dem Tisch. Das Cruzifix an der Wand. Die Schwester bringt noch das Kölner Dombild von Stephan Lochner von Unserer Lieben Frau.[3]
Alles empfehle ich Ihr, meiner geliebtesten heiligen Mutter. Mhc! Oft grüße ich sie mit Tränen in den Augen.
[1] Pater Dr. Johannes Otto Pies SJ, Deckname im KZ Hans u. Spezi, (* 26.4.1901 in Arenberg, † 1.7.1960 in Mainz) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu in ’s-Heerenberg/NL 14.4.1920 – Priesterweihe 27.8.1930 – Letzte Gelübde 2.2.1940 – Am 31.5.1941 wurde er wegen eines Protestes gegen die Klosteraufhebungen verhaftet. Am 2.8.1941 brachte man ihn aus dem Gefängnis in Dresden ins KZ Dachau, wo er die Häftlings-Nr. 26832 bekam. Dort war er eine der ganz großen Priestergestalten. Am 27.3.1945 wurde er ohne Angabe des Grundes und ohne Bedingung entlassen. Bereits im KZ und auch nach seiner Entlassung setzte er sich unermüdlich für Karl Leisner ein. Ohne ihn wäre es vermutlich nicht zur Priesterweihe im KZ gekommen.
[2] Karl Leisner war zu schwach, um an der Schwesternmesse in der Kapelle, die Kurat Dr. Georg Mayr zelebrierte, teilzunehmen. Aber mittels einer Übertragungsmöglichkeit aus der Kapelle in die Krankenzimmer feierte er den Gottesdienst mit, und die Kommunion brachte man ihm ans Krankenbett.
[3] Im Kölner Dom befindet sich die „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ von Stephan Lochner. Laut Karl Leisners Schwester Elisabeth Haas hing nicht dieses Bild an der Wand, sondern Stephan Lochners Bild „Maria im Rosenhag“, welches sich im Kölner Wallraf-Richartz-Museum befindet. Als Postkarte und Miniposter war diese Darstellung in den 1920er und 1930er Jahren in Deutschland sehr verbreitet.
Mutter Amalia Leisner:
Große Freude empfand er auch, daß man ihm das Bild der Muttergottes von Stephan Lochner gegenüber seinem Krankenbett anbrachte (Seligsprechungsprozeß: 149).