Karl Leisner und das Herz Jesu

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Das Magazin zum Kirchenjahr „Andere Zeiten“ brachte unter dem Titel „Antwort auf Gottes Liebe“ einen interessanten Artikel von Jesuitenpater Martin Löwenstein über die Herz-Jesu-Verehrung.

 

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Aus: Magazin zum Kirchenjahr, Heft 2/2014. Hamburg: Andere Zeiten e.V., www.anderezeiten.de

Link zum Artikel Antwort auf Gottes Liebe

Die Herz-Jesu-Verehrung war Karl Leisner anfänglich eher fremd. Jesus Christus als König stand der Jugendbewegung näher. Die Darstellungen des Herzens Jesu sah die Jugend vielfach als kitschig an.

siehe Aktuelles vom 6. Juni 2013

In Karl Leisners Tagebüchern taucht der Herz-Jesu-Freitag zum ersten Mal am 6. Oktober 1933 auf:
6.30 Uhr heilige Messe s. [ohne] Kommunion, Herz-Jesu-Freitag

Mit Beginn des Theologiestudiums in Münster verstärkt sich seine Aufmerksamkeit auf diese Verehrung.

Freitag, 8. Juni 1934, Herz-Jesu-Fest
Hochamt! – Vorher eine feine Betrachtung über die Oration [zum Herz-Jesu-Fest[1]], die uns der Chef [Direktor Franz Schmäing] abends [in den Puncta] vorher fein zurechtgelegt hatte: Dadurch bin ich der Herz-Jesu-Verehrung näher ge­kommen! Es ist ein vom tiefsten Christentum durchpulstes Fest und Vereh­rung nicht nur des Gebetes von Frauen würdig! Bluthaft, kernig, männlich!

[1] Oration:
Gott, im Herzen deines Sohnes, das unsere Sünden verwundeten, schenkst du uns voll erbarmender Huld die unendlichen Schätze der Liebe; wir bitten dich: laß uns, die wir ihm die Huldigung unserer frommen Verehrung erweisen, zugleich einen Dienst würdiger Genugtuung entrichten (Schott 1932: 783).

Donnerstag, 5. Juli 1934
Abends Herz-Jesu-Betrachtung beim „Chef“ [Direktor Franz Schmäing]. Kapelle prächtig geschmückt [zum Herz-Jesu-Freitag].

Freitag, 6. Juli 1934, Herz-Jesu-Freitag
Hochamt zu Ehren des heiligsten Herzens Jesu: XI. missa und I. Credo. – Tageslosung: „Die Liebe deines heiligsten Herzens durchglühe uns, o Jesu!“ – Ein großer Sühne- und Danktag! Ich kam dem Wesen der Herz-Jesu-Ver­eh­rung näher: Der gewaltigen Liebe Jesu!

Hier: Unser ALTAR auf der Kapelle in Herz-Jesu-Freitag-Schmuck (6. Juli)

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2. Februar 1935, Mariä Lichtmeß
Leben, Freude, Wandel im Licht – das ist die treibende Kraft, die alles, alles Gute schafft! Und wenn’s Bocken fürs Examen noch so schwer war (manch­mal nicht stramm und pünktlich genug) und wenn die Widerstreiter mancher Art noch so listig und arg schwer warn – das Leben, das durch die tiefe, stille Anbetungsstunde am Sonntag [27.1.] und am Herz-Jesu-Freitag [1.2.] seine Tiefe erhielt, es hat gesiegt und siegt weiter. „Licht, Leben in Fülle!“ Mein Wahlspruch!

Freitag, 28. Juni 1935, Herz-Jesu-Fest
Der Hochwürdigste Herr Bischof [Clemens August Graf von Galen] las heut’ morgen bei uns [im Collegium Borromaeum] die heilige Messe! – Betrach­tung über die Ferien: Ordo et caritas! [Ordnung und Liebe] Stu­diert Logik – leider nur zu wenig!
15.30 Uhr Beichte – Propositum [Vorsatz]: Pünktlich (Ordo) und hart, de­mütig und liebevoll, wahr und rein. Rechte Ordnung: Tagesbeginn: Betrach­tung – Heilige Messe m. Com. [mit Kommunionempfang], eine Stunde Bibel­lesung AT und NT. Jetzt wohlauf – morgen Prüfung!
Veni, Sancte Spiritus [Komm, Heiliger Geist]!

Wilhelm Wissing:
Als Münsteraner Theologiestudenten standen wir natürlich im Bannkreis un­seres Bischofs, des späteren Kardinals Clemens August von Galen, der we­gen seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus auch der „Löwe von Mün­ster“ genannt wird. Wir hatten Gelegenheit, ihn näher kennen­zu­ler­nen, da er an jedem Herz-Jesu-Freitag, dem ersten Freitag im Monat, ins Borromaeum kam und den Gottesdienst übernahm.[1]

[1] Wissing, Wilhelm: Gott tut nichts als fügen. Erinnerun­gen an ein Leben in bewegter Zeit. Karl R. Höller (Hg.), Mainz 2001: 49

Karl Leisner aus Dachau am 5. September 1941 an seine Familie in Kleve:
Der Tod gu­ter Kameraden ergreift. Familie Vogel mein persönliches Beileid.[1] Heute, am Herz-Jesu-Freitag, gedachte ich ihrer Seelen besonders.

[1] Sohn Willi Vogel war am 10.8.1941 im Osten am Ilmensee gefallen.

Karl Leisner aus Dachau am 13. Juni 1942 an Bern­hard Koch als Soldat:
So möchte ich Dir heute schon schreiben, damit Dich mein Glückwunsch zum Namens­tag [am 20.8., dem Fest des hl. Bernhard von Clairvaux,] rechtzeitig er­reicht. Grüß’ bitte herzlich alle Kursgenossen, die Du grüßt, auch von mir. Mit gan­zem Herzen bin ich grade in der Herz-Jesu-Oktav bei Euch allen. In steter Treue Dein Karl

Karl Leisner aus Dachau am 4. Juni 1943 an Arnold Francken in Münster und an seine Fami­lie in Kleve:
Verehrter, hochwürdiger Herr Regens!
Heute vor vier Jahren nahm ich Abschied von Ihnen und dem [Prie­ster] Seminar [und fuhr nach Kleve].[1] Da drängt es mich, Ihnen einmal wieder persönlich zu schreiben. Es ist Herz-Jesu-Freitagabend im Juni und in der Pfingstnovene [3. bis 12.6.]. Meine Gedanken gehen zurück ins schöne Mün­ster. Die großen Gnadentage der Weihen, das frohe Leben mit den lie­ben Kame­raden und die ernsten, tiefen Stunden der Gnade – alles steht le­bendig vor mir. Dann St. Blasien und Freiburg
/Br., Sachsenhausen und Dachau mit all dem, was sie mir brachten. Diese Odyssee war wohl nötig für mich, und rück­schauend bin ich dem Heiland und Seiner heiligen Mutter sehr zu Dank ver­pflichtet. Nach dem Meinen des kleinen Menschenherzens möchte ich auf ein baldiges Wieder­sehen hoffen. Aber, der Herr weiß es am besten.
[…]
Meine Lieben!
[…]
So bin ich reichlich versorgt. Auch mein lieber Spezi [P. Otto Pies SJ] sorgt prächtig für mich. Er bittet, ihn besonders in Euer Gebet einzuschließen. Gerade im Herz-Jesu-Mo­nat sind wir ja in der Liebe des göttlichen Herzens in Gebet, Opfer und Leid verbunden.

[1] Bei der Formulierung Heute hatte Karl Leisner offensichtlich den Wochentag Frei­tag im Sinn, denn 1939 war er am 4. Juni, dem Dreifaltigkeitssonntag, be­reits auf dem Weg nach St. Blasien.

Karl Leisner aus Dachau am 4. Juni 1943 an Arnold Francken in Münster und an seine Fami­lie in Kleve:
Verehrter, hochwürdiger Herr Regens!
Heute vor vier Jahren nahm ich Abschied von Ihnen und dem [Prie­ster] Seminar [und fuhr nach Kleve].[1] Da drängt es mich, Ihnen einmal wieder persönlich zu schreiben. Es ist Herz-Jesu-Freitagabend im Juni und in der Pfingstnovene [3. bis 12.6.]. Meine Gedanken gehen zurück ins schöne Mün­ster. Die großen Gnadentage der Weihen, das frohe Leben mit den lie­ben Kame­raden und die ernsten, tiefen Stunden der Gnade – alles steht le­bendig vor mir. Dann St. Blasien und Freiburg
/Br., Sachsenhausen und Dachau mit all dem, was sie mir brachten. Diese Odyssee war wohl nötig für mich, und rück­schauend bin ich dem Heiland und Seiner heiligen Mutter sehr zu Dank ver­pflichtet. Nach dem Meinen des kleinen Menschenherzens möchte ich auf ein baldiges Wieder­sehen hoffen. Aber, der Herr weiß es am besten.
[…]
Meine Lieben!
[…]
So bin ich reichlich versorgt. Auch mein lieber Spezi [P. Otto Pies SJ] sorgt prächtig für mich. Er bittet, ihn besonders in Euer Gebet einzuschließen. Gerade im Herz-Jesu-Mo­nat sind wir ja in der Liebe des göttlichen Herzens in Gebet, Opfer und Leid verbunden.

[1] Bei der Formulierung Heute hatte Karl Leisner offensichtlich den Wochentag Frei­tag im Sinn, denn 1939 war er am 4. Juni, dem Dreifaltigkeitssonntag, be­reits auf dem Weg nach St. Blasien.

Karl Leisner aus Dachau am 17. Juli 1943 an Jakob Küppers und an seine Familie in Kleve:
Verehrter, lieber hochwürdiger Herr Dechant!
[…]
Gerade in der Fron­leich­nams- und Herz-Je­su-Oktav habe ich so oft an daheim denken müssen. Oft und oft spüre ich den Segen hin- und herfluten, den die Gebets- und Opferge­meinschaft uns bringt.
Meine teuren, treuen Lieben!
[…]
Ich bete oft zu unsern Toten um Für­bitte und Schutz: Ins mächtige Herz des Herrn emp­fehle ich mich täglich mit Euch und allen den vielen Betern und Freunden.

Dachau, Freitag, 4. Mai 1945, Heilige Mo­nika[1]
Herz-Jesu-Freitag im Mari­enmonat. Habe großes Ver­trauen grad’ wegen der abso­luten Not und Schlappheit. Bete mit Mutter Monika und meiner Mutter um baldige Wende.[2] (Holo­caustum!)

[1] In Erinnerung an dieses Datum wurde die älteste Tochter von Karl Leisners jüng­ster Schwester Elisabeth Haas auf den Namen Monika getauft.
Seit der liturgischen Kalenderreform 1969/1970 wird das Fest der hl. Mo­nika am 27.8. ge­fei­ert.
[2] Karl Leisner fühlte sich im Gebet verbunden mit der hl. Monika, die für ihren Sohn, den hl. Augustinus, betete, und mit seiner eigenen Mutter, die ihn per­sön­lich immer in ihr Gebet einschloß.

Planegg, Freitag, 1. Juni 1945, Herz-Jesu-Freitag
Jesus mach mich sanft- und demütig von Her­zen! Bilde mein Herz nach Dei­nem Her­zen![1]

[1] Bitte aus der Herz-Jesu-Frömmigkeit, zum Bei­spiel „Herz-Jesu-Litanei“, s. Mt 11,29. Die Litanei endete da­mals:
Jesus, sanftmütig und demütig [heute: gütig und selbst­los] von Herzen, bilde unser Herz nach Deinem Her­zen.

Planegg, Samstag, 2. Juni 1945, Prie­stersamstag
Alles für die Priester und neue Kandidaten. „Wecke, Herr, Priester Deines Göttlichen Her­zens!“

Planegg, Freitag, 8. Juni 1945, Herz-Jesu-Fest [Tgb. 27, 17]
Alles für das Göttliche Herz, für Priester und Kan­didaten Seinem Herzen Sühne.[1]

[1] Es gab ein Sühnegebet zum heiligsten Herzen Jesu, das vor allem am Herz-Jesu-Fest gebetet wurde, aber auch an Herz-Jesu-Freita­gen.

Herz-Jesu-Verehrung Bluthaft, kernig, männlich! erlebte Karl Leisner im KZ durch P. Otto Pies SJ. Dieser war durch seinen Novizenmeister P. Johann Baptist Müller SJ sehr stark von der Herz-Jesu-Frömmigkeit geprägt. Insofern hatten die Herz-Jesutage eine besondere Bedeutung für P. Otto Pies SJ.

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Planegg, Freitag, 15. Juni 1945
O, liebster Jesus, hilf mir. Pius X., ora pro me! [bitte für mich] Alles für das Göttliche Herz. Heute Ok­tav! – Mta, alles für Dich. Nicht mutlos und ungedul­dig werden, gel’!

Adam Ott:
Am 8.6.1960 kam P. Pies bei mir vorbei: „Ich will Dir sagen, daß ich mich dem­nächst hier in Mainz im St.-Hildegardis-Krankenhaus operieren lasse. Es muß sein, aber ich hoffe, daß ich im August doch nach München kommen kann. Weißt Du, ich habe mir in der letzten Zeit meine Gedanken gemacht, wie der Zusammenschluß der Mitbrüder von Dachau gestrafft werden soll. Das will ich bei unserer Zusammenkunft in Da­chau anläßlich des Eucharistischen Kongresses Euch vorlegen.“ Und er erläuterte mir seinen Entwurf.
Die Operation von Pater Pies fand statt, und am Abend des 30. Juni stand ich am Ster­belager unseres heiligmäßigen Mitbruders. Viel konnte er nicht mehr sprechen: „Hilf beten, daß ich morgen heimgehen darf! – Herz-Jesu-Freitage waren in Dachau immer Lichtpunkte für mich. Morgen ist wieder Herz-Jesu-Freitag. – Hilf be­ten, daß mir das Ewige Licht aufgeht! – Nach Dachau komme ich im August nicht mehr, aber Du weißt ja, was ich will. – Sage es den anderen und grüße sie von mir. Wir sehen uns wieder!“ Er schwieg und hielt lange meine Hand.
Ich habe bei unserer Zusammenkunft in Dachau am 5. August [1960] mich des Auf­trags von Pater Pies entledigt. Die Stimmung im Saal war nicht gün­stig, es verhallte. Auch bei unserem abendlichen Conveniat am 23.8.1962 in Münster gab sich keine Gelegenheit, obwohl von den Red­nern der Zusammenhalt gefordert und gefeiert wurde. Deshalb komme ich hier in unseren Ver­öffentlichungen zurück auf das Testa­ment von Pater Pies.[1]

[1] Stimmen von Dachau 1963 Nr. 1: 3

Am 1. Juli 1960, dem „Fest des kostbarsten Blutes unseres Herrn“[1], einem Herz-Jesu-Freitag, starb er ruhig und ohne To­des­kampf. Sein Grab befindet sich in Mün­ster auf dem Fried­hof von Haus Sentmaring, einer ehemaligen Niederlassung der Jesuiten.

[1] 1969 wurde dieses Fest mit dem Hinweis gestrichen, daß sein Inhalt im Fronleichmans­fest enthalten sei.

027_Friedhof von Haus Sentmaring

028_Grab von P. Otto Pies SJ

Nicht ausgewiesene Fotos sind aus dem IKLK-Archiv.