Karl Leisner und „Das Lied von der Glocke“

2013_09_04_Glocke

 

In den Exerzitien 1931 in Gerleve verwendete P. Laurentius Rensing OSB, wie Karl Leisners Notizen zei­gen, nicht nur die Bibel und die Liturgie, sondern auch Literatur und Musik, zum Beispiel „Das Lied von der Glocke“ von Friedrich von Schiller.

 

 

 

2013_09_03_Schiller

 

Johann Christoph Friedrich von Schiller, seit 1802 geadelt (* 10.11.1759 in Marbach, † 9.5. 1805 in Weimar) – Dichter, Dramatiker, Philosoph und Historiker

 

2013_09_04_Glocke_fertig

 

1799 schrieb Friedrich von Schiller „Das Lied von der Glocke“.[1] Es gehört zu den bekanntesten, am meisten zitierten und parodierten deutschen Gedichten.

 


1]  Benno von Wiese: Deutsche Gedichte, Düsseldorf 1954: 301 – 313

Auch bei Familie Leisner zitierte man häufig Verse aus diesem Gedicht.

In den Exerzitien notierte Karl Leisner am 6. September 1931:
Leidenschaft: Wohltätig ist des Feuers Macht etc.
[…]
Erbsünde!
Leidenschaft ohne Zügel. „Wehe, wenn sie losgelassen …“

Wohltätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
[…]
Wehe, wenn sie losgelassen,
Wachsend ohne Widerstand,
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!

Am 2. März 1930 schrieb er an Walter Vinnenberg:
Als wir etwas weiter gingen, kamen wir an ein großes Feld, das am Wald­rand lag. – Hier gedachten wir, Bumerang zu werfen! Aber mit des Ge­schickes Mächten ist kein ewger Bund zu flech­ten, denn nach zwei Würfen hing unser Bumerang in einer wohl 20 m ho­hen Buche.

Die Verse „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, Ob sich das Herz zum Herzen findet!“ kommen öfter vor:

Über seine erste Liebe notierte er am 19. September 1936 in seinem Tagebuch:
Wer zählt die innigen, süßen heimlichen Stunden, wo Herz zu Herze sprach.

Am 1. April 1937 schrieb er:
Ernste Gespräche. Mit Dr. S. [Schön­zeler] sprach ich über das Weltbild der heuti­gen Physik. Über Religion und Kirche heute. Über den Beruf. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ – Ernst und schwer klingen die Worte in mir nach.

Vater Wilhelm Leisner schrieb am 6. März 1944 in einem Rundbrief an seine Kinder, als sein Sohn Willi sich verliebt hatte:
Und wir freuen uns, möglichst bald Euch beide bei uns zu haben und die liebe Franziska kennenzulernen. Das Lied von der Glocke [Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet!] werdet Ihr bei­den jetzt etwas besser verstehen lernen.

In einem Rundbrief vom 17. April 1944 heißt es:
Wenn Du [liebe Paula] gesehen hättest, wie das junge Paar sich lieb gehalten hätte, würdest Du Deine Verlobung sicher nicht so weit hinaus­schieben, doch prüfe …. [Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Her­zen findet!]