In den Exerzitien 1931 in Gerleve verwendete P. Laurentius Rensing OSB, wie Karl Leisners Notizen zeigen, nicht nur die Bibel und die Liturgie, sondern auch Literatur und Musik, zum Beispiel „Das Lied von der Glocke“ von Friedrich von Schiller.
Johann Christoph Friedrich von Schiller, seit 1802 geadelt (* 10.11.1759 in Marbach, † 9.5. 1805 in Weimar) – Dichter, Dramatiker, Philosoph und Historiker
1799 schrieb Friedrich von Schiller „Das Lied von der Glocke“.[1] Es gehört zu den bekanntesten, am meisten zitierten und parodierten deutschen Gedichten.
Auch bei Familie Leisner zitierte man häufig Verse aus diesem Gedicht.
In den Exerzitien notierte Karl Leisner am 6. September 1931:
Leidenschaft: Wohltätig ist des Feuers Macht etc.
[…]
Erbsünde!
Leidenschaft ohne Zügel. „Wehe, wenn sie losgelassen …“
Wohltätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
[…]
Wehe, wenn sie losgelassen,
Wachsend ohne Widerstand,
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!
Am 2. März 1930 schrieb er an Walter Vinnenberg:
Als wir etwas weiter gingen, kamen wir an ein großes Feld, das am Waldrand lag. – Hier gedachten wir, Bumerang zu werfen! Aber mit des Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten, denn nach zwei Würfen hing unser Bumerang in einer wohl 20 m hohen Buche.
Die Verse „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, Ob sich das Herz zum Herzen findet!“ kommen öfter vor:
Über seine erste Liebe notierte er am 19. September 1936 in seinem Tagebuch:
Wer zählt die innigen, süßen heimlichen Stunden, wo Herz zu Herze sprach.
Am 1. April 1937 schrieb er:
Ernste Gespräche. Mit Dr. S. [Schönzeler] sprach ich über das Weltbild der heutigen Physik. Über Religion und Kirche heute. Über den Beruf. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ – Ernst und schwer klingen die Worte in mir nach.
Vater Wilhelm Leisner schrieb am 6. März 1944 in einem Rundbrief an seine Kinder, als sein Sohn Willi sich verliebt hatte:
Und wir freuen uns, möglichst bald Euch beide bei uns zu haben und die liebe Franziska kennenzulernen. Das Lied von der Glocke [Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet!] werdet Ihr beiden jetzt etwas besser verstehen lernen.
In einem Rundbrief vom 17. April 1944 heißt es:
Wenn Du [liebe Paula] gesehen hättest, wie das junge Paar sich lieb gehalten hätte, würdest Du Deine Verlobung sicher nicht so weit hinausschieben, doch prüfe …. [Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet!]