Karl Leisner und das Saarland

Saarland

 

Am 30. August 1936 machte Karl Leisner folgenden Nachtrag in sein Tagebuch:

Dann kam die große Saarfahrt [im September 1934].

Dazu schrieb Ger­hard Baumgärtner aus Mittelbexbach am 13. Mai 2002 an Hans-Karl Seeger:
Eines Tages hörte ich, daß sich in der Nachbarschaft bei der evangelischen Familie Born ein junger Feriengast aus dem Rheinland aufhält. […] Wir fan­den zusammen und planten für den nächsten Tag eine gemeinsame Rad­tour. Von Bexbach aus ging es nach Kirkel über St. Ingbert – Saarbücken zum Deutschmühlenweiher. Dort erfreuten wir uns an den Wildenten mit ih­ren Jungen. Wir schauten uns ein wenig um und machten uns bald wieder auf den Heimweg. Da wir mit dem Rad unterwegs waren, gab es keine große Un­ter­haltung. […]

Deutschmühlenweiher

Deutschmühlenweiher

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Author: E.peiffer@gmx.net 13:31, 21. Apr. 2008 (CEST) / CC-BY-SA 3.0 (abgerufen 30.07.2013)

 

 

In Mittelbexbach hatte Karl Leisner am Freitag, dem 14. September 1934, Fest Kreuzerhöhung, in sein Tagebuch geschrieben:
Gestern war ich mit Gerd Baumgärtner im Rosengarten zu Zweibrücken. Sehr schön angelegt. Im Park sahen wir als Kriegerdenkmal einen steifen, kunstlosen Block. – .[…] Heute gings los nach Saarbrücken. – Spicherer Höhen – Lothringi­scher Bo­den (zum ersten Mal auf französischem Hoheitsgebiet). Karte nach Hause ge­schrieben. Herr­liche Fahrt! Zurück durch den frischen Abend.

Damals konnte Karl Leisner nicht ahnen, welch große Bedeutung der heutige Deutsch-Französische Garten (DFG) in Saarbrücken mit dem Deutschmühlenweiher für die Deutsch-Französische Freundschaft bekam.

Der Wochenspiegel berichtete am 15. März:

Video des Tages: Vom Hasspark zum Freundschaftspark 14. März 2013

Vom Kriegsschauplatz zum Symbol der Aussöhnung: Der Deutsch-Französische Garten hat eine bewegte Geschichte

SAARBRÜCKEN Vom Kriegsschauplatz der einstigen „Erbfeinde“ Deutschland und Frankreich bis hin zum Symbol für deren Freundschaft: Das Gebiet, das heute den Deutsch-Französische Garten umfasst, hat eine bewegte Geschichte hinter sich, erklärt Franziskus Sauer bei einem Spaziergang durch den Deutsch-Französische Garten. Sauer ist stellvertretender Vorsitzender und Mitbegründer des 2010 gegründeten Vereins Freunde des Deutsch-Französischen Gartens (FDFG). Franziskus Sauer hat sich intensiv mit dessen Geschichte befasst und führt zu besonderen Gelegenheiten durch den Park.
Die blutige Geschichte des Gebiets beginnt mit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Am 6. August 1870 tobte die blutige Schlacht auf den Spicherer Höhen, die 1170 Menschenleben und 5660 Verwundete auf beiden Seiten forderte, wie in dem Buch „Der Deutsch-Französische Garten in Saarbrücken. Geschichte und Führer“ (2000) von Bernd Loch zu lesen ist. Bereits kurz nach dem Krieg wurde hier ein Friedhof für die Gefallenen und diejenigen, die ihren Wunden erlegen waren, angelegt. Etwa 450 Soldaten und Zivilpersonen ruhen hier. Die Stadt kaufte die Parzelle und gab ihr den Namen Ehrenfriedhof. Bereist ein Jahr nach der Schlacht gab es eine Gedenkfeier. Wie Franziskus Sauer berichtete sei Saarbrücken einer der zentralen Orte gewesen, an dem man den Sieg über den „Erbfeind“ gefeiert habe.
Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde das Gebiet um den Deutschmühlenweiher zu Naherholungszwecken umgestaltet. Schon damals flanierten dort, ähnlich wie heute Spaziergänger. Allerdings hieß das Areal um 1900 Kaiser-Wilhelm-Park und diente unter anderem auch dazu, die Erinnerung an den Sieg über Frankreich wach zu halten, erklärt Sauer. Das Mockental (zwischen Deutschmühlenweiher und Ehrental) war damals noch weitestgehend Obstwiese. Das Naherholungsgebiet war über Wege mit dem Ehrental verbunden.
Nördlich des Parks schließlich wurde 1890 das Deutschmühlenbad angelegt. Dort wo später die Gulliver Welt angesiedelt war, errichtete Gustav Moog einen kleinen Zoo.
Im ersten Weltkrieg spielte das Gebiet keine Rolle und blieb Naherholungsgebiet – das jedoch 1935 zerstört wurde: .Im Rahmen des Westwalls wurden auf dem heutigen DFG-Gelände zahlreiche Bunker und Panzersperren angelegt. Noch heute gibt es mehr als 24 Bunker im DFG. „Die Nazis haben mitten durch dieses Tal eine Höckerlinie gezogen“, sagt Sauer. Heute liegt das Tal der Blumen über der Höckerlinie. Sauer betont: „Das ist die Denkleistung. Aus dem einstigen Hasspark der Erinnerung gegen den Erbfeind einen Freundschaftspark zu machen. Adenauer und de Gaulle wollten Aussöhnung. Und Aussöhnung braucht Symbole.“
Bereits 1957, im Jahr der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik, wählte man den ehemaligen Kriegsschauplatz zum Standort einer deutsch-französischen Gartenschau als Zeichen der Verständigung beider Länder. „Das ist das, was den Park von allen anderen Parks in Deutschland unterscheidet: seine einzigartige Symbolik“, sagt Sauer und erklärt: „Deutsche und französische Gartenarchitekten wurden beauftragt, über der Höckerlinie ein Blumenfeld zu gestalten, wo Deutsche und Franzosen spazieren und am Sonntag picknicken.“ Und das sei gelungen, betont er.“
Am 23. April 1960 eröffneten der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer und  der französische Premierminister Michel Debré die erste – und einzige – deutsch-französische Gartenschau. Die Fläche des DFG umfasst 50 Hektar. Bundesweit gilt er als eine der größeren Anlagen in der Formensprache der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts und steht als solche unter Denkmalschutz.
Im Laufe der Jahre hat sich der DFG zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. Das bestätigt auch eine Umfrage, die der Verein Freunde des Deutsch-Französischen Gartens im vergangenen Jahr unter rund 100 Gartenbesuchern durchgeführt hat. Wie Sauer informiert, kommen überwiegend Mütter mit Kindern oder Familien, um die Ruhe im Park und die Natur zu genießen.
Auch viele Saarbrücker, die inzwischen weggezogen seien, kämen bei Verwandtschaftsbesuchen gerne in den Park, weil sie als Kind schon mit ihren Eltern hier spazieren waren. Insofern sei der Park auch ein Ort der Erinnerung, sagt Sauer.
Die Symbolik der Deutsch-Französischen Aussöhnung sei heute allerdings niemandem mehr bewusst, habe der Verein bei seiner Befragung festgestellt. Deutsch-Französischer Garten sei nur noch ein Name. Seiner Meinung nach sei es Aufgabe der Landespolitik, an die Symbolik des Parks zu erinnern. So gebe es im 50. Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrags auch keine einzige offizielle Veranstaltung zum Thema deutsch-französische Freundschaft im DFG. „Das Fest machen wir“, sagt Sauer. Am 5. Mai organisieren die FDFG ein deutsch-französisches Freundschaftsfest. Beginn ist um 10 Uhr im DFG, im Angebot ist unter anderem ein deutsches Frühstück. Um die Mittagszeit fährt ein Bus in den Keramikgarten in Saargemünd. Dort gibt es unter anderem ein französisches Déjeuner, französische Musik und Boule-Spiele.

WochenspiegelVideos vom 12. März 2013 – Vom Hasspark zum Freundschaftspark auf YouTube