Karl Leisner und der heilige Aloysius von Gonzaga

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Der heilige Aloysius ist neben Johannes Berchmans (1599–1621) und Stanilaus Kostka (1550–1568) einer der drei Jugendheiligen der Jesuiten.

 

Lebensdaten:
stud. theol. Aloysius von Gonzaga (* 9.3.1568 in Castiglione delle Stiviere bei Man­tua/I, † an der Pest durch Ansteckung bei der Krankenpflege 21.6.1591 in Rom) – Bekenner –Ein­tritt in die Gesell­schaft Jesu 21.11.1585 – selig­gesprochen 1605 – heiliggesprochen 31.12.1726 – seit 1729 Patron der studierenden Jugend – Gedenktag 21.6.

Aus den sogenannten Puncta, Betrachtungspunkten, die den Theologiestudenten am Abend für die Betrachtung am nächsten Morgen gegeben wurden, notierte Karl Leisner in seinem Tagebuch:

Münster, Donnerstag, 21. Juni 1934, Heiliger Aloisius
Gestern abend hielt uns der „Chef“ [Direktor Franz Schmäing] in sei­ner feinen, tiefen und lebensnahen Art eine feine Betrachtungsanleitung über den heiligen Aloisius: „Wohl kein Heiliger kann sich so über seine Bio­gra­phen beklagen wie gerade er. Aus einem willensmächtigen und selbst­strengen jun­gen Mann wurde eine unnatürliche, kitschige Heiligenge­stalt. Daß er manch­­mal sogar seine Mutter nicht einmal angeschaut habe, ist aus der losen und gemeinen Mode der Weltdamen von damals zu erklä­ren ( Gemäl­de­­gale­rien!). Diese ganz stramme und willensgespannte Selbst­zucht wollen wir von ihm lernen, 1.) die Augen beherrschen und manchmal geistig wenigs­tens niederschlagen, 2.) keine Menschenfurcht kennen (wie er seinem Vater ge­genüber) und 3.) diese starke poenitentia (= Bußgeist, Selbstzucht) soll uns zur innocentia [Unschuld] führen, damit wir solche Persönlichkeiten werden wie der heilige Aloisius, den zum Bei­spiel seine „feindlichen“ Brüder zur Schlichtung eines schlimmen Streites zu Hilfe riefen und der bei der Pflege der Pestkran­ken seine Gesundheit opferte und an den „Nachwehen“ (Schwind­­sucht) starb.“ [Der] Heilige A. [Aloysius] fragte sich mit ganzer Seele bei allem, was er tat: „Quid hoc ad aeternitatem?“ [Was bedeutet dies für die Ewigkeit?] – so P. Fr. [Friedrich] Muckermann [SJ].

Darstellungen des heiligen Aloysius, wie Karl Leisner sie kannte:

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Karl Leisner soll es nicht so ergehen wie dem heiligen Aloysius von Gon­zaga.
Im Konzentrationslager Dachau führte ihn der Jesuitenpater Otto Pies ver­mutlich auf andere Weise an den heiligen Aloysius heran.

KZ-Priester Johannes Sonnenschein aus Ahaus am 10. Mai 2000 an Hans-Karl Seeger:
Otto Pies wird sicherlich auch Karl Leisner die drei Punkte über den heili­gen Aloysius erzählt haben, die er uns eines Tages [im KZ Dachau] pre­digte. Aloy­sius war von drei Wahlsprüchen geprägt:
1. Sein Vater hatte den Wahlspruch der Gonzaga „Was du tust, das tue ganz“.
2. Seine Mutter hatte den Wahlspruch der Familie des Karl Borromaeus „Vom Gu­ten zum Besseren“.
3. Der Wahlspruch der Jesuiten ist „Alles zur größeren Ehre Gottes“.

Eigentlich unterscheiden sich Heilige nur dadurch von anderen Men­schen, daß sie schneller wieder aufstehen, wenn sie gefallen sind. „Immer einmal mehr aufstehen als hinfal­len“ ist ein hilf­reicher Grundsatz. Das Anliegen des IKLK ist es, statt des Heiligenbildes, das jegliche Art von Feh­lern ent­fernt, ein Men­schenbild zu schaffen, statt der theologischen Ikone den hi­storischen Men­schen zu zeigen. Es geht darum, Karl Leisner so darzustel­len, wie er gelebt, ge­liebt und gehandelt hat. Dabei sind die zahlreich vorhandenen Dokumente eine große Hilfe.
Karl Leisner war ein Mensch mit Stärken und Tugen­den, aber auch mit Fehlern und Schwächen, ein ka­tholi­scher, das heißt ein alles umfassender Mensch. Als solchen hat Papst Jo­hannes Paul II. ihn seliggesprochen. Durch sein ganz natür­liches Ver­halten und sein Ringen um Ganzheit kann Karl Leisner den Menschen unse­rer Zeit Orientierungshilfe geben.
Dennoch läßt sich wohl kaum verhindern, daß ihm gelegentlich auch das Schicksal des Aloysius von Gonzaga widerfährt, indem man ihn nämlich u. a. als „unnatürliche, kitschige Heiligenge­stalt“ darstellt.

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Dieser Linolschnitt stammt vermutlich aus Polen.

 

 

Ganz im Gegenteil zu dieser Darstellung ist Karl Leisner zu dem herangereift, wie er selbst sich den heiligen Aloysius vorgestellt hat und dieser wohl auch in Wirklichkeit war.

Unter dem Titel „Armer Heiliger“ ist ein Beitrag erschienen, der Auskunft gibt über die Aloysiusgestalten als Gipsfigur aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

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Bericht