Unterlinden-Museum (Musée d’Unterlinden) in Colmar/Haut-Rhin/F
Einrichtung des Kunstmuseums im ehemaligen Dominikanerinnenkloster (13. Jh.) 1849 – große Sammlung bemerkenswerter Kunstwerke oberrheinischer Sakralkunst – Umbau 2012–2015
Die Tagespost brachte am 5. Januar 2016 unter der Überschrift „Frischer Wind am Isenheimer Altar – Das Unterlindenmuseum in Colmar ist nach seiner Renovierung wieder geöffnet“ eine Besprechung von Veit-Mario Thiede über die neue Situation im Unterlinden-Museum in Colmar. Dabei weist er auf den größten Schatz dieses Museums hin, den Isenheimer Altar.
Link zur Tagespost vom 5. Januar 2016
Die F.A.Z. brachte am 23. Januar 2016 unter der Überschrift „Seine keuchende Brust, sein heiliger Leib. Der berühmte Isenheimer Altar erstrahlt in neuem Licht: In Colmar haben die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron das Museum Unterlinden restauriert und erweitert, ein Flüsschen zutage gefördert und der Stadt einen neuen Platz geschenkt“ eine Besprechung über den Isenheimer Altar und über das neue Museum von Hubert Spiegel.
Link zur F.A.Z. vom 23. Januar 2016
[Der Isenheimer Altar] des Antoniterklosters in Isenheim (heute in Colmar) ist das Hauptwerk von Matthias Grünewald[1] und zugleich ein Hauptwerk deutscher Malerei. Seine Entstehungszeit ist unsicher; er wurde vermutlich 1506–1515 geschaffen. […]
Bis 1793 befanden sich die Tafeln in der Kirche in Isenheim. Zwei junge Kommissare der jungen Französischen Republik ließen die Gemälde und die Skulpturen der dritten Schauseite dann in die Distriktshauptstadt Colmar transportieren, um eine sicherere Aufbewahrung der Gemälde sicherzustellen.[2]
[1] Matthias (Matthis) Grünewald (* 1460/70 in Würzburg, † 31.8.1528 in Halle) – Maler
[2] URL http://de.gloria.tv/?media=254359& connection=mobile – 10.9. 2013
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Author / Claude Le Berre / CC BY-SA 2.0(abgerufen 20.10.2015)
Johannes Röser behandelt in seinem Kommentar in „Christ in der Gegenwart“ das Thema Vergnügen. Es geht um die Frage der Ernsthaftigkeit unserer Unterhaltungskultur, die sich inzwischen auch auf das Religiöse erstreckt. Dazu führt er folgendes aus:
„Belustigung, Unterhaltung, Übermut ist gut. Aus guten Gründen hat der Mensch aber auch dafür ein Maß gesetzt, Zeiten und Räume, Grenzen. Denn das Leben selber setzt Grenzen, am Ende die schreckliche Grenze des sicheren Todes. Dessen eingedenk war das Feiern der Fastnacht einmal ein Feiern angesichts des Todes in der Nacht vor dem großen Fasten, vor den entsagungsvollen heiligen vierzig Tagen Vorbereitung auf das Sterben Jesu und seine Auferstehung. Doch selbst das Kreuz wurde zur Touristenattraktion hoffähig gemacht: soeben erst werbemäßig medial aufbereitet anlässlich der Wiedereröffnung des Unterlinden-Museums im elsässischen Colmar. Sein berühmtestes Ausstellungsstück: der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Wieviel gläubige, hoffende, zweifelnde Erschütterung geht davon noch aus in einer Zeit, in der selbst Kirchbauten, von den Ahnen zum Lob Gottes und zur Bewegung der christlichen Seele errichtet, zum Programmpunkt einer SightseeingTour minimiert sind? Reisewellness, wo Generationen auf Christi Tod getauft wurden, wo die Feier der Eucharistie der kultische Höhepunkt innigster Erschütterung ist.“[1]
[1] CiG Nr. 5 vom 31. Januar 2016: 45
Tagebucheinträge
Dienstag, 16. Februar 1937
Zwischen dem 16. und 28. Februar 1937 besuchte Karl Leisner mit seiner Schwester Maria Straßburg und Colmar. Die Darstellung des stark leidenden Gekreuzigten am Isenheimer Altar beeindruckte ihn außerordentlich. 1938 erinnert er sich daran.
Münster, Dienstag, 23. November 1937
Abends im Silentium mit Jupp K[1]. feines Stündchen der Freundschaft. Ich erzähle von Straßburg und Colmar. – Heiho.
[1] Josef (Jupp) Köckemann (* 20.4.1915 in Königssteele/Essen, † 18.11.2006) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5. 1934 – Außensemester in Freiburg/Br. 1936/1937 – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Im Seligsprechungsprozeß 1981 und Martyrerprozeß 1990 für Karl Leisner hat er als Zeuge ausgesagt.
Münster, Freitag, 1. Juli 1938
Straßburg reißt mich auf – Isenheimer Kreuzbild erschüttert mich – zu letztem Ernst! Es ist mir, ich weiß nicht wie, ich spüre dies ganz tief: „Wanderer zwischen beiden Welten“[1] bist du.
[1] Flex, Walter: Der Wanderer zwischen beiden Welten. Ein Kriegserlebnis, München 1918
Münster, Donnerstag, 7. Juli 1938
Straßburg: Ecclesia – Synagoga.[1] Irdische und himmlische Liebe. – Isenheimer Altar.
Passio Domini nostri Jesu Christi [Das Leiden unseres Herrn Jesus Christus] – Das Opfer ist gefordert, aber ich bin zu schwach, es restlos zu bringen.
[1] Sandsteinskulpturen am südlichen Querhausportal des Straßburger Münsters
Münster, Montag, 22. Januar 1938
Die Tischlektüre [im Collegium Borromaeum] von Meister Matthis (Grünewald)[1] läßt mich lebhaft an Colmar und den [Isenheimer] Altar im Musée [Unterlindenmuseum] denken.
[1] Hagen, Oskar: Matthias Grünewald, München 1919
Planegg, Montag, 11. Juni 1945
Matthias Grünewald-Buch von Dr. Corman[1] ist fein zu schau’n. War mit [meiner Schwester] Maria auf Fahrt 1937 in der „dösenden“ Erinnerung.
[1] Dr. med. Wilhelm Corman (* 13.12.1910 in Aachen, † 2.6.1982) – Facharzt für Lungenkrankheiten u. Stationsarzt im Waldsanatorium Planegg ab November 1944 – Er sorgte freundschaftlich für Karl Leisner. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.
Planegg, Donnerstag, 14. Juni 1945
Morgens gedöst und Grünewaldbilder [aus dem Buch von Dr. Wilhelm Corman] vom „Maria Schnee“ Altar (Reste) beschaut.[1]
[1] Matthias Grünewald hat in den Jahren 1517–1519 „Das Schneewunder“ als rechten Flügel eines Altares gemalt. Das Kunstwerk befindet sich im Augustinermuseum in Freiburg/Br. Vermutlich hat Karl Leisner es dort 1936/37 während seiner Freiburger Zeit gesehen.
Auch Vater Wilhelm Leisner kannte Colmar, allerdings aus völlig anderer Sicht. Im Ersten Weltkrieg erkrankte er am Reichsackerkopf[1] an erfrorenen Füßen und befand sich vom 23. März bis 15. Mai 1915 im Reserve-Lazarett Colmar (Josefschule).
[1] Der Reichsackerkopf im Munstertal/Haut-Rhin/F war im Ersten Weltkrieg ein hart umkämpfter Berg in den Vogesen. In der Hoffnung, „hier auf elsässischem Boden, allen Landsleuten Europas dieses gemeinsame Geschichtsgut näherzubringen und dadurch zur besseren Verständigung unserer Völker beitragen zu können“ haben die Gemeinden des Munstertales einen „Historischen Rundweg 1914–18 Gaschney-Reichackerkopf“ geschaffen.
Julius Trumpp:
Am 20. März [1915] erfolgte die zweite Einnahme des Reichsackerkopfes durch die Brigade (Trumpp, Julius: Das K. B. [Königlich Bayerische] Reserve-Infanterie-Regiment. Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Bayerische Armee, Bd. 56, München 1928: 29f.).
Impressionen vom Isenheimer Altar
Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos: Gabriele Latzel