Karl Leisner und der vor 100 Jahren torpedierte Kreuzer Emden

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Kleiner Kreuzer – Auftragserteilung zum Bau an die Kaiserliche Werft in Danzig 1905 – Stapellauf 26. Mai 1908 – Indienststellung 10. Juli 1909 – Torpedierung bei den Kokosinseln vom australischen Kreu­zer Sydney und gestrandet 9. November 1914

In der ARD läuft am Karfreitag der Film „Die Männer der Emden“ – Karl Leisner „begegnete“ diesem Schiff 1933

Auf der Baltrumfahrt 1933 machte er während eines Zwischenaufenthaltes in Jever Bekanntschaft mit der „Welt auf dem Wasser“. Dabei kam ihm auch das Kreuzerschiff Emden in den Blick.

Jever, Dienstag, 15. August 1933, Mariä Himmelfahrt
Um 16.30 Uhr brechen wir dann endlich auf zum Nachmittagsrundgang. (Die NDer waren inzwischen gelandet.) Zunächst geht unser Weg zur Mari­ne­werft, die leider für die Besichtigung schon geschlossen ist. Der wach­ha­bende Werftpolizist erzählt uns allerlei davon und zeigt uns einiges, was wir vom Eingang aus sehen können. Der Vorderbug vom „Admiral Scheer“, dem neuesten Panzerkreuzer liegt dicht vor uns. Schade, daß wir das Schiff nicht besichtigen dürfen. Weit hinter den Werftbauten ragt der „lange Hein­rich“[1] auf. Wir bedanken uns beim Werftpolizist und gondeln weiter zur Ma­rinekir­che[2], in der die Wappen der alten Kreuzer hängen. Vorne rechts hängt das Namensschild der „Emden“, das uns vor kurzem von Austra­lien wie­derge­schenkt wurde. Weiter bemerken wir einen Rettungsring des kürz­lich gesun­kenen Schulschiffs „Niobe“. Auch ein Trauerkranz für die Ertrun­ke­nen der Niobe­besatzung hängt dabei. – Um 20.00 Uhr sind wir wie­der in der DJH. – Vorher besahen wir uns die alten Kriegsschiffe (et­was) im Ha­fen aus der Nähe. Da lagen sie, die alten sturmerprobten Kreu­zer und Torpedoboote ohne Geschütze und Maschinen, und sie schlafen schon „14 Jahre“[3].

[1] In Wilhelmshaven gab es zwei konstruktiv verschiedene Krane mit der Bezeichnung Langer Heinrich. Beim ersten handelte es sich um einen 1886 konstruierten Typ des Sche­renkrans. Dieser hatte den Nachteil, daß bei geneigtem Aus­leger der Kran nicht dicht genug an größere Schiffe heran­gebracht werden konnte und der Kranführer vom Ponton aus nur einen  geringen Überblick hatte. Eine Weiterentwicklung stellte der Wippauslegerkran dar, bei dem die geraden Streben durch einen haken­förmig geknickten Ausleger, der durch eine Spindel auch unter Last an seiner Unterkante gewippt werden kann, ersetzt worden sind. Ein solcher Schwimmkran kann sich besser über ein Schiff neigen. Ein Kran dieses Typs befand sich beispiels­weise auf der Kaiserlichen Werft in Danzig (Auskunft aus Wilhelmshaven).

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[2] Es handelt sich um die evangelische Christus- und Garnisonkirche. Um 1920 wurden Marineflaggen, Rettungsringe und Schiffswappen ins Kircheninnere ge­bracht. Aus den 1930er Jahren stammt an der Nordwand des Längsschiffes das Segel zur Erinnerung an die Besatzung des Se­gelschulschiffs Niobe. Von diesem Schiff stammen der Rettungsring mit der Aufschrift „Segelschulschiff Niobe“, die Gali­onsfigur und das Steuerrad im linken Seitenschiff mit der Inschrift „Gott mit uns“.
[3] Josef Perau:
Die beiden letzten Worte in Anführungszeichen ironisieren [Adolf] Hitlers immer wie­derkehrende pathetische Floskel. Man hat aber nicht den Eindruck, daß Karl sich etwa von der Aufrüstung distanziert, überhaupt tiefer über die Pro­blema­tik von Krieg und Kriegsrüstung reflektiert. Dabei war einige Jahre zu­vor in den Kreisen der älteren Jugendbewegung um die Zeitschrift „Das frohe Le­ben“ [„Vom frohen Leben“] sogar die Frage der Kriegsdienstverwei­gerung sehr in­tensiv gestellt worden. Karl scheint von all’ dem nicht berührt. Das Vorbild Hein­rich Brü­ning, des Offiziers des Ersten Weltkriegs, be­stimmte wohl auch in dieser Frage seine Haltung (Perau, Josef: Biographie Karl Leis­ners zur Seligsprechung 1996 (Typoskript): 51).

Die F.A.Z. von heute wirbt für den oben genannten Film mit der Überschrift:
Verzeihen Sie bitte, dürfen wir Ihr Schiff versenken? – Sie flüchteten im Ersten Weltkrieg um den halben Globus: Die ARD erzählt die Geschichte der „Männer der Emden“

Einleitend heißt es in diesem Artikel:
Dass Adolf Hitler Hellmuth von Mückes scharfe Anwürfe, er pflege einen „byzantinischen Führungsstil“, und dies sei „undeutsch“, weitgehend ungestraft durchgehen ließ – von einem 1933 verhängten Schreibverbot für den 1929 aus der NSDAP ausgetretenen Realpolitiker einmal abgesehen –, liegt daran, dass es Hitler hier mit einer lebenden Legende zu tun hatte. Von Mücke hat als Kapitänleutnant und Erster Offizier der SMS [Seiner Majestät Schiff] Emden vor genau hundert Jahren ein Bravourstück nach altem deutschen Geschmack vollbracht.
Die im Indischen Ozean Handelskrieg führende SMS Emden narrte die weit überlegene britische Marine, indem sie empfindliche Treffer landete und lange den Verfolgern der Entente entging. Weil die Führung der SMS Emden die Besatzungen der angegriffenen Schiffe weitgehend verschonte, verliehen ihr sogar britische Zeitungen den Ehrentitel „Gentlemen of War“. Als der deutsche Kreuzer gleichwohl am 9. November 1914 vor den Kokosinseln von einem australischen Kreuzer versenkt wurde, befand sich von Mücke mit einem fünfzig Mann starken Landungszug auf Direction Island, um eine Funkstation auszuschalten. Er wollte seine Männer keinesfalls in Gefangenschaft geraten lassen, und so begann eine abenteuerliche Heimkehr-Flucht über den halben Erdball. Mit einem requirierten Schoner erreichte der Trupp Sumatra und gelangte über Indonesien, Arabien und die Türkei bis nach Berlin.
Wikipedia (URL http://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Emden_%281908%29 – 16.4.2014):
Während ihres Kreuzerkrieges hatte die Emden in zwei Monaten 23 Handelsschiffe mit 101.182 BRT feindlichem Schiffsraum aufgebracht. Allein 16 britische Handelsschiffe wurden versenkt und weitere sieben Schiffe wurden aufgebracht. Weiterhin wurden Öllager in Madras zerstört, der russische Geschützte Kreuzer Schemtschug sowie der französische Torpedobootzerstörer Mousquet im Hafen von Penang versenkt. Die Versenkung des weitaus größeren russischen Kreuzers stellte angesichts der schwächeren Bewaffnung der Emden in jedem Fall eine bemerkenswerte Leistung dar. Ihre Aktivität hielt eine große Anzahl alliierter Kriegsschiffe, die gegen sie eingesetzt werden mussten, von anderen wichtigen Aufgaben ab.
Aufgrund ihrer teils spektakulären Erfolge avancierte die Emden zu einem der bekanntesten deutschen Kriegsschiffe überhaupt, auch bedingt durch entsprechende Präsenz in den damals zugänglichen Medien: Der Prisenoffizier der Emden, Julius Lauterbach, berichtete später in Büchern und Vorträgen von seinen Erlebnissen. Kapitänleutnant von Mücke, der Führer des Landungsunternehmens auf den Kokosinseln, verfasste zwei Bücher, ‚Emden‘ und ‚Ayesha‘, die noch im Krieg hohe sechsstellige Auflagen erzielten.