Vor 150 Jahren wurde Pater Anselm (Friedrich August) Schott OSB (* 5.9.1843 in Staufeneck, † 23.4.1896 in Maria Laach) in Rottenburg am 10.8.1867 zum Priester geweiht – Eintritt bei den Benediktinern der Erzabtei Beuron 1868 – Profeß 6.6.1870 – Herausgeber des Schott, Meßbuch für Laien, 1884 – Übersiedlung in die Abtei Maria Laach 1892
Unter der Überschrift „Ein Name als Programm – Als das Messbuch volkstümlich wurde: Zum 150. Jahrestag der Priesterweihe von Pater Anselm Schott OSB“ erinnerte Christoph Matthias Hagen in der Zeitung Die Tagespost vom 10. August 2017 an Pater Anselm Schott OSB.
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Schott, Anselm
Lateinisch-deutsches Meßbuch der heiligen Kirche, Freiburg/Br. 361932, 421936
P. Anselm Schott OSB, ab 1868 im Kloster Beuron, hat 1884 mit seinem lateinisch-deutschen Meßbuch der röm.-kath. Kirche, kurz Schott genannt, einen tragenden Pfeiler der Liturgischen Bewegung geschaffen. Mit Hilfe des Schotts konnten die Gläubigen auch ohne Lateinkenntnisse mühelos den Gebeten des Priesters folgen und mitbeten.
Die übliche „Stille Messe“ unterschied sich von einer „Gemeinschaftsmesse“ dadurch, daß die Gläubigen Privatgebete oder eine Kommunionandacht verrichteten. In der Gemeinschaftsmesse betete die Gemeinde die Meßtexte z. B. mit Hilfe eines Schott-Meßbuches mit, zum Teil auch laut, während der zelebrierende Priester den lateinischen Text leise las. Romano Guardinis Anliegen in der Liturgischen Bewegung war: „Nicht in der Messe beten, sondern die Messe beten“ (Papst Pius X.). Dabei war der Schott eine große Hilfe.
Im Nachlaß von Karl Leisner befindet sich ein Handzettel mit dem „Äußeren und inneren Aufbau der heilige Messe“, der mit folgendem Satz endet:
Nur dann ist Dir der Geist des heiligen Meßopfers aufgegangen, wenn Du nicht „in der Messe“, sondern wenn Du „die Messe“ betest.
Paul Hellraeth und Jakob Küppers, Pfarrer in Kleve, haben den Jugendlichen verboten, Gemeinschaftsmessen in den Pfarrkirchen zu feiern, wohingegen Karl Leisners damaliger Religionslehrer Walter Vinnenberg diese Messe mit den Jungen in der Hauskapelle der Münze feierte, deren Hausgeistlicher er war.
Tagebucheinträge
Kleve, Sonntag, 27. April 1930
Um 6.00 Uhr in der Messe. – Wollte mit Föns [van Thiel] und Theo [Derksen] auf Fahrt, durfte aber von Papa aus nicht, weil ich das Haus verwahren mußte. Bis zu der alten Pumpe auf dem Weg, der bei „Haus Ida“ hereingeht, begleitete ich die beiden. – An der Pumpe noch mit den beiden Rosinen gefuttert (von Theo). – Dann ging ich wieder nach Hause zurück. Es war ein etwas nebliger, früher Morgen. Herrlich! – Ich betete im Gehen etwas aus dem „Schott“.
Schönstatt, Sonntag, 9. April 1933, Palmsonntag, 5. Tag
5.45 Uhr raus. – 6.15 Uhr Messe. […]
Um 8.45 Uhr Frühstück. – Um 9.00 Uhr Hochamt mit Palmenweihe[1]. Fein! (siehe Schott)
[1] Es war nicht ungewöhnlich, am Sonntag zweimal zur Messe zu gehen, wegen des Nüchternheitsgebotes kommunizierte man nur in der Frühmesse.
Karl Leisner aus Kleve am Samstag, 29. Juli 1933, an Walter Vinnenberg in Münster:
Nun also zur Fahrt [nach Baltrum]!
[…]
Als Gemeinschaftsmesse das „Kirchengebet“[1], worin ja auch die andern Tagesgebete [Morgen-, Tisch- und Abendgebete] stehn. (Ich bringe zwei bis drei Stück als „Ersatz“ mit!) – Schötte [Schott-Meßbücher] sind zwei zur Stelle.
[1] Das Kirchengebet (Kirchengebet 1930: 12–38) enthält den Verlauf der Eucharistiefeier in lateinischer und deutscher Sprache sowie Hinweise auf das, was der Priester zu beten hat und auf das, was die Mitfeiernden laut mitbeten.
Kleve, Dienstag, 24. Dezember 1935, Vigil von Weihnachten
Reich beladen mit Gaben und Gnadenschätzen kehre ich heim und erlebe bei Nielens grade das gekommene Christkind mit seiner Freude. […] Ursula und Marianne [Nielen] haben jede einen Schott mit Goldschnitt geschenkt bekommen. Strahlende Freude in Gesicht und Augen.
Karl Leisner aus Dachau am Sonntag, 9. März 1941, an seine Familie in Kleve
Auch meine Gitarre mit Spielmann [Liederbuch Der Spielmann] und Schott[-Meßbuch] könntet Ihr senden (mit Ersatzsaiten).
In weiteren Tagebucheinträgen finden sich zahlreiche Zitate aus dem Schott.
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Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die Anziehungskraft des Klosters Maria Laach nicht nach. Von einer Fahrt der Jungschargruppe St. Georg aus der Gemeinde Christus-König in Kleve im Sommer 1949 dorthin, an der auch Hans-Karl Seeger teilgenommen hat, existiert ein Fahrtenbuch.
Bei einem Besuch im Kloster bekamen die Jungen zu einer Zeit, in der es kaum etwas an Büchern gab, einen „Ersatzschott“ geschenkt.
Tagebucheintrag eines Fahrtteilnehmers
Aber der Besuch sollte Früchte tragen. Nach einer halben Stunde wurden wir nämlich in das Armsünderstübchen des Klosters gerufen. Dort durften wir zum Schrecken des bärtigen Küchenpaters unsere Mäuler stopfen. Köbes versuchte vergeblich, den Pater Ambrosius auf den Arm zu nehmen. Dann erschien der Pater auf einmal mit einem Stapel Bücher. Was bedeutete das? Wir sollten es bald merken. Er drückte jedem so ein Ding in die Hand. Bei näherer Untersuchung entpuppten sich diese „Dinger“ als Sonntagsschotts, welche ein Geschenk des Apostolischen Visitators für Deutschland S. E. [Seine Exzellenz] Bischof [Aloysius] Muench (1889–1962), für die deutsche Jugend waren. Nachdem wir uns bedankt hatten, sind wir zum Lager zurückgegangen.
Siehe auch Aktuelles vom 16. September 2017 – 100 Jahre „Vom Geist der Liturgie“.