Karl Leisner und der Zölibat

 

Karl Leisner wollte Priester werden und fühlte sich dazu ganz und gar berufen; denn er verzichtete darauf, seine Liebe zu Elisabeth Ruby zu leben und mit ihr eine Familie zu gründen.

 

 

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Unter der Überschrift „Österreich: Theologe rechnet bereits 2019 mit verheirateten Priestern“
berichtete Vatican News am 6. Januar 2018 über ein Interview mit dem Wiener Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner, in dem dieser eine baldige Öffnung des katholisch-kirchlichen Priesteramtes für verheiratete Männer voraussagt.

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Das Thema hat Karl Leisner sehr interessiert. Er beneidete die unierten Priester, die heiraten dürfen. Im Arbeitsdienst setzte er sich mit dem Zölibat auseinander; denn er hatte sich Anfang des Jahres 1937 in Elisabeth Ruby, die Tochter seiner Vermieter in Freiburg, verliebt.

Tagebucheinträge

Georgsdorf, Mittwoch, 4. August 1937
Nach dem Frühstück schöner, stiller Morgenspa­ziergang auf dem Wald­damm. – Gebet und Ge­danken. – Pater familias atque parrochiae – pen­sées. [Vater einer Familie und einer Pfarrei – Ge­danken.[1]] – In Gottes Hand geborgen, mag kom­men was will. Für alle Wohltäter jeden Tag be­ten! – Sexuelle Beherrschung! Stark bleiben!
[1] Er dachte vermutlich an die unierten Christen, deren Priester heiraten dürfen.

Nach dem Arbeitsdienst folgte 1938 das Jahr mit den Niederen Weihen und 1939 das Jahr der mit dem Zölibatsversprechen verbundenen Subdiakonenweihe.

Münster, Dienstag, 5. April 1938
Der Beruf ist „vorläu­fig“ gerettet. – Die Entscheidung vom 25. Oktober [1937] ist angebahnt, so ent­setzlich schwer sie mir fiel.[1] – All das bewegt mich in der Erinnerung. Nach dem Examen waren wieder die alten Sehnsuchtsrufe aus den Tiefen des Herzens empor­geklungen. – Quid faciam? [Was soll ich tun?] – Wohin mich Gottes Hand führt, dahin geh’ ich, und mag es schwerstes Opfer und höch­sten Mut kosten. – O, wenn der Ver­zicht auf den amor terrenus [die irdi­sche Liebe] nicht wäre, vor allem auf das eigene Geschlecht, die eige­nen Kinder. Denn das ist doch so wunderbar, quasi Schöpfer sein zu dürfen. Warum haben wir’s nicht wie die Unierten?
[1] Am 24.10.1937 hatte er mit P. Ludwig Esch SJ ein Gespräch über Berufungsfragen geführt und bei ihm gebeichtet.

Verheiratete Priester in der orthodoxen Kirche

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