Zwischen 1936 und 1939 wurde das KdF-Seebad Rügen gebaut, blieb aber unvollendet. Prora, der daraus hervorgegangene Ortsteil von Binz, sollte mit seinem gigantischen Komplex durch die Organisation KdF[1] 20.000 Menschen gleichzeitig eine Möglichkeit zum Urlaub bieten.
[1] Die am 27.11.1933 gegründete Organisation Kraft durch Freude (KdF) zur Urlaubs- und Freizeitgestaltung vorwiegend für Soldaten war eine Sonderdienststelle der Deutschen Arbeitsfront (DAF).
Während der Rügenfahrt 1929[1] lernten Karl Leisner und Hermann Mies auch das Ostseebad Binz kennen. In sein Tagebuch klebte Karl Leisner obige Ansichtskarte ein mit der Aufschrift „Ostseebad BINZ a. Rügen. Kurhaus Prora“ und seinem eigenen handschriftlichen Vermerk „Das Kurhaus Prora in Binz (1 km weiter hatten wir das Zelt.)“
[1] Link zum Tagebuch der Rügenfahrt von Karl Leisner
Link zum Tagebuch der Rügenfahrt von Hermann Mies
Hermann Mies klebte ein Foto von der Landungsbrücke in sein Tagebuch.
Binz, Samstag, 17. August 1929, 15. Tag
Um 16.00 Uhr hauten wir zur Binzer Freilichtbühne [Freilichttheater[1]], wo wir um 17.00 Uhr Kasper spielten. Trotzdem es ein sehr schlechtes Wetter war und es sogar manchmal regnete, waren doch, wegen der „Reklame“, noch ziemlich viel Leute da. – Einnahme: 26,40 [Reichsmark]. Um 21.00 Uhr Abendessen. Um 22.00 Uhr zu Bett.
[1] In der „Waldung Prora“, einer bewaldeten Hügelkette, richtete die Gemeinde Binz 1913 in der sog. Sachsenschlucht, einem idyllisch von hohen Dünen umsäumten Tal, ein Freilichttheater ein. Dort wurden vorwiegend Operetten und Singspiele aufgeführt (Auskunft der Stadtverwaltung Binz).
1929 war noch nicht zu ahnen, wie sich die Gemeinde Binz und ihr Umfeld einige Jahre später unter der Herrschaft der Nationalsozialisten entwickeln sollten.
Im „Dokumentationszentrum Prora“[1] gibt es eine Dauerausstellung mit dem Titel „MACHTUrlaub – Ausstellung zum ‚KdF-Seebad’ Prora“.
Link zur Dauerausstellung
Prospekt
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Vor 20 Jahren, am 14. März 1997, brachte der Rheinische Merkur auf Seite 36 einen ganzseitigen Artikel von Reinhold Mann unter der Überschrift „PRORA AUF RÜGEN I Was aus Hitlers ‚Seebad der 20.000’ werden soll – Ein Klotz macht Karriere – Hier steht das längste Haus der Welt. Der Riesenkomplex wird Gewerbe und Hotels, aber auch Sozialwohnungen aufnehmen.“ Es geht in dem Bericht unter anderem um die Situation 1997 und die Planungen für die Zukunft. Der Artikel endet mit folgendem Zitat des Theologen und Politikers Frieder Jelen: „Die meisten Leute lassen sich von Prora einfangen – ob sie es nun als Nazi-Hinterlassenschaft verteufeln oder die Architektur bewundern. Sie werden einfach verführt vom Gigantischen.“
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Siehe auch Link zu Reiseland Rügen.de.
Impressionen von Prora aus dem Jahr 2010
Quelle der Fotos: Rainer Schweder und IKLK-Archiv