Karl Leisner und die Bücherverbrennung vor 80 Jahren

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Am Abend des 10. Mai 1933 verbrannten – teilweise uniformierte – Stu­den­ten unter Beifall und „Feuersprüchen“ ihrer Professoren in fast allen deut­schen Universitätsstädten die Bücher „entarteter und jüdischer Litera­ten“.

 

 

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Berli­ner Bebelplatz                                 Bücherturm (Quelle des Fotos Friedhelm Denkeler 2006)

Zum „Welttag des Buches“ 2006 hatte man in Berlin auf dem Bebelplatz – früher Opernplatz – einen zwölf Meter hohen Bücherturm aus Kunststoff errichtet, der u. a. auch an die dortige Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 erinnerte. Heute öffnet in der Mitte des Bebelplatzes eine in den Boden eingelassene Glasplatte den Blick in einen Raum mit leeren weißen Bücherregalen aus Beton, ein Denkmal des israelischen Künstlers Micha Ullmann (* 1939) als Erinnerung an das damalige Ereignis.

Christian Eis und Max Ebbers:
Auch die Provinzstadt Kleve blieb von den symbolhaften nationalsoziali­stischen Aktionen nicht verschont. Am 18.5.1933 fand beim Klever Jun­gen­­gymnasium eine Bücherverbrennung statt. In der letzten Schul­stunde traten die Schüler im Viereck um den Scheiterhaufen aus marxis­ti­schen Büchern aus der Schulbücherei an. Der Scharführer der Hitler­­jugend richtete einen Aufruf an die Schüler und Lehrer, mitzukämpfen für ein neues Deutschland. „Die schwere Aufgabe, den neuen Geist dem Volke einzuhämmern, soll vor allem auch die Arbeit der Hitlerjugend sein.“ Da­nach wurde ein dreifaches Sieg-Heil auf den Führer ausgerufen und das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied gesungen, womit die Kund­ge­bung abgeschlossen wurde (Das Klever Mädchengymnasium im Dritten Reich, Kleve 1986 (Typoskript): 9).

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Gymnasium in Kleve mit Innenhof

 

 

 

Vater Wilhelm Leisner nach 1945 in einem Vortrag bei Jung-KKVern:
Anfang Mai 1933 wurden auf dem Schulhof des Gymnasiums unter Füh­rung eines Primaners alle Bücher verbrannt, die nicht mehr zum Dritten Reich paßten. Mit erhobenem Arm stand sogar der katholische Reli­gi­ons­lehrer [Bernhard Peters] dabei.[1] Nur fünf Unterprimaner [Ober­primaner] – darunter mein Sohn Karl – hoben den Arm nicht, und wenn ich mich nicht irre, auch Dr. [Heinrich] Schönzeler nicht.
[1] Hermann Ringsdorff hat über die Vorladung der Schüler mit Dr. Bernhard Peters gesprochen. Dieser sagte ihm, er habe vom Bischof von Münster die Anweisung be­kommen sich zurückzuhalten, um an der Schule bleiben zu können, daher habe er die Schüler nicht in Schutz genommen. Zwischen dem 5.1.1933 und dem 28.10.1933 hatte das Bistum Münster allerdings keinen Bischof.

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Dr. theol. Bernhard Peters, genannt Omel Bernd, (* 17.12.1876 in Winnenthal, † 5.5.1957 in Kleve) war Karl Leisners Religionslehrer.

 

 

 

 

Dr. Heinrich (Heini) Schönzeler (* 19.9.1888 in Köln, † 1.6.1975 in Kleve) war Klassenkamerad von Vater Wilhelm Leisner und als Studienrat mit den Fächern Franzö­sisch, Englisch und später auch Latein Lehrer von Karl Leisner.

 

 

 

 

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Heinrich Heine (* 13.12.1797 in Düsseldorf, † 17.2.1856 in Paris)

 

 

 

Vermutlich ahnten die Beteiligten damals noch nicht, in welchem Maße sich folgende Worte von Heinrich Heine bewahrheiten sollten:
„Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ (Heinrich Heine: Almansor Eine Tragödie, 1821).

Zur Zeit findet in Münster eine Ausstellung zum Thema Bücherverbrennung statt:

siehe Link: verbrannte Asche

Berichte vom Gedenktag: 1. Bericht und 2. Bericht

Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos Karl Leisner-Archiv