Bischof Clemens August Graf von Galen vor dem Dom in Xanten 1936
Während der Viktortracht in Xanten hielt er seine erste bedeutende Predigt gegen den Nationalsozialismus.
Karl Leisner hat an der Viktortracht 1936 teilgenommen und einiges dazu im Tagebuch festgehalten. 30 Jahre später wurden seine Gebeine während der Großen Viktortracht 1966 in der Krypta beigesetzt.
Tagebucheinträge
Sonntag, 6. September 1936
Propst Friedrich Köster lud zur Großen Viktortracht 1936 in Xanten ein:
Feiert mit uns die große Viktortracht! Die Festzeit in Xanten dauert vom Fest der heiligen Helena am 18. August bis zum Oktavtag des heiligen Viktor am 17. Oktober.[1] […] Die große Viktortracht ist am 6. September.
Bischof Clemens August Graf von Galen predigte auf dem Fürstenberg anläßlich der Großen Viktortracht 1936. Die Viktortracht führt in ihrer feierlichen Prozession mit dem Schrein des heiligen Viktor traditionsgemäß auf den Fürstenberg, eine die Rheinebene beherrschende Anhöhe, wo Viktor der Legende nach das Martyrium erlitten haben soll. Seit 1671 steht dort eine Kreuzkapelle.
Karl Leisner aus Xanten am 7. September 1936 an Walter Vinnenberg in Telgte:
Von der großen Viktortracht, zu der auch unser Hochwürdigster Herr Bischof [Clemens August Graf von Galen] hier ist und grade eine feine Predigt über den christlichen Gehorsam hielt, frohen Gruß!
Dein Karl
Mittwoch, 23. September 1936
Emil de Vries aus Xanten an Karl Leisner in Kleve:
Lieber Karl!
Herzlich willkommen in Xanten [zur Bekenntnisfeier der Jungmänner anläßlich der Großen Viktortracht].
ad 1.) 8.00 Uhr im Kolpinghaus[, Karthaus 14, heute Polizeiwache Xanten,] werdet Ihr erwartet von uns,
ad 2.) DJH sehr besetzt[2], Strohlager beim Bauern. Decken mitbringen!
ad 3.) Wird gemacht.
Sonst wünsch ich Dir alles Gute. Pater [Friedrich] Vorspel [SJ] predigt, Abt [Dr. Hugo Lamy der flämischen Prämonstratenserabtei] von Tongerloo[3] pontifiziert.[4] Es wird schön werden. Also bis Samstagabend [26.9. 1936].
Gruß zu Haus Emil
Sonntag, 27. September 1936
Bekenntnisfeier der Jungmänner in Xanten anläßlich der Großen Viktortracht mit Generalpräses Ludwig Wolker und Diözesanpräses Heinrich Roth. Am Nachmittag wurde das Xantener Domspiel „Das Martyrerspiel“ von Franz Johannes Weinrich aufgeführt.[5]
Aus der Zeitschrift Die Wacht:
Xanten ruft!
Kommt alle nach Xanten zur Bekenntnisfeier der Jugend an den Märtyrergräbern am 27. September 1936. Gegen Ende der Feierlichkeiten der großen Viktortracht wird sich auch die männliche Jugend zu einer großen Bekenntnisfeier an den Gräbern der Heiligen einfinden.
Morgens 9.00 Uhr: Pontifikalvolkshochamt mit gemeinsamem Opfermahl (Volkshochamt Ausgabe A).
Nachmittags 2.30 Uhr: Feierstunde der Jugend am Grabe der Märtyrer mit Predigt und dem großen Gebet um den Frieden.
Nachmittags 4.00 Uhr: Xantener Domspiel [Das Martyrerspiel] von Franz Joh. Weinrich, danach Lichtfeier im Dom. Der Viktorschrein wird ins Kirchenschiff getragen. – Stille Wache.[6]
Aus der Zeitschrift Der Jungführer:
Der wuchtige Dom am Niederrhein, Mahn- und Gedenkmahl Viktors, des letzten Führers der Thebäischen Legion und seiner dreihundertsechzig mit hingerichteten Kameraden, war herrliches Erlebnis und Schauspiel. Viele tausend Jungen und Jungmänner, ein gewaltiger Heerbann katholischer Jugend, zogen nach Xanten, um das Gedächtnis dessen zu feiern, dem man dieses gewaltige Bauwerk geweiht, Viktors. Tausende feierten gemeinsam am Morgen das heilige Mahl. Tausende beteten am Nachmittag zu Viktor, dem Fürbitter, beteten um Kraft im Glauben und um Sieg. Tausende auch sahen das Spiel des großen Märtyrers, und sein Opfer wurde neu und lebendig in allen. Aber noch mehr Tausende standen am Abend wieder in der weiten Halle des Domes zwischen den himmelstrebenden Säulen, standen vor ihrem Gott. Sie wollten Zeugnis ablegen. Und als glühenden, zündenden Feuerbrand Gottes nahm unser Generalpräses [Ludwig Wolker] das Wort gleichsam mit aus dem Spiel in den Dom und warf es an Viktors, des Siegers, statt in die Herzen der Jungen und Jungmänner. Zeuge sollten sie sein, nicht nur in jener Stunde im Dom zu Xanten, immer und überall, in allem Alltag. Und Sieger sollten sie einmal sein, Sieger im Leben und über das Leben, gleich Viktor. Es waren mehr als Worte, die der General uns zurief, es war ein heiliges Vermächtnis der heiligen Zeugen Gottes. Und als Bekenntnis zu diesem unserem Gott stieg das Kredo aller gewaltig zum Altar: Wir glauben und wollen Zeugen Gottes sein. Viktor, sei du unser Vorbild und Herzog! Mit neuem Mut und neuer Kraft im Glauben zogen die vielen Tausende wieder in das Leben, an ihr Werk, erfüllt mit dem heiligen Feuer des Siegers.[7]
Aus der Zeitschrift Am Scheidewege:
In diesem Jahre [1936] feiert Xanten wieder die Viktortracht. Vom 18. August bis zum 18. Oktober wird der Viktorschrein auf dem Hochaltar auf dem Hochchor aufgestellt. […] Der Dichter Franz Johannes Weinrich hat ein Xantener Domspiel [Das Martyrerspiel] geschaffen, das Vergangenes lebendig macht, eine große Zeit neu erstehen läßt.[8]
[1] Der Gedenktag des hl. Viktor und seiner Gefährten wird im Bistum Münster auch nach der liturgischen Kalenderreform 1969/1970 weiterhin am 10.10. als Eigenfeier begangen. Ansonsten werden die Gedenktage der Martyrer der Thebäischen Legion, zu der Viktor gehörte, am 22.9. begangen.
[2] In Xanten gab es von 1925 bis 1939 eine bescheidene Jugendherberge Karthaus/ Ecke Rheinstraße. Heute befindet sich dort der Kindergarten St. Viktor.
[3] Seit dem Zweiten Weltkrieg schreibt sich der Ort Tongerlo.
[4] Abt Dr. Hugo Lamy OPraem ist bei den Honoratioren, die am Sonntag, dem 6.9. 1936, im Festgottesdienst begrüßt wurden, s. Trost, Ralph: Eine gänzlich zerstörte Stadt. Nationalsozialismus, Krieg und Kriegsende in Xanten, Münster 2004: 248f.
[5] Weinrich, Franz Johannes: Das Martyrerspiel. In: Das Xantener Domspiel, Frankfurt/M.: St. Georgs-Verlag 1936: 18–32. Der Text ist auch in der Zeitschrift Die Wacht 1936: 21–25 abgedruckt.
[6] Wacht 1936: 19
[7] Jungführer 1936: 174f. Ein ähnlicher Bericht erschien in: Am Scheidewege 1936: 4–6. Die Wacht, November 1936: 19, zeigt ein Foto, auf dem Ludwig Wolker vor dem Xantener Dom einen Blumenstrauß überreicht bekommt.
[8] Am Scheidewege 1936: 10
Auszüge aus: Hans-Karl Seeger – Karl Leisner und der Xantener Dom: Rees 2012: 32-42
Rees
VICTORTRACHT 1936 (Original im Archiv der Domkirche St. Viktor in Xanten)
xanten_viktortracht_1936
Siehe auch Aktuelles vom 26. Oktober 2013 – Grußwort von Papst Franziskus zur Großen Viktortracht in Xanten.