Kuckucksuhren, auch Schwarzwalduhren genannt, sind Wanduhren mit Kettenzug und Schlagwerk. Zu jeder vollen Stunden oder auch öfter ertönen Kuckucksrufe, die durch Orgelpfeifen im Innern hervorgerufen werden. Gleichzeitig öffnet sich über dem Zifferblatt eine Klappe, aus der ein mechanischer Kuckuck tritt.
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Unter dem Titel „Die wahre Geschichte der Kuckucksuhr“ schrieb Andrea Diener im „Reiseblatt“ der F.A.Z. vom 27. August 2015 einen Artikel mit dem Untertitel „Bollenhutmädchen, Schwarzwaldklinik und natürlich die Kuckucksuhr – das sind die Symbole, die nicht nur den Schwarzwald, sondern das Bild von ganz Deutschland geprägt haben.“
Zusammenfassung des sehr umfangreichen Artikels:
Andrea Diener beschreibt die Entwicklung der Kuckucksuhr, von einer einfachen Schilderuhr über den Einbau von „mechanischen Spielereien“ bis zu verzierten Uhrgehäusen, in die auch ein Kuckuck eingebaut wurde. Die Konzentration auf den Schwarzwald mag auf die Gründung einer Uhrmacherschule in Furtwangen im Jahr 1850 zurückzuführen sein. Auch heute noch ist die Uhrenmanufaktur „ein nicht ganz unbedeutender Wirtschaftszweig“. Jahrelang waren die üblichen Kuckucksuhren vorrangig bei ausländischen Touristen gefragt, galten häufig auch als verkitscht. Inzwischen gibt es jede Form und Art von Kuckucksuhren, schlichte und reich verzierte, in allen Farben und Formen, die auch wieder im Inland begehrt sind.
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Auch im KZ Dachau hat den Häftlingen eine solche Uhr Freude bereitet.
Karl Leisner aus Dachau am 31. Juli 1943 an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
Euern lieben Brief vom 15.7. habe ich mit großer Freude erhalten. Auch die feinen Pakete aus Goch, Frankfurt/M. und von Euch daheim habe ich mit Dank empfangen. Das schöne Schwarzwaldührchen macht uns viel Freude und ist sehr nützlich.
Familie Leisner dachte bei dem Geschenk vermutlich an Karls Verbundenheit mit dem Schwarzwald. Bereits 1932 durchquerte er mit seinem Bruder Willi und zwei Freunden auf dem Weg in die Schweiz den Schwarzwald.
Karlsruhe-Mühlburg, Donnerstag, 18. August 1932, 5. Tag
Des Schwarzwalds tannendunkle Höhenzüge beginnen! Wir stehen in ihrem Bann. Immer näher pirscht die Straße sich an ihn heran. – Wälder, Wald – dunkler.
[…]
Da taucht schon wieder ein Kirchturm auf, dort steht wieder ein schlichtes oder auch buntbemaltes Wegekreuz am Straßenrand. Und jedesmal, wenn wir durch die Dörfer mit den bunten Fachwerkbauten und den netten, schönen Badensern kommen, dann haben wir eine herzliche Freude an unserem schönen Deutschland – und zur Linken liegt immer wieder der herrliche Schwarzwald.
Achern, Freitag, 19. August 1932, 6. Tag
Unsere Sehnsucht heute: Freiburg/Br.! Die Stadt des Schwarzwalds. Vor der Stadt finden wir einen Kranen [Wasserkran]. Wir waschen und zivilisieren uns. – Denn unterwegs vorher hatte ich Panne gehabt und das macht dreckig. – Dann Start in die Stadt. Zunächst zur Stadtmitte durch vornehme Straßen – zum herrlichen gotischen Dom.
Panorama der Stadt
Freiburg
zu Füßen des Schwarzwaldes
Die Stadt des Waldes,
des Weines,
der Gotik
Am Dom und in ihm verweilen wir länger. Wir bewundern den kühnen Schwung des Turmes und steigen mit ins Unendliche. – Einen solchen Turm von gleicher Wucht und Beschwingtheit und Ebenmaß und Adel der Beherrschung sah ich noch nicht.
Durchs hohe Portal – figurengekränzt – schreiten wir hinein ins Innere und staunen. Singender Raum – alles Hoheit, Kraft, Schwung: Stein, Glas, Fenster, Edelsteine, Metall. Raum der Gotik! […] Wir schreiten zum Hochchor, das von einem Kranz von Kapellen umgeben ist. Ein Beichtstuhl eines Domkapitulars trägt die Aufschrift, daß er in vier Sprachen Beichte hört[1]. – Erlebnis der Gotik!
[1] Da Karl Leisner sehr an Fremdsprachen interessiert war, beeindruckte ihn dies außerordentlich.
Damals ahnte Karl Leisner noch nicht, daß er während seines Theologiestudiums die Außensemester 1936/1937 in Freiburg verbringen würde.
Im August 1936 fuhr er mit seinem Bruder Willi, einigen Freunden und Jungschärlern ins Allgäu und kam dabei erneut durch den Schwarzwald. In Freiburg wurden sie von Frau Else Schaal bewirtet, bei der Karl Leisners Schwester Maria im Haushalt tätig war. In einem Fahrtenbericht von Wilhelm Elshoff steht dazu:
Freiburg/Br., Samstag, 8. August 1936, 8. Tag
In der Stadt kauften wir für Frau Schaal als Dank für die freigebige Bewirtung ein kleines Schwarzwaldührchen. Das Geschenk machte sie überglücklich.
Während seines Studiums in Freiburg wohnte Karl Leisner u. a. bei Familie Ruby. Er verliebte sich in die älteste Tochter Elisabeth. Unvergeßlich blieb ihm die Wanderung durch den Schwarzwald mit Elisabeth Ruby an seinem Geburtstag, dem 28. Februar 1937.
Foto IKLK-Archiv
Kleve, Donnerstag, 17. März 1938
Am 17.3. nach Tisch geh’ ich zu Vater aufs Chaiselongue. Donnerstag ist’s. – Mich zieht’s mit Urgewalt nach Freiburg/Br.[1] – Ich erzähl’ ihm mein Vorhaben und finde sein weites, großes, gütiges Vaterherz.
[1] Karl Leisner hatte diese Reise schon lange vor, verwarf sie zwischenzeitlich und plante sie erneut.
Am 29. März 1938 trug Karl Leisner in das Gästebuch der Familie Joseph Ruby ein:
Nach dem Introitus [Abschlußexamen] hier 10 Tage Frühling. – Jetzt geht’s p. A. [per Anhalter] ins [Priester-]Seminar [in Münster].Vergelt’s Gott! Karl L. Ordo fratr[um] traemporum [Orden der trampenden Brüder] (alias: Bleyle[1]).
[1] Da Karl Leisner häufig einen Bleyle-Anzug trug, hatte er in der Familie Joseph Ruby den Spitznamen Bleyle.
Nachdem man im Mai 1939 bei Karl Leisner eine Lungentuberkulose diagnostiziert hatte, kam er zur Ausheilung in das Lungensanatorium Fürstabt-Gerbert-Haus in St. Blasien im Schwarzwald.