vor 140 Jahren Bau einer Eisenbahnbrücke bei Wesel über den Rhein 1874 – Zerstörung 1945 – Erhalt als denkmalgeschützte Ruine
Zu Karl Leisners Zeiten dienten meist Fähren oder Ponten zur Rheinüberquerung. Brücken gab es am Niederrhein nur in Nijmegen und Wesel. Karl Leisner erwähnt sie öfter in seinem Tagebuch.
Michael Elsing berichtete am 7. August 2014 in der Rheinischen Post über „Weseler Brücken im Wandel der Zeit – Von der Eisenbahn- bis zur Niederrheinbrücke: Die Überquerung des Rheins in Wesel weiß viel Geschichten zu erzählen.“
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Neben der Eisenbahnbrücke von 1874 existierte ab 1917 die Rheinbabenbrücke für Fußgänger und Autos.
Fotokarte
Rheinbabenbrücke – Namensgebung nach dem Oberpräsidenten Georg von Rheinbaben
Nach den Pfingstferien 1926 schreibt Karl Leisner, wie früher in der Schule üblich, einen Aufsatz über ein Ferienerlebnis (Urteil 2+ Schrift 1). Darin erwähnt er u. a. auch die Rheinbrücken. Es ist das älteste Dokument aus seinem schriftlichen Nachlaß.
Mittwoch, 26. Mai 1926
Unser Ferienausflug.
[Wir: Papa, mein Bruder Willi] stiegen dort [am Bahnhof Birten] in den Zug [über Menzelen-Ginderich – Büderich mit der Boxteler-Bahn] nach Wesel. Hier gingen wir zu Onkel Hans und aßen zu Mittag. Am Nachmittag spazierten wir zum Rhein; hier sahen wir viele Schiffe und die Weseler Rheinbrücken [Rhein- und Lippebrücke].
[…]
Dann fuhren wir am Luftkurort Baerl vorbei. Jetzt fuhren wir unter die Weseler Brücken. Dann gings in einem durch bis Xanten.
Bei der Brücke in Wesel mußte man sogar Brückengeld bezahlen.
Wesel, Samstag, 25. Mai 1929
Dann fuhren wir über die Rhein- und Lippebrücke (Brückengeld 0,05 Reichsmark) – Büderich – Borth – nach Alpen.
Brückenschein:
Monreberg, Freitag, 13. Mai 1932, 2. Tag
Durch die schattenlosen Rheinwiesen ging’s auf Wesel zu.
Hinter der Rheinbrücke ruhten wir eine Stunde unsere müden Knochen aus.
Marienthal, Sonntag, 2. Juli 1933
Um 17.30 Uhr fahren Willi und ich vor nach Wesel zu Onkel Hans. Die Jungens [Hans und Kurt Leisner] waren auch da. – Um 19.05 Uhr sind wir an der [Rhein-] Brücke. Theo [Derksen] und Hermann [Mies] schon weg! Wir treffen sie in Bislicherward am Rhein sitzend!
Visbeck, Sonntag, 20. August 1933
Weiter die bekannte Strecke nach Wesel. In Wulfen Rast. 13.15 Uhr in Wesel. Hein Oomen verreist, oh! (Im Marienhospital wohnt er!) Obst und Teilchen bilden die opulte [opulente] „Henkersmahlzeit“. – Über die Brücke – Rheinwiesen – Wardt nach Xanten (Dom geknipst).
Paesmühle, Mittwoch, 1. Januar 1936
Durch Regen bis Wesel wir „Dreigestirn Leisner“ [Karl, Willi und Maria] und Jupp [Köckemann]. Bei Onkel Hans und Tante Clara feiner Weihnachtskaffee. – Es wird zu spät für mich. Ich kajöttere [fahre] von der [Rhein-] Brücke ab los [nach Xanten]. Willi und Maria kürzten ab[1] – ich treffe sie, aber dann geht’s mit gespanntem Willen vornweg mit Wind und Wetter im Kampf, mit pochenden Pulsen und prustenden Nüstern.
[1] Der Weg von Wesel über Perrich/Werrich nach Xanten ist kürzer als der über Ginderich/Birten.
Die nächstgelegene Brücke gegen Norden war für Karl Leisner in Nijmegen. Er beobachtete ihre Errichtung.
Waalbrug von Nijmegen/NL
Errichtung der Brücke über die Waal 23.10.1931 bis 16.6.1936 – Eröffnung durch Königin Wilhelmina der Niederlande – Zuvor gab es eine an Ketten im Wasser hängende und durch den Strömungsdruck angetriebene sog. Gierpont-Fähre.
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Author: Marc Ryckaert / CC-BY 3.0nl (abgerufen 04.05.2014)
Groesbeek, Donnerstag, 23. August 1934
22.00 Uhr kehren wir müde heim. Fein war’s im Hafen. Die neue Brücke [Waalbrug in Nijmegen] war im Bau (Pfeilerbau).
Nijmegen, Freitag, 3. Januar 1936
Nachher gemeinsam Koffie (bzw. Tee). Dann zur Visenwen Waalbrug [Besichtigung der neuen Waalbrücke]: Ein Lied der Technik. Feiner Blick auf die alte Stadt. – Der größte Spannbogen Europas. – Werkleute tun harten Dienst.
Kleve, Samstag, 30. Oktober 1937
Nachmittags um 14.00 Uhr mit Kaplan [Friedrich] Larsen spazieren durch den Herbstwald nach Donsbrüggen. Wir sprechen über die Spannungen im menschlichen Leben. Die Waalbrug von Nijmegen liegt klar vor uns. Ja, wir sind Brückenbauer! Und die größte Spannung gibt die größte Weite und Tragkraft.
Siehe auch Aktuelles vom 6. Januar 2014 – Karl Leisner und der Rhein.
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RP ONLINE vom 25. Mai 2018 – Der Bagger nagt am zweiten Pfeiler