1020 Jahre Kloster Cîteaux

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 06.12.2017)

Zisterzienser (SOCist)
durch Reformen aus dem Benediktiner­orden im 11. Jh. entstandener monastischer Orden – Die ver­schie­denen Zweige der Zisterzienser, die sich dem geistlichen Erbe des Mutter­klo­sters Cîteaux/Côte-d´Or/F verpflichtet wissen, bilden die Zisterzienserfamilie. Dazu zählt auch der Zister­zien­serorden der strengeren Observanz (Trappisten).
SOCist – Sacer Ordo Cisterciensis
Sacer Ordo Cisterciensis (lat.) = Heiliger Zisterzienserorden
Eine neuere Bezeichnung für den Zisterzienserorden lautet OCist – Ordo Cisterciensis.
Bernhard von Clairvaux (* 1090 Fontaine-lès-Dijon/Côte-d´Or/F, † 20.8.1153 in Clair­vaux/Aube/F) – Abt, Kirchenlehrer u. Mystiker – Er gilt als bedeutendster Mönch des Zisterzienser­or­dens, für dessen Ausbreitung über ganz Europa er verantwortlich zeichnet. – Gedenktag 20.8.

Im Jahr des Herrn 1098, in dem die Kreuzritter Antiochia im Heiligen Land erstürmen und die muslimischen Bewohner der Stadt erschlagen, roden zwanzig Mönche mit ihrem Abt Robert von Molesme[1] in dem unbewohnten Waldtal von Cîteaux in der Nähe von Dijon Bäume. Sie bauen ihr „Neukloster“, in dem sie nach den strengen Vorschriften des Heiligen Benedikt von Nursia beten und arbeiten wollen. Aus Roberts Abtei Molesme waren sie ausgezogen, nachdem die Mehrheit ihrer Mitbrüder die Rückkehr zum Rigorismus der alten Regeln verweigert hatte. Ein Jahr später, etwa zu der Zeit, als Jerusalem erobert und auch dort alle „Heiden“ in Christi Namen geschlachtet werden, muß Robert auf Anordnung der Synode von Port-d’Anselle zurück nach Molesme, und weil wieder zwölf Mönche ihrem Abt folgen, sind’s in Cîteaux nur noch acht, die unverdrossen weiter roden, beten und bauen. Nichts deutet zu diesem Zeitpunkt daraufhin, daß aus der kleinen Gemeinschaft von cistercium der große Orden der Zisterzienser werden wird, der nur wenige Jahrzehnte später machtvoll in die Geschicke des Abendlands eingreift. (DIE ZEIT Nr. 15 vom 2. April 1998: 104)
[1] Robert von Molesme, auch Robert von Cîteaux genannt (* um 1028 in der Champagne/F; † 17.4.1111 in Molesme/Côte-d’Or/F) – Benediktinerabt, Ordensreformer, Gründerabt von Molesme und Cîteaux

Aus Karl Leisners Tagebüchern geht nicht hervor, ob er bereits vor seiner KZ-Haft einen Zisterzienser persönlich kannte. Im KZ Dachau hatte er Kontakt zu zwei Zisterziensermönchen (s. u.).

Schon früh hat er aber den Geist der Zisterzienser erlebt und verschiedene auch ehemalige Zisterzienser Niederlassungen auf seinen Ausflügen und Fahrten besucht.

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Altenberg
In der Burg Berge bei Köln, später mons vetus (lat.) = Altenberg genannt, richtete Abt Berno (1133–1151) am 25.8.1133 einen Konvent der Zisterzienser ein. Nach einer wech­selvollen Geschichte löste Geheimrat Schramm, der landesherrliche Kommissar, am 30.11.1803 die Abtei gemäß dem Reichsdeputationshauptschluß auf. Auf den Ruinen der Kloster­gebäude errichtete der Generalpräses des KJMVD Carl Mosterts 1922 Haus Altenberg als Jugenderholungsheim. 1927 wurde unter seinem Nachfolger Ludwig Wolker dar­aus eine Führerschule des KJMVD. 1936 trug es den Titel „Erzbischöfliches Exer­zi­ti­enhaus für die religiöse Jugendbildung“. Seit 1954 ist Haus Alten­berg zentrales Bildungs­heim des BDKJ.

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Urheber Karl-Heinz Meurer / CC BY-SA 3.0 (abgerufen 05.01.2018)

Altenberger Dom
Die ehemalige Klosterkirche ist Teil einer 1133 von den Grafen von Berg errichteten und bis zur Säkularisation von Mönchen genutzten Zisterzienser-Abtei. Am 3.7.1379 weihte der aus Köln stammende Bischof Wickbold von Kulm († 1398) die Abteikirche ein. Nach Brand und Verfall wurde sie wie­der aufgebaut und am 22.9.1847 geweiht. „Altenberger Dom“ ist die seit dem 19. Jh. gebräuchliche Bezeichnung für diese Klosterkirche. Der Dom wird seit 1857 durch Kabinettsorder des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen als Simul­tan­kir­che sowohl von der evangelischen als auch von der römisch-katholischen Gemeinde genutzt.

Sonntag, 7. Oktober 1934
Karl Leisner war zum ersten Mal in Altenberg.

Willi Leisner:
Um 6.00 Uhr fuhren wir [mit dem Zug] über Kalkar, Rheinberg, Düssel­dorf, Bur­scheid nach Altenberg. Hier hatten wir eine feine Gemein­schaftsmesse. Dann zogen wir durch das Bergische Land und erfreuten uns an der feinen Jugend. Wir besichtigten die „Reifüschu“ [Reichs­führer­schule des Katho­li­­schen Jungmännerverbandes], die stilecht und jungen­haft eingerichtet ist. Abends fuhren wir auf demselben Wege heimwärts.

Im Zeitungsartikel „300 Jungmänner aus dem Klever Bezirk wallfahren zu Unserer Lieben Frau von Altenberg“, in Katholische Jungwelt Nr. 19 vom Oktober 1934, heißt es unter an­derem:
Am Rosenkranzfeste [7.10.] morgens in aller Frühe standen über­all im Bezirk Kraftwagen bereit, um katholische Jungmänner zum hohen Bergi­schen Dom Unserer Lieben Frau zu bringen. …

Der Zeitungsartikel „Jungmänner aus dem Be­zirk Kleve zur Madonna von Altenberg“[1], vermutlich im Volksfreund vom 9. Oktober 1934, lautet:
Anschließend sprach der Diözesanjungscharführer [Karl Leisner] über die Arbeit unserer Jungschar. Er, der mehrere Wochen im Saarland weilte, be­richtete von der kath. Jugendarbeit der Saarbevölkerung, die nicht ruht und nicht rastet, bis sie wieder mit dem Mutterland verbunden ist. Die Arbeit der kathol. Saarjugend steht unter der Devise: Christus der Herr, Christus der Meister, Christus der Sieger.[2]
[1] Altenberger Madonna
Untrennbar verbunden mit dem Altenberger Dom ist die doppel­seitige ste­hende Muttergottes im Strahlenkranz vom Beginn des 16. Jh. Sie hängt im ersten Joch des Hochchores. Die Madonna mit den lang herabfallenden Locken trägt auf der einen Seite das Kind auf dem rechten, auf der anderen Seite auf dem linken Arm; ent­spre­chend sind auch Stand- und Spielbein angeordnet und auch das un­bekleidete Kind mit der Weltkugel variiert auf den beiden Seiten in der Bewegung. Vermutlich hat der Altenberger Abt Andreas Boel­gen (1524–1536) das Muttergottesbild gegen Ende seines Lebens in Auftrag gegeben. Nach 1841 war die Doppelmadonna verschollen und wurde erst 1910 auf dem Spei­cher eines Berliner Museums wiedergefunden.
[2] Leisner, Willi: Tagebuch Nr. 5: 64ff.

Kleve/Altenberg, Samstag, 19. bis Sonntag, 20. Oktober 1935
In Altenberg beim „General“[-Präses Ludwig Wolker]!
Am 19.
/20.10. waren wir mit der Diözesanführerschaft bei unserm „Gene­ral“ Msgr. Wolker. 75 Kerle aus fast allen Bezirken! 12 Bezirksjung­schar­führer mit dabei. – Wolker gab uns großen, neuen Blick in die Zeit, in unser Jugendreich, für die Wegbereitung Christi hinein in unsere Zeit für unser deutsches Volk. Er packte uns in tiefster Seele, riß uns heraus aus aller Kleinheit und allem Ich-Götzenkult zu den Höhen Gottes.
[…]
Nachts 1.30 Uhr kamen wir über Krefeld – Geldern – zurück. […] Todmüde und doch vor Freude frisch sanken wir nach gemeinsamem Beten der Komplet in das Bett. – „Ma­donna von Alten­berg, bitte für uns, für unsere ganze Jugend!“ so beteten wir Sams­tagabend spät im Dom mit brennenden Lichtern in unsern jun­gen Her­zen und Fäusten! – Ein Tag von Altenberg war verklungen. Ein neuer Anfang hebt an!

Karl Leisner aus Münster am Mittwoch, 8. Februar 1939 an Willi Leisner in Bingen:
Lieber Willi!
Unsere Sub­dia­ko­nat­sweihe ist am 4. März (Quatembersamstag). Dann bekom­men wir sieb­zehn Tage Ferien. Am 25.3. (auf Mariä Verkündigung) werden wir dann zu Diakonen geweiht. In Altenberg brennen an diesem Tag unsere [Semina­ri­sten-]Opferkerzen
[1]. Wir schickten Wolker 25,00 Reichsmark da­für als Zeichen unserer Verbundenheit mit Maria und der Jugend der Kirche.
[1] Altenberger Licht – Altenberger Lichttag
Entsprechend dem Wunsch von Ludwig Wolker brannten im Altenberger Dom ab 1933 für jeden Tag von einem Verein oder von einer Gruppe gestiftete Lichter Tag und Nacht vor dem Bild der Altenberger Madonna. Jeder Verein wählte sich seinen Lichttag, an dem die Kerzen für ihn brannten. Das Lichtopfer betrug 1937 3,00 RM.
Das Lichtopfer:
Vor dem Bild der Madonna im Altenberger Dom brennen Kerzen Tag und Nacht: Die­ses Licht wird Tag um Tag von jungen Menschen, von Gruppen und Vereinen aus dem Reich geopfert. Heute wollen wir als große Wallfahrt dieses Lichtopfer entzün­den. Während des Einzuges war das Wallfahrtskreuz von Kerzenträgern begleitet, die unter dem Madonnen-Bild Aufstellung genommen haben. Nun werden diese beiden Kerzen geweiht und als unser Lichtopfer bei der Madonna entzündet. Wir weihen auch uns selbst der Madonna von Altenberg! (Jugendhaus Düsseldorf 1933: 6, s. auch: Jungfüh­rer 1931: 147)
Altenberg entwickelte sich zum Zentrum der katholischen Jugendarbeit in Deutschland. Zeichenhaft deutlich wurde die starke Verbundenheit und das Wissen um die Zusammen­gehörig­keit in der Altenberger Madonna, einer im Dom befindlichen Marienstatue, und ei­nem siebenarmigen Leuchter, auf dem aus allen Gegenden Deutschlands gespendete Ker­zen brannten.
Die aus der Jugendbewegung stammende Lichttradition ist seit 1950 noch erweitert durch die jährliche Lichtstafette der katholischen Jugend. In einer Aussendungsfeier am 1. Mai werden Lichter entzündet und als Friedenszeichen an verschiedene Orte in der Welt ge­bracht. So gelangte 1995 z. B. ein Licht in die KZ Gedenkstätte Auschwitz/PL, in die Todes­zelle von Maxi­milian Kolbe.

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Graefenthal
ehemaliges Zisterzienserinnenkloster zwischen Asperden u. Kessel in der Nähe von Goch – Gründung durch Graf Otto II. von Geldern (* 1215) 1248 – Bestattung des Grafen in der Klosterkirche 1271 – bedeutendes geistliches Zentrum am Nieder­rhein 1280 – Ruhestätte von 13 Grafen, Gräfin­nen u. Herzögen bis 1376 – Auflösung des Klosters 1802 – Abbruch einiger Gebäudeteile – Restaurierung u. Sanierung des Ost- und Nordflügels 1964/1965 – Der 2005 gegründete Förderverein Klo­ster Graefen­thal e. V. hat sich u. a. zum Ziel gesetzt, Grae­fen­thal vor dem Zerfall zu be­wah­ren und zu einem deutsch-niederländischen Begegnungs­zen­trum mit einem facetten­rei­chen Veranstaltungsprogramm zu gestalten.

Zum ersten Mal begegnete Karl Leisner Graefenthal 1927. Die Fahrtenliste der Gruppenchronik erwähnt je eine Fahrt am 29. Mai und am 10. Juni 1927 nach Graefenthal.

Seite 04 (1)

 

Kleve, Donnerstag, 23. August 1928
Ich ging mit unserer Familie über Kessel, Schloß Graefenthal (dort regnete es) immer rechts der Niers entlang nach Goch zu Tante Maria und Tante Julchen.

Kleve, Montag, 26. August 1929
Dann gings mit dem Holländer bis zur Asperde­ner Mühle. Dann al­lein weiter zur Badestelle [an der Niers] „Graefent­hal“, wo geba­det wurde. Von hier gings zur Jagdhütte, wo wir rasteten. Nun gingen wir zum Hochstand [Haupt­ge­stell-Nebengestell] E-i, den wir be­stiegen. Schließ­lich gings nach Hause, wo wir um 16.00 Uhr anlangten.

Kleve, Sonntag, 2. April 1933
6.00 Uhr Oberstadtkirche [Stiftskirche] Messe. – Dann los auf Fahrt. Nur Wem Vervoorts war außer Willi und mir noch da. Über Hau (= Straße nach Goch) zogen wir in den Reichswald. Die Sonne kam strahlend durch. – Wir gehen in Richtung Asperden. Plötzlich sehen wir vor uns drei Prachthir­sche, sie jagen davon. Gegen 8.30 Uhr sind wir an der Niers ge­genüber Graefen­thal. Wir begucken das Arbeitsdienstlager des Stahlhelms[1], das die Niers gra­diert (ein neues Flußbett macht). Eine Pumpe saugte das Wasser aus dem neuen ins alte Bett zurück.
[1] Wie viele andere Organisationen führte auch der Stahlhelm Arbeitsdienstlager durch.

Siehe auch Aktuelles vom 21. Oktober 2017 – Karl Leisner und die Niers.

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Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Autor Holger Weinandt / CC BY-SA 3.0 de (abgerufen 05.01.2018)

Jesui­tenkirche in Koblenz
Teil des ehemaligen Jesuitenkollegs – Errichtung als gewölbte Säulenbasilika auf den Grund­mauern eines ehemaligen Zisterzienserklosters (13. Jh.) im 17. Jh. – Aufhebung des Ordens 1773 – Rückkehr der Jesuiten nach Koblenz 1855 – Vertreibung 1872 – Niederlassung am Jesuitenplatz 4 1922 – Zerstörung mit Ausnahme eines Renaissanceportales 19.7.1944 – Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Or­denshäuser in Deutschland wurde das Kloster 1941 durch die Gestapo nicht aufgehoben. Der Wiederaufbau erfolgte nach 1956. Die Nie­derlassung wurde im Juni 2003 geschlossen.

Von der Bedeutung der Jesuitenkirche in Koblenz erfuhr Karl Leisner von Pater Otto Pies SJ. Schon früh bekam dieser Kontakt mit den Jesuiten in Koblenz; nach der Volksschule in Arenberg ging er auf das humanistische Kaiserin-Au­gusta-Gym­na­sium der Jesuiten in Ko­blenz.[1] In der Jesui­tenkirche war er Ministrant. 1919 grün­dete er die „Ko­blenzer Neu­deut­sche Gruppe“ im Bund Neu­deutschland (ND), wodurch sich seine Beziehung zu den Jesui­ten vertiefte.
[1] Otto Pies hätte auch aufs Missionsgymnasium der Pallottiner in Ehrenbreitstein bei Koblenz gehen können, das 1893 eröffnet worden war. Die Pallottiner bildeten aus­schließlich für die Mission aus, ihn aber sprach offensichtlich die Ausrichtung der Je­suiten mehr an.

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Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Autor Fnorp / CC BY-SA 3.0 de (abgerufen 05.01.2018)

 

Liebfrauen-Münsterkirche (Onze-Lieve-Vrouwe-Munsterkerk) in Roermond/NL
Teil einer um 1218 gestifteten Zister­zienserinnenabtei – Baubeginn 1224 – einzige Kirche im spät­roma­ni­schen Stil in den Niederlanden – Hinzufügung eines barocken Glocken­­turmes im 18. Jh. – umfangreiche Restaurierungs­arbeiten 1850–1890 – Abbruch des barocken Turmes u. Errich­tung eines neuen Westwerkes – erneute Restau­rie­rung 1959–1964 u. nach Erdbeben 1992

 

 

 

Roermond, Mittwoch, 21. August 1935, 19. Tag
10.00 Uhr ab R. [Roermond]. – Vorher in der Ka­thedrale [Liebfrauen-Mün­sterkirche] gewesen.

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Just, Konrad
Pater Konrad (Josef) Just SOCist (* 19.3.1902 in Hrušov/PL, † 22.10.1964 in Grama­stet­ten/A) – Eintritt bei den Zisterziensern – Priesterweihe 29.6.1926 in Linz/A – Er kam am 25.6.1938 wegen wilder Hetze gegen Volk, Führer und Reich ins KZ Dachau, am 27.9. 1939 ins KZ Buchenwald, am 8.12.1940 erneut ins KZ Dachau und wurde auf dem Eva­ku­ierungsmarsch vom 26.4.1945 befreit.

Bericht von Reinhold J. Dessl – Pfarrvikar P. Konrad Just (1902-1964): KZ-Priester und „Don Camillo des Mühlviertels“

 

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Niedermoser, Berthold
Abt Berthold (Josef) Niedermoser SOCist (* 28.7.1910 in St. Jakob in Haus im Piller­­seetal/A, † 23.8.1996 in Linz/A) – Eintritt bei den Zisterziensern – Ewige Gelübde 15.8.1938 – Prie­sterwei­he 25.3.1939 in Linz – Er kam wegen feindlicher Einstellung zum Deutschen Reich am 21.11.1942 ins KZ Dachau und wurde am 9.4.1945 entlassen.
Biographia Cisterciensis – Abt Berthold Niedermoser

Alois Knecht am 9. Juni 1966 an Heinz Römer in Haardt:
Am 27. März 1945 vormittags hatte ich mit Prälat Berthold Niedermoser, Abt von Schlierbach Ord. Cist. [SOCist] und Josef Konrad Just Ord. Cist. gerade ein an sich natürlich verbotenes, selbst gekochtes Mahl aus Türkengries, durch­setzt mit Dörrobst, verzehrt und den Löffel hingelegt mit den Worten: „Gehn wir an die Arbeit“, da kam der Lagerläufer [P.] Josef Hornauer [MSC] gelaufen in unser Tütenklebe­kommando und sagte: „Knecht zur Vernehmung“. Alle Kameraden schauten auf, ich selbst er­schrak und dachte, was ist denn da wieder los? Ich ging hinaus und sah draußen den Jesuitenpater Otto Pies stehen. Auch zur Ver­nehmung u. a. auch den Be­nediktinerpater Komposthaufendirektor Pater Augu­stin Hessing OSB und noch ein paar andere, alle schauten sich an und sagten: Vernehmung. Was für ein Komplott wird das wieder sein?
Wir setzten uns in Trab, hinein ins Lager und hörten: Entlassen, tatsäch­lich, das uns scheinbar Unglaubliche, Mißtrauische wurde dennoch wahr nach lan­gen, langen Jahren der Haft.[1]
[1] Original im Bistumsarchiv Speyer, Nachlaß Römer Nr. 56

Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos: Karl Leisner-Archiv und Gabriele Latzel