Emmerich am Rhein
Hansestadt in Nordrhein-Westfalen am rechten Niederrhein – Vor Fertigstellung der Rheinbrücke 1965 gab es dort eine Auto- und Personenfähre.
Unter der Überschrift „Emmerich: Alte Urkunden erzählen die Stadtgeschichte“ berichtete RP ONLINE vom 13. Juli 2018 über die Geschichte von Emmerich am Rhein.
NRZ vom 14. Juli 2018 – Der Geschichtsverein Emmerich stellt das Urkundenbuch II vor
In den Köpfen der Klever bleibt der Rhein trotz der 1965 fertiggestellten Brücke nach wie vor eine gewisse Grenze zu der auf der anderen Rheinseite, „gönne Kant“, wie der Niederrheiner sagt, gelegenen Stadt Emmerich am Rhein. So erlebte es bereits Karl Leisner.
Kleve, Sonntag, 17. Februar 1929
Mit Herrn [Eduard] Bettray und Frau [Alwine], Papa, Mama und Willi fuhr ich mit der Straßenbahn nach Emmerich zum zugefrorenen Rhein.[1] Die Bahn war bis zum äußersten Stehplätzchen gefüllt. Es war ein wunderbarer Anblick, den gewaltigen Strom vor sich vom Winter gefesselt zu sehen, und es kam mir ganz komisch vor, als ich mitten auf dem Rhein spazierenging. Durch das Schollengewirr hatten die Leute der Straßenbahn einen Weg gehauen, der mit Asche bestreut war. Das Überschreiten kostete jedesmal 15 Pfennig, was unverschämt war. In Emmerich tranken wir Kaffee. Zurück bezahlten wir keine 15 Pfennig mehr, denn wir gingen einfach durch die übereinandergetürmten Schollen. Zurück fuhren wir wieder mit der Straßenbahn, die wiederum pickepackevoll war. Um 18.00 Uhr waren wir zu Hause.
[1] Die Straßenbahn fuhr von Kleve bis zur Rheinfähre nach Emmerich.
Kleve, Mittwoch, 6. März 1929
Um 14.00 Uhr fuhren Papa, Willi und ich mit den Rädern in einem Fiselregen nach Emmerich. Als wir ankamen „krühte“ der Rhein. Wir sahen, wie eine riesige Scholle sich mit Krachen löste. Am Ufer war ein wohl 4–5 m hoher Eisberg aufgetürmt. Auf diesem standen wir und beguckten uns das seltsame Naturschauspiel. Dann fuhren wir 300 m weiter und sahen dort den schwarzen Aschenweg noch fast vollständig erhalten „daherfließen“. Jetzt fuhren wir schnell bis zum Besatzungs-Denkmal auf dem Damm, was wir kurz uns beschauten. Von dort gings in einem durch nach Hause, wo wir gegen 16.30 Uhr waren.
Fahrtenbericht von Ferdinand Falkenstein:
Spielfahrt der Jugendgruppe Kleve 1930
Emmerich, Dienstag, 12. August 1930
Um 7.00 Uhr Aufstehen, 8.00 Uhr Kaffee trinken. Dann ging es zum Marienheim, die Bühne abbauen, dabei ging eine Scheibe in Stücke. Danach besichtigten wir das neue Jugendheim JV.[1] Um 10.00 Uhr Abmarsch von Emmerich nach Anholt über eine Apfel-Chaussee (Äpfel und anderes Obst wurden gefuttert).
[1] JV bedeutet vermutlich Jungmänner-Verband. Bei dem Jugendheim handelt es sich wahrscheinlich um das Pfarrheim, Hottomansdeich 6, das früher Sitz der Sardemannschen Fabrik war, die 1928 angekauft und 1930 umgebaut der männlichen Jugend zur Verfügung stand. Heute steht dort das Aldegundisheim.
Kleve, Freitag, 31. Juli 1931
6.00 Uhr Gemeinschaftsmesse – Kaffee – Emmerich – Übersetzen – Anholt (Schloß), Isselburg …
Kleve, Dienstag, 29. März 1932, 1. Tag
Um 6.00 Uhr trafen wir zwei [mein Bruder Willi und ich] uns mit Manes [Hermann] Mies. Wir rasten ganz toll los, um noch die Ponte nach Emmerich zu bekommen. Aber, alles vergebens! Sie war futsch. So lagen wir eine Stunde am Ufer des Rheins. Um 7.30 Uhr waren wir am andern Ufer und nun ging’s los den alten bekannten Weg.
Kleve, Donnerstag, 28. Juli 1932, 1. Tag
Um 6.00 Uhr besteigen wir unsre Stahlrösser und fahren zur Emmericher Ponte. Kurz vorher fällt mir mein Sattel unterm Sitzfleisch weg. Kaputt, verflixt! Also geht Willi, der uns begleitete bis hierhin, mit auf die Ponte und eins, zwei, drei wird mein Gerüst abmontiert und der Sattel von Willis Rad runter! Gerade will die Ponte losfahren, da sind wir fertig und Willi springt schnell mit Rad und kaputtem Sattel ans Land. – Eine Rückfahrkarte gespart! Wir alle winken Willi vom Dampfbootdeck aus zu und lassen uns den frischen Morgenwind um die Nase wehen. Er macht uns alle hell und wach, der frische, erquickende Morgen! Wir sind an der andern Seite. Schnell wird mein Ersatzsattel mit allen möglichen Schikanen haltbar aufmontiert, und dann montieren wir uns all’ auf die Räder und trampeln, trampeln die altbekannte Strecke.
Kleve, Donnerstag, 25. Mai 1933, Christi Himmelfahrt
Um 14.00 Uhr mit dem Singekreis nach Emmerich. Unterwegs viel Spaß mit Kaplan Assessor [Leo] Schmitz. (Witz mit dem Glaubensbekenntnis von [? Wilhelm] Hünermann!). Nach Emmerich mit drei Aaks [alten Äppelkähnen] übergesetzt in zwei Abteilungen. An der andern Rheinseite auf einer „Insel“ am Ufer[1] Singen, dann Spiel:
[1] Es ist nicht klar, was mit „Insel“ gemeint ist.
Am Niederrhein gab es zwei Möglichkeiten, Exerzitien bei Jesuiten zu machen: im 1921 errichteten Jugendheim Hochelten und im 1910 gegründeten Bonifatiushaus in ’s-Heerenberg bei Emmerich, auf niederländischem Gebiet. Auf dem Exerzitienplan im Bonifatiushaus für 1933 sind die Exerzitien, die Karl Leisner auf Veranlassung seines Religionslehrers Professor Bernhard Peters vom 7. bis 11. Dezember 1933 bei P. Wilhelm Joist SJ gemacht hat, nicht verzeichnet, sie waren vermutlich nicht öffentlich ausgeschrieben.
Kleve, Donnerstag, 7. Dezember 1933
Um 16.00 Uhr ab Kleve mit Straßenbahn [bis zum Rhein und mit der Fähre nach Emmerich]. Professor [Bernhard] Peters da! – Mit Singen geht’s von Emmerich nach ’s-Heerenberg, wo wir gegen 17.45 Uhr landen.
Montag, 21. Mai 1934, Pfingstmontag
Um 17.30 Uhr schwingen wir uns wieder aufs Rad und gondeln dem Rheine zu. Um kurz nach 20.00 Uhr setzen wir [in Emmerich mit der Fähre] über. Gegen 21.00 Uhr sind wir in Kleve.
Durch die Brücke kommt man heute schneller nach „gönne Kant“.
Siehe Aktuelles vom 18. Mai 2018 – Da kann Karl Leisner sehr gut mitreden.
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Karl Leisner erwähnt viele Personen aus Emmerich, nachfolgend einige Beispiele. Vor allem ist sein Religionslehrer und Mentor Walter Vinnenberg zu nennen, der nach Emmerich versetzt wurde.
Walter Vinnenberg
22AB_Emmerich1941Siehe Link zu Prälat Dr. phil. Walter Vinnenberg.
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Aus Emmerich stammende Studienkollegen von Karl Leisner
Fritz Häfner (* 22.12.1913 in Emmerich am Rhein, † 24.2.1989) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Außensemester in Freiburg/Br. – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Kaplan in Wilhelmshaven 1940–1946 – Pfarrer in Zyfflich u. Wyler 1947–1985 – Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.
Erich Koenen (* 27.6.1914 in Emmerich am Rhein, † vermißt 1941) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – 1940 Arnswalde/Choszczno/PL, Huebnerstr. 4
Max Terhorst (* 11.4.1915 in Emmerich am Rhein, † an Leberkrebs 24.1.1998) – Mitglied des ND – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Außensemester in Freiburg/Br. 1936/1937 – Teilnahme an der Romfahrt mit Karl Leisner u. Josef Köckemann 22.5. bis 8.6.1936 – RAD 1937 – Studienunterbrechung für ein halbes Jahr aus gesundheitlichen Gründen nach dem RAD – Aufgabe des Theologiestudium als Minorist November 1939 – Beginn des Philologiestudiums – Militärdienst u. anschließende russische Kriegsgefangenschaft 10.1.1940 bis 1948 – Auch danach überlegte er noch, doch Priester zu werden. Auf Grund einer Malariaerkrankung ging es ihm nicht gut. Sein Kursgenosse Heinrich Tenhumberg gab ihm den Tip, noch Geschichte zu studieren und mit den Fächern Theologie und Geschichte an der Realschule zu unterrichten. Durch seinen früheren Religionslehrer in Emmerich am Rhein, Dr. Heinrich Gleumes, bekam Max Terhorst eine Vertretung an der dortigen Berufsschule. Ab 1949 wohnte er in Gronau und war dort zuletzt als Oberstudienrat mit dem Fach Religion an der Berufsschule tätig. Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.
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Aus Emmerich stammende Freunde von Familie Leisner
Eheleute Johann (Hannes) Pollmann (* 27.4.1901 in Emmerich am Rhein, † 13.8.1970 in Kleve) u. Wilhelmine (Minchen) Pollmann, geb. Daamen (* 14.7.1904 in Weeze, † 24.3. 1985 in Kleve) – Heirat 1.7.1938 – Das kinderlose Ehepaar hatte in Kleve, Stechbahn 82, eine Fabrik zur Zigarrenherstellung und einen Tabakwaren Groß- und Einzelhandel, war mit Familie Wilhelm Leisner befreundet und schickte Pakete für Karl Leisner ins KZ Dachau.
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Aus Emmerich stammender Mithäftling von Karl Leisner
Pater Dr. Gregor (Theodor) Schwake OSB (* 15.4.1892 in Emmerich am Rhein, † 13.6. 1967 in Dülmen) – Eintritt bei den Benediktinern in Gerleve – Profeß 8.9.1912 in Gerleve – Priesterweihe 25.7.1917 – Veranstaltung von Volkschoralwochen im gesamten deutschsprachigen Raum u. in Jugoslawien 1929–1943 – Am 6.10.1943 wurde er in Österreich im Dom zu Linz von den Nationalsozialisten verhaftet und kam am 2.1.1944 ins KZ Dachau, wo er bis zu seiner Entlassung am 10.4.1945 zur Arbeit in der Plantage eingeteilt war. Er leitete den Priesterchor und komponierte u. a. die „Dachauer Messe“. Sie erklang am 24.9.1944, dem Fest der allerseligsten Jungfrau Maria vom Loskauf der Gefangenen, zum ersten Mal in der Lagerkapelle des KZ Dachau.
Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos: Karl Leisner-Archiv