Fritz Häfner (* 22.12.1913 in Emmerich am Rhein, † 24.2.1989) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Außensemester in Freiburg/Br. – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Kaplan in Wilhelmshaven 1940–1946 – Pfarrer in Zyfflich u. Wyler 1947–1985 – Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.
Werner Stalder berichtete in der Rheinischen Post vom 8. Januar 2016 in der Serie „Unsere Seelsorger – Der Baumeister des Herrn “ über Pfarrer Fritz Häfner.
Siehe Link zur RP-Online vom 8. Januar 2016.
Gleich zu Studienbeginn waren Karl Leisner und Fritz Häfner gemeinsam unterwegs.
Münster, Mittwoch, 16. Mai 1934
10.00 Uhr statt zur DSt-Kundgebung in der Stadthalle mit Fritz Häfner, NDer aus Emmerich, zu dessen Schwester, die hier in der Nähe des Kiepenkerls[1] eine Putzmacherei[2] hat. In einer ganz glänzenden modernen und wohnlichen Bude Kaffee und Frühstück eingenommen. Eine selten gemütliche Wohnstube! Wir hören so halb die Rede des Kreisführers des DSt Westdeutschlands, [Albert] Derichsweiler, wie er über das nationalsozialistische Studentenideal spricht.
[1] Das Kiepenkerldenkmal steht am Spiekerhof unweit des Domes.
[2] Ein Hutgeschäft, in dem auch Hüte hergestellt werden.
Die gemeinsamen Unternehmungen setzten sich fort.
Münster, Sonntag, 10. Juni 1934, 3. Sonntag nach Pfingsten
Von 13.30 bis 17.00 Uhr (oho!) mit Fritz Häfner und Max Terhorst [beide aus Emmerich am Rhein] los zur Ems bei Schulze-Hobeling. Sauber gepaddelt – geschwommen – gesonnt und geturnt. Nachher bei Schulze-Hobeling (ihn selbst begrüßt!) – Milch zwei Liter gekauft und Butterbrote dazu gefuttert. Im Bau [Collegium Borromaeum] etwas ausgeruht von der herrlichen Fahrt und Erholung (erkannt, wie notwendig Sport und Elastisierung jedes Muskels und jedes Gliedes des Körpers!).
Münster, Sonntag, 16. Dezember 1934, Gaudete!
12.45 Uhr los mit den „Rhenanen“ mit Paul D. [Dyckmans], Willi Gr. [Grave], [Joseph] Perau und Wem v. G. [van Gemmeren] zu ‘ner Kaffeewirtschaft. Fritz Häfner „bläst“ „Schnauzorgel“.[1] Im kleinen Zimmer ist’s nachher gemütlich. Jakob Jansen und Hein Maags [jun.] bringen feine platte „Döntjes“ (1. Den draok van Pont [Der Drache von Pont[2]], 2. Een prima Präk van ‘nen Landpastor [Eine gute Predigt von einem Landpastor]). Gemütlich wird’s nachher. (Nur das laffe Studentenlieder-Zeug ärgert mich.) – Nächstens auch dabei mehr Zucht und Schwung. Freuet euch im Herrn! Das muß alles Gloria Dei [zur Ehre Gottes] sein!
[1] Mundharmonika oder ein mit Pergamentpapier verhüllter Kamm
[2] Die Ortschaft Pont ist ein Teil der Stadt Geldern am Niederrhein mit 2.300 Einwohnern.
Münster, Samstag, 27. April 1935, Weißer Samstag
Dann mit Fritz Häfner in die herrliche Frühlingsnatur voller Sonne und Grün hinausgefitzt – nach Hiltrup. Am Waldrand gelegen, geflötet, gesungen, Junge Front gelesen und gesprochen über allerlei Dinge.
Münster, Sonntag, 19. Mai 1935, 4. Sonntag nach Ostern
Per glücklichen „Zufall“ kommt Gerd Tosses mit daher und lädt Willi [Michels] mit ein, von 19.30 bis 20.30 Uhr Emils (de Vries) Namenstag mitzufeiern.[1] Prächtige Sitzung. [Johannes] Wahmhoff und Fritz Häfner funken – ebenso Hein Maags [jun.] mit seinem unersetzlichen „Pastor van Schnorrenbeck“[2] – fröhlichste Heiterkeit freudiger Gotteskinder – keine Prüderie, sondern herzliche Lebensbejahung. – Ordensverteilung an Emil, unsern Frühsportdirektor. Tolle Sache!
[1] Das Fest des Martyrers Emil wird am 22.5. gefeiert.
[2] Die Erzählung „De Pastor van Schnorrenbeck“ erwähnte Willi Leisner am 30.12.1941 in seinem Kalender.
Anfang 1936 hat Karl Leisner sich um ein Studentenzimmer in Freiburg/Br. bemüht. Er bekam ein Zimmer mit Frühstück bei Familie Köbele, Hansjakobstraße 43, für 25,00 Reichsmark.
Theo Derksen aus Freiburg/Br., Wilhelm-Dürr-Straße 8, Fotokarte „Bruder Immerfroh predigt den Vögeln“, am ? 1936 an Karl Leisner in Münster:
Lieber Karl!
Hab vielen Dank für Deinen Brief. Daß ich mich darüber gefreut habe, kannst Du Dir denken. Leider finde ich nicht die Zeit dazu, Dir nun ausführlich zu schreiben. Nimm mit diesem kurzen, aber nicht weniger herzlichen Gruß vorlieb. Du kommst nach Freiburg; das ist pfundig! Leider kann ich nicht mit Euch auf einer Bude wohnen. Unser Semester [am Seminar für Wohlfahrtspfleger in Freiburg/Br.] geht etwas anders als auf der Uni. Für Euch beide [Karl Leisner und ? ] will ich also gerne eine Bude suchen. Teile ganz kurz mit, ob Du damit einverstanden bist. Alles übrige kann ich Dir ja in Kleve erzählen. Auch den andern einen frohen Gruß. Dir selbst einen ganz frohen Gruß Dein Theo
Es ist nicht klar, wer der zweite Student war, vermutlich Fritz Häfner.
Theo Derksen aus Aachen[1] am 10. März 1936 an Gerd Matthäi in Kleve:
Wissen Sie schon, daß Karl Leisner und Fritz Dyckmans[2] nach Freiburg/Br. kommen. Das ist fein! Meinen Sie nicht auch?
[1] In Aachen machte Theo Derksen ein Praktikum im Jugendamt.
[2] Vermutlich ist Fritz Häfner aus Emmerich gemeint, denn Fritz Dyckmans aus Kleve war bereits am 20.12.1930 zum Priester geweiht worden.
Luise Köbele aus Freiburg/Br., Hansjakobstraße 43, am 11. November 1936 an Karl Leisner in Kleve:
Herr [Fritz] Häfner ist Samstag eingetroffen.
Elisabeth Ruby aus Freiburg/Br. am 7. September 1976 an Elisabeth Haas in Kleve:
Am Sonntag nach der hl. Messe sprach mich eine ältere Dame [Luise Köbele] an – Fritz Häfner hat als Student bei ihr gewohnt.
Bei Familie Köbele lebten immer zwei bis drei Studenten unter dem Dach. Das dritte Zimmer bewohnte vermutlich ein Fräulein Meier.
Montag, 20. April 1936
Laut der Finanzberichte haben Karl Leisner, Fritz Häfner und Josef Köckemann eine Fahrt zum Schauinsland unternommen.
Finanzbericht – Ausgaben
20.4.1936 Schauinslandfahrt mit der Schwebebahn 1,00 RM
Nachtrag Schauinslandfahrt
<von Fritz H. [Häfner] vor> (Rest) 1,55 RM
Georgsdorf, Montag, 7. Juni 1937
Karte von Fritz H. [Häfner] gelesen. – Beantwortet.
Münster, Samstag, 20. November 1937
20.00 bis 20.45 Uhr Circulus liturgicus [Liturgischer Kreis]. (Letzter Sonntag nach Pfingsten – Eschatologische Schau![1] Fritz Häfner spricht zu uns!)
[1] Vor allem mit seinem Evangelium (Mt 24,15–35) verwies damals der letzte Sonntag des Kirchenjahres (letzter Sonntag nach Pfingsten) auf die Vollendung der Welt.
Kleve, Mittwoch, 29. Dezember 1937
Um 10.30 Uhr kommen [aus Emmerich] Fritz [Häfner] und Max [Terhorst]. Wir ziehn zu Gert Vink [nach Rindern]. Nachmittags zu fünft (Wem Mi [Wilhelm Michels]) [Fritz Häfner, Max Terhorst, Gert Vink und Karl Leisner] in den Reichswald. Das war sauber. Recht ausgetollt.
Karl Leisner aus Münster am 12. Februar 1938 an Bernhard Ruby [im Reichsarbeitsdienst – RAD (1.10.1937 bis 30.3.1938)] in Backnang:
Gnade sei Dir und Friede in Christi und des Dreieinigen Namen! Heil Dir, Kamerad unterm Spaten!
Dein Karl
Viel Gutes und Kraft bis zum Ende
Hans W. [Werners]
Wir sind hier fast bei lebendigem Leib begraben. Wie bist Du zu beneiden!
Frohen Gruß Hans V. [Vosselmann]
Frohen Gruß sendet Dir der wissenschaftlich fast erdrückte Fritz Häf. [Häfner]
Schade, Bernhard, daß Du nicht hier bist und uns ein wenig ärgern kannst – meine ich („mein“ wird mit e-i geschrieben! Gel, Bub!)
Laß Dich grüßen und spuck kräftig in die Hände. [Heinrich] Drath
Bei einem Aufenthalt im März 1938 in Freiburg bei Familie Ruby hat Karl Leisner eine Karte an Bernhard Ruby in den RAD ohne Datum geschrieben. Bernhard Ruby hat sie für seinen Kalender als Lesezeichen beschnitten, so daß das Datum des Poststempels nicht mehr zu lesen ist:
Im Rappen sitzen wir bei einem Glas Glottertäler. Die anderen haben 14 Tage Skifahren hinter sich. – Kommst Du Montag heim? Schreib bitte! Möchte nämlich so lang dort bleiben. Heil und Sieg zu gutem End! Deine Karl, Willi Hausmann, Fritz Häfner [..?..]
Donnerstag, 14. September 1939
Karl Leisner aus St. Blasien an Walter Vinnenberg in Emmerich:
Frohe Grüße – auch Deinen Lieben daheim Dein Karl
NB Wenn Du in Emmerich bist, grüße bitte meine „Kursusgenossen“ Heinz Daams, Erich Koenen und Fritz Häfner! Ebenso Max Terhorst.[1]
[1] alle gebürtig aus Emmerich
Samstag, 29. November 1941
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an seine Familie in Kleve und an Heinrich Huyeng in Duisburg-Hamborn:
An alle vom [Weihe-]Kursus herzlichen Weihnachtsgruß über Heini Thbg. [Tenhumberg], besonders an Bernhard Koch und [Bernhard] Leusder. Auch den Emmerichern [Heinrich Daams[1], Fritz Häfner[2] und Erich Koenen[3]] und Max Terhorst[4]![5]
[1] Heinrich Daams war von 1940–1945 beim Militärdienst.
[2] Fritz Häfner war von 1940–1946 Kaplan in Wilhelmshaven.
[3] Erich Koenen war nach der Priesterweihe in Arnswalde in der Seelsorge tätig.
[4] Max Terhorst war ab 10.1.1940 bei der Wehrmacht und kam erst 1948 aus russischer Gefangenschaft zurück
[5] Walter Vinnenberg lebte damals in Emmerich am Rhein und traf die Emmericher vermutlich in den Weihnachtsferien.
Dienstag, 9. Dezember 1941
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an Walter Vinnenberg in Emmerich[1]:
Wenn Du [die Emmericher] Fritz Häfner, Heinz Daams oder Erich Koenen treffen solltest, auch ihnen frohes Fest und gutes 1942.
[1] Walter Vinnenberg war ab 1.5.1939 an den Oberschulen in Emmerich am Rhein tätig.
siehe auch Aktuelles vom 9. April 2013
Fotos IKLK-Archiv