Eggert, Heinz-Ulrich
„Auf nach Fuestrup!“
Katholische Jugendverbände im Bistum Münster:
Der Fall des vergessenen Jugendzentrums in den Fuestruper Bergen (1929-2017)
Münster 2017
In dem Buch von Dr. Heinz-Ulrich Eggert wird Karl Leisner auf den Seiten 44f. [Korrektur: Karl Leisner starb am 12. August 1945 im Waldsanatorium Planegg bei München], 76, 110f. u. 199f. namentlich erwähnt und ist auf einem Foto auf Seite 111 zu sehen. Als Quelle diente u. a. „Karl Leisner – Tagebücher und Briefe – Eine Lebens-Chronik, 5 Bände, herausgegeben von Hans-Karl Seeger und Gabriele Latzel im Auftrag des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK) unter besonderer Mitarbeit von Christa Bockholt, Hans Harro Bühler und Hermann Gebert, Kevelaer 2014“
Dr. Heinz-Ulrich Eggert beginnt seine Ausführungen mit dem Kapitel:
1. Das Zentrum der katholischen Jugendverbände in den Fuestruper Bergen von den späten 1920er Jahren bis zum Ende der Weimarer Republik 1932/33
1.1 Die Entdeckung der Fuestruper Berge durch die Sturmschar als „Vortrupp“ des Katholischen Jungmännerverbandes
In diese Zeit fallen Karl Leisners Aufenthalte mit seiner Gruppe und Walter Vinnenberg in den Jahren 1932 und 1933 im sogenannten Kotten in den Bockholter Bergen. Walter Vinnenberg kannte diese Unterkunftsmöglichkeit offensichtlich schon länger, wie Fotos in seinem Album erkennen lassen. Vermutlich war ihm die Gegend aus der Zeit seiner Aushilfe in Emsdetten bekannt. Dort war er nach seiner Priesterweihe (27.2.1926) tätig, bevor er am 1. April 1926 Religionslehrer in Kleve wurde.
1931 war er offensichtlich mit einer Mädchengruppe im Kotten.
Album1931 (1)Draussen am Hochland-Kotten[1] – Sommer 1931
[1] Die Namensgebung Hochland-Kotten nach der Zeitschrift Hochland lässt vermuten, dass der Kotten in seiner Geschichte auch einmal ein Treffpunkt und Diskussionsforum für katholische Intellektuelle war. (s. Heinz-Ulrich Eggert: 108, Fn. 325)
1932 und 1933 hielten sich Karl Leisner und weitere Jungen aus Kleve mit Walter Vinnenberg dort auf.
Zur Abfahrt und Heimreise bereit!
v.l.: 2. Hermann Mies, 4. Karl Leisner, 7. Heinz Ebben, 10. Franz Ebben
Der Kotten in den Bockholter Bergen
Ein Kotten ist ein kleines Bauernhaus oder ein kleiner Bauernhof, der in der Regel von einem Kötter bewirtschaftet wurde. Neben dem zugehörigen Vieh ernährte man sich von überlassenem (gepachtetem oder eigenem) Grund und Boden. Häufig mußten die Kötter Arbeitsleistungen und Pachtzahlungen an den Großbauern (Schulten) entrichten.
In den Bockholter Bergen gab es einen „Kotten“, ein kleines, schon vor dem Ersten Weltkrieg errichtetes Fachwerkhaus auf einem Sandhügel, der mit 65 Metern höchsten Erhebung der Bockholter Berge. Der Landwirt Heinrich Gerdemann hatte ein Grundstück mit einer Parzelle in den Bockholter Bergen, die die Bezeichnung „Kirchberg“[1] führte, getauscht. Seinen Namen verdankte der „Kirchberg“ der Tatsache, daß man von dort aus in der Ferne die Kirchtürme von Münster erkennen konnte.
Auf dem Hügel ließ der westfälische Dichter und Schriftsteller Friedrich Castelle ein kleines Fachwerkhaus im münsterländischen Stil errichten, in dem er sich gerne aufhielt, um ungestört arbeiten zu können. Friedrich Castelle, der durch seinen Bauernroman „Heilige Erde“, der das ungeschriebene Gesetz der Treue zum angestammten Hof zum Inhalt hat, bekannt wurde, liebte die reizvolle und unberührte Natur der Bockholter Berge und die idyllische Umgebung mit ihren behäbigen Bauernhöfen zwischen Wald, Heide, Wiesen und Äckern.
Der Kotten wurde 1922/1923 vom Orden der Kamillianer aus Münster-Sudmühle erworben und diente u. a. als Eremitage, in der die Ordensstudenten ihre Erholungstage verbrachten und einzelne Patres sich für einen Tag zum Studium, zur Erholung oder Ähnlichem zurückzogen. Als Eremit hat für längere Zeit dort kein Ordensmann gewohnt.
Da die Auslastung durch solche Nutzungen immer mehr zurückging, entdeckten die Katholischen Jugendverbände aus Münster, aber auch auswärtige Gruppen, den „Kotten“ und nutzten ihn von nun an als eine Art Landheim.
Das Gelände wurde nicht ständig bewirtschaftet. 1934 brannte der Kotten bis auf die Grundmauern ab, vermutlich Brandstiftung durch die Nationalsozialisten.[1] Auf Grund der drohenden Enteignung durch die Nationalsozialisten wurde das Grundstück 1934 dem Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, grundbuchrechtlich übertragen.[2]
Foto: Heinz-Ulrich Eggert: 114
[1] Der Kirchberg fiel den Entsandungsmaßnahmen seit den 60er Jahren vollständig zum Opfer, wie auf der heutigen Karte zu sehen ist.
[2] Das genaue Datum des Brandes konnte nicht ermittelt werden.
[3] Die Angaben sind aus folgenden Quellen zusammengestellt: Heinz-Ulrich Eggert: 45, Fn. 104, 110 u. 114; Wilhelm Schenkel: Bockholt – Ein Beitrag zur Geschichte der Grevener Bauernschaft: 35f.; Recherchen von Christa Bockholt u. Lebens-Chronik Bd. V: 3740f.
Zwischen den Bockholter Bergen und den Fuestruper Bergen verläuft der Dortmund-Ems-Kanal. Heinz-Ulrich Eggert behandelt in seinem Buch vorwiegend die Gebäude in den Fuestruper Bergen. Karl Leisner hat das dort gelegene Landheim St. Christopher oder Christophorus besucht.
Topographische Karte von 1940
topographische Karte 1940 (1)Topographische Karte von heute
topographische Karte heute (1)Signatur 1 Hinweis auf Kirchberg (Standort des Kottens) und Signatur 2 auf den Hof Henrichmann
Vom Kirchberg bis zum Hof Henrichmann mußte man etwa 450 Meter für das Milch- und Wasserholen zurücklegen. Beide Orte lagen nahe der alten Trassenführung des Schifffahrter Damms: der Kirchberg in Richtung Greven auf der linken Seite, der Hof Henrichmann rechts des Schifffahrter Damms.
Fotos Heinz-Ulrich Eggert
Die Tagebucheinträge sind bis auf die Aufenthalte im Kotten und in den Bockholter und Fuestruper Bergen gekürzt. Eine ausführliche Wiedergabe findet sich in dem Artikel „Der Kotten in den Bockholter Bergen“ von Christa Bockholt im Rundbrief des IKLK Nr. 51 – August 2005: 55-69
Kotten_Rdbr
Hermann Hülsböhmer aus Münster (Erinnerungen am 16.9.1991 an das Pfarramt von St. Erpho):
In den Jahren 1933–1940 hatten wir ja weit über hundert „Meßdiener“, die wir – wie ich glaube – dem Einfluß der Nazis weitgehend entziehen konnten. Ich erinnere mich noch gut, wie wir im Paramentenraum der Kirche unsere stillen Stunden hielten, wo Kaplan Müller[1] zu uns sprach. Wir trafen uns auf getrennten Wegen in der Grevener Hütte [? Kotten in den Bockholter Bergen]. […] Wie stolz und froh waren wir, wenn uns der damalige münstersche Jugendführer Karl Leisner besuchte und zu uns Worte des Vertrauens und der stärkenden Hilfe sprach.
[1] Alfons Müller (* 24.10.1909 in Wipperführt, † gefallen bei einem russischen Angriff, als er einem verwundeten Kameraden helfen wollte, 30.5.1944 an der Ostfront) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1930 – Priesterweihe 6.7.1935 in Münster – Kaplan in Münster St. Erpho 10.7.1935 – Er war für die männliche Jugend und die Meßdiener verantwortlich und machte dort die Schönstatt-Bewegung bekannt. Als Sanitäter am 19.5.1943 an die Ostfront eingezogen, blieb er in regem Briefkontakt mit der „Erphojugend“.
Tagebucheinträge
Karl Leisner aus Kleve am Freitag, 22. Juli 1932, an Walter Vinnenberg in Münster:
Lieber Walter!
Kurz möchte ich Dir vor der Fahrt [zum Kotten in den Bockholter Bergen] noch schreiben. Was ist und was werden soll. Wir kommen zu – leider kann einer aus finanziellen Gründen kaum mit – sechs. Das ist ja etwas wenig, aber wenn wir die vier Jüngeren gut im Zeltlager „schulen“, dann ist das besser, als eine ganze Herde, die nicht so viel mitbekommt. […] Wie versprochen, werde ich einen Kreis übers Zelten usw. und Kartenlesen und die Freiübungen halten. – Drei sind bis jetzt „laufen gegangen“. Doch das ist eine Anfangserscheinung, die man immer hat. Wenn wir „7 Festen“, auf die ich mich verlassen kann, im Zeltlager mal gemerkt haben, was strammes Lagerleben ist und dort ganz fest zusammenwachsen, dann hoffe ich, wird es möglich sein, auch auf der Penne etwas „anzustellen“.
[…]
Wir denken, am 29.7. um Mittag in Münster zu landen. Ob wir dann sogleich zu den Bockholter Bergen losgondeln, bestimmst Du nach Deiner Zeit. Wir bekommen mit Deiner Zeltbahn sieben Stück zusammen, so daß Raum genug da ist. – Eine kleine Anfrage: Ist vielleicht Tafel und Kreide in dem Landheim [Kotten]? Eventuell könnte man eine Tür als Tafel benutzen. Es ist also alles klar. – Hoffentlich kommt nichts allzu Schlimmes dazwischen. – Man kann ja nie wissen, in diesen Zeiten. – Hm, eins noch: Kasperle: Könntest Du vielleicht ein – zwei Vorstellungen „arrangieren“[, um die Fahrtenkasse aufzubessern]? Bis nächsten Freitag! Auf Wiedersehn!
Dein Karl
Fahrt zum Kotten in den Bockholter Bergen
Die Gruppenfahrt zu den Bockholter Bergen und das Lager im Kotten von Donnerstag, den 28.7. bis Mittwoch, den 10.8.1932
Freitag, 29. Juli 1932, 2. Tag
Gegen 18.00 Uhr los zum Kotten. – Kurz hinter der „Schiffahrt“ lag er.[1] Wir gingen vorher zum Bauern, machten unsre Bestellungen und dann richteten wir uns im Kotten ein. Als erstes Abendfutter gab’s Kakaogries. Hm! – Hans Heinrichs wurde, als er gerade nach den „Türmen von Münster“ (Walter!) schaute, von Wespen gestochen! Er vollführte einen echten Indianertanz und fiel nur so die Leiter runter in die Küche. Wir „bekriegten“ die Wespen. Walter, Hermann [Mies] und [Heimschüler] Wolfram [?] zogen sich eine „Wespenschutzrüstung“ an und vernichteten ein Nest in grausamer Schlacht vor Sonnenuntergang. – Als wir nach vollbrachtem Tagewerk auf dem Boden uns schlafen legen wollten, entdeckten wir – zu unserm Leidwesen – noch’n Nest und plazierten uns für diese Nacht in der Küche. Das war der erste Tag (bzw. Abend) im Kotten. Nun konnte das freie Leben beginnen! (siehe Bilder S. 53.)
Wespen, das sein böse Tier, machen einem kein Pläsier!
[1] Da der Kotten in unmittelbarer Nähe zum „Schiffahrter Damm“ lag, ist unter „Schiffahrt“ wahrscheinlich die Straßenbezeichnung zu verstehen. Karl Leisner könnte aber auch die etwas weiter entfernt gelegene Kanalüberführung, genannt KÜ, über die Ems bei Gelmer/Fuestrup, an der Grenze zwischen Greven und Münster gemeint haben.
Seite6,53 (1)Kotten, Samstag, 30. Juli 1932, 3. Tag
Die Sonne stand schon am Himmel, da werden wir müden Krieger endlich wach. – Ein paar zum Bauern [auf dem Hof Henrichmann[1]] Milch und Wasser schleppen! – Gewaschen wird sich nicht, die Ems ist zu weit weg.[2] – Den Morgen über richten wir uns häuslich ein und arbeiten für die Küche. – Die Sonne brennt. – Gegen 10.00 Uhr kommt Walter „per consilium“ [mit dem Rad] aus Münster zurück. – Um 13.00 Uhr Mittag. – Gegen 14.30 Uhr geht’s zur Ems baden. Ein paar fahren nach Greven einkaufen. Nach dem Schwimmen sorgen wir für den Sonntag. Gegen 21.00 Uhr ins Stroh.
[1] Aufgrund der in den 60er/70er Jahren geänderten Trassenführung lautet heute die Adresse für den Hof Henrichmann: Josef Henrichmann sen., Bockholter Ring 17, 48268 Greven.
[2] Das sah man vermutlich nur am ersten Morgen so. Bereits am Nachmittag war das Bad in der Ems eine willkommene Erfrischung.
Kotten, Sonntag, 31. Juli 1932, 4. Tag
Zwei gingen um 6.00 Uhr zur Messe[1]. Wir andern sausten im Schweinsgalopp ins 10.00-Uhr-Hochamt nach Gemeln [zur Rektoratskirche St. Joseph in Gelmer]. – Es ist Messe mit Predigt. – Der langweilige Rektor [Wilhelm Terrahe] redet gar nicht schlecht über das Sonntagsevangelium (Stummenheilung).[2]
Nachher sorgten wir für den Mittag und das Abendbrot. – Nach dem Mittagessen setzten wir uns auf die Räder und sausten nach Telgte. […] Nach einem kleinen Donnerwetter fuhren wir durch die Abenddämmerung zurück zum Kotten.
[1] vermutlich in Gimbte St. Johannes Baptist
[2] Mk 7,31–37 am 11. Sonntag nach Pfingsten
Kotten, Montag, 1. August 1932, 5. Tag
Wir nahmen in der Ems unser Morgenbad. Die Sonne schien schon warm. Wir schwammen ein Stück die Ems runter. Vier- bis fünfmal hintereinander. So ging’s frisch und hungrig an den Morgenkaffee. – Nachher versuchte ich meinen Kursus über Kartenlesen zu beginnen. […] Nachher räumten wir die Bude auf. Dann ging’s mal wieder zur Ems.
Abends setzten wir uns zu einem Singekreis zusammen und lernten neue Lieder.
Kotten, Dienstag, 2. August 1932, 6. Tag
Gewöhnlicher Tag mit Schwimmen in der Ems, Schleppen von Wasser und Milch, Arbeit und Spaß!
Kotten, Mittwoch, 3. August 1932, 7. Tag
Unser Plan für heute war: eine Fahrt zu den Dörenther Klippen. […]
Kotten, Donnerstag, 4. August 1932, 8. Tag
Für heute war ein Besuch Münsters geplant. […]
Bei Dunkelheit kamen wir im Kotten an. Müde stiegen wir auf den Boden ins Stroh und schliefen sogleich.
Kotten, Freitag, 5. August 1932, 9. Tag
Ein schöner Sonnentag brach an. Ein frisches, herzerquickendes Morgenbad in der Ems. – Ein „fauler“ Tag. – Mittags fuhr [ich] eben nach Greven und kaufte dort einen „Waggon“ voll ein. – Nachher beehrten wir das Heim der katholischen Jugendverbände Münsters in den Fuestruper Bergen [Landheim St. Christopher[1]] mit unserm Besuch. Feiner Betrieb! Wir trieben Ulk im Wasser (Bernd Degener war mit dabei). Gegen 22.00 Uhr in die Falle.
[1] s. Heinz-Ulrich Eggert:
1.2.2. Der Bau des Landheims St. Christopher S. 29-39
Foto: Heinz-Ulrich Eggert: 35
Kotten, Samstag, 6. August 1932, 10. Tag
Morgens ein frisches Bad in der Ems. Den Vormittag über räumten wir den Kotten auf und arbeiteten für Sonntag schon vor. […]
Kotten, Sonntag, 7. August 1932, 11. Tag
Ich wollte einmal eine Priesterweihe sehen. In Münster war um 7.00 Uhr Weihe von rund 50 zu Neupriestern. Gegen 4.00–4.30 Uhr wurde ich wach – es mußte ohne Wecker gehn. […]
Gegen 11.00–11.30 Uhr waren wir wieder am Kotten. Nach dem sonntäglichen Mittagsschmaus ruhten wir uns aus und gingen nachmittags etwas auf „Ritt“. An der Ems vorbei zogen wir singend, speerwerfend und lustig nach Gimbte. Mit der alten „Äppelkahnfähre“ überquerten wir die Ems und waren sogleich in Gimbte (sprich: „Chimpte“!).[1] – Dort krochen wir überall etwas rum, holten uns Brot und Gebäck und kehrten heiteren Sinnes tollend und spielend durch Wald und Wiese und Heide zu unserm Kotten zurück. Nach einer stärkenden Erfrischung (dicke Milch mit Brotschnitten) ging’s ruf auf’n Söller [Speicher des Kottens].
[1] 1341 gibt es die erste urkundliche Erwähnung einer Fähre über die Ems bei Gimbte. Seit 1950 befindet sich dort eine Brücke.
Kotten, Montag, 8. August 1932, 12. Tag
Raus! Wie gewöhnlich Bad in der Ems. Danach Frühstück. Dann Abrücken nach Münster. […]
Nach einigen „Schnuppereien“ ging’s gegen Abend wieder per Rad zurück zum heimatlichen Kotten.
Kotten, Dienstag, 9. August 1932, 13. Tag
Morgens waren wir wieder in Münster, „Kasperle“ spielen. […]
Mittag gab’s für uns im Kotten gut und reichlich. Den Mittag über bereiteten wir den Aufbruch nach Hause vor und schwammen noch mal tüchtig in der lieben Ems. – Gegen 21.00–21.30 Uhr lagen wir alle in unserer feinen Falle und pennten uns aus vor den „Strapazen“ des folgenden Tages.
Kotten, Mittwoch, 10. August 1932, 14. Tag
Gegen 9.00–9.30 Uhr waren wir mit allen Abreisevorkehrungen fertig. Hermann M. [Mies] und Alfred St. [Stecken] räumten den Kotten noch auf.
Visbeck, Donnerstag, 11. August 1932, 15. Tag
Das Lager im Bockholter Kotten ist gewesen. Es war schlecht vorbereitet, trotzdem hat es den Jungens manches gegeben.
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1933 fand eine Fahrt nach Baltrum statt. Auf dem Rückweg machte die Gruppe Station im Kotten.
Visbeck, Donnerstag, 3. August 1933
6.30 Uhr Aufstand! – Waschung und Packung! – Um 8.30 Uhr nach gutem Frühstück los. – Um 11.00 Uhr in Münster. Walter nicht zu Hause (Kanalstraße 58 I [? 56]). Wir verfahren uns, zurück! Um 13.30 Uhr nach „Plünderung“ eines Apfelbaums im Kotten. Als Mittagessen (0,35 RM) gab’s Möhren mit Krautbutterbroten! – (Rarität!) – Um 15.30 Uhr los nach Fuestrup. Dort [Land]Heim [St. Christopher]! Schwimmen [in der Ems]! Um 17.30 Uhr wieder im Kotten. Ich [im] Eilritt nach Greven einkaufen. Die andern Milchholen beim Bauern und Rissepapp kochen! – Um 20.45 Uhr Falle (Strohsäcke) – Mückensummen, Fränz [Ebben] Magenknurren! Gut gepennt!
Kotten, Freitag, 4. August 1933
Am 4.8. stehen wir vier um 6.00 Uhr auf und rücken Walter in Münster auf die Bude, um mit ihm die Dinge der Zukunft zu besprechen. […]
Durch die verkehrsbewegten Straßen gondeln wir zur Kanalstraße und von dort zum Teil wieder zum Kotten. Dort wird aufgeräumt und fürs Abendfutter gesorgt.
Kotten, Samstag, 5. August 1933
Um 5.30 Uhr geht’s raus aus unserm warmen Stall [Kotten]. Eine Ehrengarde fährt mit Walter vor nach Greven, dort die Messe zu feiern. Wir andern machen uns nach dem Morgengebet daran, die Bude aufzuräumen, Tee zu kochen und zu futtern. Um 8.15 Uhr ziehen wir ab.
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Link zur Pressemitteilung vom 11. August 2017 unter muenster.de – „Wir haben keine Fahnen verbrannt“ – Themenabend im Stadtarchiv: Autor Heinz-Ulrich Eggert zur Geschichte katholischer Jugendverbände im Bistum Münster
Link zu den Westfälischen Nachrichten vom 12. August 2017 – Katholische Jugendliche und die Nazis – Rätselhafte Trümmer im Wald
Link zu den Westfälischen Nachrichten vom 19. August 2017 – Spannende Zeitreise im Stadtarchiv – „Auf nach Fuestrup“ – ein Spiegel deutscher Geschichte
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Bemerkenswert ist auch die Gedenkstätte für ermordete polnische Zwangsarbeiter in unmittelbarer Nähe des ehemaligen „Kottens“ in den Bockholter Bergen und des ehemaligen Landheims St. Christophorus in den angrenzenden Fuestruper Bergen.
Sie befindet sich auf dem Wanderparkplatz an der Fuestruper Straße 4, Zufahrt ab Schiffahrterdamm am Abzweig Telgte. Dieser Platz bietet sich an als Ausgangspunkt für Wanderungen auf den Spuren von Jakobus und Karl Leisner.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar!“
Diese Gedenkstätte steht in Erinnerung an jene zwei polnischen NS-Zwangsarbeiter, die im Jahre 1942 in der Nähe des Boltenmoores und Hünenberges, unabhängig von jeglichen rechtsstaatlichen und juristischen Verteidigungsmöglichkeiten, zum Tode durch den Galgen verurteilt wurden. Ihr Tod stellte eine propagandistische Abschreckung für alle polnischen Zwangsarbeiter, die an dieser Hinrichtung im Oktober 1942 teilhaben mußten, dar.
Die damalige Hinrichtungsstätte in der Nähe des Naturschutzgebietes „Boltenmoor“ liegt nur 500 m von hier entfernt.
Unser Gedenken gilt allen zu Unrecht getöteten und misshandelten Zwangsarbeitern während des Dritten Reiches!
In diesem Zusammenhang möchten wir auch an die vier Grevener Frauen erinnern, die unschuldig in Konzentrationslager interniert wurden und somit die menschenverachtenden Konsequenzen der nationalsozialistischen Rassenideologie auf Grund von ungerechtfertigten Anschuldigungen und Denunziationen des ,verbotenen Umgangs’, einer sogenannten ,Rassenschande’, also einen Kontakt zu Menschen ,minderer Rassen’ in diesem Fall polnischen Zwangsarbeitern unterhielten, ertragen mußten.
Es sei an dieser Stelle allerdings ausdrücklich darauf hingewiesen, daß all diese Personen nichts getan haben, dessen sie sich heute noch schämen müßten. Im Gegenteil sie wurden für ihre Menschlichkeit bestraft.
Nebenbei sei bemekt, daß diese Gedenkstätte im Rahmen des Projektes „Big Bagger – katholische Jugend in Aktion im Bistum Münster“ von der Meßdienerschaft St. Johann Baptist zu Gimbte gebaut und hergestellt wurde.
Gimbte „Bockholter Berge“ 14.-17. Juni 2001
Unser Dank gilt allen Helfern und Sponsoren
Fotos: Gabriele Latzel