Karl Leisner und Georg Michael Wittmann

Bischof Georg Michael Wittmann (* 22.1.1760 Finkenhammer bei Pleystein/Oberpfalz, † 8.3.1833) – Priesterweihe 21.12.1782 in Regensburg – Subregens u. Pro­fes­sor 1788 – Regens des Regensburger Priesterseminars 1802 – Dompfarrer 1804 – Bischofs­weihe zum Weihbi­schof für das Bistum Regensburg 28.6.1829 – Ernennung zum Bischof von Re­gensburg 1.7.1832 – Tod vor dem Eintreffen der päpstli­chen Bestätigung – Er hat sich besonders in der Jugenderziehung verdient gemacht. – Eröffnung des Selig­spre­chungs­prozesses 1956

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 11.03.2017)

 

Georg F. X. Schwager, Matthias Waldmann (Hgg.)

Faszinierendes Priestertum. Eine Sammlung geistlicher Werke des Bischofs Georg Michael Wittmann. Patrimonium-Verlag, Heimbach/Eifel 2016

ISBN: 978-3-86417-054-6

352 Seiten, EUR 19,40

 

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Unter der Überschrift „Wider ein ‚Christentum light’ – Was der Regensburger Bischof Georg Michael Wittmann dem Klerus riet, zeigt eine Edition seiner geistlichen Werke“ besprach Alexander Ertl in der Zeitung Die Tagespost vom 13. Juni 2017 das Buch über Bischof Georg Michael Wittmann.

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Tagebucheintrag

Münster, Donnerstag, 2. März 1939
1. [Vortrag[1]] Jungfräulichkeit verlangt Zucht, religiöses Ideal und religiöse wie na­türliche Hilfe. Mt 5,28![2] Restlose reine Gesinnung. Ein Auge ohne Arg. Rest­lose innere Freiheit – für Gott, mit Seiner Hilfe und Gnade. (Prov [Spr] 6/7[3])
So will ich denn hintreten mit Jubel, Dank, Freude und reiner Ab­sicht zu Gottes Altar. Herr, laß mich Dein demütiger, keuscher und heiliger Diener sein! Erweise Deine Kraft an mir!
[Eugenio] Cardinal Pacelli ist zum Papst Pius XII. gewählt worden. Deo gratias! Herr, bewahre, führe ihn zum Heile Deiner Weltkirche, und zum besonderen Heile in der deutschen Not! Erwecke uns Heilige und Helden, Herr und Gott! – Jubelnd klingen die Glocken von Dom und Über­was­ser [Kirche]. Te Deum laudamus [Dich Gott loben wir]! Die Tränen der Freude kommen mir.
Vor­her hatten wir vom heiligmäßigen Regensburger Bischof und Regens Wittmann ([]1833) in Erb „Lebendi­ges Christentum“[4] gelesen. (Wie er in der Vorlesung für einen armen Bub sorgte, wie er seine Seminaristen zur Ehrfurcht vor dem Brot erzog.)[5]
Herrgott, ich glaube, ich beuge in Demut mein Haupt vor Dir, vor Christus, Deinem Sohn, unserm Erlöser, und ich wünsche nichts sehnlicher, als mich Deiner Kirche in Freiheit, Dankbarkeit und reiner Liebe schenken zu dür­fen.
1.
Als jungfräulicher Opferpriester.
2.
Als glühender, frommer Beter.
[1] Während der Exerzitien zur Vorbereitung auf die vor der Konzilsreform noch übliche Subdiakonenweihe. Das Zölibatsversprechen, das früher bei der Subdiakonenweihe abgelegt wurde, erfolgt heute bei der Diakonenweihe.
[2] Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
[3] Spr 6,20–7,27 handeln von der ehelichen Treue.
[4] Erb, Alfons: Gelebtes Christentum. Charakterbilder aus dem deutschen Katholi­zis­­mus des 19. Jahrhunderts, Freiburg 1938: 81–94 (zit. Erb 1938)
[5] Alfons Erb:
Einmal, mitten im Winter, öffnete sich, während Wittmann eine Vorlesung hielt, die Tür zum Hörsaal, und es erschien ein kleiner Junge, mit einigen Lumpen be­deckt, zitternd vor Kälte, und bat den „Vater Regens“ um Klei­dung. Wittmann stutzte einen Augenblick, unterbrach dann seine Vorlesung, stieg vom Katheder herab, nahm das Knäblein an die Hand und führte es auf sein Zimmer, wo er es – er hatte immer alles Mögliche bereitliegen – voll­ständig einkleidete. Nach einer Weile erschien der Professor mit dem Jungen wieder im Hörsaal, stieg aufs Ka­theder und setzte seine Vorlesung fort – vor weinenden Theologiestudenten. Diese Vorlesung gehört sicherlich zu den be­sten Vorlesungen, die je ein Professor über die Lehre des Christentums ge­halten hat.
Wie der Regens Wittmann auch sonst die Theologen auf die ergreifend­ste We­ise zu erziehen wußte, zeigt ein anderer Vorfall im Seminar. Da hatten einige der jungen Herren bei Tisch aus dem Brot die Weichteile herausge­klaubt und nur die knusprigen Kanten verspeist. Bei der nächsten Mahlzeit stellte Wittmann ein Kruzifix auf den Tisch, daneben zwei brennende Kerzen. Dann nahm er das ver­achtete Brot, legte es unter das Kruzifix und sprach: „O du liebes Brot! O du lie­bes tägliches Brot! Ist ein schlimmes Zeichen, wenn in einem Hause mit dem lie­ben Brot so übel verfahren wird …“ (Erb 1938: 85).