Karl Leisner und Heinrich Huyeng

Huyeng_FotoHeinrich (Henn) Huyeng (* 12.2.1903 in Emmerich am Rhein, † 12.3.1980) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1922 – Priester­weihe 12.3.1927 in Münster – Kaplan in Duisburg-Ruhrort 1927–1929 – Religi­onslehrer an der Höheren Landwirtschafts­schule in Kleve u. Kaplan an St. Mariä Himmelfahrt 13.4.1929 bis 28.10.1939 – Kaplan in Duisburg-Hamborn St. Johann 1939–1949 – Pfarrer in Goch St. Maria-Magdalena vom 2.10.1949–1970. Dechant des Dekanates Goch 1954–1969

Foto Peter Koerver – Die Rechte besitzt das Stadtarchiv Goch.
Das Foto entstand am 2. Oktober 1949 bei der Amtseinführung in Goch.

Werner Stalder berichtete in der Rheinischen Post vom 10. April 2015 in der Serie „Unsere Seelsorger: Pfarrer Heinrich Huyeng. Die Wunden des Kriegs geheilt.“

Link zu RP ONLINE vom 10. April 2015

Welch guten Kontakt Karl Leisner zu Kaplan Heinrich Huyeng hatte, zeigen sowohl seine Tagebucheinträge als auch seine Briefe aus den KZ.

Karl Leisner aus Kleve am 15. Juni 1929 an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
Lieber Walter!
[…]
Der obere Raum des Heims ist bis auf einige winzige Stellen verputzt. Jan und Föns [van Thiel] haben bei Pastor [Paul] Hellraeth und Kaplan [Hein­rich] Huyeng zusam­men 15,00 Reichsmark herausgeschlagen. Kaplan Huy­eng hält jetzt im­mer unsere Gemeinschafts­messe, bei der das letzte Mal ziemlich wenig fehl­ten.

Tagebucheintrag von der „Rügenfahrt“
Kleve, Samstag, 3. August 1929, 1. Tag
Um 5.30 Uhr standen wir, Willi und ich, zu Hause auf und zogen uns an. Dann gin­gen wir zur Münze, wo um 6.30 Uhr Gemeinschaftsmesse war. Nach der Messe tranken wir Kaffee, wobei wir die mitgebrachten But­ter­brote ver­zehrten. Nun gings unter Begleitung von Papa und Kaplan [Hein­rich] Huyeng zum Bahnhof, von wo wir um 7.52 Uhr nach Menzelen-West fuhren. Dort stie­gen wir [in die Boxteler-Bahn] nach Wesel um.

Kleve, Sonntag, 24. September bis Sonntag 1. Oktober 1933
„Religiöse Woche [für Jungmänner“, gehalten von P. Eduard Eichmann OMI] siehe Bildchen!
Um 10.30 Uhr bei [Kaplan Heinrich] Huyeng – kommt nicht! Singekreis! – Er sagt mir eben Bescheid, daß Donnerstag P. [Karl] Schneider [SAC] kommt! Zeigt mir eine Karte. – 11.00 Uhr Eröffnung der Religiösen Wo­che „ge­schwänzt“! – Abends kam Kaplan [Heinrich] Brey auf „Besuch“.

Kleve, Dienstag, 26. September 1933
Bei [Kaplan Heinrich] Huyeng mittags [Kaplan Josef] Wigger da. Abends 20.00 Uhr Vor­trag „De occasione“ [Die Gelegenheit, der günstige Zeit­punkt]. (Pathos – Durchschnitt).

Kleve, Samstag, 17. Februar 1934
Statt der Tagesord­nung: Curriculum vitae [Lebens­lauf] – Kaplan [Heinrich] Huyeng – [Ka­plan Josef] Wigger. Ich bin zu ver­geßlich, habe ich heut mittag wieder deutlich festge­stellt. – Abstellen! Kon­zentration! Vorwärts – mit Gott!

Vechta, Sonntag, 9. Dezember 1934, 2. Adventssonntag
Schwester „Pusteback“ [Maria Honesta Schneider[1]] bestellte frohen Gruß an Religi­onslehrer [Heinrich] Huyeng![2])

[1]     Die Jungen des St.-Antonius-Konviktes in Vechta nannten Schwester Honesta Schwester Paus­backia.

[2] Schwester Honesta kannte Heinrich Huyeng von ihrer Tätigkeit 1928 in Duisburg-Ruhrort.

Münster, Samstag, 4. März 1939
Der Tag der Lebensweihe [Weihe zum Subdiakon] ist in die Geschichte ein­gegangen. Factum est! [Es ist geschehen!]
[…]
Die Post war reich und schön heut! Von Vater und Mutter, von Maria, die grad in Neuß bei Tante Christine [Kreke­ler] ist, von Elisabeth [Ruby] aus Freiburg
/Br., von Kaplan Huy. [Heinrich Huyeng], von Willi [Väth] – Dortmund und Franz Sch’df. [Schöndorf]. Deo gratias vobis! [Gott Dank euch!]

Kleve, Donnerstag, 16. März 1939
Bei [Gerhard] Alsters![1] Nachmittags 14.00 Uhr mit Elektrische [Straßen­bahn] bis Offenberg-Kellen und Griethausen – Spyck – übergesetzt [mit der Fähre über den Rhein] – Elten­berg – im Kurhaus [Hotel Café Restaurant KURHAUS ELTENBERG] Kaffee – (Kaplan St. [Fer­dinand Stegemann], Schm. [Leo Schmitz], Huyg. [Heinrich Huyeng], Jupp R.[2], Delbeck[3], Rehm[4], Dornbusch[5]) – Blick auf Montfer­land – Emmerich – 20.00 Uhr Kleve.

[1]    Gerhard Alsters war vom 8.2.1935 bis 1939 Kaplan in Materborn.

[2]    vermutlich Joseph Ranneberg, ab dem 13.6.1938 Kaplan in Kellen

[3]    vermutlich Wilhelm Delbeck, gebürtig aus Kleve-Hau

[4]    vermutlich Wilhelm Rehm, Studienrat in Kleve

[5]    vermutlich Sonderschulrektor Michael Dornbusch aus Kleve

Karl Leisner aus St. Blasien am 5. November 1939 an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben daheim!
[…]
Heinrich Huyeng schrieb mir sehr schön zum Namenstag. Er meint, bald in den Kohlenpott zu kommen.

Sonntag, 11. August 1940
Karl Leisner aus Sachsenhausen, Block 17, an seine Familie in Kleve:
So oft denke ich an Euch und all unsre lieben Verwandten, Freunde und Mitbrüder, an die Kame­raden der Front zumal. Alle, alle grüßt viel tausendmal! Besonders die lieben Gocher, W. [Weseler], D. [Dortmun­der], N. [Neußer Ver­wandten], Heini Thbg. [Tenhumberg], Walter [Vinnenberg], Dr. P. [Bernhard Pe­ters], Bern­hard B. [Boine], Familie Ruby und alle Gön­ner, Fami­lie Peiffer, [Heinrich] Huyeng, [Jakob] Küppers, [Fer­di­nand] Stege­mann, [Fa­milien] Pollmann, Heuvel usw. Auch On­kel [Bischof] Clemens August [Graf von Galen] und [Ar­nold] Francken. Allezeit unver­zagt!
Karl

Karl Leisner aus Dachau am 29. Juni 1941 an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
[…]
Zum 15.7. an alle Heinriche herzlichste Wün­sche und Grüße. Besonders an [Heinrich] Otten, [Kaplan Hein­rich] Huy­eng, [Ka­plan Heinrich] Brey, [Hein] Kempkes, [Hein] Wennekers, [Hein] Vehre­schild, [Diözesanpräses Heinrich] Roth, an Onkel H. [Heinrich Brücken] in Neuß! Auch an P. [Hein­rich] Horstmann [SJ], Düsseldorf, Ma­rienstraße 2! Heini Thbg. [Tenhum­berg] schickt bitte Bei­brief.

Karl Leisner aus Dachau am 12. Juli 1941 an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
[…]
Über Briefe vom 23.6. und 2.7. eitel Freude! An Walter, Heinrich [Huyeng] und besonders an Ferdinand St. [Stegemann] den herzli­chen Dank.Wie freut man sich allein schon über die altbekannten Schrif­ten. Und erst über die feinen Worte![1]

[1]    Vermutlich hatten die genannten Personen am 16.6.1941, dem Montag nach Fron­leich­nam, während des Treffens am sog. Papenlandtag in Kleve Grüße in den Sam­mel­brief der Familie geschrieben.

Samstag, 26. Juli 1941, Heilige Anna
Karl Leisner aus Dachau, Block 28/1, an seine Familie in Kleve und an Bern­hard Wormland als Soldat:
Wie ist es übrigens mit meinen Büchern, sind sie noch im [Prie­ster-]Seminar in Mün­ster? Und heil? Viel­leicht holt Ihr sie heim, wenn’s weiter funkt.[1]An Heini [Huyeng], Walter und Ferdi Stg. [Stegemann] heißen Dank. Der Volks­­freund macht mir täglich große Freude. Beibrief für Bern­hard Worm­land. Gesunde, treue Grüße! Karl

[1]    Karl Leisner befürchtete Beschädigung oder Zerstörung seiner Bücher durch die Bombenangriffe auf Münster.

Samstag, 29. November 1941
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an seine Familie in Kleve und an Hein­rich Huyeng in Duisburg-Hamborn:
Lieber, werter Heinrich!
Nach zwei Jahren sollst Du wieder mal persönlich von mir hören. Vorerst danke ich Dir nochmals für Deinen herzli­chen Geburtstagsgruß [Namens­tagsgruß] damals [zum 4.11.1939] nach St. Blasien. – Er hat mir die ersten Haftwo­chen sehr guten Dienst getan. Auch an Deinen und Ferdinands [Ste­gemanns] fei­nen Besuch in St. Blasien muß ich noch oft denken. Von gan­zem Herzen wün­sche ich Dir ein frohes Weih­nachtsfest und glückselig Neujahr. Viel­leicht sehn wir uns dann 1942 wie­der. Empfehle uns Deinem brüderlichen Geden­ken. Auch Deiner will ich mich jetzt im Advent beson­ders erinnern beim hei­ligen Opfer. Frohe Grüße!
Dein Karl

Karl Leisner aus Dachau am 27. Juni 1942 an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
[…]
Heini Schönzeler für seinen mar­ki­gen Gruß besonde­ren Dank. Ihm zum Namenstag am 15.7.[, dem Fest des hl. Heinrich,] herz­liche Wünsche. Ebenso auch an Heini Tenhumberg – durch ihn allen Heinis im Kursus, [P.] Hein­rich Horst­mann [SJ], Onkel Heinrich [Brücken] in Neuß, Hein Kempkes, [Heinrich] Wen­nekers, [Heinrich] Vehreschild, [Hein­rich] Huyeng, [Hein­rich] Brey (besonders Dank für den war­men Gruß!); allen das Beste!

Karl Leisner aus Dachau am 4. Juli 1943 an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
[…]
Zum Heinrichstag am 15.[7.] werde ich besonders auch an [den am 22.6.1941 verstorbenen] Heinz Ruby den­ken. Der sieghafte Glaubens­geist, der aus den Totenbrief­chen spricht, ist mitreißend und gibt Kraft. An P. [Heinrich] Horst­mann [SJ], Domvikar [Heinrich] Roth, Heinrich Brey und [Heinrich] Huyeng sowie unsern lieben Onkel [Heinrich Brücken] in Neuß beste Wünsche. Heini Tenhumberg ver­geßt vor allem nicht. Wo steckt er?

Karl Leisner aus Dachau am 16. Oktober 1943 an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben!
[…]
Sind [Heinrich] Brey und [Heinrich] Huyeng bisher [vom Militärdienst bzw. von Bedrängnissen durch die Nationalsoziali­sten] verschont geblieben?

Auch in einem der wenigen erhaltenen Sammelbriefe von Familie Leisner ins KZ Dachau ist von Heinrich Huyeng die Rede.

Sammelbrief von Familie Wilhelm Leisner an Karl Leisner:
[Kleve, den] 16.6.44
L. K. [Lieber Karl]
In Duisburg traf ich auch [Kaplan Heinrich] Huyeng; auch er läßt herzlich grüßen.
[…]
Dein Vater

Samstag, 27. Januar 1945
Karl Leisner aus Dachau, Block 26/3, an seine Familie in Berlin und Nieder­mörmter[1]:
An Heini Tenhumberg schrieb ich [am 30.12.1944] ausführlich. Ist Kaplan [Paul] Wißkirchen noch verletzt oder krank?[2] Ihm gute Grüße und Segen. Ebenso an [die Kapläne Ferdinand] Stegemann, [Heinrich] Huyeng, [Heinrich] Brey, [Josef] Wigger, [Albert] Hei­strüvers, Franz Düsterhus und alle Mitbrüder.

[1]    Vermerk von Willi Leisner auf der ersten Seite des Originalbriefes: Ls [Leisner Ein­gang] 17/2 [17.2.1945]
Auflistung der Empfänger einer Abschrift mit Versanddatum unter der Schreib­maschinenabschrift des Briefes:
Niedermörmter 19/2., Oberbessenbach 22/2., Rothenbuch 24/2., Tt. Hanna [Wie­land] 25/2., Paula [Leisner] 20/2. + 27/2., Dr. [Hermann] Eising 27/2., [Familie] Poll­mann 28/2., Ruby-Radolfzell 23/3., Opa [Friedrich Falkenstein] 4/3., [Ferdi­nand] Stegemann, [Heinrich] Huyeng, [Heinrich] Brey, [Josef] Wigger, [Franz] Düster­hus, [Friedrich] Giesen, Walter [Vinnenberg] 22/3., Dortmund [Familie Väth] 25/3. [Familie] Krekeler 25/3.

[2]    Kaplan Paul Wißkirchen war beim Bombenangriff am 7.10.1944 verschüttet wor­den.