Karl Leisner und Heinrich Maags

Messdienerausflug nach Münster

Heinrich (Hein od. Hen) Maags (* 10.8.1913 in Twisteden, † 6.7.1990) – Abitur am Colle­gium Augustinianum Gaesdonck – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Priesterweihe 23.9.1939 in Münster – Militär­dienst 1940–1944 – Kaplan in Rheurdt 1944–1950 – Kaplan in Bislich 1950–1962 – Pfarrer in Qualburg 1962–1988

 

Werner Stalder berichtete in der Rheinischen Post vom 20. Mai 2016 in der Serie „Unsere Seelsorger –  Wie St. Martin den Glauben geteilt“ über Karl Leisners Kursgenossen Pfarrer Heinrich Maags. Dieser war der Neffe von Heinrich Maags (* 15.4.1884 in Twisteden, † durch Granatsplitter 15.3.1945) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1906 – Priester­weihe 21.5.1910 in Münster – zweiter Kaplan in Kleve St. Mariä Him­melfahrt (Kapitelstr. 7) 26.3.1922 bis 10.8.1931 – Ka­plan in Moers St. Joseph 1931–1934 – Pfarrer in Haldern 8.6.1934 bis 15.3.1945

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Qualburg_Kirche

 

 

 

Kirche St. Martinus in Qualburg
Abbruch eines mittelalterlichen Bauwerkes 1888 – Neubau eines einschif­fi­gen Backsteinbaues im neugotischen Stil 1890

Foto Gabriele Latzel

 

Karl Leisner erwähnt seinen Kursgenossen Heinrich Maags öfter in seinen Tagebüchern.

Münster, Freitag, 18. Mai 1934
Um 12.15 Uhr gab’s schon das Mittagessen. – 13.20 Uhr sausten „wir vom Niederrhein“ mit dem Eilzug [von Münster] nach Haltern (ohne Zuschlag bezahlt zu ha­ben, ich hatte allerdings auch keinen Pfennig für den Zuschlag in der Ta­sche, nachdem ich die 50,00 RM „Uni“-Gebühren gelatzt [bezahlt] hatte). In fro­hem Gespräch, das sich zum großen Teil um alte Gaesdoncker Magi­ster be­wegt[1], landen wir bald in Haltern.

[1] Zu den Priesterkandidaten, die auf der Gaesdonck ihr Abitur gemacht hatten, gehörte auch Heinrich Maags.

Münster, Samstag, 7. Juli 1934
Von 20.00 bis 20.40 Uhr mit Hein Maags] und Jakob [? Lomme] ge­plaudert über deutsche Glaubensbewegung und „Zustände im Dritten Reich“. 22.10 Uhr froh zu Bett!

Münster, Sonntag, 16. Dezember 1934, Gaudete!
12.45 Uhr los mit den „Rhenanen“ mit Paul D. [Dyck­mans], Willi Gr. [Grave], [Joseph] Perau und Wem v. G. [van Gemmeren] zu ‘ner Kaffeewirtschaft. Fritz Häfner „bläst“ „Schnauz­orgel“.[1] Im kleinen Zim­mer ist’s nachher gemütlich. Jakob Jansen und Hein Maags brin­gen feine platte „Döntjes“ (1. Den draok van Pont [Der Drache von Pont[2]], 2. Een prima Präk van ‘nen Landpastor [Eine gute Predigt von einem Land­pastor]). Gemütlich wird’s nachher. (Nur das laffe Studenten­lieder-Zeug ärgert mich.) – Nächstens auch dabei mehr Zucht und Schwung. Freuet euch im Herrn! Das muß alles Gloria Dei [zur Ehre Gottes] sein!

[1] Mundharmonika oder ein mit Pergamentpapier verhüllter Kamm
[2] Die Ortschaft Pont ist ein Teil der Stadt Geldern am Niederrhein mit 2.300 Einwoh­nern.

Münster, Sonntag, 19. Mai 1935
Per glücklichen „Zufall“ kommt Gerd Tosses mit daher und lädt Willi [Michels] mit ein, von 19.30 bis 20.30 Uhr Emils (de Vries) Namenstag mitzufeiern.[1] Prächtige Sitzung. [Jo­hannes] Wahmhoff und Fritz Häfner funken – ebenso Hein Maags mit seinem uner­setzlichen „Pastor van Schnorrenbeck“[2] – fröhlichste Heiterkeit freu­di­ger Gotteskinder – keine Prüderie, sondern herzliche Lebensbeja­hung. – Ordens­verteilung an Emil, unsern Frühsportdirektor. Tolle Sache!
Gott Dank – beste Praxislehre für W. M. [Willi Michels]!

[1] Das Fest des Martyrers Emil wird am 22.5. gefeiert.
[2] Die Erzählung „De Pastor van Schnorrenbeck“ erwähnte Willi Leisner am 30.12. 1941 in seinem Kalender.

Schnorrebeek-1

 

Münster, Dienstag, 29. Oktober 1935
Die „große Stunde“ naht, wo wir unserm Professor Peter Wust Aug’ in Aug’ Antwort und Rede stehen sollen! Das Herzchen klopft, ein wenig auch das in den Ferien „abgestumpfte“ böse Gewissen – und dann kommt die Frage „Was meinen wir Menschen, wenn wir von der Wahrheit sprechen?“ Profes­sor Wust meint die subjektive Wahrheit und – ich Schaf! antworte ruhig, aber innerlich noch nicht frei und psychoselos, die moralische! – Wenig oder zu viel hab’ ich mir dabei gedacht! – Heiliger Geist, sei mit mir! – Und doch hab’ ich „Schwein“ – ich finde, daß ich drei „Dreier“ als Noten [in Logik, Geschichte der Philosophie u. Religionsphilosophie] hab’![1] Na ja, ich könnte’s ja besser und hab’ sicher nicht mehr ver­dient!
Deo gratias – es ist gut abgelaufen.
Bernd Leusder bekommt wegen der guten Antwort „strenges Denkbild“ eine 2, die andern, Jakob Lomme und Hein Maags auch ‘ne 3. – Ich freu’ mich für sie mit.

[1] laut Zensurenbuch des Collegium Borromaeum (19.11.1935)

Münster, Montag, 13. Februar 1939
Heute nachmittag war ich mit Hen Maags spazieren. Er wußte ganz glänzend die Übersicht über die Stimmen der Weltpresse zum Tode des Papstes [Pius XI.] zu geben. Dann enthüllten sich im Gespräch seine guten Kenntnisse und geschichtlichen Einsichten in Fragen der Bevölkerungsstati­stik. Einen wirklichen Weltüberblick hatte er darin. Von den Franko-Kanadi­ern, die von 70.000 Menschen nach dem siebenjährigen Krieg [1756–1763] auf heute drei (bzw. zusammen vier) Millionen Menschen angewachsen sind, von den Japa­nern und Holländern wußte er mit genauen Einzeldaten aufzuti­schen. Er hat nach [Friedrich] Burgdörfers statistischen Forschungen sich darin eingear­beitet.

Im KZ Dachau wurde Karl Leisner von zu Hause über die Lebensumstände von Heirich Maags informiert.

Mittwoch, 31. Mai 1944 bis Freitag, 16. Juni 1944
Sammelbrief von Familie Wilhelm Leisner an Karl Leisner:
Kaplan Lomme hat als Sanitäter das EK I.[2] Maags, Twist­e­den ist als Kaplan in Rheurdt.

[2] Jakob Lomme, ab 17.4.1940 Kaplan in Rheurdt St. Nikolaus, war ab 1943 als Sanitäter im Militärdienst.