Karl Leisner und Hermann Becker

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Hermann Becker (* 9.6.1913 in Wesel, † 1.7.1987) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Prie­sterweihe 6.8.1939 in Münster –  1959–1982 Pfarrer in Grieth

Foto privat

 

Werner Stalder berichtete in der Rheinischen Post vom 2.10.2015 in der Serie „Unsere Seelsorger – Die Wunden des Krieges geheilt“

Link zu RP-Online vom 2.10.2015

Karl Leisner erwähnt Hermann Becker ein einziges Mal in seinem Tagebuch.

Münster, Mittwoch, 11. Juli 1934
Spazier­gang nachmittags mit Paul Dyckmans[1] und Hermann Becker – Wesel. Wir spra­chen pessimi­stisch über die Nazis und ihre Führer im Anschluß [13.00 Uhr] an [Profes­sor Anton] Baumstarks optimistischer theoretischer Schau der Dinge!

[1] Paul Dyckmans (* 15.3.1912 in Kleve, † 17.10.1994) – Priesterweihe 17.7.1938 in Münster – Er hat sich sehr um die Seligsprechung Karl Leis­ners bemüht und 1981 als Zeuge ausgesagt.

Bei Professor Anton Baumstark hörten die Studenten mittwochs von 12.00 bis 13.00 Uhr die Vorlesung „Nationalsozialismus als geistesgeschichtliche Zeitenwende“.

Prof. Dr. Anton Baumstark (* 4.8.1872 in Konstanz, † 31.5.1948 in Bonn) – Professor für Orientalistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 1930–1935 – hervor­ra­gender Kenner des nichtbyzantinischen christlichen Ostens – Mitglied der NSDAP 1.8.1932 u. der am 19.4.1933 gebildeten, u. a. mit der Entlassung jüdischer Hoch­schul­leh­rer befaßten Kommission zur politischen bzw. personalen Gleichschaltung der Univer­sität Münster

Münster, Samstag, 23. Juni 1934
Um 11.00 Uhr erste Fachschaftssitzung. Stürmisch! Professor [Anton] Baum­stark wird scharrend empfangen. – Der „Führer“ ein oberschlesi­scher Theologe: Schmollertz[1] verteidigt ihn. Professor [Joseph] Schmid­lin[2] meint, er sei damit ge­meint und ruft: Ich melde mich zur Geschäftsord­nung. Klat­schen, Trampeln, Bravorufe – Auflösung der Versammlung! – Mißverständ­nis!

[1] Zu dem oberschlesi­schen Theologen Schmollertz wurden keine näheren Angaben gefun­den.
[2]  Prof. Dr. theol. et phil. Joseph Schmidlin (* 29.3.1876 in Kleinlandau/Elsaß/Petit-Lan­dau/Haut-Rhin/F, † ermordet, offizielle Mitteilung Gehirnschlag 10.1.1944 im KZ Schirm­eck/F) – Priesterweihe 10.8.1899 – Tätigkeit an der Westfälischen Wilhelms-Universi­tät Münster ab 13.8.1907 – Zwangspensionierung – später Verhaftung als offener Gegner des Nationalsozialismus 1934

Münster, Mittwoch, 18. Juli 1934
Prof. [Anton] Baumstark „predigt“ [in der Vorlesung] als Prophet des Dritten Reiches.