Karl Leisner und Josef Verfürth

Quelle des Fotos: privat

 

 

 

Leutnant Josef Verfürth (* 29.5.1892 in Goch, † gefallen 31.10.1917 in Passchendaele/bei Ypern/B) – Ein­tritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1913 – Einberufung zur Wehrmacht 21.1.1915

 

 

 

Am 13. Mai 2014 schrieb Johannes Kepser an Hans-Karl Seeger:
Mein Onkel Josef Verfürth, der älteste Bruder meiner Mutter, hat während seines Kriegseinsatzes in Flandern und Verdun vom 21.01.1915 bis zum 29.10.1917 ein ausführliches Kriegstagebuch geschrieben, dass meine Großeltern und meine Mutter bis in die heutige Zeit hinüber gerettet haben. Seit 1998 habe ich diese in winziger Sütterlin-Schrift auf einer Vielzahl von kleinen Notizzettel verfassten Kriegsaufzeichnungen in unsere Schreibschrift übertragen, um sie für meine Geschwister und Verwandten, aber auch für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Kassel und andere wichtige Stellen (wegen der vielen darin aufgeführten Namen von Kriegskameraden) zugängig zu machen. Ein tief erschütterndes Dokument des 1. Weltkrieges! Aus den Kriegsaufzeichnungen und Dokumenten von Leutnant Josef Verfürth ist bisher ein Buchmanuskript mit über 250 Seiten DIN A5 entstanden.
Bei der langjährigen Aufarbeitung dieser Aufzeichnungen ist mir aufgefallen, dass es in der Familie der EItern Johann und Hubertine Verfürth so gut wie keine persönlichen Briefe des gefallenen Sohnes Josef an die Eltern und Geschwister gibt, obwohl ihr Sohn ein eifriger Briefschreiber war, wie es aus den Tagebuchaufzeichnungen durchaus ersichtlich ist. Erst jetzt, bei weiteren Nachforschungen bei Vettern und Cousinen, bin ich auf bisher unbekannte Dokumente gestoßen, die in Richtung Universität Münster verweisen (siehe beigefügte Kopien).
[…]
Auf Grund der Karl Leisner im Januar 1939 leihweise überlassenen Briefe von Josef Verfürth an seine EItern und Geschwister (siehe Dokument 4) besteht evtl. die Möglichkeit, dass Karl Leisner diese Briefe meines Onkels mit nach Hause, d.h. mit in seine Studentenwohnung in Münster oder nach Kleve in das Elternhaus, mitgenommen hat. Frau Heitfeld-Rydzik schreibt in Ihrem Brief vom 07.05.2014: „Ich weiß aber, dass man damals durchaus auch wertvolle Dokumente an vertrauenswürdige Personen – zur Bearbeitung „zuhause“ – ausgegeben hat. Möglich wäre das.“ Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass die Briefe im Zuge der Nationalsozialistischen Wirren nicht mehr an Karl Leisner ausgehändigt wurden.

2014_05_18_Verführt

Goch, den 1. Jan. 1939
Vollmacht
Ich ermächtige hiermit Herrn stud. theol. Leistner aus Kleve die seiner Zeit Herrn Prof. Witkopp und der Universität Münster leihweise überlassenen Kriegsbriefe des gefallenen Leutnants stud. theol. Jos. Verfürth aus Goch sich aushändigen zu lassen.
Der Vater Joh. Verfürth

Karl Leisner erwähnt in seinen Tagebüchern Josef Verfürth einmal und das am 1. Januar 1939:
Um 11.30 Uhr sind wir alle außer Paula, die fürs Abitur schafft, in Goch bei den Tanten [Maria und Julchen]. Ich gehe noch vor Mittag zu Familie [Johannes] Ver­fürth (Kriegstheologe, Leutnant [Josef Verfürth]) für Herrn Subregens [Dr. Heinrich Gleu­mes]. – Das gemeinsame Mahl erfreut Herz und Gemüt; soviel Scherz und Freude und Lachen wie an diesem Nachmittag gab’s sel­ten!
Kurz – fast eineinhalb Stunden – am Nachmittag noch weg. Dann zusammen bis zum Abendtisch. O grande fez! [O große Freude!] Die Fröhlichkeit der Gotteskinder erfüllt das Haus!
Nach 21.00 Uhr fahren wir wieder heim [nach Kleve]. Im Zug machen wir Spöks [Blödsinn]. Wem [Willi] ist „schwer in Fahrt“. Wir kommen aus dem La­chen nicht heraus. Toll, toll!

2014_05_18_Tgb

Karl Leisner hätte sicherlich erwähnt, wenn er die Briefe bekommen hätte. Er hat auch nirgendwo notiert, daß er sich für sie interessiert hat. Auch in seinem Nachlaß sind sie nicht enthalten.