Prälat Joseph Leufkens (* 7.11.1879 in Straelen, † 30.12.1962) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1900 – Priesterweihe 28.5.1904 in Münster – Rektor der deutschen Kolonie in Neapel/I 1912–1915 – Rektor der deutschen Kolonie in Rom 1920–1928 – Rektor der deutschen Kolonie in Florenz/I u. Venedig/I 1928–1930 – Generalvikariatsrat in Münster 1931 – Rektor an St. Servatii in Münster 28.10.1934
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Quelle des Totenbildes: Werner Ollig
Quelle der Fotos: Gabriele Latzel
Unter der Überschrift „Einer zeigt Flagge gegen Hitler – Münster. Die kleine unscheinbare Anbetungskirche von St. Servatii hat eine bewegte Geschichte hinter sich mit Rebellen, Widerstandkämpfern und päpstlichem Segen“ berichtete Gerhard H. Koch auch vom Mut des Prälaten Joseph Leufkens, der seinen Widerstand gegen den NS-Staat unter anderem dadurch kundtat, daß er sich weigerte, die Reichsfahne an St. Servatii zu zeigen, und statt dessen die Fahne des Vatikans hißte.
Siehe auch Aktuelles vom 23. März 2018 – Seit 85 Jahren ist St. Servatii in Münster Kirche der Ewigen Anbetung.
Karl Leisner hatte mit seinen Studienkollegen Max Terhorst und Joseph Köckemann auf der Romfahrt 1936 im Zusammenhang mit einer Privataudienz bei Papst Pius XI. eine beeindruckende Begegnung mit Prälat Joseph Leufkens. Am Pfingstsonntag, dem 31. Mai 1936, nahmen die drei Theologiestudenten auch an der Papstmesse teil. Dort erblickten sie ihren Bischof Clemens August Graf von Galen, begleitet von Prälat Joseph Leufkens. Dieser hatte lange in Italien gelebt, weshalb der Bischof ihn häufig mit nach Rom nahm. Die drei Studenten wollten von ihrem Bischof nicht gesehen werden; denn sie hätten eigentlich zum Studium in Freiburg sein müssen.
Aus dem Fahrtenbericht von Max Terhorst
Links und rechts von uns, hinter und unter uns in den gestaffelten Reihen des Chorgestühls befanden sich die Herren des weltweiten diplomatischen Chors [Korps] in hochvornehmen Kleidern, dekoriert mit Schärpen und Orden. Die untersten Reihen des Chorgestühls nahmen auf beiden Seiten die Kurienkardinäle und eben anwesende weitere Kardinäle sowie Bischöfe in ihren farbkräftigen Roben ein. Unter ihnen entdeckten wir sehr bald, nicht weit von uns und auf gleicher Seite die hohe Gestalt unseres Bischofs aus Münster – Clemens August Graf von Galen[1] – begleitet von Prälat Joseph Leufkens. Ob er uns erkannt hatte? Doch da drehte sich Prälat Leufkens zu uns um. Er, selbst aus Münster, kannte Jupp [Köckemann] gut vom Ministrieren her.[2] Er schaute ihm scharf ins Gesicht, stutzte, dann grinste er ganz unverhohlen und legte seinen Finger über beide Lippen.[3] Wir verstanden.[4] An der gegenüberliegenden Seite entdeckten wir auch den damals in Deutschland gut bekannten [Eugenio] Kardinal Pacelli, den späteren Papst Pius XII.
[1] Bischof Clemens August Graf von Galen hielt sich vom 27.5. bis zum 4.6.1936 in Rom auf.
Peter Löffler:
Mai 27 – Juni 4, Romfahrt mit Flugzeug zum 80. Geburtstag Pius XI. Juni 1., Privataudienz bei Pius XI. (Löffler, Peter: Bischof Clemens August Graf von Galen. Akten, Briefe und Predigten 1933–1946, 1996 Bd. I: LXXXVII).
Josef Köckemann erinnerte sich, daß der Papst bei der Audienz gesagt hatte: „Ihr Bischof war auch schon da.“ Das erleichterte sie sehr, da sie das Studium schwänzten. Offensichtlich hatte ihr Bischof bereits vor ihnen eine Audienz gehabt und nicht, wie ursprünglich geplant, am 1.6.
[2] Die in Münster beheimateten Theologiestudenten trafen sich donnerstags morgens in St. Servatii und sangen die Messe „Cibavit – Er nährte“. (Introitus aus der Messe zum Fronleichnamsfest. Das Meßformular konnte als Votivmesse an jedem Donnerstag verwendet werden.) Die Proben dafür fanden im Haus von Joseph Leufkens statt.
[3] Josef Köckemann am 11.3.1998 im Gespräch mit Hans-Karl Seeger:
Leufkens rief „Ecco!“ [Sieh da!], aber ich legte meine Finger auf den Mund und Leufkens verstand, er stützte sich beim Beten so auf die Bank, daß der Bischof bei einem Blick zur Seite uns Theologen nicht sehen konnte.
[4] Max Terhorst:
Streng genommen war es uns nicht erlaubt, das Studium in Freiburg/Br. zu unterbrechen, bzw. unsere Pfingstferien eigenmächtig auf vier Wochen zu verlängern (Seligsprechungsprozeß: 822f.).