Helmut Altrichter
„Stalin“. Der Herr des Terrors
Verlag C. H. Beck, München 2018
352 S., Abb., br., 16,95 €
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Jossif Stalin (eigentlich Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili) (* 21.12.1879 in Gori/ Georgien, † 5.3.1953 in Moskau) – Er wurde 1899 als politisch unzuverlässig aus dem orthodoxen Priesterseminar in Tiflis ausgeschlossen. Nach dem Tod von Wladimir Iljitsch Lenin am 21. Januar 1924 erlangte er im Januar 1924 nach jahrelangem Machtkampf die unumschränkte Herrschaft in der UdSSR.
Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 20.06.2018)
Unter der Überschrift „Auch ein Meister des Terrors braucht die Netzwerke der Mitmacher – Monströser Gewaltherrscher auf dem Boden des Leninismus: Helmut Altrichter legt eine neue Stalin-Biographie vor“ besprach Stefan Plaggenborg in der F.A.Z. vom 20. Juni 2018 das Buch. Er schließt mit der Feststellung:
„Diese Biographie ist solide, steht nicht unter Originalitätsverdacht und hat ihre Raison d’être in der Diktatoren-Reihe, in der sie erscheint und in welcher Stalin nicht fehlen darf. Mit Christoph Marx‘ Worten über Robert Mugabe lässt sich auch Stalin charakterisieren: schon ziemlich früh ein „Gewaltfanatiker ohne Empathie und Einsicht“.
Link zum Artikel unter FAZ.NET vom 26. Juni 2018 – Neue Stalin-Biographie – Vieles an Stalin ist Fake
Tagebucheinträge
Karl Leisners politisches Interesse zeigte sich bereits zu Abiturzeiten. Später dachte er sogar daran, Politiker zu werden[1], und selbst auf dem Sterbebett verfolgte er noch das politische Geschehen.
[1] Münster, Sonntag, 24. April 1938, Weißer Sonntag
Ein selten schöner Tag in seinem Ausklang. Natur und Gnade war sein Anliegen. – Das Aufstehn war nicht recht, ich war zerschlagen (von dem Zuspätzubettgehn). – Ich las dann von Winnig dessen Europa-Buch [Winnig, August: Europa. Gedanken eines Deutschen, Berlin-Steglitz 1937]. Daran entzündete sich mein glühender Gedanke vom Politikerwerden noch einmal – und doch das Priestersein ist größer. Wenn du es kannst, folge dem Ruf Gottes. Natur und Gnade! […] Nicht Politiker oder Priester heißt die Alternative, sondern das Letzte und Größte, worum es geht: Wie werde ich ein Heiliger, das heißt ein Gott restlos gehorsamer Mensch, der in der Gnade lebt und Gnade, Friede und Freude im Herrn kündet.
Herr, stell’ mich an die rechte Stelle!
Kleve, Dienstag, 2. Mai 1933
Ich bin jetzt auf Oberprima, habe also das letzte Jahr der Penne zu durchlaufen. Es muß also jetzt zum Endspurt gestartet werden.
[…]
In der Außenpolitik soll [Adolf] Hitler mal was leisten, da seh ich so gar wenig.
Da hat doch [Heinrich] Brüning ganz anders gearbeitet, und viel zäher und zielsicherer. Das hatte Hand und Fuß und war durchdacht, was Brüning machte. Er hatte in der gesamten Welt Ansehen. Überall im Ausland – auch im Feindesland Frankreich – hörte man auf seine Stimme, man schätzte und achtete ihn, ob seines großen Wissens und Könnens, seiner klaren Politik und seiner festen Überzeugung. – Was wir bis jetzt in der Außenpolitik haben, sind Brünings Früchte, sonst nichts. – Höchstens Stalin rückt etwas näher zu uns. Aber es kommt auf England, Frankreich und Amerika an. Und die scheinen nur mit nüchternen Tatsachen und Zahlen zu rechnen, nicht mit nationalen Begeisterungsräuschen und Fackelzügen und Feuerwerk.[1]
[1] In der Dunkelheit marschierende Fackelzüge sowie Fahnen und Standarten waren fester Bestandteil nationalsozialistischer Aufmärsche. Bereits zur Machtergreifung am 30.1.1933 gab es einen die Gesinnung der Masse widerspiegelnden fünfstündigen Fackelzug. Zur nationalsozialistischen Fest- und Gedenkkultur gehörten neben solchen Umzügen auch das Entfachen von Sonnwendfeuern und das feierliche Verlöschen von Flammen.
Sonntag, 4. Februar 1945
Auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis 12. Februar 1945 auf der Schwarzmeerinsel Krim beschlossen der sowjetische Generalissimus Jossif Stalin, der britische Premierminister Winston Churchill und der amerikanische Präsident Franklin Delano Roosevelt die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen. Die „Großen Drei“ zogen Frankreich als vierte Besatzungsmacht hinzu.
Unter der Überschrift „Die Legende von Jalta“ fragte Dr. Ivan Pfaff in der F.A.Z. vom 31. Dezember 1998 in der Unterzeile „Haben Roosevelt und Churchill Mittel- und Osteuropa im Februar 1945 tatsächlich an Stalin ausgeliefert?“
Link zum Artikel unter F.A.Z.-Archivsuche Dezember 1998
Siehe auch Kurzzusammenfassung des Vortrags von Dr. Phil. habil. Bogdan Musial vom 01.12.2008 – Kampfplatz Deutschland – Stalins Deutschlandpolitik im Zweiten Weltkrieg unter Stiftung Universität Hildesheim
und
FAZ.NET vom 10. Februar 2015 – 70 Jahre Jalta-Konferenz – Befreites Europa vor Eisernem Vorhang.
Nicht einmal auf dem Sterbebett erlahmte Karl Leisners politisches Interesse. Bei der Lektüre der „Münchener Zeitung [Nr.] 7“ traf er noch einmal auf Josef Stalin.
Planegg, Sonntag, 22. Juli 1945
Sehr heiß, heißester Tag des Jahres. Von 16.00 bis 17.00 Uhr Bäche Kopfschweiß. „Münchener Zeitung 7“ gelesen. Konferenz der „Großen Drei“ in Potsdam.[1] Gott leite die Beschlüsse! – Artikel „Schorfheide!“ eines Luftwaffenwachpostens Ia.[2] [Hermann] Görings Luxusburg [„Waldhof Carinhall“] (entsetzlicher Luxus und Pomp!) und Brünings und [Otto] Brauns (kleine Zimmer) Wellblechdachschlößchen! Ein Bild von Görings Vernehmung[3] im Generalslager [in] Augsburg ergänzt das Ganze. Dieser dumm-blöd-satanisch grinsende Herr mit linker Hand in der Hosentasche – diese Bankrotteure! Diese furchtbarsten Volksbetrüger aller Zeiten!
[1] Schlagzeile auf der Titelseite der Münchener Zeitung:
Konferenz in Potsdam tagt
Präsident [Harry Shippe] Truman zum Vorsitzenden gewählt – Außenminister, Generalstabschefs und ein gewaltiger Stab begleiten die „Großen Drei“ – [Robert Anthony] Eden kann wegen Krankheit nicht teilnehmen – Deutschlands Schicksal steht zur Debatte
Berlin. – Die Dreimächtekonferenz von Potsdam hat am 17. Juli, um 17.00 Uhr begonnen. Das folgende amtliche Kommuniqué wurde ausgegeben: „Die Potsdamer Konferenz der Regierungschefs von Großbritannien, den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion nahm heute um 17.00 Uhr ihren Anfang. Der Präsident der Vereinigten Staaten wurde von den beiden anderen Teilnehmern gebeten, den Vorsitz bei der Zusammenkunft der Konferenz zu übernehmen. Es fand ein vorläufiger Meinungsaustausch statt über die Fragen, die von drei Regierungschefs entschieden werden sollen. Es wurde beschlossen, daß die drei Außenminister zum Zwecke der Vorbereitung der Konferenzarbeiten regelmäßig zusammentreten.
Die erste Sitzung der Dreierkonferenz war ein Besuch Generalissimus Stalins bei Präsident Truman vorhergegangenen. Begleitet von Außenkommissar [Wjatscheslaw Michailowitsch] Molotow und seinem Dolmetscher, fuhr der Generalissimus am Vormittag des 17. Juli zur Villa des amerikanischen Präsidenten.
Die Besprechung zwischen den beiden Staatsmännern, an der auch der neue amerikanische Außenminister James Byrnes und Präsident Trumans Dolmetscher [Charles Eustice] Bohlen teilnahmen, dauerte eine Stunde. Anschließend war Generalissimus Stalin Gast des Präsidenten bei einem Frühstück, an dem auch der Stabschef Präsident Trumans, Admiral William D. [Daniel] Leahy, teilnahm. Zur gleichen Zeit empfing Premierminister Churchill den amerikanischen Kriegsminister Henry L. Stimson zu einer Unterredung, an der der britische Transportminister Lord [Frederick James] Leathers und der Führer der britischen Arbeitspartei, Clement Attlee, teilnahm.
Vor Beginn der Konferenz hatten Präsident Truman und Premierminister Churchill am 15. Juli eine erste Besprechung abgehalten. (Münchener Zeitung – Nr. 7 vom 21.7.1945: 1)
[2] Überschrift in der Münchener Zeitung:
So erlebte ich die Schorfheide – Ein Soldat aus der Wachkompanie Görings schrieb an die „M.Z.“ – Die Welt des Mannes, der den Deutschen Kanonen statt Butter gab (Münchener Zeitung – Nr. 7 vom 21.7.1945: 3).
[3] Aus der Münchener Zeitung:
„So erlebte ich die Schorfheide“
[…]
Der Unterschied
Nun, Göring war nicht der einzige deutsche Minister, der die Schorfheide aufgesucht hat. Vor meinen Augen taucht ein anderes Jagdhaus der Schorfheide aus der Erinnerung auf, das Jagdschloß Hubertusstock, in dem 1931 zwei Männer der „Systemregierung“ bisweilen ihre freien Stunden verbrachten. Reichskanzler Brüning und Ministerpräsident Braun war allerdings das aus der Vorkriegszeit stammende Schlößchen mit dem etwas altersschwachen Wellblechdach gut genug, das sie unverändert von vielen Vorgängern übernahmen. Ich habe eines Morgens vor der spartanischen Einfachheit des Braunschen Schlafzimmers gestanden, das 2,5 × 3 Meter groß, nur mit Bett, Waschtisch und Nachttisch ausgestattet war.
Zu diesem Artikel gehört ein Foto mit der Bildunterschrift:
Hermann Göring bei seiner Vernehmung in Augsburg (Münchener Zeitung – Nr. 7 vom 21.7.1945: 3).
Der eigentliche Prozeß fand vom 18.10.1945 bis 1.10.1946 in Nürnberg statt. Hermann Göring wurde zum Tod durch den Strang verurteilt, entzog sich aber der Vollstreckung zwei Stunden vor der Hinrichtung durch Suizid.
Wolfgang Benz:
Zu ihrer letzten Kriegskonferenz […] fanden sich die „Großen Drei“ […] in Potsdam ein. Die Konferenz hätte in der Hauptstadt des besiegten Deutschland stattfinden sollen, aber Berlin war fast völlig zerstört. So trafen sich vom 17. Juli bis 2. August 1945 im Schloß Cecilienhof in Potsdam die Regierungs- bzw. Staatschefs der drei Großmächte USA (Harry S. Truman), UdSSR (Josef W. Stalin) und Großbritannien (Winston S. Churchill bis 26.7., nach dessen Wahlniederlage Clement R. Attlee). Zur Debatte standen die politischen und wirtschaftlichen Grundsätze der alliierten Kontrolle Deutschlands, die Ausübung der obersten Regierungsgewalt in Deutschland durch die Oberbefehlshaber der Streitkräfte der vier Besatzungsmächte im Alliierten Kontrollrat. Nahziele waren die Auflösung der NSDAP und aller nationalsozialistischen Organisationen und der Wehrmacht, die Entmilitarisierung Deutschlands, die Entnazifizierung und die Demokratisierung, die Entflechtung und Dezentralisierung der Wirtschaft, der Abbau von Industriekapazitäten, d. h. insbesondere der Rüstungswirtschaft, sowie territoriale und Reparationsprobleme. Zur Vorbereitung von Friedensregelungen mit den Verbündeten Deutschlands und schließlich mit Deutschland selber wurde ein Rat der Außenminister eingesetzt, der auch die deutsche Frage beraten sollte.[1]
[1] Benz, Wolfgang: Die 101 wichtigsten Fragen. Das Dritte Reich, München 22008: 127f.
Siehe auch Aktuelles 6. Januar 2016 – Karl Leisner und Jossif (Josef) Stalin unter dem Aspekt des Bolschewismus/Kommunismus.