Karl Leisner und Kranenburg

 

Kranenburg
Gemeinde an der niederländischen Grenze im Kreis Kleve – Mitglied der Euregio Rhein-Waal – Der Name des mittelalterlichen Städtchens geht auf die vom Klever Grafen Dietrich VI. († 1275) kurz nach 1225 (vermut­lich 1227) errichtete Krani­chen­burg zurück. Heute ist Kranenburg u. a. ein wieder­belebter Wallfahrtsort zum Heiligen Kreuz.

 

 

 

Eelco Hekster
Ein Rungang durch Kranenburgs Ortsteile
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Impressionen von Kranenburg und seinen Ortsteilen

SammelbildKranenburg (1)

RP ONLINE vom 2. Januar 2018 – Buch: Rundgang durch Kranenburgs Ortsteile

Karl Leisner liebte seine Heimat und lernte früh die Umgebung von Kleve kennen. Vor allem war er als Bezirksjungscharführer und später als Diözesanjungscharführer dort unterwegs. Zu der Gemeinde gehören die Ortsteile Nütterden, Mehr, Niel, Zyfflich, Wyler, Grafwegen, Frasselt und Schottheide.
Karl Leisners Tagebuchaufzeichnungen zeigen, zu welchen Orten er eine Beziehung hatte.

Gruppenchronik, Briefe und Tagebucheinträge

Kranenburg

Verwandte, gute Bekannte und Gefährten in der Jugendarbeit von Karl Leisner sind in Kranenburg geboren, gestorben, beigesetzt oder haben dort gewohnt:

Verwandte:

Familie Broekmann
war über Christina Schmitz, geb. Broekmann, Stiefurgroßmutter müt­ter­licherseits von Karl Leisner, mit Familie Wilhelm Leisner verwandt.
Aloysius Wilhelm Franz Broekmann (* 21.2.1860 in Kleve, † 12.10.1900 in Kranenburg) – Trauzeuge bei der standes­amt­lichen Hochzeit am 8.10.1889 von Friedrich Moritz Falken­stein (1. Ehe) in Kleve mit Marianne van Krügten
Aloysius Heinrich Joseph Maria Broekmann (* 18.1.1892 in Kranenburg, † ?) – Klassen­kamerad von Vater Wilhelm Leisner am Gymnasium in Kleve

Falkenstein, Marianne, Großmutter mütterlicherseits von Karl Leisner
Marianne Petronella Falkenstein, geb. van Krügten (* 1.11.1861 in Kranenburg, katho­lisch ge­tauft, † 25.5.1903 in Goch, Pfarrei St. Maria Magdalena) – 1889 wohnhaft in Kleve – Heirat mit Friedrich Falkenstein 9.10.1889

Falkenstein, Friedrich, Großvater mütterlicherseits von Karl Leisner
Friedrich Moritz Falkenstein (* 2.5.1859 in Medebach, katholisch getauft 4.5.1859, † 4.4.1945 ebd.) – zunächst Küfermeister in Kleve – Faß- und Bottichfabrik – Goch, Klever Str. 36, 1892 – Neuss, Kölner-Landstr. 50 ab 1910/1911 –– stan­des­amt­liche Heirat (1. Ehe) 8.10.1889 in Kleve mit Marianne Falkenstein, geb. van Krügten – Trauzeugen Schuh­ma­chermeister Richard Vierboom aus Kleve, 34 Jahre u. Rendant der Kreis-Communalkasse Aloys Broekmann (* 21.2.1860 in Kleve, † 12.10.1900 in Kra­nen­burg) aus Kleve, 29 Jahre – kirchli­che Trauung vermutlich 9.10.1889 – Heirat (2. Ehe) 17.11.1903 in Kleve mit Maria Falkenstein, geb. Schmitz – Vermutlich war diese, deren Mutter eine geborene Broekmann war, verwandt mit Aloys Broekmann. So erklärt sich, daß Friedrich Falkenstein als Witwer mit seinen 4 Kindern Willi, Amalia, Maria und Änne so schnell eine neue Frau fand. Im Alter zog er nach Medebach. Er war Taufpate von Karl Leisner.

Falkenstein, Marianne, Großmutter mütterlicherseits von Karl Leisner
Marianne Petronella Falkenstein, geb. van Krügten (* 1.11.1861 in Kranenburg, katho­lisch ge­tauft, † 25.5.1903 in Goch, Pfarrei St. Maria Magdalena) – 1889 wohnhaft in Kleve – Heirat mit Friedrich Falkenstein 9.10.1889

Krügten van, Familie
Die Mutter von Amalia Leisner, Marianne Petronella Falkenstein, war eine geborene van Krügten.
Bei der Taufe von Amalia Leisner war Everhardine Hartjens, geb. van Krügten, Taufpatin.
Anna Vin(c)k war in 1. Ehe mit Lambert van Krügten (* 21.3.1826 in Kranen­burg, † ?) verheiratet u. in 2. Ehe mit einem Mann aus der Familie Vaegs.

Vaegs, Familie
1. Matthias Vaegs (* ?, † ?) – Taufpate von Amalia Leisner
2. Gerhard Vaegs (* 26.8.1875 in Kranenburg, † 29.8.1967 in Düsseldorf) – Neuss, Jo­sefstr. 50, gegenüber der Fabrik von Familie Friedrich Falkenstein (1936 im Adreßbuch von Vater Wilhelm Leisner)
3. Theodor Vaegs (* ?, † ?) – Gelsenkirchen-Altstadt, Munckelstr. 57 (1936 im Adreß­buch Vater Wilhelm Leisner)
4. Josef Vaegs (* 28.2.1868 in Kranenburg, † 22.4.1937) – Er zog 1914 nach Stenden auf den Hof seines Schwagers Gerhard Hartjens.
5. Anna Vaegs (* 18.7.1834, † 20.10.1908), geb. Vin(c)k – Witwe von Lambert van Krüg­ten

Vin(c)k, Anna Katharina
Anna Katharina Vin(c)k (* 19.6.1834 in Donsbrüggen, dort katholisch getauft 20.6.1834,   † 20.10.1908 in Gelsenkir­chen) – Heirat (1. Ehe) 11.8.1853 mit Lambert van Krügten, (2. Ehe) mit einem Mann aus der Familie Vaegs – 1853 wohnhaft in Hau – 1889 in Kranen­burg – dort Mitglied des Müttervereins

Gute Bekannte:

Daamen, Familie
1. Generation:

Eheleute Johann Daamen (* 30.10.1848 in Kranenburg, † 23.12.1918 in Weeze) u. Hen­riette Daamen, geb. Linders (* 16.8.1862 in Nijmegen/NL, † 21.12.1936 in Kleve) – Hei­rat 11.11.1899
2. Generation:
2a. Elisabeth Daamen, verh. Kerkmann (* 28.3.1901 in Weeze, † 25.7.1965 in Goch) – Heirat 11.5.1927 mit Hubert Kerkmann (* 31.7.1899 in Weeze, † 15.11.1943 in Falkenha­gen)
2b. Wilhelmine Daamen, verh. Pollmann (* 14.7.1904 in Weeze, † 24.3.1985 in Kleve)
Eheleute Johann Pollmann und Wilhelmine Daamen hatten eine Fabrik zur Zigarren­herstellung und einen Tabakwaren Groß- und Einzelhandel. Sie waren mit Fami­lie Wilhelm Leis­ner befreundet und schickten Pakete für Karl Leisner ins KZ Dachau.

Daamen, Johanna
Eheleute Johanna (Hanna) Daamen, geb. Pollmann (* 16.6.1903 in Emmerich am Rhein,  † 30.7.1989 in Kleve) u. Alois Daamen (* 12.12.1896 in Kranenburg, † 2.11.1997 in Kal­kar) – Materborn, Forst­haus 26 – früher Waldstr.
Hanna Daamen war eine Schwester von Johann Pollmann.

Schroers, Familie
1. Generation:
Cleusters-Schroers (* ? 1857, † ?, 15.9.1944 beigesetzt in Kranenburg)
2. Generation:
Eheleute Jakob Schroers (* 14.4.1886 in Kranenburg, † 4.4.1949) (Justizoberinspektor) u. Hendrina (Dina) Schroers, geb. Cleusters (* 5.1.1894 in Kranenburg, † 24.10.1980 in Kleve) – Hei­rat 14.1.1918 – Kleve, Materborner Allee 8 – Jakob Schroers war Kollege von Vater Wil­helm Leisner am Gericht. Die Familien Leisner und Schroers unternahmen vieles gemeinsam.

Zumloh, Familie
1. Generation:
Eheleute Richard Zumloh (Amtsgerichtsrat) u. Maria Zumloh, geb. Hellweg
2. Generation:
Otto Zumloh (* 3.4.1876 in Borken, † 28.7.1954) – Landrichter in Kleve 1909 – Landge­richtsdirektor ebd. 1921
Heirat (1. Ehe) mit Else Zumloh, geb. Dithmer (* ?, † 1923) 1906 in Münster – 4 Kinder
Heirat (2. Ehe) mit Ida Zumloh, geb. Paffrath (* 25.11.1891 in Kranenburg, † 19.11.1938 in Kleve) 31.5.1927
Die gesamte Familie Zumloh war über die Juristerei mit Familie Leisner verbunden. Familie Otto und Ida Zumloh wohnte vis-à-vis von Familie Wilhelm Leisner Flandrische Str. [?].

Zwei von Karl Leisner geschätzte Priester waren in Kranenburg tätig:

Brey, Heinrich
Schönstattpriester Heinrich Brey, genannt Bölleke wegen seiner Leibesfülle, (* 26.5.1903 in Capellen, † 23.8.1975) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1923 – Priesterweihe 3.3.1928 in Münster – Kaplan in Kleve St. Mariä Himmel­fahrt (Nassauerstr. 51) 12.4.1928 bis 18.7.1935 – als Präses ver­ant­wortlich für die Jugend – Kaplan in Duis­burg-Hochfeld St. Peter (Gertrudenstr. 41/Walstattstr. 41) 18.7.1935 bis 1947 – Kaplan in Rheinhausen-Hochemme­rich St. Peter 1947–1949 – an­schlie­ßend Pfarrer in Frasselt – Pfar­rer in Kranenburg 1954 – Seine Schwe­ster Ma­thilde führte ihm den Haushalt. Im Seligsprechungs­prozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.

Demers, Franz
Franz Demers (* 27.3.1899 in Duisburg, † durch Autounfall 12.6.1954 in Ligne/B) – Ein­tritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1919 – Prie­ster­weihe 27.2.1926 in Münster – Kaplan in Kleve St. Mariä Himmel­fahrt (Kapitelstr. 9) 25.10.1934 bis 4.9.1941 – danach Kaplan in Bottrop – Kaplan in Uedem 27.7.1943 bis 1946 – Pfarrer in Kranenburg 1946

Gefährten in der Jugendarbeit:

Appeldorn, Jupp van
Jupp van Appeldorn (* ?, † ?) – Er wird als Führer einer Gruppe in Kranenburg erwähnt (Am Scheidewege 1934: 180). Am 5.11.1937 schrieb er aus Münster, wo er seine Ferien ver­brachte, eine Karte an Willi Leisner nach Kleve.

Giet, Ludwig van de
Ludwig van de Giet (* 1.8.1913 in Kranenburg, katholisch getauft, † ?) – Er kam Ostern 1925 in die Sexta des Gymnasiums in Kleve und wechselte als Klassenkamerad von Karl Leisner aus der Obertertia g am 22.3.1930 in einen praktischen Beruf.

Ingbert van Appeldorn
Bruder Ingbert (Albert Theodor) van Appeldorn FSC (* 11.8.1911 in Düffelward, † 12.5. 1983) – Kranenburg – Eintritt als Bruder Ingbert ins Juvenat der Schulbrüder in Kirnach-Villingen 24.4.1924 – Noviziat bei den Schulbrüdern in Honnef am Rhein 1.2.1929 – Ein­kleidung 15.3.1929 – erstes Gelübde 1930
Karl Leisner und Bruder Ingbert korrespondierten.

Kranenburg als Ziel oder Durchfahrtsort:

Sonntag, 22. Mai 1927
Fahrt nach Kranenburg mit folgenden Teilnehmern:
[Jan] Ansems, [Karl und Willi] Leisner I und II und NDer.

Kleve, Freitag, 25. Mai 1928
Heute gings um 12.30 Uhr mit der Jungkreuzbundgruppe [St. Werner] per Rad über Kra­nen­burg [und] Groesbeek nach der Heiligland Stiftung bei Nimwegen.

Kotten, Mittwoch, 3. August 1932
Für 5,50 RM sollten wir ein opulentes, hunger­stillendes Mahl bekommen, bestehend aus folgenden Gän­gen: 1.) Reine Tische mit Pa­pierdecken und reinen Tellern, 2.) Rührei in „rauhen“ Mengen mit zwei Riesenschnitten Bauernbrots, 3.) ein Glas Pum­pen­heimer oder Kranen­burger[1] nach Wahl.
[1] Wasser aus dem Kran – besonders am Niederrhein beliebter Ausdruck wegen der dort lie­genden Stadt Kranenburg

Kleve, Dienstag, 1. Mai 1934
Und dann nach der bestandenen [Abitur-]Prüfung die frische Ar­beit im Bezirk [Kleve als Bezirksjungscharführer]. Heute hier – morgen da! Wie ein „rasendes Ungeheuer“ fizte ich durch den gan­zen Kreis. Eine Scharstunde nach der andern. […]. Mor­gen Führerbesprechung in Pfalzdorf, in Kranenburg … – Alles klappt! Feine Führer, frische Jungens, Begeisterung!

Kleve, Mittwoch, 1. August 1934
Wir fahren den schö­nen Wald­weg am Saum des Reichswaldes vorbei bis Fras­selt. Wunderschö­ner Blick auf Cranenburg und die weite Ebene. Zum ersten Mal fuhren wir diesen Weg.

Montag, 8. Oktober 1934
Jungschar
Bezirk Cleve                                                 Cleve, den 8. Oktober 1934
Rundbrief [Entwurf] an alle Jungscharführer des Bezirks.
Grüß Gott Euch allen!
[…]
Das Treffen findet statt in Cranenburg im Schwesternheim [Marienheim[1]] neben der Kapla­nei [Roghmannstraße 118]. Wir wollen morgens jeder in seiner Pfarrkirche den Jungmännersonn­tag[2] mitfeiern und setzen uns dann gleich auf die Räder und fitzen munter los nach Cranenburg. Das Treffen beginnt um 10.30 Uhr pünktlich.[3]

[1] Im Marienheim lebten bis 1983 Clemensschwestern.
[2] Bei der Gemeinschaftskommunion handelte es sich um eine nach den verschiedenen Stän­den (Männer, Frauen, Jungmänner und Jungfrauen) aufgeteilte Standes-Kommunion oder Monatskommunion an je einem der Sonntage des Monats.
[3] Im endgültigen Rundbrief heißt es: Das Treffen findet statt in Cleve im Jugendheim an der Mariä-Himmel­fahrts­kirche (Nicht in Cranenburg, von dort wurde plötzlich abgesagt).

Münster, Sonntag, 2. Juni 1935
19.10 bis 19.50 Uhr schnell Brief an Br. Ingbert (v. Appeld. Cr’bg [van Appel­dorn Kranenburg])! weggebracht. Zu spät! Bummelei! 20.00 bis 21.15 Uhr Missionskundgebung in [St.] Lamberti.

Donnerstag, 14. September 1944
Sammelbrief von Familie Wilhelm Leisner aus Kleve an Karl Leisner:
Mein lieber Karl!
Endlich darf auch ich Dir einmal wieder recht liebe Grüße aus der Heimat [Kleve] schicken. Vieles hat sich in letzter Zeit ereignet. […] Ich fahre gleich nach Kranenburg, wo Opa Cleusters begraben wird.

Siehe auch
Aktuelles vom 22. August 2016 – In Kranenburg in der „Europa-Stele” waren vereint: Frédéric Ozanam und Karl Leisner
und
Aktuelles vom 8. Mai 2017 – Lebensbaum in Kranenburg am Ort des Todes im Zweiten Weltkrieg.

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Nütterden

Friedhof Nütterden

 

 

Ortsteil der Gemeinde Kranenburg im Kreis Kleve

Kleve, Donnerstag, 2. August 1934
Gerd Siebers’ Vater [Michael Siebers, gestorben am 30.7.1934,] beerdigt
Gegen 8.00 Uhr aufs Rad (Papas feine Fitz, hm!); im „besten Staat“ [Feier­tags­kleidung] nach Nütter­den zur Beerdigung von Gerd Sie­bers’ Vater (Michael S.). – Bei Jan van Lier zu Hause [heute Lindenstr. 3] stelle ich die Fitz unter und dann geht’s zum Trauerhaus [heute Provinzialstr. 4]. Ich kon­do­liere Gerd und den andern Verwandten. Gerd ist er­freut, daß wenigstens einer von seinen Klas­sen­kame­raden da ist. (Im November [1932] haben wir ge­mein­sam seine liebe Mut­ter [Maria, geborene de Haan, gestorben am 26.10.1932,] beer­digt.) – Gerd bittet mich, bei der Beerdigung den „Pres­se­photogra­phen“ zu spielen. Ich nehme dankend an und knipse. (Die Bilder sind gut geworden, wie ich festgestellt habe, nachträg­lich.) – Nach­her feier­liches Requiem. (Pfarrer [Johann] Jenster – ein Ia feiner Pastor! – hält es: Seine Stimme ist allerdings durch Krankheit martialisch.)
Anschließend unterhalten wir (Gerd, August Berson aus Frasselt und ich) uns. Au­gust ist jetzt am Bürgermeisteramt in Hau.
[…]
Dann gibt’s Leichenschmaus. – Ich bleibe dort bis 14.30 Uhr und schmause und schwätze in einem fort. Die Bauern sind köst­lich, wie sie über ihre Pa­störe käuern.

Freitag, 21. März 1941
Karl Leisner aus Dachau an seine Familie in Kleve:
Ihr meine Lieben alle!
Am Sonn­tag feiern unsere Neuge­weihten [u. a. Gerd Siebers aus Nütterden] Pri­miz.

Sonntag, 6. April 1941, Palmsonntag
Karl Leisner aus Dachau an seine Familie in Kleve:
Auch an Gerd [Siebers] in Nütterden noch besonderen Wunsch und Gruß [zur Prie­sterweihe und Primiz].

Personen im Umfeld von Karl Leisner mit Beziehung zu Nütterden:

Jenster, Johann
Johann Jenster (* 23.11.1883, † 22.1.1952) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Mün­ster Ostern 1904 – Priester­weihe 13.6.1908 in Münster – Pfarrer in Nütterden 5.10.1932 bis 1947
Für Karl Leisner war Pfarrer Johann Jenster „ein Ia feiner Pastor!“.

Köster, Familie
1. Generation:
Eheleute Theodor Köster (Bauschreiner) u. Hendrina Köster, geb. Peters (* 2.7.1890 in Nüt­ter­den, † 27.10.1937 in Kleve) – Heirat 12.5.1912 – 8 Kinder – Kleve, Königs­allee 24 – 1936 Gutenbergstr. 8
2. Generation:
Theo (Thej) Köster (* 20.4.1914 in Kleve, † nach 1981) – Kleve, Königsallee 24 – Zu­schneider in einer Schuhfabrik – älte­stes von 8 Kindern – Mitglied der Sturmschar in Kleve – Führer einer Jugend­gruppe in Kleve St. Mariä Himmel­fahrt (Am Scheidewege 1934: 180) – 1936 Leiter der Gruppe St. Georg (Karte vom 17.2.1936 aus Xanten) – Teilnahme am Treffen der Jungen um Karl Leisner bei Familie Wilhelm Poorten Silvester 1937 u. Ver­nehmung bei der Kriminalpolizei Kleve 2.4.1938 – Heirat mit Tine Köster, geb. Walter­fang, Tochter des Küsters Heinrich Walterfang von der Stiftskir­che in Kleve, Juli 1941 – Rückkehr aus norwegi­scher Kriegs­gefan­genschaft 1945 – Im Seligsprechungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.

Siebers, Familie
1. Generation:
Eheleute Michael Siebers (* 10.6.1872 in Nütterden, † 30.7.1934) u. Maria Siebers, geb. de Haan (* 31.8.1871, † 26.10.1932)
2. Generation:
Gerhard (Gerd) Siebers (* 7.11.1913 in Nütterden, † 17.6.1982) – Konabiturient von Karl Leisner – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1935 – Priesterweihe 19.3.1941 in Münster – Er wurde nur Priester, weil ihm seine Tante Christina Siebers, genannt Tante Kitta, außer dem Theologiestudium kein anderes finan­ziert hätte. Im Selig­spre­chungsprozeß für Karl Leisner hat er 1981 als Zeuge ausgesagt.

Siehe auch Aktuelles vom 7. Februar 2016 – Kranenburg (Niederrhein): Leisnerweg im Ortsteil Nütterden.

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Mehr

Wibbeltstraße mit Blick auf Kirche

 

Ortsteil der Gemeinde Kranenburg im Kreis Kleve

Sonntag, 2. Oktober 1927
[Bericht] (Radfahrt) Fahrt nach Zyfflich – Mehr – Donsbrüggen.
[…]
Von Zyff­lich segel­ten wir mit Volldampf zur Pastorat Mehr, (wo ge­rade Kir­mes war). Aber hier war Gott sei Dank Herr Pastor Wib­belt[1] selbst zu Hause. Wir hat­ten gewal­tige Freude, daß uns Herr Pa­stor so freundlich aufnahm, denn wir hatten Ma­gen­knurren be­kommen. Der hochwürdige Herr Pastor führte uns durch seinen, man kann sagen botanischen Garten, nämlich in diesem Garten waren die feinsten und seltensten Rosen, ein herr­licher Lau­bengang (leckere Äppelkes), seltene Pflan­zen usw., zu sehen.
[2] Nach Besich­tigung des Gartens führte Herr Wibbelt uns in ein sehr gemütli­ches Zimmer, wo wir (fürchterlich leckere) Äpfel bekamen, die uns köstlich mundeten. Endlich, nachdem wir so alles Sehenswür­dige in der Pa­storat Mehr besich­tigt hatten, gondelten wir gegen 18.00 Uhr heimwärts.
[1] Dr. phil. Augustin Wibbelt (* 19.9.1862 in Vorhelm bei Ahlen, † 14.9.1947 ebd., beigesetzt in der Wibbeltka­pelle auf dem Hof Wibbelt ebd.) – Eintritt ins Prie­sterseminar in Münster Ostern 1887 – Priesterweihe 26.5.1888 in Münster – Pfarrer in Mehr bei Kleve 1906-1935 – Pfr. i. R. in Vorhelm 3.5.1935 bis 14.9.1947 – Heimatdichter – Am 30.12.1997 wurde der Jakobus-Karl-Leis­ner-Weg vom Schwesternhaus St. Michael Ahlen über die Wibbelt­ka­pelle nach St. Jakobus Ennigerloh eingeweiht.
[2] Schon im Frühjahr 1907 hatte Augustin Wibbelt, nachdem er 1906 nach Mehr gekommen war, zusammen mit einem Klever Gärtner die neue Gartenanlage geplant und anschließend auch ver­wirk­licht: Er legte kleine Rasenflächen, Beete mit Sträuchern und Stauden, Blumen­rabatten, Gartenwege, Laubengänge und Sitzplätze an, so daß im Laufe der Jahre fast ein Gartenparadies entstand. Dieser Pfarrgarten wurde 1912 titelgebend für seinen zweiten Lyrikband in nieder­deutscher Sprache „Pastraoten Gaoren“.

Donnerstag, 21. März 1935
Willi Leisner:

Jungscharführertreffen in Mehr! Um 19.30 Uhr mit Karl. Die mei­sten Orte waren da. Anfangs kurze Rechenschaft über die Bezirks­arbeit der Jung­schar [im Bezirk Kleve]. Lebhaftere Verbindung muß noch im Bezirk sein. Dann sprach Karl über die Jungschararbeit. Keine Bangigkeit, son­dern quickle­bendig arbei­ten. Werbung für die Jahreskarte und den Schei­de­weg [Zeitschrift Am Scheidewege] ist unbedingt notwendig![1]
[1] Leisner, Willi: Tagebuch Nr. 5: 90

Mit Pastor Augustin Wibbelt war Karl Leisner auf vielfältige Weise verbunden:

Siehe Aktuelles vom 14. September 2017 – Ein Jahr der Jubiläen für Augustin Wibbelt,
Aktuelles vom 24. Juli 2016 – „Meister des geschliffenen Wortes“,
Aktuelles vom 27. August 2014 – „Pfarrers Garten” – Karl Leisner hat ihn kennengelernt
und
Aktuelles vom 29. Juni 2013 – Wieder einmal auf dem Jakobus-Karl-Leisner-Weg.

Person aus Mehr, die Karl Leisner kannte:

Matenaar, Franz
Franz Matenaar (* 3.4.1906 in Mehr, † 28.9.1984 in Kleve) – Lehrer, Rektor u. Heimat­kundler
Karl Leisner schätze das Buch von Gahlings, Karl / Matenaar, Franz: Lieder und Sprüche. Eine Volksgutsamm­lung aus dem Leben und Brauchtum am Niederrhein, Kleve 1936.

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Niel

Mehrer Straße 2

 

Ortsteil der Gemeinde Kranenburg im Kreis Kleve

Niel hat Karl Leisner nicht erwähnt.

Personen aus Niel, die Karl Leisner kannte:

Hermsen, Familie
1. Generation:
Eheleute Heinrich Hermsen (* 2.3.1842 in Niel, † 12.10.1912 in Zyfflich) (Poli­zei­diener in Zyff­lich, später Straßenwär­ter) u. Theodora Hermsen, geb. Voß aus Warbeyen (* ?, † im Alter von 65 Jahren) – Heirat 9.4.1872
2. Generation:
Eheleute Theodor Johannes Hermsen (* 16.3.1883 in Zyfflich, † gefallen 4.9.1917 in Flan­dern/B) (Beamter der Justizvollzugsanstalt in der Schwanenburg in Kleve) u. Petronella (Nella) Hermsen, geb. Douwen (* 21.8.1885 in Kleve, † 16.11.1960 ebd.)
Karl Leisners Freund und späterer Schwager Wilhelm Haas stammte mütterlicherseits aus der Familie Hermsen.

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Zyfflich

Vogelsang Aussicht auf Zyfflich

Ortschaft auf einem Sandrücken am Nieder­rhein – erste Erwäh­nung 1002 als Saflika in ei­ner Urkun­de zur Stiftung des Klosters u. der Kirche St. Martin durch Adela, Gemahlin Bal­de­richs III., des 13. Gra­fen von Kleve – Sitz des Dekanats zwi­schen Rhein u. Waal – wegen der unsicheren Grenzlage Verlegung des Stifts in die Stadt Kranen­burg 1436 – völlige Zerstörung der Kirche im Zwei­ten Weltkrieg – Wieder­aufbau u. Gestaltung unter erheblicher Betei­li­gung von Pfarrer Fritz Häfner

Sonntag, 2. Oktober 1927
[Bericht] (Radfahrt) Fahrt nach Zyfflich – Mehr – Donsbrüggen.
Wir fuhren um 15.00 Uhr unten von der Gruft ab; etwas weiter nahe Kra­nen­burg ging ein Weg nach Zyfflich, diesen Weg verfolgten wir bis zur Pa­storat[1]
, wo leider keiner zu Hause war, was wir arg bedauerten, denn wir hatten uns schon auf den Ku- hoppla Sonntagskuchen – ge­freut.[2] Von Zyff­lich segel­ten wir mit Volldampf zur Pastorat Mehr, (wo ge­rade Kir­mes war).
[1] Pfarrer in Zyfflich war 1927 Anton Möllers (* 23.4.1862 in Telgte, † 20.7.1936 in Zyfflich) – Priesterweihe 17.12.1887 in Münster – Kaplan in Bockum 18.8.1893 – Hausgeistlicher auf Schloß Assen 9.5.1899 – Pfarrer in Zyfflich 2.11.1909-20.7.1936 – 2.5.1927 Bischöflicher Kommissar für die Beaufsichtigung der kirchlichen Kunstdenkmäler – Schriftsteller mit dem Pseudonym „Jürgen von Eckerde“ – Er war von Jugend auf gut befreundet mit seinem Mitbruder Dr. Augustin Wibbelt in Mehr.
[2] Es gab einen Unterschied zwischen Kuchen und „Sonntagskuchen“. Früher mach­te man einen solchen Unterschied auch beim Brot, sonntags gab es Weiß­brot oder Rosinenbrot.

Siehe auch Aktuelles vom 8. Januar 2916 – Karl Leisner und Fritz Häfner
und
Aktuelles vom 6. August 2017 – 1000 Jahre Zyfflich.

Personen aus Zyfflich, die Karl Leisner kannte:

Haas, Familie
Eheleute Johann Hermann Haas (* 5.10.1885 in Griethausen, † 25.7.1962) (Postschaffner) u. Anna Theodora Haas, geb. Hermsen (* 25.7.1886 in Zyfflich, † 25.5.1963) – Heirat 4.10.1911 in Zyfflich – zunächst wohnhaft in Kleve, Triftstr. – dann in Rin­dern, Kleine Ackerstr. – anschließend erneut in Kleve, zunächst Waldstr. – dann Hohe Str. – ab 1924 Mittelweg 96
Karl Leisners Freund und späterer Schwager Wilhelm Haas stammte aus der Familie Haas-Hermsen.

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Wyler

Zollamt Wyler

 

 

Ortsteil der Gemeinde Kranenburg im Kreis Kleve

Kleve, Dienstag, 14. August 1934
Vor Wyler gleich „över de Pöhl“ [über die Grenze] auf nach Groesbeek!

Groesbeek, Samstag, 25. August 1934
In letztem, frischem Marsch durchs Dorf ziehen wir in Reih und Glied bis zur Grenze. – Dort steht „unser Wagen“ von T. [Heinrich Teurlings] wieder. Wir steigen ein und wollen schon los nach Kleve, da kommt ein „Grüner“ [Zoll­beamter in grüner Uniform] und schimpft und flucht über unsere Frechheit, an unerlaubter Stelle die Grenze zu passie­ren. Wir fahren im Wagen zu­sam­men­gepfercht zum Zollamt Wyler, erhalten dort einen Stempel und können unbesehen nach Kleve fahren. – Nach dem herrlichen La­ger sind wir wieder daheim!

Kleve, Donnerstag, 2. Januar 1936
Dann geht’s eben bei [Familie] Naß [in Wyler] an, wo nur Fräulein [Anna oder Helene] Naß daheim ist.

Personen im Umfeld von Karl Leisner mit Beziehung zu Wyler:

Grod, Familie
1. Generation:
Caspar Grod (* 10.6.1886 in Kleve, † 5.4.1959 in Donsbrüggen) u. Paula Grod, geb. Naß – Heirat 21.4.1914 in Wyler
2. G
eneration:
2a. Erich Grod (* 30.12.1923 in Kleve, † 3.2.1944 bei Leningrad/St. Peters­burg/RUS)
2b. Norbert Grod (* 11.1924 in Rees, † 23.12.1943 in Witebsk/Wizebsk/BY) – bis 1942 Schüler des Gymnasiums in Kleve
2c. Wolfgang Grod (* 30.9.1925 in Rees, † 2.9.1945 im Kriegslazarett Klagenfurt)
2d. Maria Grod (* ?, † ?)
Familie Leisner war über Familie Naß mit Familie Grod verbunden. Paula Naß war eine Schwester von Carl Naß, einem Kollegen von Wilhelm Leisner am Gericht. Vater Wilhelm Leisner erwähnte im Rundbrief an seine Kinder den Soldatentod von Norbert Grod.

Naß, Familie
1. Generation:
N.N. – wohnhaft in Wyler
2. Generation:
2a. Anna (Änne) Naß (* 5.5.1897 in Wyler, † 8.4.1987 in Donsbrüggen)
2b. Carl Naß (* 25.6.1902 in Wyler, † 23.11.1959) u. Aleida Naß, geb. Vierboom – Heirat 29.9.1948 – zuerst wohnhaft in Wyler – später Errichtung eines Eigenheimes in Dons­brüg­gen – Carl Naß war Kollege von Wilhelm Leisner und 1938 Kreisent­schei­dungs­referent der NSDAP. Als Sol­dat (Schreibbedien­steter u. Dolmetscher) hielt er sich 1943 in Däne­mark auf.
2c. Paula Naß, verh. Grod (* ?, † ?) – Heirat 21.4.1914 mit Caspar Grod
2d. Helene Naß (* 6.3.1918, † 14.1.1975)
2e. Leo Naß (* ?, † 1930)

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Graf­wegen

Groesbeeker Weg in Grafwegen

Der Name Grafwegen wird erstmals 1294/1295 genannt, allerdings gab es im klevisch-gel­dri­schen Grenzgebiet in unmittelbarer Nachbarschaft drei Siedlungen dieses Namens. Das heute zur Gemeinde Kranenburg gehörende Grafwegen wurde erst 1572 explizit erwähnt. Zu dieser Zeit wohnten hier Walddiener des Klever Herzogs, die pfarrlich zu Kranenburg gehörten (URL http://rmr.cms-webdesign.de/kranenburg-grafwegen.html – 18.2.2012).

Karl Leisner aus Kleve am Sonntag, 13. November 1932, an Walter Vinnenberg in Münster:
An den beiden letzten Oktobertagen – den beiden ersten „Allerheiligen­feri­entagen“ – waren wir in Holland und zwar in Groesbeek. Um 20.00 Uhr abends gingen wir über die Grenze. Wir waren quer durch den Reichswald von Cleve nach Grafwegen, der nordwestlichsten Ecke Deutschlands ge­planscht kann man fast sagen, so naß war’s. Anderntags regnete es in Strö­men.

Mittwoch, 21. August 1935
Durch den Reichswald auf Graf­wegen zu. Jan [Peters] hinter der Grenze Panne.

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Frasselt

Gocher Straße in Frasselt

 

 

am Reichswald gelegener Ortsteil der Gemeinde Kranenburg im Kreis Kleve

Kleve, Dienstag, 27. August 1929
Von hier gings nach Frasselt, wo wir bei Peerenboom [Hotel zur Waldlust] Kaffee tran­ken (mit Pflau­men und Ei­erzwieback von Schürings).

Hotel zur Waldlust
Bauer Peerenboom war für kurze Zeit Pächter des „Hotels zur Wald­­lust“, dem späteren „Frasselter Hof“. Nach Zerstörung durch einen Brand wurde das Gebäude nicht wieder aufgebaut. Heute be­findet sich dort ein Wohnhaus.

 

Personen im Umfeld von Karl Leisner mit Beziehung zu Frasselt:

Berson, Familie
1. Generation:
Johann Berson – Reichsbahnschaffner
2. Generation:
2a. August Berson (* 22.8.1914 in Frasselt, katholisch getauft, † ?) – 1932/1933 als Ober­primaner in der gemischten Prima zusammen mit Karl Leisner als Unterprima­ner
2b. Heinrich Berson (* 2.5.1922 in Frasselt, katholisch getauft, † ?) – Er kam Ostern 1932 in die Sexta des Gymnasiums in Kleve und verließ die Schule am 1.3.1937, um einen prak­tischen Beruf zu ergreifen.

Kils, Heinrich
Heinrich Kils (* 14.4.1903 in Kleve, † 6.6.1987) – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster Ostern 1925 – Priesterweihe 22.12.1928 in Münster – Kaplan in Dinslaken-Loh­berg 5.3.1929 bis 1930 – Kaplan in Frasselt 28.8.1930 bis 1934 – Kaplan in Nieukerk 15.1.1934 bis 1940 – Sein Vater Jakob Kils war Vorsitzender des Fahrbeamten­ver­eins der Reichsbahn.
Karl Leisner lernte Heinrich Kils als Diözesanjungscharführer kennen.

Quinders, Franz
Franz Quinders (* 4.1.1892 in Sonsbeck, † 4.12.1969) – Eintritt ins Collegium Leoninum in Bonn 1913 – Eintritt ins Collegium Borro­maeum in Münster Ostern 1914 – Priester­weihe 21.5.1921 in Mün­ster – Kaplan in Frasselt 1934–1939
Franz Quinders besuchte das Jungenlager 1935 in Groesbeek.

Schmidt, Wilhelm
Wilhelm Schmidt (* 30.1.1870 in Leutherheide/Nettetal, † 10.9.1939) – Eintritt ins Colle­gium Bor­romaeum in Münster 24.4.1894 – Priesterweihe 26.3.1898 in Münster – Pastor in Frasselt 16.11.1926 bis 1939
Karl Leisner besuchte Wilhelm Schmidt in Frasselt.

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Schottheide

Bergstraße in Schottheide

 

Waldhufensiedlung aus dem 14. Jh. am Rande des Reichswaldes – Namens­ge­bung vermut­lich nach der Bezeichnung „Schottenheide“ für eine in Schotten (Parzellen od. Hufen) eingeteilte Fläche

Kleve, Dienstag, 27. August 1929
Von hier gings nach Frasselt, wo wir bei Peerenboom [Hotel zur Waldlust] Kaffee tran­ken (mit Pflau­men und Ei­erzwieback von Schürings). Nach längerer Rast gings um 17.40 Uhr über Schottheide durch den Reichswald – Tiergarten nach Hause, wo wir um 19.00 Uhr ankamen.

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Eelco Hekster hat auch ein Buch über die Sieben Quellen und die Forellenteiche im Reichswald geschrieben, die oft Ziel von Karl Leisners Wanderungen waren.

 

Eelco Hekster
Sieben Quellen, Forellenteiche, Renneken
WIRmachenDRUCK, 71522 Backnang 2017
Preis 7,90 €
Erhältlich in den Buchhandlungen: Breuckmann, Große Str. 9, 47559 Kranenburg – Tel. 02826-9167557 buchhandlung-breuckmann@gmx.de oder
Hintzen, Hagsche Str. 46-48, 47533 Kleve – Tel. 02821-26655 info@hintzen-buch.de

 

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Sieben Quellen im Reichswald

 

Die Zahl „sieben“ in „Sieben Quellen“ entstand durch eine falsche Ableitung von Siepen bzw. Siefen = in einer speziellen Quell­mulde austreten­des Sickerwasser, sich eigene Wege suchende Wasseradern. Aus einer Schlucht mit mehre­ren Quellen fließt das klare Wasser in die Teiche und aus deren Abfluß durch die Klaren­beeke in Richtung Nütterden.

 

 

Dienstag, 12. April 1927
6. [Bericht] Fahrt zu den Sieben Quellen.
Anstatt Zusammenkunft am 12. im Oster. Von der Münze fuhren wir per Rad nach den Sieben Quel­len. Dort angelangt warfen wir Speer.

Kleve, Mittwoch, 22. August 1928
Wir gingen mit der ganzen Familie, Tante Paula, Tante Maria, Maria [Väth] und Willi [Väth] aus Dortmund am Haus Ida vorbei zu den Sie­ben Quellen. Nach kurzem Aufenthalt gings wieder nach Hause, da wir um 21.00 Uhr essen wollten.

Kleve, Mittwoch, 29. Januar 1930
Wandertag zu den Sieben Quellen.

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Forellenteiche im Reichswald


seit 1880 nachgewiesene Gewässer hinter dem Forsthaus Nütterden – Zugang vom Park­platz Nimweger Str. (Abteilung 231) – Die Teiche werden aus den Wasseradern (Siepen od. Siefen) der nahegelegenen „Sieben Quellen“ gespeist. Aus einer Schlucht mit mehre­ren Quellen fließt das klare Wasser in die Teiche und aus deren Abfluß durch die Klaren­beeke in Richtung Nütterden. Aus Naturschutzgründen gibt es keine Fischzucht mehr. Seit 2005 kümmert sich der Förderverein Sieben Quellen um die Erhaltung der Gewässer und deren Umgebung.

Kleve, Dienstag, 12. Juni 1928
Radfahrt mit dem Kirchenchor zum Forellenteich
Mit einigen vom Kirchen­chor um 16.00 Uhr vom Gymnasium über den Trepp­kes­weg und durch den Reichswald zu den Forellenteichen. Dort tran­ken wir eine Flasche Limonade und schrieben eine Karte an Dr. [Bernhard] Peters. Nun gings über die Landstraße nach Hause. Dort kamen wir um 18.00 Uhr an.

Kleve, Montag, 20. Mai 1929, Pfingstmontag
Nach dem Essen, um 11.00 Uhr, marschierten wir über Materborn usw. zum Jagen 180. Hier hofften wir Wild zu sehen; aber nichts davon. Vom Jagen 180 gings zu den Forellenteichen, wo wir bei vier Flaschen Limonade un­sere But­terbrote verzehrten. Bis zum Aufbruch spielten wir Kin­der Nach­laufen.

Kleve, Mittwoch, 29. Januar 1930
Um 8.30 Uhr gings mit der Klasse von Dr. [Wilhelm] Verlegers Wohnung („Gei­ten­hof“) über die Nymweger Straße (1.), wo Dr. Verleger einen Vor­trag über Prinz [Johann] Moritz von Nassau und seine Bedeutung für Cleve hielt (1.), zur „Alten Bahn“. Über diese gings zu den Forellenteichen, wo die Fi­sche von uns gefüttert wurden. Auch sangen wir unserer „Geit“ etwas vor. – Nun gings durch den Reichswald über Frasselt nach Cleve zurück, wo wir um 12.00 Uhr landeten.

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Eelco Hekster hat auch ein Buch über den Reichswald geschrieben, der für Karl Leisner in gewisser Weise ein zweites Zuhause war.

 

Eelco Hekster
Reichswald – Ortsbestimmung und Anekdoten
WIRmachenDRUCK, 71522 Backnang 42018

Preis 11,90 €
Erhältlich in den Buchhandlungen: Breuckmann, Große Str. 9, 47559 Kranenburg – Tel. 02826-9167557 buchhandlung-breuckmann@gmx.de oder
Hintzen, Hagsche Str. 46-48, 47533 Kleve – Tel. 02821-26655 info@hintzen-buch.de

 

 

Reichswald bei Kleve

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Reichswald mit Einteilung in Jagen

Ein wichtiger Lebensbereich für Karl Leisner war der Reichswald. Dieser ver­dankt seinen Namen dem Heiligen Römischen Reich und ist mit seinen heute 5.100 ha (ursprünglich 7.000 ha) die größte zusammenhängende staat­liche Wald­fläche Nordrhein-Westfalens. Er prägt neben dem Rhein und den weiten Niede­rungen das Klever Land. An seiner breitesten Stelle von SW nach NO mißt er bis zu 10 km und von SO nach NW 8–9 km. 1647 erhielt Johann Moritz von Nassau-Siegen vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg seine Bestallung zum Statthalter von Kleve. Schon drei Tage später gab er den Auftrag, den stadtnahen Reichswald in einen Parkwald umzugestalten.
Bereits 1613 hatte man den Wald in sechs Quartiere eingeteilt. 1826 systematisierte man diese Eintei­lung. Die Wirtschaftswege heißen Gestelle. Die Hauptgestelle sind mit großen lateinischen Buchstaben (A bis K) bezeich­net und führen von Osten nach Westen; die Nebengestelle, auch Feuergestelle genannt, sind mit Kleinbuchstaben (a bis z und aa bis ii) bezeichnet und führen von Norden nach Süden. Hauptgestell D wird auch Rendezvous genannt, dieser große Fahrweg von Ost nach West endete genau gegen­über von Groes­beek/NL. Die so begrenzten Waldstücke, Rechtecke von 380 m × 750 m, werden „Jagen“ genannt und die­nen der forst­wirtschaftlichen Nutzung und Orientierung. Auf den „Ja­gen­steinen“ stehen Zif­fern für die Abteilungen und große und kleine Buch­staben für die jewei­ligen Gestelle. Um 1950 änderte man die Bezeichnung Jagen in Abteilung.
Schöne Wege haben besondere Namen, die entweder allgemein gebräuch­lich waren oder im Familien- und Bekanntenkreis gegeben wurden, z. B. Schmugglerweg und Mär­chen­weg.
Bestimmte Stellen im Reichswald waren immer wieder Anziehungs- und be­liebter Treff­punkt für Karl Leisner und seine Kameraden: Jagdhütte, Sieben Quellen und in ihrer Nähe die Forellenteiche, Mann und Frau, Papenberg, Puhl, Tiergarten, Sternbusch, Stoppel­berg, Neunuhrenberg und Schlangenweg.

In der Gruppenchronik, seinen Briefen und Tagebucheinträgen erwähnt Karl Leisner den Reichswald unzählige Male. Alle Einträge aufzuführen, würde den Umfang dieses Artikels sprengen; daher folgen nur einige eindrucksvolle Auszüge aus seinen KZ-Briefen.

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 3. Oktober 1942, an seine Familie in Kleve:
Es ist ein nebliger Oktobermorgen, aber die Tage sind herrlich schön in ihrer Son­nenpracht. So recht, um mal wieder loszutrampen – am liebsten heim­wärts, und dann in den herrlichen Reichswald oder den buntlaubigen Tier­garten.

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 31. Juli 1943, an seine Familie in Kleve:
Wie gern würde ich in Sandalen und kurzer Hose, meiner marine­blauen, wieder mal […] über die Triftstraße durch den Reichswald pilgern.

Karl Leisner aus Dachau am 7. Oktober 1944 an Walter Vinnen­berg als Soldat:
Mein lieber Walter!
Am herrlichen Reichswald steht der Englän­der. Ich dachte heute noch an die „Schlacht“ [1928] am Puhl, wo wir Dir Dein feines Sonntagshemd zerfetz­ten. Jetzt geht’s in unsern alten Jagdgründen ernst zu. Gott wird un­sere herrliche, liebe Heimat und unser Volk beschirmen. Das ist unser Hof­fen und Gebet.

Karl Leisner aus Dachau am Sonntag, 25. Februar 1945, an seine Familie in Berlin und Nieder­mörmter:
Mit Schmerz denke ich manchmal an unsern herrli­chen Reichswald, den jetzt der böse Krieg zer­zaust. Was gäb’ ich dafür, wenn ich mal wie­der so rich­tig durch einen grünen Wald wandern dürfte.

Quelle der Fotos: Eelco Hekster