Vor 90 Jahren starb Ludwig von Pastor

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / gemeinfrei (abgerufen 11.02.2018)

Ludwig Freiherr von Pastor (* 31.1.1854 in Aachen, † 29.9.1928 in Innsbruck/A) – öster­reichischer Historiker

Ludwig Freiherr von Pastor
Die Geschichte der Päpste, Freiburg/Br. 18991933, 16 Bde.

Unter der Überschrift „Das »lstituto Storico Austriaco« in Rom – Forschung, Stipendiaten, Kultur-Events – Österreich von seiner besten Seite – In der Ewigen Stadt wird für jeden Besucher Geschichte zum gegenwärtigen Erlebnis. Hinzu kommen die großen Schätze in den römischen und vatikanischen Archiven. Deshalb lockt die Tiberstadt Forscher aus vielen Ländern an. Ein gutes Beispiel: Das Österreichische Historische Institut.“ berichtete Bernhard Hülsbusch im L’OSSERVATORE ROMANO vom 16. Februar 2018 auf Seite 5 auch über Ludwig Freiherr von Pastor.

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Text zu Ludwig von Pastor
Der erste Direktor: Theodor von Sickel. Er leitete das ÖHI [Österreichisches Historisches Institut] mit dem Fokus »Studium und Auswertung der Ouelien« bis 1901. Seine Nachfolge trat Ludwig Pastor an, der durch seine vielbändige »Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters« berühmt geworden war. Mit ihm, der bedeutendsten Persönlichkeit in der Entwicklung des ÖHI, hat es seine eigene Bewandtnis …
Wie sein Amtsvorgänger stammte auch Pastor (1854-1928) aus Deutschland. Genauer: Aus Aachen, wo er – evangelisch getauft – aufwuchs.
Nach Studien an diversen Universitäten promovierte er in Graz, konvertierte zum katholischen Glauben, durfte bei einer Romreise als erster das gerade geöffnete Vatikan-Archiv benützen und wurde 1886 Professor in Innsbruck. Zur gleichen Zeit erschien der erste Band seiner Papstgeschichte, die gewissermaßen der katholische Gegenpol zur vielgerühmten Papstgeschichte des Protestanten Leopold von Ranke ist.
Pastor leitete das Institut bis 1928, unterbrochen nur durch den Ersten Weltkrieg, in dem Italien gegen das Habsburgerreich kämpfte. In Österreich, dessen Staatsbürgerschaft er annahm, wuchs Pastors wissenschaftliches Ansehen, weshalb ihn Kaiser Franz Joseph in den Adelsstand erhob. In den 1920er Jahren (also nach dem Ende der Donaumonarchie) amtierte er sogar als Gesandter der Alpenrepublik beim Heiligen Stuhl.
Auf Ludwig von Pastor folgte Ignaz Philipp Dengel als Institutsdirektor.

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Vatican News vom 22. Februar 2018 – Licht auf Ludwig von Pastor, Historiker und Diplomat

Unter der Überschrift „Zu einer internationalen Tagung im Römischen Institut der Görres-Gesellschaft – Ludwig von Pastor: ein Gelehrter von Weltrang“ berichtete Prof. Dr. Andreas Sohn aus Paris im L’OSSERVATORE ROMANO vom 9. März 2018 auf Seite 6 über die Tagung zu Leben und Werk des vielseitigen Gelehrten und angesehenen Diplomaten Ludwig von Pastor.

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Dem Historiker Ludwig von Pastor begegnete Karl Leisner bereits im ersten Semester seines Theologiestudiums in der Vorlesung.

Münster, Freitag, 11. Mai 1934
9.00 bis 10.00 Uhr [Professor Georg] Schreiber: Über die „Reformations­zeit“. Sehr auf­schlußreich und blickweitend.

Georg Schreiber: Kirchengeschichte des Reformationszeitalters

In seiner Universitäts­mitschrift Nr. 1 notierte Karl Leisner:
§ 1. Vor dem eigentlichen Eintritt in die Geschichte des Reformationszeit­alters sind erst einige Vorfragen zu behandeln:
a.) Sprachgebrauch, b.) Kulturbegriffe, c.) historische Grundtatsachen.a.) 1. Es ist falsch, wenn man von einer Reformation als einer rein protestan­tischen Tatsache sprechen will. Der Titel „Reformation“ ist kein Privatrecht der Protestanten, denn es gibt eine katholische Reformation schon am Ende des Mittelalters vor dem Auftreten der sogenannten Reformatoren. Wir hatten in der katholischen Kirche schon im 15. Jahrhundert Reformatoren. Erinnert sei nur an das Büchlein „De imitatione Christi“ [Nachfolge Christi] von Thomas von Kempen, das nach der Heiligen Schrift weitverbreitetste Buch der Christenheit, dessen Wellen durch ganz Europa drangen und zu verfol­gen sind. Auch auf die gewaltige Reformkraft eines Karl Borromaeus sei hingewiesen, dessen Tätigkeit sich nicht nur auf Oberitalien bezog, sondern bis weit in die Schweiz und in den schwäbischen Raum Süddeutschlands aus­dehnte. Die Bezeichnung „Refor­mation“ ist deshalb kein Reservat für die Protestanten, wenngleich auch diese schon im Mittelalter ihre Vorläufer hatten ([John] Wyclif, [Johannes] Hus).
Besonders der Begriff „Gegenreformation“ ist entschieden abzulehnen als „Ladenhüter“ einer einstigen falschen einseitigen Geschichtsbetrachtung! – Er trägt den Charakter, als sei diese Zeitepoche des neuemporblühenden Katho­lizismus, die Reformbewegung des 16. und 17. Jahrhunderts, lediglich eine Defensivschlacht des Katholizismus gewesen. Diese Charakterisierung der vorliegenden Epoche ist vollkommen falsch und überholt.
(→ Bd. 4 bis 6 von Pastors „[Die] Geschichte der Päpste“!).