Pater Friedrich Muckermann SJ (* 17.8.1883 in Bückeburg, † 2.4.1946 in Montreux/CH) – Eintritt in die Gesellschaft Jesu 1899 in Bleyenbeck/NL – Priesterweihe 1914 – Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg – Herausgeber der literarischen Monatsschrift „Der Gral“ – Gegner des Bolschewismus u. des Nationalsozialismus – Herausgeber der sog. Katholischen Korrespondenz 1933–1935 – Emigration nach Oldenzaal/NL 1934 – Herausgeber der Exilzeitschrift gegen den Nationalsozialismus „Der Deutsche Weg“ – Umzug nach Paris 1938 – Flucht in die Schweiz 1943 – dort u. a. Publizist u. Schriftsteller
Unter der Überschrift „Katholischer Publizist im Widerstand – Pater Friedrich Muckermann SJ – Ein Verteidiger der Weimarer Republik, entschiedener NS-Gegner und seine antiliberale Deutung des Nationalsozialismus“ berichtete Wolfram Ender in der Wochenzeitung Die Tagespost vom 16. August 2018 über Friedrich Muckerman. Wolfram Ender stellt uns die Frage: „Was kann Muckermanns Schicksal uns Heutigen bedeuten, die wir in einer freiheitlichen Demokratie leben? Muckermann machte sich nicht beliebt bei der Amtskirche und in seinem Orden, deren Zurückhaltung gegenüber dem Nationalsozialismus er kritisierte und die ihn ihrerseits zur Zurückhaltung gegenüber dem Nationalsozialismus drängten.“
Tagebucheinträge
Sonntag, 20. November 1932
Fr. Muckermann: (20. Nov. 32) Goethe
Aus einem Zeitungsartikel:
Die Goethe-Feier des Vereins katholischer Akademiker für Cleve und Umgebung
[…]
Hierauf sprach Herr P. Friedrich Muckermann SJ (Münster) in einer groß angelegten Festrede zum Thema: „Was hat Goethe unserer Zeit zu sagen?“
Marienthal, Sonntag, 20. Mai 1934, Pfingstsonntag
Auf! Zunächst nach Raesfeld zur ND-Burg. Dort große Führertagung der Westmark. Wir sehen sie schon von weitem dasitzen im großen Thing. P. Muckermann spricht! – […] Dann lauschen wir gespannt dem Vortrag P. Friedrich Muckermanns über die religiöse Lage der Zeit. Offen und in seiner geistreichen und doch tiefen Art spricht er zum Thing. Wohl 10 Minuten lauschen wir vom Fenster aus gespannt, bis ein Großmaul hereintritt mit „Heil Hitler“ und als wir weiter gespannt lauschen, uns anbrüllt „Na, woher kommt ihr denn, kennt ihr den deutschen Gruß nicht?“ – Dem höchstentrüsteten Männeken antworten unsere Jungens ganz unverblümt: „Aus Kleve“. – Ha, ha! Wir ziehen es vor, die Fenster zu räumen; es wird auch Zeit zum Weitergehn.
Münster, Donnerstag, 21. Juni 1934
[Der] Heilige A. [Aloysius] fragte sich mit ganzer Seele bei allem, was er tat: „Quid hoc ad aeternitatem?“ [Was bedeutet dies für die Ewigkeit?] – so P. Fr. Muckermann.
Münster, Sonntag, 24. Juni 1934
9.15 Uhr heilige Messe und hervorragende Johannespredigt von P. Friedrich Muckermann: Johannes – nicht nur Jude, (Blut und Boden), sondern dem Geist auch verhaftet (nicht Zacharias, sondern Johannes, soll er heißen [vgl. Lk 1,13.59f]!).
Bis zur Beschlagnahme am 12. Juli 1941 diente es unter anderem als Wohnhaus der Jesuitenkommunität. Pater Friedrich Muckermann SJ hatte dort ab den 1920er Jahren ein Redaktionsbüro und belieferte zahlreiche katholische Presseorgane mit aktuellen Artikeln aus der katholischen Welt. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört.
Der Gral
Katholische Monatsschrift für Dichtung und Leben, Münster: Helios Verlag,
von den Jesuitenpatres Friedrich Muckermann u. Albert Maring erarbeitete u. ab 1905 herausgegebene katholische Monatsschrift – Verbot 1937
Katholische Korrespondenz
Halbamtliches Nachrichtenblatt. P. Friedrich Muckermann SJ (Hg.), Münster 1933–1935
Münster, Samstag, 16. Juni 1934, Maria am Samstag
Abends bei Jupp Ratte[1] „Katholische Korrespondenz“ studiert!
[1] Josef (Jupp) Ratte (* 2.8.1908 in Recklinghausen, † 12.9.1987) – Schreiner 1922–1928 – Privatunterricht 1928–1930 – Apostelgymnasium in Köln 1930–1934 – Eintritt ins Collegium Borromaeum in Münster 1.5.1934 – Priesterweihe 6.8.1939 in Münster
P. Friedrich Muckermann SJ:
So begannen wir zum Beispiel mit einer ganz neuen Veröffentlichung, einer Art Berichterstattung über die Kulturpolitik der nationalsozialistischen Presse und Literatur. Woche für Woche erschienen etwa acht bis zehn Folioseiten, die mit Zitaten aus dem „Schwarzen Korps“, aus dem „SA-Mann“, aus „Nordland“ und ähnlichen gefüllt waren. Dazu brachte man entscheidende Stellen aus den Reden und Aufsätzen führender Nationalsozialisten, wie zum Beispiel Alfred Rosenbergs. In all diesen Organen und Äußerungen wurde das Christentum, insbesondere die katholische Kirche und das Papsttum, in so massiver, zynischer und unflätiger Weise beschimpft und besudelt, daß die frühere kommunistische Presse in dieser Hinsicht bei weitem überboten wurde. Der Katholik, der diese unsere neue Korrespondenz las, konnte über das Wesen des Nationalsozialismus und seine scheußliche Teufelsgrimasse nicht mehr im unklaren sein. Diese Korrespondenz verbreitete sich sehr schnell und erreichte eine Auflage von mehreren Tausenden. Die Behörde wagte nichts dagegen zu tun, weil von ihrem Standpunkt aus doch eine „Verbreitung“ nationalsozialistischer Ideen nicht verhindert werden konnte.
Schwierigkeiten gab es zunächst im eigenen Lager, da manche Bischöfe sich dahin äußerten, es werde auf solche Weise neuheidnisches Ideengut in katholische Kreise getragen – als ob das nicht schon von den Nazis selber besorgt worden wäre und von ihnen oft genug in sehr bestrickender Form (Junk, Nikolaus: Im Kampf zwischen zwei Epochen. Lebenserinnerungen, bearbeitet und eingeleitet von Nikolaus Junk. Veröffentlichung der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe A, Bd. 15, Mainz 1973: 565).