Karl Leisner und Pater Franziskus Maria vom Kreuze Jordan

Pater Franziskus Maria vom Kreuze (Johann Baptist) Jordan (* 16.6.1848 in Gurtweil; † 8.9.1918 in Tafers/CH) – Priester u. Ordensgründer der Salvatorianer SDS (Societas Divini Salvatoris (lat.) = Gesellschaft des Göttlichen Heilands) in Rom 1881

Unter der Überschrift „Jubiläumsjahr der Salvatorianer“ veröffentlichte L’OSSERVATORE ROMANO vom 13. Oktober 2017 einen Artikel zum 99. Todestag von P. Franziskus Maria vom Kreuze Jordan und dem Jubiläumsjahr zu dessen 100. Todestag im kommenden Jahr.

Quelle des Fotos: Wikimedia Commons / Author: Karl-Heinz Meurer / CC BY-SA 3.0 (abgerufen 13.10.2017)

 

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Link zum SALVATORIANER KLOSTER STEINFELD

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Karl Leisner „begegnete“ verschiedenen Salvatorianern im KZ Dachau, unter anderem auch im Zusammenhang mit der Dachauer Madonna.

Quelle des Fotos: Karl Leisner-Archiv

 

 

Pater Ludwig (Paul) Hiller SDS (* 8.1.1909 in Berlin-Dahlem, † 18.5.1963 in Münster) – Ein­tritt in die Gemeinschaft der Salvatorianer 1931 – Erste Profeß 28.8.1932 – Priester­weihe 29.6.1937 in Passau – Verhaftung in Breslau u. Einlieferung ins KZ Dachau wegen Predigten über die christliche Familie 25.8.1941 – Entlassung 27.3.1945 – Er hatte eine Schwester.

Karl Leisner aus Dachau am Freitag, 20. Februar 1942, an seine Familie in Kleve:
Auch […] von mir d. P. Ludwig [und von Pater Lud­wig Hiller SDS] treue Grüße!

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 2. Oktober 1943, an seine Familie in Kleve:
Gleich werd’ ich Brief [von Euch] an Paul Hiller geben.[1] Er wird sich freuen. Beste Grüße an seine Schwester. Wie klein ist doch die Welt![2]

[1] im Nachlaß von Karl Leisner nicht vorhanden
[2] Vermutlich kannte Familie Wilhelm Leisner P. Ludwig Hiller SDS über Willi Leisner.

Karl Leisner aus Dachau am Samstag, 16. Oktober 1943 an seine Familie in Kleve:
Von Paul Hiller, der sich sehr freute und grüßen läßt, bestellt doch auch mal an Hein [Hein­rich Maria] Janssen in Schneidemühl gute Grüße, von mir gleich ein paar kräf­tige dazu.

Pater Bonaven­tura (Josef) Schweizer SDS (* 5.7.1893 in Ebnet/Freiburg/Br., † 2.6.1968 in Meran/Merano/I) – Ein­tritt bei den Salvatorianern 17.11.1911 – Erste Profeß 25.12.1912 – Priesterweihe 26.6.1921 in Passau – Von 1940–1947 war er Provinzial der Nord­deut­schen Pro­vinz mit Sitz in Berlin, zu der damals auch Schlesien gehörte.

KZ-Priester Johannes Sonnenschein:
Wie konnte es dazu [zur Statue „Unsere Liebe Frau von Dachau“ im KZ Dachau] kommen?
Ende 1942 wurden Paketsendungen gestat­tet. Damit kamen auch mehr Sachen in die Ka­pelle: ein Altarkreuz, Kreuzwegbilder, Kerzen etc. Un­ser Mitbruder L. Hiller, ein Salvatorianer­pa­ter, schrieb davon sei­nem Obe­ren [P. Bonaven­tura Schweizer SDS], bedauerte aber zugleich, dass wir die „Mutter“ sehr ver­mis­sen. Dieser verstand und ar­rangierte die Erfül­lung unserer Bitte. Nachher wollte er gern wis­sen, ob die Sendung am richti­gen Ziel ange­kommen sei. In der Antwort hieß es: „Kinder sind immer glücklich und dankbar, wenn sie ihre Mutter bei sich haben.“[1]
[1] Sonnenschein, Johannes: Weihnachtsbrief 2002: 2

KZ-Priester Georg Schelling aus Nenzing am 27. Juni 1968 an KZ-Priester Heinz Rö­mer in Haardt:
In [dem österreichischen Wallfahrtsort] Mariazell hat meines Erinnerns Richard Schneider [1968 während eines KZ-Priestertreffens] bei Tisch er­zählt, dass P. Bonaven­tura [Schweizer] wesentlich daran beteiligt war, dass die Ma­donna nach Dachau kam. Ich habe noch in Erin­nerung, dass man mir damals be­richtete, vom Lager aus seien Hiller und [Karl] Schrammel im Spiel gewesen und von draußen ein Mit­bruder des P. Hiller. Als das ungewöhnlich um­fangreiche Paket in Dachau ange­kom­men war, wurde es wie andere Pa­kete auf den Block gebracht und dort vom Blockführer kontrolliert. Es kam nicht immer der gleiche, für den Block zuständige, SS‑Mann. Als der Blockführer, der an diesem Tag die Paketkontrolle durchzuführen hatte, das große Paket sah, machte er ebenso große Augen und meinte, das werde kaum ein „Freßpaket“ sein. Das Paket wurde geöffnet und er ­sah den Inhalt. Er war nicht ungnädig, bemerkte aber, daß er das Pa­ket nicht freigeben könne, da es ja nicht Lebensmittel, Wäsche oder der­gleichen enthalte. Ich machte den Vor­schlag, es solle das Paket bei­seite gelegt werden, bis die Angelegen­heit geklärt sei. Hernach ver­brachte ich es in die Kapelle „wegen Platzmangels in der Stube“. Der Blockfüh­rer, der am anderen Tage kam, wußte offenbar nichts davon und fragte nicht danach. Also wurde die Madonna ausge­packt und aufge­stellt. Kein Mensch fragte nachher, wohin sie gebracht worden sei.[1]
[1] s. Heinz Römer in: Stimmen von Dachau, Sommer 1968 – Nr. 10: 69

KZ-Priester Heinz Römer:
Am 2.6.1968 starb in Meran der frühere Gene­ralsuperior der Salvatoria­ner, P. Bonaventura Schweizer, im 75. Lebensjahr. Er hat es ver­dient, hier erwähnt zu wer­den, denn ihm ist es mit zu verdanken, daß die Bitte unse­rer Lei­densgenossen, des in Buchenwald [am 5.2.1945] ermor­deten Karl Schrammel und des vor einigen Jahren [am 18.5.1963] ge­stor­be­nen P. Hiller, um eine Marienstatue für unsere Lager­kapelle er­füllt wurde.[1]
[1] Heinz Römer in: Stimmen von Dachau, Sommer 1968 – Nr. 10: 69

Pater Dominikus Hoffmeister SDS (* 17.11.1906 in Bredenborn/Kreis Höxter, † 24.12.1978 in Neuwerk) – Eintritt bei den Salvatorianern 18.4.1925 – Erste Profeß 25.3.1930 – Prie­sterweihe 29.6.1934 in Passau – Provin­zial der Nord­deutschen Provinz der Salvatori­a­ner 1953–1959 u. 1968–1972

KZ-Priester Josef Barton aus Branitz im Februar 1962 an KZ-Priester P. Josef Fischer SAC:
Karl Schrammel lag sehr viel daran, uns über Dachau und das Leben dort auf dem laufenden zu erhalten. Jedenfalls war es nach Eintreten der Er­leichterungen, […,] daß Karl [Schrammel] schrieb, der Bischof [Joseph Martin Nathan] möchte für den nächsten Maimonat eine Mari­enstatue und Levitengewänder schicken. Der Bischof gab mir den Auftrag, […], eine Statue zu besorgen. […] Da traf ich nach einigen Ta­gen den späteren Pro­vinzial der Salvatorianer, P. Dominikus Hoff­meister, dem ich von mei­nem vergeblichen Su­chen erzählte. Immer hilfs­bereit, erklärte er sofort, er hätte eine wunder­schöne, holzge­schnitzte Statue von einem Bres­lauer Künstler [E. Hoep­ker]; er würde sie gerne zur Verfügung stel­len, aber sich das Ei­gentumsrecht vorbehalten. Sie wurde in meine Woh­nung nach Jägerndorf gebracht.[1]
[1] Fischer, Josef: Dokumentation über den Gründer Schönstatts [P. Joseph Kentenich SAC] und die Schönstattgemeinschaften im KZ Dachau 1941–1945, 3 Bde., (Typoskript um 1964, Kopie; Original im Priesterhaus Berg Moriah, Simmern Ww.) 1964 Bd. III: 1f.

Wolfgang Grocholl:
Die Statue wurde von dem Breslauer Holz­schnitzer E. Hoepker gefertigt und war für das „Burgbergklösterle“ [Sal­vatorianerkloster in Jägerndorf-Burgberg] bestimmt. Da aber die Mög­lichkeit bestand, sie nach Dachau zu bringen, wurde sie in eine Decke gehüllt, mit dem Schlit­ten in das Jägern­dorfer Pfarrhaus gebracht. Von da gelangte sie in einem Sack, unter einen Lastwa­gen gebunden, Ostern 1943 ins KZ Dachau.[1]
[1] Grocholl, Wolfgang: Joseph Martin Nathan. Leben und Leiden für eine grenzenlose Caritas im mährisch-schlesischen Land, Eschershausen 22003: 126, Fußnote 209

KZ-Priester Johannes Sonnenschein:
Ein Pater [Dominikus Hoffmeister] aus dem Sal­vatorianerkloster Burgberg bei Jägerndorf (Su­deten) hatte sich von dem Breslauer Künstler Hoepker diese 1,10 m hohe, holzgeschnitzte Statue für seine Haus­kapelle erworben. Eines Nachts aber ging von dort ein eigenartiger Schlitten­trans­port ins Jä­gerndorfer Pfarr­haus: Die Muttergottesfigur in Wolldecken ge­hüllt. Den weiteren Transport be­sorgte der s. Zt. dort zu­ständige Erz­bi­schof von Olmütz [Leopold Prečan]. Unter einem LKW versteckt gelangte die Statue in ei­nem Pa­ket zum Postamt Da­chau und von dort ins KZ Block 26, Stube 4. […]
Nach einigen Tagen kam der Lagerführer. – „Wo ist die uner­laubte Paketsendung?“ Antwort – „Ihr Inhalt, eine Ma­rienfigur, befindet sich in der Ka­pelle.“ Dann er – „Was in der Kapelle steht, ist mir egal.“ Und die Statue der „Mutter des Erlö­sers“, der „Trösterin der Betrübten“, der „Im­mer­wäh­renden Hilfe“ war bei uns zur großen Freude al­ler Geistlichen und vieler Laien. Sie bekam ei­nen Ehrenplatz auf der Evangelienseite nah bei ihrem Sohn im Tabernakel auf dem Altar. Ein wunderbares Geschenk zum Osterfest 1943![1]
[1] Sonnenschein, Johannes: 2002: 2

KZ-Priester Pater Ludwig Hiller SDS:
Später wollte Pater Provinzial [Dominikus Hoff­meister] erfahren, ob das Marienbild sein Ziel er­reicht habe und schrieb mir ins Lager: „In unse­rem Kloster sind mehrere Versetzungen vorge­nommen worden. Dar­unter befindet sich auch die ‚Mater Salvatoris‘ (Mutter des Heilan­des).“ Ich hatte die ver­steckte Frage verstanden und ant­wortete: „Die Kinder werden es Ihnen zu danken wissen, daß Sie der Mutter den Weg zu ihnen ermöglicht haben.“[1]
[1] P. Ludwig Hiller SDS in: Stimmen von Dachau 1955 – Nr. 1: 8

KZ-Priester Josef Neunzig aus Herdorf am 27. September 1955 an P. Domini­kus Hoff­meister SDS in Jägerndorf:
[Man hat mich beauftragt,] Ihnen den herzlichen Dank der KZ-Priester aus­zurichten, für die in schwerer Zeit ins KZ über­sandte Madonnenfigur. […] Auch danken wir Ih­nen, daß Sie nach Kriegsende stillschweigend die­ses Kunstwerk den KZ-Priestern zu eigen lie­ßen, das nun für immer einen würdigen Platz in der Stadtpfarrkirche [St. Jakob in] Dachau gefunden hat.[1]
[1] Schreibmaschinendurchschrift im Bistumsarchiv Speyer, Nachlaß Römer Nr. 57

Pater Dominikus Hoffmeister SDS aus Jägerndorf am 21. März 1947 an Fried­rich Pfanzelt in Dachau:
Ihre Sorge, das Madonnenbild könnte von mei­nen Vorgesetzten bean­sprucht werden, dürfte unbegründet sein. Wohl aber dürfte es ihnen er­wünscht sein, die Erinnerung lebendig zu erhal­ten, daß die Madonna von Dachau eine Wid­mung der Genossenschaft der Salvatorianer ist. Auf wel­che Weise dies geschehen könnte, müßte mit unserem Hochw. P. Pro­vin­zial [Bonaven­tura Schweizer] über­legt werden. […]
Ich hoffe mit Ihnen, daß das Madonnenbild recht bald als Gnadenbild in der Sühnekirche von Dachau steht.[1]
[1] Archiv der Pfarrei St. Jakob Dachau Nr. 28–40
Die lange auf dem Gelände des ehemaligen KZ Dachau geplante Sühnekirche (s. Rundbrief des IKLK 2005 – Nr. 50) wurde durch die dortige Errichtung des Karmel Hei­lig Blut verwirklicht.

Link zu Aktuelles vom 10. August 2015 Ohne Bischof Josef Martin Nathan gäbe es keine „Dachauer Madonna“