Peer Gynt – Drama des norwegischen Dichters Henrik Ibsen – symbolerfüllte Menschheitsdichtung u. Gestaltung der norwegischen Volksseele in ihrer Neigung zu Träumerei u. Phantastik – Der Bauernsohn Peer Gynt fällt nach einem abenteuerlichen Leben in Armut und wendet sich Gott zu.
Henrik Ibsen (* 20.3.1828 in Skien/N, † 23.5.1906 in Kristiania/Oslo) – Schriftsteller, Maler u. Intendant – Er schrieb „Gespenster“ (1881) und „Peer Gynt“ (1867).
Unter der Überschrift „Hier müsste auch mal wieder durchgelüftet werden – Der Abenteurer als Philosoph: Samuel Finzi in Ivan Panteleevs ‚Peer Gynt’ am Deutschen Theater Berlin“ besprach Simon Strauss eine Aufführung des Dramas von Henrik Ibsen.
Link zur Online-Version des Artikels unter FAZ.NET vom 1. Oktober 2015
Es ist fraglich, ob Karl Leisner sich die in dem Artikel dargestellte Inszenierung angesehen hätte, insbesondere da sie „nicht an Ibsens Zauberkraft“ glaubt und „alle Irrlichter, alles funkelnd Rätselhafte“ ausspart „für einen kühlen Essentialismus“. Karl Leisner selbst war ein Gottsucher; daher imponierten ihm vergleichbare Gestalten aus der Literatur, so auch Peer Gynt.
In seinem Tagebuch notiert Karl Leisner:
Kleve, Dienstag, 27. Juni 1933
Geregelter Tag. Morgens: Parzival[1]. Der ringende, strebende Gottsucher ( Hans Unwirrsch[2] – Peer Gynt[3] etc.)
[1] Siehe Aktuelles vom 20. März 2015 – Karl Leisner und Parzival.
[2] Siehe Aktuelles vom 5. August 2013 – Peter Rosegger, Autor des bedeutenden Werkes „Der Gottsucher“, würde 170 Jahre.
[3] Ibsen, Henrik: Peer Gynt (1867)
Henrik Ibsen hat über Peer Gynt, Sohn der Bauernwitwe Aase, 1867 ein Drama geschrieben, eine Gestaltung der norwegischen Volksseele in ihrer Neigung zu Träumerei und Phantastik und zugleich eine symbolerfüllte Menschheitsdichtung.
Das Stück, dessen Handlung am Anfang des 19. Jh. beginnt und in den 1860er Jahren endet, spielt im Gudbrandstal und seinen Bergen, an der Küste von Marokko, in der Wüste Sahara, im Tollhaus zu Kairo und auf See.
Zwei Jahre später erwähnt Karl Leisner Henrik Ibsen erneut.
Münster, Donnerstag, 19. Dezember 1935
Wir sind Glutschalen – feurige Kelche von Diamant funkelnd und schimmernd. Durch uns, mit uns, in uns liebt Gott die Welt.
Entzünde, laß aufflammen, verzehrend Opferfeuer werden der Christen Liebe, meine Liebe zur Welt, Gott! Du Liebe, Liebe, Liebe! Wie Blume, Sonne ist Liebe. „Mutter, gib mir die Sonne“ (Oswald in [Henrik] Ibsens „Gespenster“[1])
[1] Henrik Ibsen:
Oswald (sitzt im Lehnstuhl mit dem Rücken gegen den Hintergrund, ohne sich zu rühren; plötzlich sagt er): Mutter, gieb mir die Sonne.
Frau Alving (am Tische, sieht ihn erschreckt an). Was sagst du?
Oswald (wiederholt dumpf und tonlos). Die Sonne. Die Sonne.
Frau Alving (zu ihm eilend). Oswald, wie ist dir?
Oswald (scheint im Stuhl zusammen zu schrumpfen; alle Muskeln erschlaffen; sein Gesicht wird ausdruckslos; die Augen werden blöde und stier).
Frau Alving (bebend vor Furcht). Was ist das! (Schreit laut.) Oswald! Was ist mit dir! (Wirft sich neben ihn auf die Kniee und schüttelt ihn.) Oswald! Oswald! Sieh mich an! Kennst du mich nicht?
Oswald (tonlos wie zuvor). Die Sonne. – Die Sonne.
Frau Alving (springt verzweifelt auf, fährt sich mit beiden Händen ins Haar und schreit): Dies ist unmöglich zu ertragen! (Flüstert wie erstarrt.) Wo hat er sie nur? (Fährt pfeilschnell über seine Brust.) Hier! (Weicht ein paar Schritte zurück und ruft:) Nein; – nein; – nein! – Doch! – Nein, nein! (Sie steht ein paar Schritte von ihm, den Kopf mit beiden Händen gepackt, und starrt ihn wie in sprachloser Furcht an).
Oswald (unbeweglich wie zuvor, sagt): Die Sonne. – Die Sonne (Ibsen 1828: 78).
Ibsen, Henrik: Gespenster. Ein Familiendrama in drei Aufzügen, Leipzig 1828
Helene Alving will zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes ein Kinderheim eröffnen, das seinen Namen tragen soll. So ehrenhaft dieses Ansinnen ist, stellt sich jedoch im weiteren Verlauf der Handlung heraus, daß ihr Mann so ehrenhaft nicht war. Er führte ein ausschweifendes Leben, was nicht ohne Folgen blieb. Helene selbst stellte ihre eigenen Bedürfnisse zur Zeit ihrer Ehe zurück und blieb trotz des ausschweifenden Lebens ihres Mannes an seiner Seite, obwohl sie einen anderen liebte, Pastor Manders. Ihr Pflichtgefühl und ihre Rücksicht gegenüber ihrem Mann gingen sogar so weit, daß sie Regine, die Frucht einer außerehelichen Liebschaft ihres Mannes, in ihrem Haus als Dienstmädchen aufnimmt. Gleichzeitig gab sie ihren Sohn Oswald außer Haus, damit er nichts von den „Gewohnheiten“ seines Vaters mitbekommen sollte. Nach einigen Jahren der Abwesenheit kehrt Oswald, der ein Leben als Künstler führt, nach Hause zurück. Helenes Lebenslüge wird nun aufgedeckt, als Oswald Regine heiraten will. Als Frau Alving Oswald die vollständige Wahrheit mitteilt, beichtet auch er ihr, daß er an einer schweren Krankheit leidet, einer sogenannten Gehirnparalyse. Er bittet schließlich seine Mutter um den Gnadentod, falls die Krankheit ausbrechen sollte (URL http://www.philosophie-sgl.de/content/abitur2006/Henrik%20Ibsen%20Gespenster.html).
Donnerstag, 9. April 1936, Gründonnerstag
Finanzbericht – Ausgaben
9.4.1936 Nachgebühr 0,10 RM
Buch des Monats 9 (Gespenster[. Ein Familiendrama in drei Aufzügen, Leipzig 1828 von Henrik Ibsen]) 0,70 RM
Ibsen, Henrik: Gespenster. Ein Familiendrama in drei Aufzügen, Leipzig 1828
Offensichtlich hat Karl Leisner das Buch sehr zügig gelesen; denn nur eine gute Woche nach dem Kauf verleiht er es bereits.
Mittwoch, 20. Mai 1936
Verliehene Bücher
1) Jupp Kuhne ([Henrik Ibsen] „Gespenster”) 17.4.1936