Karl Leisner und Robert Ley

Dr. Robert Ley (* 15.2.1890 in Niederbrei­denbach, † Suizid 25.10.1945 in Nürnberg) – Soldat im Ersten Weltkrieg – Eintritt in die NSDAP 1925 – Stabs­leiter der politischen Organisation der NSDAP 1932–1934 – Reichsorganisationsleiter der NSDAP – Reichs­lei­ter der Deutschen Ar­beits­front (DAF) 1933–1945 – Or­ganisation „Kraft durch Freude“ (KdF)

Quelle der Fotos: Wikimedia Commons / Photographer: Unknown/ CC-BY-SA 3.0 de (abgerufen 08.06.2018)

 

 

Unter der Überschrift „Kriegsgefangenenkartei – Sisyphos im Aktenlager“ berichtete G.H.H. in der F.A.Z. vom 6. Juni 2018 unter anderem über Robert Ley.

Online-Version des Artikels unter FAZ.NET vom 6. Juni 2018

Tagebucheinträge

Montag, den 25.[26.]6.1933
An Dr. [Heinrich] Brüning glaubte ich und glaube ich noch und für immer. An [Adolf] Hitler aber glaube ich nicht, weil er mir eben nicht glaubhaft erscheint. Ich vertraue nicht auf seine Worte. Er macht ihrer eben zuviel. Brüning hat nie so viel geredet, daran aber glaubte ich, weil ich wußte, daß er ein grundsatztreuer, echter Christ und Katholik war. (Von Hitler glaube ich – letzteres wenigstens – nicht fest.) Alles ist so unklar, so ver­schwommen! Man weiß nicht, was ist sein Endziel: Vielleicht die Natio­nalkirche? – Heute gibt er noch feste Versiche­rungen in Bezug auf kirchliche Organisationen, morgen löst Herr Ley die ka­tho­lischen Arbeitervereine auf und übermorgen (?) kom­men wir dran?![1] So wird’s kommen. Aber ich will nicht schwätzen, sondern zu Gott beten um Hilfe und Rettung in dem seeli­schen Zwiespalt. Aber zwin­gen laß ich mich nicht, denn ich bin frei!!
[1] Dr. Robert Ley hatte folgenden Erlaß herausgegeben:
Es ist der Wille des Führers, daß außer der Deutschen Arbeitsfront keinerlei Or­ganisationen mehr, weder der Arbeitnehmer noch der Arbeitgeber, existie­ren. Ausgenommen sind der ständische Aufbau und Organisationen, die ein­zig und allein der Fortbildung im Berufe dienen. Alle übrigen Vereine, auch so­genannte katholische und evangelische Arbeitervereine, sind als Staats­feinde zu betrachten, weil sie den großen Aufbau hindern und hemmen. Des­halb gilt ihnen unser Kampf. Und es ist höchste Zeit, daß sie verschwin­den (Müller, Hans (Hg.): Katholische Kirche und Nationalsozialismus, München: dtv 1965: 174 (zit. Müller, H. 1965).
Am 25.6.1933 beschwerte sich Adolf Kardinal Bertram als Vorsitzender der Ful­daer Bi­schofs­konferenz bei Adolf Hitler:
Der Führer der Deutschen Arbeitsfront, Herr Staatspräsident Dr. Ley, hat am 22. d. M. [dieses Monats] die katholischen Arbeitervereine den staatsfeind­li­chen Or­gani­sationen zugezählt. Diese Auffassung ist irrtümlich (Müller, H. 1965: 174f.).

Münster, Samstag, 27. April 1935, Weißer Samstag
Im „Angriff“ [Zeitung Der Angriff[1]] die Rede Dr. Leys in Berlin beim Start der wan­dernden Gesellen: Er zieht ganz „gründ­lich“ über die Kolpings­familie her. „80 Ehrenworte hab’ ich von ihnen schriftlich (zei­gen bitte!), aber diese Herren machten diese 80 Ehrenworte zunichte, als sie es für gekommen hielten.“ – Schön . . . .
Ja, allmählich merkt man die Anschauung und dann auch noch: Das ver­stößt nicht gegen die Konkordate![2] Er scheint sie schlecht zu kennen oder nicht zu wollen. Gegen Dummheit und Bosheit . . . . [ist kein Kraut gewach­sen], das ist ein alter Spruch.[3]
[1]   Der Angriff
antisemitische u. gegenüber der Weimarer Republik aggres­­sive Zeitung – Gründung durch Gauleiter Josef Goebbels in Berlin 1927 – Sie erschien zuerst monatlich, ab 1.10.1929 zweimal wöchentlich, ab 1.11.1930 täglich, ab 10.5.1933 als Tageszei­ tung der Deutschen Arbeitsfront und letztmalig am 24.4.1945.
[2] Neben dem Reichskonkordat vom 20.7.1933 galten in Deutschland das Bayeri­sche Konkordat vom 29.3.1924, das Preußenkonkordat vom 14.6.1929 und das Badi­sche Konkordat vom 12.10.1932.
[3] s. „Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.“ aus Friedrich von Schil­lers Trauerspiel „Die Jungfrau von Orleans“ (III 6, 1801)

Samstag, 6. bis Sonntag, 7. Juli 1935
Gauparteitag der NSDAP in Münster mit den Rednern Alfred Rosen­berg, Wil­helm Frick und Robert Ley.[1]
[1] Kösters, Christoph: Katholische Verbände und moderne Gesellschaft. Organisationsgeschichte und Vereins­kultur im Bistum Münster 1918 bis 1945, Paderborn 1995: 375

Schloßplatz in Münster

SA-Chef Viktor Lutze und Reichsleiter Robert Ley

Quelle der nicht ausgewiesenen Fotos: Karl Leisner-Archiv