Karl Leisner und seine Lieder (23)

 

Karl Leisner mit seiner Schwester Maria 1937 im Allgäu

 

Quelle des Fotos: Karl Leisner-Archiv

 

 

 

 

Singen unter verschiedenen Aspekten (6)

„Nicht schön, aber laut“

Manche Tagebucheinträge von Karl Leisner erwecken den Eindruck, daß es nicht unbedingt auf „schön singen“ ankam.

Donnerstag, 11. April 1929
Nach dem Tischgebet setzten wir uns auf die Diele und sangen, daß das Haus dröhnte.

Karl Leisner aus Kleve am Sonntag, 24. November 1929, an Walter Vinnenberg in Maria Laach:
11.00 Uhr trafen wir in der Jugendher­berge [in Süchteln] die andern, vier an der Zahl: Einen aus Essen [Schäffer], zwei Düsseldorfer Rad­schläger (darun­ter der neue Gauleiter [des Katholischen Wandervogels Bruno Althaus]) und Carl von Vogel­sang. Mit diesen sangen wir zackige Lieder und bespra­chen dies und je­nes.

Fahrt zum Gemeinschaftslager in Reinshagen


Donnerstag, 11. Januar 1934

Von Düsseldorf bis Remscheid jugend­bewegter Singsang und „Ulk“ mit Issi[1].
[1]  vermutlich Spitzname für einen Mitschüler

Sonntag, 29. Juli 1934
Gegen 10.00 Uhr beginnt das Bezirkstref­fen mit zackigem Lied und mit der Aussprache.

Dienstag, 9. November 1937
16.00 bis 17.00 Uhr kommt Jupp K. [? Köckemann] auf den Bau [ins Collegium Borromaeum]. Wir singen klotzige Lieder.

Es wurde geübt, bis es „klappte“

Karl Leisner aus Kleve am Samstag, 21. Februar 1931, an Walter Vinnenberg in Münster:
In der Sangeskunst geht’s auch tüchtig voran bei uns!

Donnerstag, 10. August 1933
Singen gut geklappt!

Ständchen

Es gab kaum einen Anlaß, bei dem nicht gesungen wurde. So ertönte oft ein Ständchen.

Dienstag, 17. Mai 1932
Pfarrer [Augustin] Wibbelt ist auf Besuch zu Pfarrer [Augustinus] Winkelmann gekommen. Wir bringen ihm ein Ständchen.

Mittwoch, 9. August 1933
Nachher durchs West­dorf ins Ostdorf. Dort gegen 23.30 Uhr Ständ­chen vor dem Haus, wo Frie­dels [Hendricks] Schwester etc. [nebst Anhang] woh­nen. „Au clair de la lune“ – etc.

Sonntag, 11. Februar 1934
Zum Präses [Heinrich Brey] – Ständchen!

Dienstag, 22. Mai 1934
Schnell zur Singschar im Heim, die den Ge­burts­tagskantus für den Präses [Heinrich Brey, geboren am 26.5.1903] übte.

Karl Leisner aus Dachau am Sonntag, 21. Mai 1944, an seine Familie in Kleve:
Meine Lieben daheim!
Zunächst möchte ich kräftig [am 28.5., dem Fest des hl. Wilhelm von Aquita­nien,] mit einstimmen in den Kanon „Wir kommen all und gratulieren unserm lieben Vater zum Namenstag“, mit dem Ihr drei Mädel [Maria, Paula und Eli­sabeth] am Pfingstmor­gen [28.5.] ja wohl unser großes, verehrtes Namens­tagskind aus den Federn sin­gen wer­det.

Lieder zum Abschied

Freitag, 10. Juni 1927
Allmählich wurde es doch Zeit, daß wir vom Forsthaus Ab­schied nah­men, darum san­gen wir zum Abschied ein paar Strophen vom Lied „Heut noch sind wir [hier zu Haus]“.

Dienstag, 6. August 1929
Um 13.20 Uhr hauten wir mit den vier „Telg­tern“, nachdem wir vorher noch vor Vin­nen­bergs Haus ein Ab­schieds­lied gesungen hatten („Heut noch sind wir hier zu Haus“), zum Bahnhof Telgte ab.

Montag, 22. September 1930
Einige Abschiedslieder; dann sagt Theo [Derksen] es allgemein, daß Föns [van Thiel] ins Kloster will!

Sonntag, 28. September 1930
Dann singen wir Clever zum Ab­schied drei saubere Lieder: 1. „Frisch auf, in Gottes Na­men“, 2. „Lobe den Herren, den mächti­gen König der Ehren“ und als 3. „Steh’ auf hohem Berge“. – Für unser Singen erhalten wir ein Hirsch­hornmes­ser. Mit Heil und Händeschütteln ziehn wir ab.

Montag, 14. August 1933
Dann schnallen wir unsre Affen auf und singen vor dem „Direktionsge­bäude“ unser Abschieds- und Danklied, das von unsrer Sehnsucht in die Weite singt: „Auf, du junger Wan­dersmann, jetzo kommt die Zeit heran, die Wanderzeit …“. Ja, die Ru­hezeit, die Lagerzeit der Erholung ist vorbei; es kommt wieder die rastlose „Wan­derzeit, die bringt uns Freud’“.

Freitag, 24. August 1934
17.30 Uhr Ausmarsch zu den [Abschieds] Ständchen. Zuerst zu [Marinus] Kersten und sei­nem Nachbarn [Jakob Kouws]. Sie sind ge­rührt. Wir danken in Lied und mit kurzem Wort.

Samstag, 25. August 1934
Das Banner wird in fei­erlichem Schlußappell herunterge­holt. Unter unserm Sin­gen sinkt es herab: Unser Kreuzban­ner! Das Groesbeeker Jungenlager ist zu Ende!

Sonntag, 9. Dezember 1934
8.45 Uhr ab zur Josefs­burg. (Vorher dem Prä­fekten [Bernhard Janzen] gedankt mit Lied und Heil, auch den Schwe­stern.

Allgäufahrt vom 1. bis 28. August 1936[1]


Montag, 10. August 1936

Nach dem Abschiedslied hauten wir um 9.00 Uhr wie­der ab.
[1]  Bericht von Wilhelm Elshoff

Sonntag, 6. Juni 1937
18.00 Uhr raus mit Walter [Flämig] und Franz [Schöndorf] ins Moor. Bei einem einsamen Moor­hof (etwa 2,5 km nörd­lich vom Lager) angeklopft. Bald das Vertrauen der Leute gewonnen. Liebe, junge Frau mit köst­lichem eineinhalbjährigem Bu­b. Zwei kernige Bauern. – Milch mit „Beschütt“ [Zwieback] und guter Butter wird aufgetafelt. […] Zum Abschied ge­sungen. (Alte Ziehharmonika vom Großvater dazu).

Samstag/Sonntag, 3./4. Juli 1937
Der „Alte“ [Hermann Büssemaker] kennt P. Ho. [Pater Heinrich Horst­mann] und seine Brüder. Interes­sant. – Ab­schiedslie­der. – Wir sind toll von Spaß.